Alien-Salat ohne Vorne und Hinten

Letztens sagte mir jemand über mein Blog: „Es ist ja sehr interessant, aber ein biiißchen eklig…“ Mein heutiger Beitrag wird diesen Eindruck verstärken, fürchte ich, denn meine hübsche, achtarmige Krake landete gestern abend im Kochtopf.

Zwei, drei ihrer Tentakel hatte ich zum Abendessen. Der Kleine hat das nicht mehr mitgekriegt, weil er schon im Bett war. Der Großer meinte: „Iiih, Mama, das ist ja ein Tintenfisch-Arm“, grinste dabei aber in einer Mischung von Faszination und Verwunderung.

Den Rest des Tieres schnipselte ich zu einem improvisierten Oktopus-Salat. Die Säure tat dem Aroma sehr gut, das Fleisch schmeckte im Salat viel besser als nur geschmort.

Aber irgendwie krieg ich heute von dem was übrig ist nichts mehr runter.  Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Ist das Fleisch nicht mehr frisch genug nach der ganzen Fotografiererei und ein paar Stunden im Kühlschrank? Haben wir Fehler gemacht bei der Zubereitung? Bin ich verkatert nach der Flasche Wein, die wir uns gestern noch teilten? Oder ist’s mir auf den Magen geschlagen, das Tier vorher noch heil und ganz zu sehen?

Ein gewisses mulmiges Gefühl ist da schon. So ein schönes Tier! Und doch so befremdlich mit seinem so anderen Körperbau. Mit den langen Armen, diesen Saugnäpfen!

Kraken kommen ja ganz ohne Skelett aus. Das einzig harte an ihrem Körper sind ihre Kauwerkzeuge, ein schnabelförmiges Gebiss, das sich hinter dem kleinen Mund in der Mitte zwischen ihren Fangarmen verbirgt. Von der mit den Armen gefangenen Beute können so Stücke abgebissen werden.

Was vorne und was hinten ist, lässt sich bei der Krake nicht so leicht sagen. Von den Wirbeltieren sind wir gewohnt, dass Mund und Augen vorne sind, in Bewegungsrichtung. Hinten ist dagegen, wo Schwanz und Darmausgang sind. Aber bei Tintenfischen?

Die Tentakel haben sich evolutionär aus dem gleichen Teil entwickelt, der bei Schnecken den Fuß bildet. Dass sie bei der kriechend-krabbelnd-hangelden Fortbewegung der Krake unten sind, ist klar. Auf der Flucht schwimmen Kraken aber nach dem Rückstoßprinzip, angetrieben schnellen Ausstoß ihres Atemwassers aus der Mantelhöhle. Das was aussieht wie eine gigantische Nase vor ihren Augen ist tatsächlich ihr Eingeweidesack, in dem sich auch die Mantelhöhle befindet.

Was ist also hinten und was vorne? Entscheidet doch selbst. Also, Kraken sitzen meist auf ihrem Mund, der zwischen ihren acht Armen ist. Sie schwimmen, mit dem Bauch voran, den Augen seitlich, die Tentakel hinter sich herziehend, dem Mund dazwischen, nach hinten zeigend. Na?

Ja, ich weiß, Kraken sind schon merkwürdige Viecher.

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert