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#symp2013 (2) – Singer und Amunts

TdS Symposium PR Blatt 01-2013 72 DpI RGBIn meinem ersten Post zum Turm-der-Sinne-Symposium letzte Woche hatte ich ja „nur“ über Stimmung und Hintergrund der Veranstaltung geschrieben. Ab diesem zweiten geht’s nun um Inhalte. Ich schlendere noch mal in Gedanken durch die ersten beiden Vorträge und erzähle, was ich so mitgenommen habe.

Weil ich am Freitag abend noch keine Zeit hatte, habe ich leider Christof Kochs Eröffnungsvortrag verpasst.

Mein Symposium startete daher erst Samstag früh mit Wolf Singer. Der Hirnforscher gab einen Einblick in die Fragen, die ihn seit Jahrzehnten umtreiben: Wie wird unser subjektives Empfinden von wahrgenommenen Objekten oder unseres Innenlebens erzeugt? Wie entstehen einheitliche Wahrnehmungen, wenn sie im Hirn nirgendwo räumlich zusammengeführt werden? Ja, wie entsteht diese neuronale Kohärenz, wenn doch Messungen ergeben, dass es keine zentrale Instanz dafür gibt und jede Wahrnehmung in eine Unzahl Teilaspekten aufgesplittert überall im Hirn verteilt stattfindet? #symp2013 (2) – Singer und Amunts weiterlesen

Netz-Lektüre-Leckerbissen, Juli & August

Es gab lauter Interessantes zu lesen in den letzten Wochen. Etwa über artfremde DNA, eine ungewöhnliche Liebe oder eine effizient tötende Biologin. Ich fand, es war besonders viel zum Thema Essen dabei. Hier die Links zu meiner Lieblingslektüre von Juli und August mit einer Hand voll eigenen Gedanken dazu:

Mein Bauchgefühl sagt mir jeden Tag: „Wenn du Durst hast, trink. Wenn du Hunger hast, iss‘. Und zwar, was dir schmeckt und so viel, bis du satt bist.“ Das ist so einfach, wie es heutzutage ungewöhnlich ist. Vor ein, zwei Generationen hatten die Menschen ein schlechtes Gewissen, wenn sie masturbiert hatten. Heute? Weil sie ’ne Tüte Chips verdrückt haben. Absurd. Gegenmaßnahme: Udo Pollmers herrlich derber Rant über die angeblich so gut begründeten Ernährungsvorschriften der modernen Welt.

Alarm, artfremde DNA in Bio-Lebensmitteln!, meldete Wiso am 5. August.  Die Bio-Verbände bangen seitdem um’s Verbrauchervertrauen. Gesetzlich ist zwar nichts zu beanstanden, denn manipuliert wurde nicht gentechnische, sondern „nur“ zellbiologisch. Pflanzenzüchter verschmelzen nämlich gern mal Zellen verwandter Arten miteinander, weil sie auch auf diese Weise gewünschte Gene von einer Art in die andere übertragen können (wenn auch nur die von Chloroplasten).

Mir ist es ja eh‘ egal, mit welchen Methoden Gene der Sonnenblume in meinem Chicorée gelangen oder auch nicht. Ich wünschte, das Ganze wäre nicht so ein ideologischer Grabenkampf und man könnte sich aus beiden Welten – Tradition und Technologie – das nehmen, was sinnvoll und zukunftsweisend ist. Umso mehr rührt mich die Liebe zwischen einem Biobauern und einer Pflanzengentechnikerin. Unter kalifornischer Sonne ist eben alles möglich. Gemeinsam wirbt das Ehepaar für nachhaltige Landwirtschaft ohne ideologische Scheuklappen.

Übrigens ist die Anti-Gentechnik-Lobby mitnichten frei von niederen (sprich kommerziellen) Interessen (auch wenn das ihr Lieblingsvorwurf an die Gegner ist). Halten sich Gentechnik-Kritiker eigentlich auch dann für unabhängig, wenn sie Geld von Leuten kriegen, die von Gentechnik-Gegnerschaft finanziell profitieren? Das würde zumindest erklären, warum kaum auf eine Petition aus eigenen Reihen reagiert wurde, die unabhängige Risikoforschung forderte.

Naja, wenn ich schon nicht gegen Gentechnik bin, dann liegt mir zumindest das Wohl der Tiere am Herzen, die bei mir auf dem Teller landen. Ich esse nämlich gern Fleisch. Vielleicht essen wir alle in 30 Jahren Fleisch, dass in der Petrischale wächst (vielleicht aber auch nicht). Bis es soweit ist, wünsche ich mir, dass die Tiere, von denen es stammt, ein gutes Leben hatten (und ein gutes Sterben). Ich könnte mir dessen ganz sicher sein, wenn ich ab heute nur noch Hühner von Annelie Wendeberg esse. So liebevoll sie sie umsorgt, so liebevoll und effizient tötet sie sie. Aber ich fürchte, die Umweltmikrobiologin hält ihre Hühnerschar nur für den Eigenbedarf.

Ich glaube ja, mir selbst würde das Schlachten schwer fallen, wenn ich die Tiere persönlich kenne. Das Hegen und Pflegen kollidiert bei mir emotional zu sehr mit dem Töten. Dabei gab es zumindest eine Situation, in der es ganz gut gewesen wäre, diese Blockade überwinden zu können. Zu Studienzeiten hatte ich mal während einer Überflutung Zauneidechsen Asyl in meinem Terrarium geboten. Nach der Wiederauswilderung fiel eine von ihnen wohl der WG-Katze zum Opfer und kroch mit aufgebissenem Bauch durch’s Gebüsch. Ich war vor lauter Entsetzen unfähig sie von ihrem Leiden zu erlösen. Das musste jemand anders tun.

Andererseits: Mit der Ratte, die auf der Flucht vor dem Fluten den Weg in mein WG-Zimmer fand, hätte ich kurzen Prozess gemacht. Die habe ich nur nicht hart genug erwischt mit dem Schrubber, mit dem ich mich bewaffnet hatte.

Tötungshemmung verspüre ich auch so gar keine, wenn’s um andere unerwünschte Untermieter wie Kakerlaken geht. – Auch für fernsteuerbare Kakerlaken mache ich übrigens keinerlei Ausnahmen. – Wem die Existenz von solchen so neu ist wie mir: Ja, die gibt’s wirklich. Creepy, oder?

Und da wir schon bei Tod und Sterben sind: Wer in Geldnöten auf die Idee kommt, seinen eigenen zukünftigen Leichnam an die Anatomie zu verscherbeln, hat Pech gehabt. Nehmen tun sie den Körper später zwar gerne, aber geben tun sie einem dafür nichts. – (Übrigens: Körper-Teil-Verkäufe bringen’s auch nicht. Sperma-Spender müssen sich mit Visionen von tausenden Kindern rumschlagen und vom Blutplasma-Spenden kriegt man auf die Dauer junkiemäßige Einstichnarben (ja, ich hab das mal ausprobiert, statt Schülerjob, aber neee).

Was liegt denn da Weißes am Strand? – Sepia-Schulp – Kroatien (3)

Sepia-Schulp
Am kroatischen Strand wartete diesmal ein besonders schöner Schulp auf meine Strandfund-Scanner-Augen.

Wer an Küsten mit dem Blick nach unten spaziert, um das Strandgut nach interessanten Funden abzusuchen, findet sie öfter mal – die Schulpe der Tintenfische. Sie sind das, was von bestimmten Tintenfischen, den Sepien, übrig bleibt, wenn ihr Weichtier-Körper sich zersetzt hat oder gefressen wurde.

Anders als unsere harten Teile, dient er nicht als Skelett, sondern als Auftriebskörper – hat also die gleiche Funktion wie die Schwimmblase der Fische. Dazu hat der Schulp kleine Kammern, die die Sepien je nach Bedarf mit Gas füllen können, um in einer bestimmten Wassertiefe schweben zu können.

Bei meinem Fund aus Kroatien ist auch die Spitze gut zu sehen, die sonst oft schon abgebrochen ist. Auf „schlau“ heißt diese Spitze Rostrum und entspricht den Donnerkeilen, also dem Körperteil, das man als Fossil von den ausgestorbenen Belemniten-Tintenfischen finden kann. Davon hatte ich es ja auch schon mal. Was liegt denn da Weißes am Strand? – Sepia-Schulp – Kroatien (3) weiterlesen

Milchzähne ade!

VORHER: Hier hängt der vierte Wackelzahn noch am letzten Zahnfleisch-Faden. Im Gespräch NICHT auf diesen Zahn zu starren, ist schwierig.

„Wann krieg‘ ICH endlich Wackelzähne?“ Nach Monaten des Wartens ist es für meinen Großen nun auch so weit. Die Zähne purzeln nur so.

Aber wie lange er darauf warten musste! Die ganze Familie kannte das Pixi-Buch „Die Sache mit dem Wackelzahn“ schon auswändig.

Die Sachgeschichte von der Maus zum Thema hatte er bereits gefühlte 1.600-mal angeschaut. Er hätte Vorträge darüber halten können, warum wir Menschen einen Zahnwechsel brauchen.

Nur er selbst schien offenbar keinen zu brauchen.

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Gehirne kneten

Bei der Recherche für meinen ersten Post-Babypausen-Artikel für das Laborjournal (dazu später mehr) stolperte ich über eine nette Idee. Um seinen Psychologie-Studenten die Hirnanatomie nahe zu bringen lässt der Neurowissenschaftler Onur Güntürkün sie aus farbiger Knete Gehirnmodelle modellieren. Mehr dazu im Video:

Das menschliche Gehirn – ein Mal- und Bastelkurs (bei Google Videos)

Ob das wohl schon was für meine Jungs wäre bei der nächsten Knet-Session? Wer sich für Dinosaurier-Ausgrabungssets interessiert oder Arztkoffer-Abhör-Spiele, den kann ich damit vielleicht auch begeistern? … 😉

Fragile Fibulae

Nein, Hühner-Wadenbeine eignen sich nicht zum Nähen, Geierknochen dafür aber umso mehr für ’s Flöten…

Heute Mittag gab’s mal wieder knusprige Hähnchenschenkel aus dem Ofen mit leckeren Kartoffelvierteln. Und so kann ich endlich die passenden Fotos liefern zum Rätsel über den nadelförmigen Knochen bzw. zur Rätsel-Auflösung.

Das kleine, spitze Wadenbein, auch Fibula genannt, kommt zum Vorschein, wenn das Fleisch abgenagt ist. Normalerweise liegt sie ganz dicht am größeren Unterschenkelknochen, dem Tibiotarsus. Hier im Bild hab sie aber so präpariert, dass sie etwas absteht, weil es dann besser zu sehen ist. Fragile Fibulae weiterlesen

Rätsel-Auflösung Hähnchenschenkel

Es ist Zeit für die Rätsel-Auflösung. Ich hatte letzte Woche gefragt, was das für ein kleiner, spitz zulaufender Knochen ist, auf den man beim Verspeisen eines Hähnchenschenkels unweigerlich stößt. Die Antwort, kurz und knackig: es ist das Wadenbein, auch Fibula genannt (lat. für Nadel oder Spange). Rätsel-Auflösung Hähnchenschenkel weiterlesen