Fleischesser-Erziehung mit Wilhelm Busch

Zum vierten Mal in Serie musste ich gestern abend „Max und Moritz“ vorlesen. Die  „Bubengeschichte in 7 Streichen“ ist derzeit das Lieblingsbuch des Kleinen. Und der Große stößt gern dazu, wenn Papas Lesung kürzer war, und lauscht dann mit immer größer werdenden Augen.

In unserem Kinderbücher-Regal gibt es kaum etwas, was an Grausamkeit mit Wilhelm Buschs Klassiker mithalten kann (außer die Märchen der Gebrüder Grimm vielleicht, aber die kommen bei den Kindern bisher noch nicht so an). Was das Buch aber auch ganz nebenbei erzählt, sind ein paar ganz grundlegende Fakten des Lebens, die in heutigen Kinderbüchern sorgsam ausgespart werden. Das wurde mir aber erst klar, als der Kleine auf die Hähnchen in der Pfanne deutete und fragte: „Was ist das, Mama?“ Fleischesser-Erziehung mit Wilhelm Busch weiterlesen

Keine Schlüsselblume, sondern… äh…

Neulich in Stadtpark: „Sag mal, das sind doch Schlüsselblumen, oder?“

„Die gelben da im Gebüsch? Nee, das sind… äh… ich komm grad nicht drauf.“ Hab ich schon mal erwähnt, dass mich diese „Du bist doch Biologin“-Fragen stressen?… 😉

Als ich ein paar Tage später wieder an dem gelben Blütenteppich vorbeiradele, fällt der Name mir dann doch wieder ein: Scharbockskraut!

Als ich ihr von meinem Gedächtnisfund erzähle, sieht mich meine Gesprächspartnerin von vor ein paar Tagen entgeistert an. „Scharbockskraut? Noch nie gehört. Wie soll man sich deeen Namen denn bitte merken? Nee.“ Keine Schlüsselblume, sondern… äh… weiterlesen

Mythos Wald

Schon bei der Vorschau von „Mythos Wald“ fragte ich mich, wie zum Teufel das eigentlich gefilmt wurde. Ich gucke ja immer mal wieder gerne Naturfilme, aber sowas hatte ich noch nicht gesehen. Dann stolperte ich letztens zufällig über den Film bzw. über den zweiten Teil und wunderte mich noch mehr.  Kämpfende Hirschkäfer, Füchse und Mäuse in ihrem Bau und vor allem diese tollen Zeitraffer-Sequenzen von Wachstum und Vergehen. In den Videos auf dieser NDR-Seite erklärt der Tierfilmer Jan Haft, dass er sich für diese wunderschönen Zeitraffer-Aufnahmen den Wald ins Studio geholt hat. Dasselbe gilt für die Füchsin. Sie wohnte als Findelkind in einem Bau in Hafts Haus. Als Lohn für die ganze Mühe bekam sie später vor laufender Kamera ihre Jungen.

PID-Debatte zum Nachlesen und -sehen

Wer sich für die Bundestagsdebatte über PID gestern interessiert, findet ein vorläufiges Sitzungsprotokoll auf den Seiten des Bundestages. Im Videoarchiv des Parlamentsfernsehen gibt’s auch die 40 einzelnen Reden zum Anschauen (in der Suche z.B. über: Plenarsitzungen, 14.4.11, oder über das Stichwort Präimplantationsdiagnostik).

Wer’s lieber ein bisschen zusammengefasst mag, liest vielleicht lieber die kurze Meldung „Bundestag ringt um Präimplantationsdiagnostik“ von der Deutschen Welle. Oder den etwas längereren Zeit-Artikel mit Zitaten aus der Debatte „Präimplantationsdiagnosik: Eindringliche PID-Debatte im Bundestag„.

Nachtrag: Der Artikel in der Süddeutschen ist auch gut: Bundestag: Konflikt um PID „Letzte Grenzfragen des Lebens“

Erster Post-Babypausen-Artikel

Vorgestern ist er nun erschienen, mein erster Post-Babypausen-Artikel beim Laborjournal. Für’s März-Heft hab ich mich mit Kurzmeldungen warm geschrieben, im April-Heft gibt’s jetzt was Größeres über behinderte Biowissenschaftler. Der Artikel „Barrierefreie Forschung“ eröffnet damit auch mein neues Archiv, zu finden unter Journalistische Artikel. Ja, die alten Artikel sollen auch irgendwann da rein, wenn ich Zeit und Lust finde, sie da reinzuschaufeln…

PID-Debatte erstaunlich gut

Habe gerade zwei der drei Stunden Debatte im Bundestag auf Phoenix verfolgt. Fand die Reden durchweg gut. Sachlich  fundiert, ganz differenziert, und oft mit sehr viel persönlicher Anteilnahme. War ganz begeistert von unserem Parlament. Ich schau das ja sonst selten, aber auch der Kommentator von Phoenix, Erhard Scherfer, betonte mehrmals wie viele Politiker die Debatte verfolgten, wie wenig Zwischenrufe es gäbe, wie wenig Polemik und persönliche Angriffe.

Was mir noch mehr auffiel: Obwohl ich schon wusste, dass die Gesetzesvorlagen von ganz gemischten Gruppen kommen, hat’s mich trotzdem noch erstaunt wie unterschiedlich die Ansichten innerhalb der Fraktionen sind. Pro und Kontra verläuft entlang keinerlei Parteigrenzen. Klar, die Art der Argumente ist anders je nach Parteizugehörigkeit, aber trotzdem kommen die Leute zu ganz unterschiedlichen Schlüssen, je nach Gewichtung von grundlegender Ethik, von Gesprächen und persönlichen Erfahrungen – z.B. mit betroffenen Paaren, die sich trotz genetischer Vorbelastung ein gesundes Kind wünschen, oder mit behinderten Menschen, die sich durch mögliche Indikationslisten für oder gegen die Einpflanzung von Embryonen, stark diskriminiert fühlen würden.

Mikroskopie-geschädigt?

eine Küchenpapier-Rolle„Das musst du mal probieren: mit dem einen Auge auf deine Handfläche schauen, mit dem anderen durch eine Küchenpapier-Rolle auf ein Bild. Das gibt tolle Effekte. Das Hirn schaltet immer hin und her zwischen Bild und Hand, überlagert beides dann, bis das Bild völlig verschwindet und man nur noch die Hand sieht. Das Bild wird einfach weggerechnet. Wupp!“ Mikroskopie-geschädigt? weiterlesen

Fehlt dir was, Embryo?

Letztens hatte ich mal wieder ein „Du bist doch Biologin…“ – Gespräch. Ein Freund von uns hatte im Radio einen Beitrag über Präimplantationsdiagnostik (PID) gehört und fragte sich seitdem, warum es dem Embryo eigentlich nicht schade, wenn man ihm einfach Zellen wegnimmt. „Fehlen die denn danach nicht?“ Fehlt dir was, Embryo? weiterlesen

Amsel-Immobilie

Gestern beim Mittagessen hab ich sie schon beobachtet wie sie sich an meinem Fahrradkorb zu schaffen machte. Flog hin und wieder weg, saß am Rand und äugte, hüpfte dann wieder rein und wurschtelte darin herum. Mir schwante was.

Und tatsächlich, als ich später zu meinem Rad kam, erwartete mich der vielversprechende Rohbau eines Amsel-Nestes. Ich zeigte es begeistert dem Nachbarsjungen, was ich sofort bereuen sollte als ich auf’s Fahrrad stieg. Denn sein vorwurfsvolles Gesicht begleitete mich auf dem Weg in den Kindergarten: „Warum lässt du ihr das nicht?“ Noch dazu wirbelte der Fahrtwind das liebevoll drapierte Ding in einem wirren Haufen aus trockenen Blättern, Halmen und Moos. Und ich fühlte mich schlecht. Einfach mit dem Nest einer werdenden Amsel-Mutter davonfahren. Also wirklich! Wie unsensibel!

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Alien-Salat ohne Vorne und Hinten

Letztens sagte mir jemand über mein Blog: „Es ist ja sehr interessant, aber ein biiißchen eklig…“ Mein heutiger Beitrag wird diesen Eindruck verstärken, fürchte ich, denn meine hübsche, achtarmige Krake landete gestern abend im Kochtopf.

Zwei, drei ihrer Tentakel hatte ich zum Abendessen. Der Kleine hat das nicht mehr mitgekriegt, weil er schon im Bett war. Der Großer meinte: „Iiih, Mama, das ist ja ein Tintenfisch-Arm“, grinste dabei aber in einer Mischung von Faszination und Verwunderung. Alien-Salat ohne Vorne und Hinten weiterlesen

Gedanken zu Wissenschaft und Gesellschaft, im Großen und ganz Kleinen