#symp2013 (3) – Beckermann über den Blödsinn mit DEM Ich

TdS Symposium PR Blatt 01-2013 72 DpI RGBVon der Stimmung auf dem Turm der Sinne-Symposium 2013 habe ich schon berichtet, genauso wie über die beiden ersten Vorträge des Samstags. Hier kommt nun das, was ich vom lästerlichen Samstag-Vortrag Nr. 3 mitgenommen habe.

Auf  Ansgar Beckermann hatte ich mich schon gefreut, weil er gut verständliche und humorvolle Vorträge hält (und weil ich durch ihn und seinen Symposiumsvortrag von 2011 weiß, wie eigentlich meine Haltung zum Freien Willen genannt wird).

Der Philosoph enttäuschte meine Erwartungen nicht. Ja, er war an diesem Symposium derjenige, der von den anderen Vortragende am meisten erwähnt wurde, wenn auch nicht unbedingt zustimmend. Das lag wohl daran, dass er etwas sehr Grundlegendes in Frage stellte: die Rede von ‚DEM Ich‘ oder ‚DEM Selbst‘. Er hält nämlich die Verwendung der Worte ‚ich‘ und ’selbst‘ als Substantive nicht nur für ungrammatisch, sondern sogar für eine der größten Fehlentwicklungen in der Geschichte der Philosophie, auf einer Stufe mit der Erfindung der Erbsünde durch Augustinus. #symp2013 (3) – Beckermann über den Blödsinn mit DEM Ich weiterlesen

#symp2013 (2) – Singer und Amunts

TdS Symposium PR Blatt 01-2013 72 DpI RGBIn meinem ersten Post zum Turm-der-Sinne-Symposium letzte Woche hatte ich ja „nur“ über Stimmung und Hintergrund der Veranstaltung geschrieben. Ab diesem zweiten geht’s nun um Inhalte. Ich schlendere noch mal in Gedanken durch die ersten beiden Vorträge und erzähle, was ich so mitgenommen habe.

Weil ich am Freitag abend noch keine Zeit hatte, habe ich leider Christof Kochs Eröffnungsvortrag verpasst.

Mein Symposium startete daher erst Samstag früh mit Wolf Singer. Der Hirnforscher gab einen Einblick in die Fragen, die ihn seit Jahrzehnten umtreiben: Wie wird unser subjektives Empfinden von wahrgenommenen Objekten oder unseres Innenlebens erzeugt? Wie entstehen einheitliche Wahrnehmungen, wenn sie im Hirn nirgendwo räumlich zusammengeführt werden? Ja, wie entsteht diese neuronale Kohärenz, wenn doch Messungen ergeben, dass es keine zentrale Instanz dafür gibt und jede Wahrnehmung in eine Unzahl Teilaspekten aufgesplittert überall im Hirn verteilt stattfindet? #symp2013 (2) – Singer und Amunts weiterlesen

Mein Lieblings-Herbst-Buch für (Kindergarten-)Kinder

Ich mag Anne Möllers Bilderbücher sehr gerne. Auch ihr Herbstbuch von 2008 ist wunderschön, finde ich. Ruhig und doch voller Anregungen, um mit Kindern die Welt zu entdecken.

Ich habe ja schon über andere Bücher von ihr berichtet, letztes Jahr über ihre tollen Insektenbücher und bei der „Blogger schenken Lesefreude“-Aktion im April hatte ich ihr Mauersegler-Buch sogar verlost.

Jetzt freu‘ ich mich, dass ich endlich mal passend zur Jahreszeit daran denke, auch Zehn Blätter fliegen davon* vorzustellen. Mein Lieblings-Herbst-Buch für (Kindergarten-)Kinder weiterlesen

#symp2013 (1) – Salon-Stimmung rund ums Hirn

TdS Symposium PR Blatt 01-2013 72 DpI RGBAm Wochenende war ich auf dem Symposium vom Turm der Sinne und bin randvoll mit neuen Erkenntnissen und interessanten Gedanken-Anregungen. Zentrales Thema diesmal: Bewusstsein, Selbst und Ich. In halbstündigen Vorträgen gaben Hirnforscher, Psychologen und Philosophen Einblick in aktuelle Forschung und schwelende Kontroversen. Ich denke, meine Gedanken dazu reichen gleich für ein paar Blog-Beiträge. Ich nehme mir also Zeit und spüre in diesem ersten Teil der Serie erstmal der speziellen Stimmung der Veranstaltung nach und erkläre, was sie mit Weltanschauungsfragen zu tun hat. #symp2013 (1) – Salon-Stimmung rund ums Hirn weiterlesen

Was dem Humanwissenschaftler der Biologe ist, das ist dem Biologen der Physiker

Ich kann die Geistes- und Sozialwissenschaftler verstehen, denen die Haare zu Berge stehen, wenn Bio-Forscher so tun, als könnten sie kulturelle Phänomene künftig allein mit Hilfe von Hirnscannern oder Gentests erklären. Platt und irreführend wirkt das aus ihrer Sicht. Lächerlich gar. Ich denke manchmal: Vielleicht wäre es ein Trost, dass die Biologen gelegentlich ähnliche Anmaßung von Kollegen aus den anderen Naturwissenschaften erdulden müssen? Was dem Humanwissenschaftler der Biologe ist, das ist dem Biologen der Physiker weiterlesen

Nicht nur für Vergessliche und den Impfskeptiker-Nachwuchs

BZgA_DSDI_1-1-Anzeige_Waschmaschine-212x300Da denkt man, man sei durchgeimpft und dann das: Mir fehlt eine Masern-Impfung!

Ich muss zugeben: Als ich die Poster der derzeitigen Impf-Kampagne in den Bushäuschen sah, dachte ich nur: Aha, jetzt wollen sie die Jugend erreichen, damit die die Impfungen nachholt, die ihre impfskeptischen Eltern nicht wollten. Nice try!

Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass mich das Thema selbst auch betreffen könnte. Bin schließlich als Kind brav nach dem empfohlenen Schema geimpft worden.

Dass es mich doch betrifft, merkte ich erst als ich über den immunblog auf die Kampagnen-Seite bei impfen-info.de gelockt wurde und eher spaßeshalber mal den Test dort gemacht habe (ja, dafür sollte man seinen Impfpass gefunden haben). Raus kam zu meiner Überraschung, dass mir die zweite Spritze fehlt.

Bei meiner MMR-Impfung 1979 dachte man noch, dass EIN Impftermin reicht für die Immunisierung. Stimmt aber nicht. Heute weiß man: wir brauchen zwei für einen dauerhaften Schutz. So wie es bei meinen Jungs auch gemacht wurde.

Ich hab‘ mir jetzt zerknirscht einen Arzttermin geben lassen. Und fühlte mich peinlich berührt an die Fahrradhelm-Geschichte erinnert. Jahrelang hatte ich drauf bestanden, dass die Kinder Helme tragen und bin daneben ohne gefahren. Ich argumentierte damit, dass ich schließlich seit dreißig Jahren nicht mehr vom Fahrrad gefallen sei. Seit einiger Zeit lässt mein Großer das nicht mehr gelten und meint, dass er NUR einen trage, wenn ICH einen trage. Im Auto müssten sich schließlich auch ALLE anschnallen… es ist ein Fluch manchmal mit diesen schlauen Kindern… 😉

(Und nein, dies ist kein bezahlter Post. Nur für den Fall, dass sich einer so was fragt… ;-))

Rätsel des Monats: Ein leckeres Insektizid

Es ist Zeit für das Rätsel des Monats. Ich bin gespannt, ob ihr drauf kommt. Ich suche heute den Namen eines Insektizids, das ich oft zu mir nehme. Ich nehme es nicht aus Versehen zu mir, sondern durchaus gewollt. Und ich bin nicht alleine damit. Fast alle Erwachsenen, die ich kenne, genehmigen sich regelmäßig etwas davon. Vielleicht bist auch du Konsument.

Von Insekten wird der Stoff gemieden, weil er für sie tödlich sein kann. Bei uns hat er eine andere Wirkung. Er verändert etwas im Gehirn. Und meistens gefällt uns, was er dort tut. Ja, wir nehmen den gesuchten Stoff sogar gezielt zu uns, damit er den Neurotransmitter Adenosin bei der Arbeit stört. Wir wollen dann, dass er die Adenosin-Rezeptoren unserer Neuronen blockiert und Adenosin seine Signale nicht mehr übermitteln kann.

Von welchem bewusst und legal konsumierten Insektizid ist hier die Rede?

Zu gewinnen ist wieder Ruhm und Ehre, liebe Leser.  Also auf die Rätsel-Startblöcke, fertig… los!

Gesponsertes Video: Ein Junge und sein Atom

Dies ist ein bezahlter Beitrag. Was das heißt? Ganz einfach: Sponsor IBM liefert das Video und ich die Gedanken dazu.

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Wissenschaftlicher Spieltrieb – eine 1 Nanometer große USS Enterprise im Rastertunnel-Mikroskop

Ich habe das Mikroskopieren im Biostudium lieben gelernt. Besonders angetan hatten es mir Zellen, die mit Fluoreszenz-Farbstoffen gefärbt waren. Sie liefern Bilder, die nicht nur informativ sind für die Frage „Wo liegt was“, sondern auch wunderschön.

Als ich „Mikroskop“ las, hatte das heutige Thema daher gleich einen Stein bei mir im Brett. Auch wenn das mikroskopische Filmchen, um das es hier geht, ganz anders aussieht und die Dimensionen verlässt, die ich als Biologin kenne. Gesponsertes Video: Ein Junge und sein Atom weiterlesen

Chemie vs. Natur

Es kommt vor, dass ich aufgeregte Anrufe und Mails bekomme, wenn im Familien- oder Freundeskreis Parasiten oder Schädlinge auftauchen, die Ängste oder Ekel hervorrufen. Auch zur Giftigkeit der Insektenschutzmittel vom Kammerjäger sollte ich in diesem Zusammenhang schon Auskunft geben. Schließlich habe ich ja Biologie studiert. Dass man so nützliches toxikologisches Anwendungswissen im Biologiestudium nur in Ausnahmefällen lernt, kann ja wirklich niemand ahnen… 😉

Wenn ich Zeit und Lust habe, recherchiere ich dann mal ein bisschen, wie bestimmte Viecher am besten zu bekämpfen sind, ohne dass man sich selbst dabei schadet. ABER – und jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema – bei den Gesprächen dazu fällt mir immer wieder auf, dass es ganz verbreitete Fehl-Vorstellungen gibt zu den Unterschieden zwischen „chemischen“ und „natürlichen“ Mitteln. Hier einige sehr verbreitete Vorurteile, die einfach nicht stimmen. Chemie vs. Natur weiterlesen

Steindatteln – Kroatien (6)

Weichtiere08

Um noch mal auf die steinbohrenden Muscheln zurückzukommen, von denen ich in meinem Minikurs Weichtierkunde für Kiga-Kinder erzählt hatte: Mir ist klar geworden, warum wir am Campingplatz-Strand in Kroatien so viele Steinbrocken mit den Bohrlöchern der Steindattel gefunden haben. Die entstehen bei der illegalen „Ernte“ dieser Muscheln. Zumindest vermute ich das seit dem Lesen dieses Forum-Beitrages.

Die Steindattel gilt als Delikatesse. Man kommt aber nur an sie ran, wenn man die Kalksteinbrocken abschlägt und zertrümmert, in denen sie lebt. Wegen der damit einhergehenden, unsinnigen Zerstörung der Felsküste ist die Ernte der Steindatteln nicht erlaubt.

Ein Verbot, das offenbar gerne mal ignoriert wird.

In einem im Juli erschienenen FAZ-Artikel über den kleinen Zipfel von Bosnien, der bis zum Mittelmeer reicht (und was sich durch die EU-Mitgliedschaft Kroatiens jetzt dort ändert), heißt es über die Geschäfte mit den Muscheln, sie würden in Kroatien von manchen Gastwirten „unter der Hand und zu horrenden Preisen“ verkauft. Kroatische Gourmets, die die hohen Strafen zu Hause fürchten, nutzen gerne die Transitreise durch Bosnien für das geliebte Steindattel-Gericht. Dort „stehen Steinbohrermuscheln offiziell auf den Speisekarten, denn in Bosnien ist es nicht verboten, sie anzubieten“.

 

Gedanken zu Wissenschaft und Gesellschaft, im Großen und ganz Kleinen