Wenn ich jetzt verkünde, dass mir bei den Zitaten aus Bernd Höckes Afrika-Rede am Wochenende die Haare zu Berge standen, werden diejenigen heftig nicken, die seine Rede auch ganz furchtbar rassistisch fanden, während die anderen den Kopf schütteln und mir unterstellen, ich würde auch zu dieser „grün-linken Meinungsmafia“ gehören. Ich denke aber, dass das, was ich als Biologin zu Höcke zu sagen habe, für viele auf beiden Seiten nicht das sein wird, was sie erwarten. Denn mir ist sowohl die extreme Rechte wie auch die extreme Linke zuwider. Aber mal sehen.
Der AfD-Vorsitzende von Thüringen, Björn Höcke, hat eine Rede gehalten, in der er behauptete, Afrikaner seien aus biologisch-evolutionären Gründen vermehrungsfreudiger als Europäer. Das hat großen Aufruhr erzeugt und Beobachter in der Meinung gestärkt, die AfD sei nun endgültig auf dem Weg vom rechtspopulistischen ins rechtsextreme Lager. In den Medien wurde überall darüber diskutiert, wie rassistisch es sei sowas zu sagen.
Was mir aber komplett fehlte in der Berichterstattung, war eine inhaltliche Analyse seiner Aussage. Denn das, was er sagte, hat ja nicht nur eine politische Motivation und Bedeutung, sondern kann auch auf der sachlichen Ebene überprüft und diskutiert werden. Stimmt es überhaupt, dass Afrikaner im Schnitt mehr Kinder kriegen als Europäer? Und wenn ja, was wissen wir darüber, was die Ursachen dafür sind?
Aber diese Art von Fragen wurden nirgendwo auch nur gestreift. Und das kam mir falsch vor. Gerade vor dem Hintergrund, dass Rechtspopulisten zunehmend jeden Aufschrei moralischer Empörung aus dem angeblich meinungsbeherrschenden rot-grünen Lager für ihre Zwecke nutzen und behaupten: „Seht ihr, wieder eine Wahrheit, die unterdrückt wird.“ In meinen Augen muss es daher journalistische Pflicht sein, solche Aussagen auch auf ihren sachliche Gehalt zu überprüfen.
Wenn sie das gemacht hätten, wäre den Journalisten vielleicht auch aufgefallen, dass sie den in meinen Augen größten Rassismus in seinen Aussagen noch gar nicht entdeckt hatten. Aber was mir auch auf dem Herzen liegt, ist, dass vieles von dem, was für Andere offenbar schon nach NS-Rassenlehre riecht, für mich durchaus legitime biologische Fragestellungen sind. Auch darum muss es also gehen. Darum, was Rassismus heute ist.
Ist die Erklärung menschlichen Verhaltens durch die Biologie rassistisch?
Auf Höckes eigener Facebookseite ist ein Beitrag, in dem er sein Bedauern ausdrückt, dass seine Aussagen „zu Fehldeutungen geführt haben“. Darunter sammelten sich allerhand Kommentare von Fans, Konkurrenten und Kritikern. Eine Bewunderin Höckes verkündet sinngemäß, dass sie die ganze Aufregung nicht verstehe. Das mit den Fortplfanzungsstrategien sei schließlich Biologie-Grundwissen. Was solle bitte daran schlimm sein, diese auf den Menschen anzuwenden? Auch wir seien schließlich Produkt der Evolution.
Tatsächlich kann man aus der Reaktion der Presse den Eindruck gewinnen, dass genau das das Problem ist. Denn viele, die über die Rede schrieben, stellten es tatsächlich so dar als liege das Rassistische, Rechte und Unmoralische von Höckes Aussage allein schon darin, dass er biologische Konzepte auf den Menschen übertrage. Das irritierte mich.
Für mich ist es völlig in Ordnung, zu fragen und wissenschaftlich zu erforschen, ob ein biologisches Konzept auch auf den Menschen angewandt werden kann. Schließlich sind wir auch Teil der Natur. Und das betrifft auch menschliches Verhalten. Denn was wir sagen, denken und tun hat natürlich soziale Ursachen, aber es hat selbstverständlich auch genetische Ursachen. Und Gene können zwischen Menschen unterschiedlich sein. Das steht völlig außer Frage.
Die Biologie in Höckes Aussage
In seiner Rede bezog Höcke sich auf die sogenannte r/K-Theorie aus der Ökologie, die vor allem in den 70ern beliebt war (inzwischen gibt es eine bessere Theorie). Sie wurde genutzt um die Unterschiede zwischen Arten zu beschreiben, die bei Fortpflanzung und der Besiedelung von Lebensräumen auftreten. Benannt ist die Theorie nach den beiden Extrempunkten. Sie besagt, dass es bei einer r-Strategie der Vermehrung um Maximierung der Reproduktion geht, also hohe Nachkommenzahl in kurzer Zeit mit vielen Verlusten. Und dass die K-Strategie auf Qualität setze, d.h. wenige, langlebigere Nachkommen, in die mehr investiert wird.
Wie gesagt, diese Theorie gilt heute als veraltet. Sie klang plausibel, hat sich aber als nicht besonders leistungsfähig erwiesen um unterschiedliches Verhalten von Tierarten zu beschreiben und vorherzusagen. Deswegen wird heute von der Forschung heute ein anderes Modell bevorzugt um Fortpflanzungsverhalten zu beschreiben: die Life-History-Theorie.
Trotzdem kann man natürlich auch heute noch die Frage stellen, ob man den Menschen in diesem veralteten Schema von r und K irgendwo einordnen kann. Und die Antwort ist ein klares: Ja, kann man. Dazu muss man nur Wikipedia öffnen. Da steht es: „….auch der Mensch ist ein ausgeprägter K-Stratege“. Wir gehören also zu einer Art, die sich auszeichnet durch eine langsame Individualentwicklung, eine lange Lebensspanne mit geringer Vermehrungsrate, einen späten Fortpflanzungsbeginn, lange Geburtsabstände, ausgeprägte Brutpflege und ein großes Gehirn.
Um das noch mal ganz deutlich zu sagen: Das r/K-Modell wurde dazu entwickelt um zu beschreiben und zu erklären, wie und warum sich verschiedene Tierarten unterschiedlich fortpflanzen. Und der Mensch als Art kann in dieses Modell eingeordnet werden. Und nichts daran ist rassistisch.
Ist es denn problematisch nach Unterschieden innerhalb einer Art zu fragen?
Höcke hat nun aber dieses Konzept, das zur Beschreibung von Fortpflanzungsunterschieden zwischen verschiedenen Arten entwickelt wurde, benutzt um Unterschiede innerhalb einer Art zu beschreiben. Ist das denn problematisch? Ich dachte erst das wäre es. Aber nein, das ist nicht problematisch.
Wenn Forscher innerhalb einer Tierart individuelle, genetisch bedingte Unterschiede in der Anzahl der Nachkommen untersuchen, dann geht es um andere Fragen als um die Unterschiede zwischen Arten. Damit kann man feststellen, wie viel Variation es gibt in der genetisch festgelegten, artspezifische Fortpflanzungsstrategie, um rauszufinden, wo eine mögliche Selektion ansetzt, wie also die Evolution von Fortpflanzungsstrategien funktioniert.
Vom wissenschaftlich-biologischen her ist es also auch völlig ok, wenn man ein Konzept, das vorher benutzt wurde um genetische Unterschiede zwischen Arten zu beschreiben, auch dafür benutzt um die Unterschiede innerhalb einer Art zu beschreiben.
Auch beim Menschen ist es eine interessante Frage, welche Faktoren bedingen, dass manche in unseren Familien und Freundeskreisen kinderlos bleiben, manche zwei Kinder kriegen und manche vier oder mehr. Ist das Zufall? Sind diese individuellen Unterschiede durch das Aufwachsen oder die Nachbarschaft verursacht? Und welche Rolle spielen die Gene? Das wird in einem relativ neuen Feld der Evolutionären Psychologie erforscht, in der eben jene Nachfolge-Theorie des r/K-Modells, die Life-History-Theorie, im Mittelpunkt steht.
Aber ist nicht die Frage nach genetischen Ursachen für ethnische Unterschiede rassistisch?
Nehmen wir uns den nächsten Punkt vor. Denn Höcke redet ja nicht allgemein von individuellen Unterschieden im menschlichen Fortpflanzungsverhalten, sondern über Unterschiede von Gruppen von Menschen. Genauer gesagt: zwischen Afrikanern und Europäern. Weil er danach sagt, dass „die Evolution den Afrikaner eine andere Fortpflanzungsstrategie beschert“ hat, wird klar, dass er mit Afrikanern und Europäern hier nicht alle Bewohner des jeweiligen Kontinents meint, sondern dass eigentlich die ethnischen Zugehörigkeit gemeint ist, also Schwarze und Weiße.
Die Frage ist jetzt, ob es rassistisch ist, wenn Forscher sich fragen, ob es genetische Unterschiede zwischen den beiden Ethnien gibt. Ich denke auch hier: Nein, das ist es nicht. Denn auch offensichtlichste Unterschiede zwischen Ethnien wie die Hautfarbe sind doch genetisch festgelegt. Und wenn schon das Merkmal, das wir nutzen, um Schwarze und Weiße zu unterscheiden, genetisch festgelegt ist, dann kann es nicht sinnvoll sein, ein Gespräch über die Ursache dieses Unterschieds zu tabuisieren.
Auch in der Medizin kann es z.B. diagnostisch nützlich sein, nach der genetischen Unterschieden zwischen Ethnien zu fragen. Denn die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten ist manchmal bei den einen höher als bei den anderen. Oder die Ursache für eine bestimmte Krankheit unterscheidet sich zwischen ethnischen Gruppen, was Einflüsse auf die Therapie hat. In den USA gibt es sein wenigen Jahren ein Herzmedikament, das nur für Schwarze zugelassen ist. Es senkt ihr Todesrisiko bei Herzschwäche um die Hälfte. Weiße dagegen profitieren kaum.
Allein diese Beispiele zeigen, dass die Frage nach genetisch bedingten Unterschieden zwischen Ethnien noch nicht per se heikel ist. Im Gegenteil. Sie kann sogar sehr nützlich sein.
Wo läuteten meine Rassismus-Alarmglocken?
Um zu erklären, warum Höckes Rede trotz all dem für mich rassistisch war, muss ich noch mal zum r/K-Konzept zurück. Der Mensch ist – wie gesagt – ganz eindeutig ein K-Stratege. Wobei mit „Strategie“ nicht etwas gemeint, wofür wir uns willentlich entscheiden würden. Es ist vielmehr der Pfad gemeint, auf den uns die Evolution gebracht hat und der in unserem Körpern fest verdrahtet ist.
Diese K-Strategie zeigt sich also in allem, was wir nicht ändern können. Durch die intensive Brutpflege ist die Zahl der Nachkommen pro Frau bei uns Menschen sehr begrenzt, zumindest wenn man das z.B. mit der überwältigenden Anzahl an kleinen Fischlein vergleicht, die allein aus einer Dose Kaviar schlüpfen könnten. Und zu dieser biologischen „Verdrahtung“ der K-Strategie gehört auch, dass unsere Menschenbabys es schlicht nicht überleben, wenn wir sie sich selbst überlassen. Sie sterben, wenn wir uns nicht um sie kümmern. In unserer ganzen Ausstattung eignen wir uns also nicht zum r-Typen.
Was Höcke aber behauptete war: Europäer würden der K-Strategie folgen und Afrikaner der r-Strategie. Und das war der Grund, warum mir persönlich die Kinnlade runterfiel. Was er damit sagte war nämlich: Europäer vermehren sich wie Menschen. Afrikaner dagegen wie Störe, Bakterien oder Blattläuse. Das ist zum einen natürlich von der Biologie her absoluter Quatsch. Menschen können nicht irgenwo ablaichen und verschwinden. Das geht schon aufgrund unserer ganzen Säuger-Biologie nicht. Es ist biologisch unmöglich.
Aber es ist eben nicht nur von der Biologie hanebüchen, sondern auch etwas, bei dem meine Rassismus-Alarmglocken Sturm läuten. Denn einer anderen Ethnie ein nicht-menschliches Vermehrungsverhalten zu unterstellen, ist eine gefährliche Entmenschlichung.
Das kann natürlich ein großes, blödes Versehen sein, weil Höcke das r/K-Konzept falsch verstanden hat. Aber mir fällt schwer das zu glauben.
Ich persönlich halte diese Ausage eher für eine geschickt verklausulierte Form der rassistischen Abwertung, weil sich Höcke eben immer damit rausreden kann, nur das r/K-Konzept falsch verstanden zu haben. Den einen kann er sagen: Tut mir leid, dieses blöde Versehen lädt wirklich zu Missverständnissen ein. Aber gleichzeitig kann er Anderen zuzwinkern, die das als eine codiert ausgedrückte, bewusste Abstufung einer anderen ethnischen Gruppe auf den Tier-Status verstehen. Und das ist Rassismus, der eindeutiger nicht mehr werden kann.
Trotzdem genetisch? Aber ne Nummer kleiner?
Nun wird es sicher Leute geben, die beschwichtigend sagen würden: „Naja, das hat der Höcke schon was überstrapaziert. Aber er ist ja auch kein Biologe. Eigentlich wollte er doch nur sagen, dass die Leute in Afrika mehr Kinder kriegen als wir hier in Europa. Und das stimmt schließlich. Dann sagen wir halt, dass es kleinere genetische Unterschiede sind – natürlich innerhalb der K-Strategie, die für die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen verantwortlich sind. Zufrieden?“
Nein, nicht zufrieden. Denn auch wenn ich gesagt habe, dass es genetische Unterschiede zwischen verschiedenen Ethnien geben könnte, weil sie sich evolutionär an die Umwelt in verschiedenen Ecken der Welt angepasst haben, heißt das ja nicht, dass das hier die zutreffende Erklärung ist. Denn es gibt ja auch eine nicht unerheblich wichtige andere Komponente, die Einfluss auf unsere Verhalten nimmt: die Gesellschaft, in der wir leben. Wir sind eben nicht nur Naturwesen, sondern auch Kulturwesen. Wir haben nicht nur Gene, sondern auch eine Umwelt.
Für mich heißt das, dass es immer sinnvoll ist, beides zu erforschen. Und diese Forschung in Sachen Gene ist auch unterwegs. Was man jetzt schon sagen kann, ist aber, dass der Effekt der Gene auf ethnische Gruppenunterschiede nicht besonders groß sein kann. Zumindest, wenn man ihn mit dem von sozioökonomischen Faktoren vergleicht. Und das sollte uns eigentlich schon unser gesunder Menschenverstand sagen. Oder vielleicht unsere Familiengeschichte. Mir wäre jedenfalls schon allein deshalb gar nicht eingefallen, demografische Unterschiede zwischen Afrika und Europa genetisch zu erklären. Denn als Europäerin muss ich ja auch nicht weit in meine eigenen Familiengeschichte zurückgehen, um zu angeblich so afrikanischen Familiengrößen zu kommen.
In meiner Generation kenne ich nur Leute, die Geschwisterzahlen von 0-3 haben, aber ich muss nur in meine Großeltern-Generation zurückgehen, um zu sehen, dass die Kinder früher im Schnitt wesentlich mehr Geschwister hatten. Mit Genetik lassen sich diese Veränderung nicht erklären. Anders herum ausgedrückt spricht das dafür, dass der genetisch festgelegte Fortpflanzungstyp von uns Menschen für die ganze Art gilt und auch bei uns die Familiengrößen wieder wachsen würden, wenn wir plötzlich ohne moderne Zivilisation und ohne Verhütungsmittel daständen.
„Ach so“, könnte jemand jetzt hoffnungsfroh einwerfen, „dann kann man doch immerhin sagen, dass die Leute in den Entwicklungsländern noch unsere natürliche, biologische Fortpflanzungsrate haben, während wir Europäisch-Stämmigen uns von ihr emanzipiert haben!“ – Aber auch Anhänger dieser These erwartet Enttäuschung. Denn klar, könnte man das behaupten. Aber nur, wenn man die aktuellen Zahlen der weltweiten Bevölkerungsentwicklung nicht kennt.
Die geheime Revolution der Moderne
Denn die Zahl der Kinder pro Frau sinkt überall auf der Welt. Und zwar dramatisch. Weil es den Menschen fast überall sozial und wirtschaftlich immer besser geht. Und das führt überall früher oder später zu sinkenden Kinderzahlen. Dank steigendem Wohlstand, besserer Schulbildung und der Möglichkeit zur Familienplanung, entwickelt sich daher inzwischen die ganze Welt in Richtung der bei uns schon so typischen 2-Kind-Familien.
Ja, richtig gehört: Die ganze Welt!
Und wie stark dieser Trend ist, kann man sich in den genialen Statistik-Visualisierungen vom Gapminder-Institut in Schweden anschauen, wenn man auf ihrer Webseite die Zahl der Kinder (also „children per woman“) auf einer der Achsen auswählt und sich dann die Entwicklung vom Jahr 1800 bis heute anschaut. Schön ist das besonders, wenn man für die andere Achse Pro-Kopf-Einkommen oder Lebenserwartung einsetzt. Das ist eine wirklich dramatische und dynamische Entwicklung hin zu höherem Lebenssstandard und immer kleineren Familien überall auf der Welt.
Aber natürlich entwickeln sich nicht alle Länder der Erde gleich schnell. Denn wie stark dieser weltweite Trend in den einzelnen Ländern greift, ist abhängig davon wie gut der Staat und die Wirtschaft vor Ort funktionieren und auch davon, mit wie vielen Krankheiten und Naturkatastrophen oder auch mit wie viel Korruption oder Krieg sie auf ihrem Weg zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zu kämpfen haben.
Es stimmt zwar, dass die Länder südlich der Sahara im Schnitt noch etwas größere Familien haben, aber ich sage bewusst „noch“, weil der Trend bei ihnen – insbesondere seit den 1980ern – auch sehr deutlich in Richtung kleinere Familie geht. Kann man sich alles ganz wunderbar auf der Gapminder-Seite anschauen. Alles sieht also danach aus, dass auch die durchschnittliche Sub-Sahara Familie bald in einen Mittelklassewagen passt. So wie nordafrikanische, europäische und asiatische, sowie nord- und südamerikanische auch. Es gibt heute wirklich nur noch eine kleine Handvoll von Ländern mit Kinderzahlen von über 5,4 Kindern pro Frau, also dem Wert, mit dem die Statistik für Deutschland im Jahr 1800 startet.
Es gibt daher heute nur noch einen Grund, warum man auf die Idee kommt, dass genetische Unterschiede alleine die unterschiedliche Familiengrößen in verschiedenen Ländern erklären kann: Dass man politisch sehr weit rechts steht. Wie gesagt: Natürlich gibt unsere Biologie den Rahmen vor natürlich könnte es kleinere genetische Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen geben (ob es sie gibt ist meines Wissens noch nicht eindeutig geklärt). Aber jenseits des rechten Randes sollte jedem klar sein, dass die menschliche „Vermehrungsfreude“ nicht allein genetisch bestimmt ist. Ja, dass sogar soziale und ökonomische Faktoren heute viel schwerer wiegen und daher die Unterschiede in unserer durschnittlichen Familiengröße am besten zu erklären vermögen.
Die Gefahr von rechts – und links
Dass Höcke auch Unterschiede, die so offensichtlich sozio-ökonomisch verursacht sind, rein biologisch erklären will, macht ihn also zum typischen Vertreter des rechten Randes. Dass dieser momentan so viel Zulauf hat, macht mir ehrlich Angst. Denn genau dieser Biologismus, der komplett ausblendet, dass der Mensch auch ein Kulturwesen ist, hat Deutschland schon mal in den ideologischen Abgrund geführt.
Aber auch die für mich seltsam unvollständige Reaktion auf Höckes Rede macht mir Sorgen. Es ist gar nicht gut, dass die Tabus um biologische Erklärungen für Menschliches so groß sind. Und dass schon Fragen als rassistisch bezeichnet werden, die Teil der normalen biologischen Forschung sind. Hier zeigt sich für mich ein Einfluss vom linken Rand des politischen Spektrums, der in meinen Augen genauso gefährlich ist. Denn so wie es zum rechten Rand gehört, die Bedeutung der Genetik ins Groteske zu übersteigern, gehört es zum linken Rand, die Bedeutung der Genetik komplett zu leugnen.
Von daher gab mir Höcke + die Zeitungsartikel über ihn erst richtig das Frösteln und die Sorge über den Zustand der Republik.
Wie gefährlich beide Ränder des politischen Spektrum werden können, zeigt gerade die Geschichte der Biologie unter den beiden unheilvollen Ideologien des 20. Jahrhunderts. Die Biologie wurde sowohl unter dem rechten wie auch unter dem linken Totalitarismus zu einer ideologischen Fratze verzerrt. In jeder Ideologie war nur noch ein Teil der Doppelnatur des Menschen gültig und der jeweils andere wurde ausblendet und verleugnet.
Unter Hitlers völkisch-nationalistischen Irrsinn in Deutschland wurde plötzlich radikal alles nur noch mit Genetik erklärt. Und unter Stalins kommunistischem Wahnsinn in Russland war es genau andersrum: Gene wurden zum Tabu erklärt. Die Genetik selbst galt als Sabotage-Ideologie von anti-kommunistischen Kräfte (siehe auch Lyssenkoismus bei Wikipedia). Beide Pole strebten auf diesem Wege eine Utopie vom perfekten Menschen an – nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Es ist viel zu wenig bekannt wie sehr das Doppel Gene / Gesellschaft dabei eine Rolle spielten.
Deutschlands neue Herrscher vernichteten in den 30ern und 40ern per Euthanasie und Holocaust das in ihren Augen genetisch degenerierte, minderwertige Leben. Und Russlands neue Herrscher vernichteten zur selben Zeit mit politischen Säuberungen den Großteil der bisherigen Eliten des Landes. So erbarmunglos wie die Nazis die „falschen Gene“ verfolgten, so erbarmungslos verfolgten die Stalinisten die Kräfte der „falschen Umwelt“ also jeden, der in den Verdacht geriet auch nur ein Fitzelchen der alten, reaktionären Gesellschaftsordnung konservieren zu wollen.
Wenn ich persönlich als Biologin eine Lehre aus der totalitären Geschichte des 20. Jahrhunderts ziehen sollte, dann die, dass wir – wenn wir weder zu Hitler noch zu Stalin zurückwollen – niemals wieder anfangen sollten zu leugnen, dass Menschen sowohl Kulturwesen also auch Naturwesen sind. Dass wir immer offen dafür bleiben, dass mal das eine und mal das andere uns besser beschreibt. Zum einen, weil das einfach die Wahrheit ist und wir wirklich untrennbar beides zugleich sind, ein Produkt unserer Gene und ein Produkt der Gesellschaft. Zum anderen aber auch, weil jede Überbetonung von einer Seite oder jedes moralische Tabu, das eine der Seiten leugnen will, auch heute noch den Keim totalitären Denkens in sich trägt.
„Unter Hitlers völkisch-nationalistischen Irrsinn in Deutschland wurde plötzlich radikal alles nur noch mit Genetik erklärt.“
Aber mit SEHR SCHLECHTER Genetik. Für die Nazi-Idologie, insbesondere für das angebliche ‚Untermensch‘-sein der Juden,
gab es doch keine richtigen wissenschaftlichen Belege.
Natürlich nicht. Wenn eine Ideologie ein Wissenschaft kapert geht es ja auch nicht mehr um Fakten. Nur noch um Plausibilität innerhalb der eigenen Gedankenwelt.
Danke für das – sehr sachliche und informative – Aufgreifen des Themas.
Danke dir auch – für dein schnelles Eingreifen, die Forderung, dass die Biologie sich das verbitten muss und für deine sachlich-konsequente Linie in der Blog-Diskussion bei dir. Sehr, sehr wichtig! http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2015/12/13/bernd-hoeckes-schnackselkunde/
Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag! Ich hoffe aber, er wird auch zuende gelesen. Denn wenn man mittendrin aufhört, könnte der eine oder andere bei oberflächlicher Lektüre vielleicht die falsche Botschaft mitnehmen.
„Allein diese Beispiele zeigen, dass die Frage nach genetisch bedingten Unterschieden zwischen Ethnien noch nicht per se heikel ist.“
Da stimme ich zu, aber auf diese Fragen gibt es halt nur selten klare Antworten. Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten sind das eine, aber wenn es um menschliches Verhalten geht, wird’s schon ein sehr ambitioniertes Forschungsprogramm, um es vorsichtig zu sagen.
Kultur und Genetik sind selten scharf zu trennen, und wenn viele Gene im Spiel sind, bräuchte man schon 10.000e Studienteilnehmer ( sorgfältig ausgewählt, um kulturelle Stratifikation zu vermeiden), um z.B. in einer genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) tatsächlich genetische Faktoren aufzuspüren, die Verhalten bei versch. Ethnien evtl. unterschiedlich beeinflussen könnten. Halte ich für beinahe utopisch. Und genau das ist ja das Gefährliche daran: Wenn es keine harten Fakten gibt, schießen Spekulationen und Mißbrauch biol. Konzepte ins Kraut.
Ja, natürlich ist das alles hochgradig heikel. Das ist mir sehr, sehr bewusst. Aber meine Meinung ist: Je ideologisch brisanter etwas ist, desto mehr ist die Wissenschaft gefragt. Und sie ist auch dann wertvoll, wenn sie sagt: Hmmh, wissen wir noch nicht so genau.
>Je ideologisch brisanter etwas ist, desto mehr ist die Wissenschaft gefragt. Und sie ist auch dann wertvoll, wenn sie sagt: Hmmh, wissen wir noch nicht so genau.
Dies.
Was in dieser gesellschaftlichen Debatte ohnehin gut täte, wäre ein seriöser wissenschaftlicher Faktencheck (wo möglich) sowohl bei AfD, PEGIDA und Konsorten sowie bei der „Lügenpresse“, der von einer möglichst großen Öffentlichkeit wahrgenommen und entsprechend als objektiv eingeschätzt wird (und es auch werden darf).
Sehr lesenswerte Beiträge wie dieser hier gehen sonst leider, was den Impact betrifft, unter.
Danke, ich seh das genauso. Aber ich sehe gar nicht, welche gesellschaftliche Kraft oder Gruppe das tun soll. Es sind alle entweder in Panik oder wie gelähmt.
Na es gibt ebenso „klare“ Antworten wie auf die Frage nach den Ursachen des Klimawandels: Auch dort gibt es nicht den zweifellosen, endgueltigen Beweis, dass er menschengemacht ist, aber genuegend Indizien dafuer. Genug, dass man die Erkenntnisse zur Grundlage politischen Handelns nimmt.
Bei der Frage Nature/Nurture kommt man, je nach Bereich, zu aehnlich klaren, indiziengestuetzten Antworten. Kann da waermstens die Brainwash-Reihe empfehlen sowie Steven Pinker: The Blank Slate.
Ich bin kein Klima-Experte, aber da hat man schon klare Daten in der Hand: Der Anstieg der CO2-Konz. ist unzweifelhaft, der Zusammenhang v CO2 und Erwärmung ist unzweifelhaft. Fraglich sind dann wohl eher die genauen Modelle und Zeithorizonte. Aber das führt jetzt vom Thema weg.
Zurück zur Genetik des Verhaltens: Am ehesten hat man vielleicht Daten, was Unterschiede zwischen den Geschlechtern angeht. Aber zwischen Ethnien? Abgesehen davon, dass es sowieso schwer ist, menschl. Populationen genetisch abzugrenzen: wie will man solche Studien praktisch durchführen? Schon bei multi-faktoriellen Krankheiten schlingern die Humangenetiker, bei einem extrem komplexen, Umwelt-abhängigen Merkmal wie „Fortpflanzungsverhalten“ wüsste ich noch nicht mal, wie man da eine vernünftige genet. Studie designen könnte.
Und Brynja erklärt ja auch sehr gut, wieso eigentlich schon jetzt klar ist, dass beim Verhaltensmerkmal „Kinderzahl“ sozio-ökonom. Faktoren jegliche möglicherweise im Hintergrund vorhandene genet. Unterschiede an die Wand spielen.
Letzten Sonntag war ich auf einem örtlichen Weihnachtsmarkt. Dort gab es einen Stand des „BUND-NATURSCHUTZ“. Ich wurde als „Vorbeilaufender“ auf die CO2-Problematik auf unserer Welt angesprochen.
Ich dachte so bei mir… da bist Du gerade an den Richtigen gekommen.
Meine Frage an den BUND-Vertreter (ca. 28.-30J):
„Wie hoch ist denn der CO2-Anteil in der Luft?“
Seine Antwort: „Hoch! Sehr hoch! Viel zu hoch!“
Ich: „Wie hoch denn?“ – „Wieviel Prozent?“
Er: „Weiß ich nicht!“
Aha, dachte ich… ein wahrer Kenner!
Ich fragte also weiter: „Was ist denn sonst noch in der Luft?“
Er: „Sauerstoff!!!“
Ich: „Richtig! Und wieviel Prozent?“
„Weiß ich nicht!“ war seine Antwort.
Ich erklärte ihm, dass es wohl so um die 21% sind. Es erschien ihm plausibel.
Ich weiter: „Welche Gase sind denn sonst noch in der Luft enthalten?“
Kopfschütteln…. Schulterzucken…
Ich: „Edelgase! Argon, Xenon, Neon, Krypton…! Schon mal gehört? Die machen aber in Summe nur ein knappes Prozent aus!“
Nachdenkliches Staunen.
Ich wiederholte meine letzte Frage…
Wieder (inzwischen genervtes) Schulterzucken und Augenverdrehen…
Ich: „Schon mal was von Stickstoff gehört?“
„Ach ja, stimmt… Stickstoff!!! Ja, den haben wir auch in der Luft!“
Ich: „Und? Wieviel Prozent?“
Er: Wieder Schulterzucken. Ich spürte, dass er genug hatte von mir. Ich ließ aber nicht locker, erläuterte ihm, dass es ca. 78% wären. Seine in der linken Hand gehaltenen Flyer sanken immer tiefer.
Er, nach kurzem Kopfrechnen (gefühlte 60s „smile“-Emoticon : „ Das kann nicht stimmen, das glaube ich Ihnen nicht, weil dann ja für CO2 nichts mehr übrig bleibt!!!“
Ich: „Eben! Sie haben Recht! Zumindest fast!!! Es sind nämlich nur 0,038% CO2 in unserer Atemluft!
Das glaubte er mir einfach nicht und ließ mich stehen.
Wer weiter rechnen möchte:
Wir haben 0,038% CO2 in der Luft. Davon produziert die Natur selbst etwa 96%.
Den Rest, also 4%, der Mensch. Das sind 4% von 0,038%, also 0,00152%.
Der Anteil von Deutschland ist hieran 3,1%.
Somit beeinflusst Deutschland mit 0,0004712% das CO2 in der Luft.
Damit wollen wir die Führungsrolle in der Welt übernehmen, was uns jährlich an Steuern und Belastungen etwa 50 Milliarden Euro kostet.
Einfach mal drüber nachdenken…
Schönen Abend noch!
Ich schalte den Kommentar jetzt mal frei, aber ich fänd’s gut, wenn wir eher enger am ursprünglichen Thema dranblieben.
Super !
„Allein diese Beispiele zeigen, dass die Frage nach genetisch bedingten Unterschieden zwischen Ethnien noch nicht per se heikel ist“
Wirklich nicht? Ich frage als biologischer Laie-lassen sich Ethnien tatsächlich trennscharf anhand genetischer Unterschiede bestimmen?
Also, da würde ich zwei Sachen unterscheiden:
1) Sind Unterschiede nur echt sind bzw. nur relevant, wenn sie trennscharf sind? Ich finde: Nein. Auch unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten können ja durchaus wichtige Informationen sein. Wäre ich verletzt und hätte die Blutgruppe B+ finde ich möglicherweise schneller einen Blutspender, wenn ich weiß, dass diese Blutgruppe unter Portugiesen viel weniger verbreitet ist (6,6% der Bevölkerung) als unter Philippinos (25% der Bevölkerung). Und für die Diagnose einer Krankheit bei mir kann auch relevant sein, dass Gesundheitsrisiken unterschiedlich verteilt sein können, je nachdem wo meine Vorfahren herkommen. Würde meine Ärztin bei mir eine Anämie feststellen, wäre Sichelzellanämie aufgrund meiner nordeuropäischen Herkunft sicher nicht das erste, was sie testen lassen würde. Es wäre zwar durchaus möglich, dass ich diese Mutation trage, aber viel wahrscheinlicher ist, dass eine Anämie bei mir andere Ursachen hat. Kämen meine Vorfahren aus Westafrika wäre es von Ärzten dagegen ein unverständliches Versäumnis, nicht zuerst auch an die Sichelzellkrankheit als mögliche Ursache zu denken.
2) Wir müssen meiner Meinung nach streng unterscheiden zwischen den reinen Fakten zu genetisch bedingten Unterschieden und den Ideologien, die diese Fakten wertend deuten um zu diskriminieren. Untersuchungsergebnisse zur Verteilung von Blutgruppen in unterschiedlichen Ländern sind in unseren Augen ja z.B. völlig neutral, in Japan dagegen gibt es eine diskriminierende Charakterlehre, die Menschen je nach Blutgruppe psychische Eigenschaften zuschreibt. Bestimmte Blutgruppen gelten danach als besser als andere. Kinder mit Blutgruppen, die als minderwertig gelten, werden gehänselt und kann sogar dazu führen, dass sie später schlechtere Chancen haben – sowohl auf dem Heirats- als auch auf dem Arbeitsmarkt. Aber wo liegt dabei der Fehler? Dass wir überhaupt von genetischen Unterschieden beim Blut wissen? Dass wir diese weiter erforschen? Dass die einzelnen Leute ihre Blutgruppe kennen? Oder vielleicht doch einfach nur im Erfolg dieser hanebüchenen, pseudowissenschaftlichen, diskriminierenden Ideologie, die ein gewisser Furukawa Takeji in den 1920ern erfolgreich daraus strickte? Ich persönlich sage: der Fehler liegt allein in der Ideologie.
Höchst überfälliger Ansatz, den Sie bei Gelegenheit bitte auch auf das Gender Mainstreaming erweitern.
Herrn Höcke mögen im Übrigen die von Ihnen unterstellten Motive lenken, ich weiß es nicht, dazu kenne ich ihn zu wenig. Man muss ihn nicht mögen, um gleichwohl zu erkennen, dass er nicht einer der gesellschaftspolitischen apokalyptischen Reiter ist, sondern Teil einer Entwicklung, die wir denen verdanken, die schon seit geraumer Zeit zunehmend panisch auf die AfD eindreschen, die genauso wenig Höcke ist wie umgekehrt Höcke die AfD.
Ich jedenfalls sehe im Bundestag nichts, was den Namen echte Opposition verdiente.
Die völlig verhunzte Entwicklung des Euro (ich erwähne nur Klaus-PeterWillschs ebenso sachkundige wie atemberaubende Abrechnung mit Frau Merkel) und die Steuerlosigkeit in Sachen Einwanderung trifft nur außerhalb des Parlaments auf echten Widerstand.
An wen also sollen sich die wenden, die Kopf und Geldbeutel für diese Geisterfahrten hinzuhalten haben?
Bleibt aktuell nur die AfD, die – ich wiederhole mich – nicht Höcke ist, so wie ein wesentlicher, dank Frau Merkel und der Umfaller von der FDP politisch heimatlos gewordener Teil der aktuellen Unterstützer der AfD nicht jede der Äußerungen, die aus Kreisen der AfD kommen, wirklich goutieren.
Haben Sie also etwas Vertrauen in Ihre bundesdeutschen Mitbürger. Die sind m. E. zu recht irritiert und verstört angesichts der Merkel´schen Ausflüge in die politischen und kulturellen Nebelbänke, sie sind aber nicht rassistisch oder warten auf das Vierte Reich. Zu viele Wahlergebnisse speziell der rechten Rattenfänger haben das belegt.
Ansonsten teile ich Ihre Auskeilerei nach rechts und links absolut.
Mein Herz schlägt ja links. Mit einem guten Schuss liberalem Denken drin. Und einem Respekt vor konservativen Werten. Mit allem rechts davon kann ich so gar nichts anfangen. Aber ich meine, dass wir zumindest das Interesse an einer freien und offenen Diskussion teilen. Und die Ablehnung beider extremen Ränder. Und das ist ja schon mal was. Ich wünsche mir für mein eigenes Lager, dass die Tabu-Verkrustungen, die die Debatte so vieler Themen unmöglich macht, sich etwas löst. Das ist für mich die immer drohende Gefahr des linken Spektrums, die Entstehung von so Gedankenpolizei-Attitüden, die alles lähmen. Wenn ich das richtig verstehe, wünschen sie sich für ihre Seite auch, dass sie bewusst ihren Dämonen entsagt. Das kann ich würdigen – auch wenn ich für die AfD – wie gesagt – nichts übrig habe.
Ich begrüße Ihre abermalige Klar- und Offenheit, auch wenn ich nicht verstehen kann, wie man sich links ansiedeln kann. Aber nun gut, ein jeder nach seiner Facon, ein wunderbares Wort, das aber leider gerade aus den von Ihnen entwaffend ehrlich mit „Gedankenpolizei-Attitüden“ beschriebenen Gründen völlig aus der Mode gekommen ist. Ich habe Folgendes gerade bei Nicolaus Fest gelesen und ehe ich mir hier einen abbreche, zitiere ich ihn einfach, denn er benennt eines der wirklichen Übel der Zeit, unter dem speziell ich leide und das ich für ganz wesentlich für die zunehmende Brutalität im Diskurs halte. Ohne hier eine Diskussion über Henne und Ei aufmachen zu wollen, konstatiere ich doch, dass die Entwicklung ausgelöst wurde durch Leute, die sich zwar selbst nicht als links bezeichnen würden, gleichwohl so handeln:
„… Seinen tieferen Grund hat dieser Niedergang der öffentlichen Debatte vor allem in der Verwischung der Begrifflichkeiten, in der Herrschaft der Amöbenwörter, also all jener konturlosen Begriffe, die gerade wegen ihrer Unschärfe nichts mehr bedeuten. So ist man im Zustand des Babeltums. Zwar spricht oder schreibt jeder vordergründig Deutsch, aber eine Verständigung ist dennoch ausgeschlossen. Auch das ein Zeichen kommender Konflikte.
Amöbenwörter gibt es ohne Ende, aktuell sind es vor allem rechtsextrem und rechtsradikal. Einen definitorischen Sinn haben diese Einordnungen, die ja nicht steigerungsfähig sind, nur dort, wo sie klar antidemokratische oder antiparlamentarische Positionen bezeichnen; alles andere ist zulässiger Konservatismus. Dennoch in vielen Kommentare wie selbstverständlich die Einschätzung von Personen oder Parteien als rechtsextrem / rechtsradikal, obwohl selbst beim Front National die Einordnung inzwischen zweifelhaft scheint. Aber auch ‚Flüchtling’ ist ein Amöbenwort, ebenso Solidarität und Integration. Überall fehlt es an Ab- und Eingrenzung, die Begriff und benanntes Phänomen von anderem trennen. So wird alles qwerty: so ergiebig wie eine Diskussion über die Tastaturbelegung von Schreibmaschinen.
Einige Tage später meint ein kluger Kopf: Begriffliche Unschärfe sei fast immer ein Zeichen absichtsvoller Semantik. Man wolle Unschärfe, weil es nicht um Klarheit, sondern um Diskurs-Hoheit ginge. Der berühmte Dialog zwischen Alice und Humpty Dumpty: „Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“„Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“. „Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles.“ Der ‚herrschaftsfreie Diskurs’ als realitätsfernes Gerede – klarer ist das nie gefasst worden. Heute zu erleben in fast jeder Talkshow…“.
„Ich wünsche mir für mein eigenes Lager, dass die Tabu-Verkrustungen, die die Debatte so vieler Themen unmöglich macht, sich etwas löst. Das ist für mich die immer drohende Gefahr des linken Spektrums, die Entstehung von so Gedankenpolizei-Attitüden, die alles lähmen.“
Dem stimme ich komplett zu!
Tatsächlich werden die Aktionen vom linken politschen Rand immer aggressiver. Siehe,
http://www.n-tv.de/politik/Neue-Rechte-will-bei-Lichterkette-mitmischen-article16596451.html
Sagt Höcke denn, dass der Unterschied genetisch bedingt sei? An den Zitaten hier kann ich das nicht ablesen, meines Erachtens äußert er sich zu den Ursachen gar nicht:
http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/AfD-Hoeckes-Lehre-von-Menschentypen,hoeckeslehre100.html
Selbst wenn man zum Schluss kommt, dass das unterschiedliche Bevölkerungswachstum allein kulturell bedingt ist (was ich zB glaube), kann es doch sinnvoll sein, diese entsprechenden Strategien zu benennen. Das tun wir ja auch bei historischen Vergleichen unter Europäern, wenn wir das Reproduktionsverhalten zwischen heute und dem Mittelalter vergleichen.
Das scheint die UN anders zu sehen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/uno-prognose-so-entwickelt-sich-die-bevoelkerung-bis-2100-a-1046128.html
Doch, doch, er spricht explizit, dass die Evolution den Afrikanern einen anderen Fortpflanzungstyp beschert habe. Und evolvieren kann nur das, was genetisch ist.
Was das Bevölkerungswachstum angeht, ist das heute nicht mehr durch immer mehr Kinder verursacht, sondern durch immer höhere Lebenserwartung. Es profitiert heute einfach zunehmend unsere gesamte Art von den Segnungen der Zivilisation. Kann man sich alles in diesen Gapminder-Visualisierungen anschauen. Das ist ganz faszinierend.
Wie gesagt, gibt nur noch ein paar ganz wenige Länder, bei denen die Kinderzahl pro Frau noch relativ hoch ist. Niger ist der Spitzenreiter. Der Punkt ist aber, dass Nigers Zahlen inzwischen die einsame Ausnahme sind und nicht mehr die Regel.
Hast Du dieses Zitat von ihm vorliegen?
Auch wenn die Kinderzahl pro Frau am Sinken sein mag, sie ist immer noch weit höher als in Europa. Man könnte sagen: Die höhere Lebenserwartung wirkt schneller als sich die Kultur des Viele-Kinder-Kriegens ändert. Somit bleibt der von der UN berechnete Fakt, dass die Bevölkerung in Afrika von 1 auf 4 Milliarden im Jahr 2100 steigen wird.
Ja, die kenn ich. Sind super. 🙂
Ja, auf die Evolution bezieht er sich gleich am Anfang des Teils, mit dem auch die Panorama-Ausschnitte beginnen: http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/AfD-Hoeckes-Lehre-von-Menschentypen,hoeckeslehre100.html
Ja, die Bevölkerung in Afrika steigt. Aber nicht aus den Gründen, die Höcke anführt. Er sagte, sie steigt, weil die Menschen in Afrika mehr und mehr Kinder kriegen würden. Und das stimmt nicht. Vielmehr sinkt auch in Afrika die Zahl der Kinder pro Frau.
Ja, die Kinderzahlen pro Frau sind in Afrika weltweit trotzdem noch die höchsten. Das stimmt. Aber die Ursache dafür sind keine riesigen genetischen Unterschied, wie Höcke sie verantwortlich gemacht hatte. Das zeigt schon allein der Blick auf die historischen Zahlen der Kinder pro Frau.
Spitzenreiter im Kinderreichtum war im Jahre 1800 kein afrikanisches Land, sondern die Länder Ukraine, Armenien, Georgien und Aserbaidschan mit 7,5 – 8,1 Kinder pro Durchschnittsfrau. Am wenigsten hatte Dänemark mit 4 Kindern pro Frau. Die größte Spreizung gab es damals also innerhalb von Eurasien zwischen zwei Ländern, die heute genau gleiche Werte haben von 1,9 pro Frau.
Deswegen: Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im jeweiligen Land bestimmen sehr stark, wie sich die Menschen fortpflanzen. Es gibt für mich keinen Grund anzunehmen, dass Afrika nicht die gleiche Entwicklung – nur zeitversetzt – durchmacht. Ja, seine Bevölkerung wird noch anwachsen. Aber nur in einer Übergangszeit.
Vielen Dank Frau Adam-Radmanic für diese wertvolle, sachliche Einlassung!
So sollte die Argumentation für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema aussehen. Ich stimme zu, dass die rein auf biologischen Erkenntnissen basierende Argumentation von Herrn Höcke seine Schlussfolgerung nicht zulässt. Anhand der von Ihnen dargelegten Fakten Herrn Höcke nun als Rassisten zu qualifizieren, halte ich allerdings für nicht angebracht.
Wir sollten bedenken, dass alle politischen Parteien zunehmend unscharf, bis hin zur Unsachlichkeit, argumentieren und verallgemeinern. Insofern bin ich der Meinung, dass der Vorwurf des Rassismus, in einem so umfassenden und sachlich-abwägenden Artikel wie Ihrem nicht angebracht ist. In einer bereits sehr komplexen Welt ist es aus meiner Sicht sehr notwendig sich auf einer rein sachlichen Argumentationsebene aus zu tauschen.
Auch im Hinblick auf eine vorhersehbare weitere politische Polarisierung möchte ich Sie einladen sich auf unserer Faktencheckplattform WikiReal.org ein zu bringen und würde mich über ihre Kontaktaufnahme freuen.
Zur Anregung anbei folgender Ausschnitt aus einem Gespräch mit dem Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen und Professor für Sozialpädagogik Gunnar Heinsohn,
Gunnar Heinsohn – Die Jugendblase (Söhne und Weltmacht)
https://www.youtube.com/watch?v=GWq01af0104
Ich bin sehr für Sachlichkeit und für offenen Dialog, aber eben auch dafür, dass man politisch-moralisch genau weiß, wo man steht. Und ich kann Höckes Worte nicht so harmlos sehen wie Sie. Ihre Links werde ich bei Gelegenheit mal checken. Im Moment ist zu wenig Zeit.
Danke für ihre Antwort. „harmlos“ ist ein seltsames Wort. Es bezieht sich wohl auf den selben Ursprung wie das englische „to harm“. Insofern haben sie wohl recht, im Wortsinne ist es nicht mein Anliegen Herrn Höcke an zu greifen. a) Weil es nichts zu einer inhaltlichen Klärung des Themas beiträgt und b) Wir uns höchstens einen Teilaspekt seiner Motivation erschließen können.
In Bezug auf eine lösungsorientierte Debatte ist die politische Einteilung in links und rechts ein großes Grundübel. Es ist quasi die Gewähr dafür, dass Abgrenzung auf einer Ebene statt findet auf der sie Lösungen verhindert.
Ich selbst hätte mich vor einigen Jahren noch als politisch links-liberal stehend eingeordnet. Mittlerweile halte ich es für notwendig das „links“ mit „humanistisch“ zu ersetzen. Als dritter Parameter steht die Aufklärung.
Zum kulturellen Aspekt des Themas Zuwanderung schauen sie sich bitte das Video mit Gunnar Heinsohn an. Die von ihm genannten Aspekte spielen bei ihrer Betrachtung als Biologin keine Rolle. Das ist kein Vorwurf, es ist natürlich vollkommen, dass sie sich in ihrem Beitrag auf ihr fachliches Wissen beziehen.
Hier werden 2 nebensächliche Sätze von Höcke aus einem privaten Seminar auf die Goldwaage gelegt. Das Gerede von Totalitarismus ist völlig überzogen. Ferner stimmen manche Fakten mit mir bekannten nicht überein: die afrikanischen Geburtenraten übertreffen etwa die nahöstlichen bei weitem, fallen viel langsamer, sind weitgehend vom Rest der Menschheit abgekoppelt. k- und r-Strategie kann man weiter auffassen als menschliche Verhaltensweisen, die teilweise biologisch bedingt sein könnten. Es gibt ja Abweichungen bei Hormonen, im Sozialverhalten und etwa laut den Forschungen von Philippe Rushton u.a. noch bei viel mehr. Besonders dramatisch ist, dass seit der industriellen Revolution die Korrelation zwischen sozialem Erfolg und Fortpflanzungserfolg immer mehr eine negative geworden ist. Das ist für viele politische Debatten und besonders die migrationspolitische höchst relevant, wird aber von wahrheitssscheuen Medien und Politikern beschwiegen. Unsere Welt wird zunehmend eine malthusianische, meint auch Fukuyama, aber die Politik kompensiert ihre Scheu vor dem eigentlichen Umweltdrama mit Klima-Aktionismus.
Jeder muss selbst wissen, wie er zu Höcke steht. Und was er glauben möchte. Aber welche Fakten man gelten lässt und welche nicht, haben immer auch mit der ideologischen Brille zu tun, die man auf hat. Haben Sie sich die Gapminder-Seite mal angeschaut? Hab auch geschrieben, dass der weltweite Trend in Subsahara-Afrika erst seit den 80ern zu Verringerung der Kinderzahlen führt. Überall anders früher. Ist also wahrscheinlich nur zeitlich versetzt. Für mich sieht alles nach hauptsächlich sozioökonomischem Einfluss aus. Aber klar könnte Genetik auf eine kleine Rolle spielen. Mal sehen. Rushtons Fragen werden ja in Evolutionärer Psychologie weiter erforscht. Was da in den nächsten Jahrzehnten so rauskommt. Hab übrigens letztens einen schönen Artikel bei Novo-Argumente gelesen, warum Indien Malthus widerlegt: http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0002615
„Aber welche Fakten man gelten lässt und welche nicht, haben immer auch mit der ideologischen Brille zu tun, die man auf hat. “ Ergänzung: „…und derer man sich nur in Teilen überhaupt bewusst ist.“
Deshalb haben wir mit WikiReal eine Plattform geschaffen auf der Fakten die auf unterschiedlichen Sichtweisen beruhen ausgewertet werden. Ein wichtiger Punkt in der Lösungsfindung ist, dass sich vermeintlich widersprechende Fakten nebeneinander stehen können. Weiteres siehe, http://wikireal.info/wiki/Methoden
Es gibt wohl eine Widerlegung im engeren und weiteren Sinn. Wesentlich ist laut Fukuyama, dass die Zeiten, in der die Industrialisierung eine starke Nachfrage nach Arbeitsplätzen für Geringbefähigte erzeugte, vorbei sind. Europa konnte demnach im 19. Jhd dem düsteren Szenario von Malthus nur dadurch ein Schnippchen schlagen, dass seine die ganze Welt beliefernde technisch überlegene Industrie mit der proletarischen Geburtenexplosion Schritt halten konnte. Es war eine einmalige Blase. In Asien gab es noch einmal am Ende des 20. Jhd eine zweite etwas kleinere Blase. In Afrika kann es die für die untereste Milliarde laut Collier (The Bottom Billion) nicht mehr geben. Die Ergebnisse kann man schon jetzt sehen, auch im arabischen Frühling. Heinsohn erklärt diese Mechanismen auch gerne.
Nicht alle Details der Vorhersagen von Malthus müssen zutreffen, damit er im weiteren Sinne Recht hat. Wir kommen in soweit in die malthusianische Zeit, wie die Industrialisierung keine Proletariatsarbeitsplätze mehr erzeugt und wie in Afrika der Zug für eine auf Lohndifferenz basierende Industrialisierungswelle sowieso abgefahren ist.
Die Forschungen, über die etwa Gregory Clarke und Charles Murray berichten, deuten darauf hin, dass das soziale Umfeld auf den sozialen Erfolg nur minimale Auswirkungen und das vor allem negativer Art hat. D.h. positive Förderung bringt im Schnitt sehr wenig, und die Erfolgspotenziale der Menschen bewegen sich von Generation zu Generation hauptsächlich erblich bedingt in kleinen Schritten auf ein Mittelmaß der jeweiligen endogamen Bevölkerungsgruppe hin. All das sind schockierende Erkenntnisse, die über das hinaus gehen, was der hier vielleicht unzureichend informierte Höcke in jenem informellen Seminar etwas unvorsichtig in den Raum stellte.
Haben Sie zu diesen Thesen Links und Literaturhinweise?
Hmmh, ist für mich alles so ne Synthese aus Jahren des Lesens und Nachdenkens über verschiedene Themen. Hab mich immer mal wieder mit Rassenhygiene und den Lyssenko-Auswüchsen beschäftigt. Aktuell auch mal wieder für einen Laborjournal-Artikel, wo’s um Forschung ging, die ein Eugeniker nicht veröffentlichte, weil sie nicht zur Ideologie passte: http://www.laborjournal.de/editorials/996.lasso und für das Thema, was ich dann für web.de zu „schlechten Genen“ geschrieben habe, hab ich mich gefragt, wie wir heute mit diesen Konzepten Gen/Umwelt umgehen http://web.de/magazine/wissen/blog/brynja-adam-radmanic/schlechte-gene-31164840. An Hintergrundlektüre hat mich jetzt aktuell dazu eine vergleichende Darstellung der Eugenik in Deutschland, Russland und den USA beeindruckt wie sie in diesem Buch beschrieben ist: Autarkie und Ostexpansion: Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus https://books.google.de/books?id=1DqS5a5A8JkC Aber ich merke allgemein, wie die heutige Beschäftigung mit dieser Zeit für mich ganz anders ist als früher, weil ich in den letzten Jahren sehr intensiv versucht hab meine eigene Haltungen zu finden zu allem, was mir wichtig ist. Erst vor kurzem hab ich zu vielem, was mich da schon länger beschäftigt, ein sehr empfehlenswertes Buch gelesen (das hier auch schon erwähnt wurde), was wirklich ganz viel auf den Punkt bringt: Steven Pinker: The Blank Slate – The Modern Denial of Human Nature https://books.google.de/books?id=G3_UAeo8Dh0C Gibt’s auch auf deutsch. Das unbeschriebene Blatt : Die moderne Leugnung der menschlichen Natur. Ja, könnte jetzt noch ganz viel über Anderes schreiben, aber denke, das sind beides vielleicht die aktuell intensivsten Einflüsse gewesen.
„… gehört es zum linken Rand, die Bedeutung der Genetik komplett zu leugnen.“ – Ist das wirklich so? Wie definierst Du denn diesen „linken Rand“?
Ja, die Leugnung davon, dass Gene menschliches Verhalten beeinflussen, ist nach meiner Beobachtung eines der stabilsten gemeinsamen Merkmale zwischen alten Extremlinken und denen neuen Typs. Heute wird das natürlich nicht mehr kommunistisch begründet, sondern irgendwie postmodern. Raus kommt aber das Gleiche.
Eine sehr ausführliche fachliche Auseinandersetzung auch hier: http://campus.nzz.ch/science-blog/stoppen-wir-luegende-politiker
Was bei der Bewertung seiner Rede aber regelmäßig übersehen wird ist die Tatsache, dass Höckes Überlegungen selbstwidersprüchlich sind.
Denn einerseits implizieren die Begriffe „Evolution“ und „phylogenetisch“ zwar eine genetische Fundierung der unterschiedlichen Reproduktionsraten.
Andererseits hat er aber seine Forderung nach Grenzschließung (die ich übrigens teile, wobei mir allerdings bewusst ist, dass die überwiegende Zahl der hier grade einwandernden Völker keine Afrikaner sind) mit der Erwartung einer dämpfenden Wirkung auf die afrikanische Geburtenrate begründet.
Und eine solche Rückkoppelung (die ohnehin bereits aufgrund der Zahlenverhältnissen auszuschließen ist) kann es ja nur auf nicht-genetisch festgelegte Verhaltensweisen geben.
Ja, das ist auch so ein Aspekt. Da legt er die andere Platte auf. Nach dem Motto „Die Härte, die ich dir aus (meinen) Gründen zumute, ist sicher auch gut für dich. Mal überlegen. Ja, sie erzieht dich zum Richtigen. Zu Mäßigung und harter Arbeit.“ Beliebte Rationalisierung von egoistischen Entscheidungen, die nicht egoistisch scheinen sollen. Ob diese Platte und die davor inhaltlich zusammenpassen kann ihm wahrscheinlich egal sein, solange das Publikum es abgenickt, weil’s ihnen alles irgendwie plausibel erscheint.
Ach ja, der Blogpost bei Plazeboalarm heute ist auch sehr gut:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/gastbeitrag-hoeckes-rassismus-ist-bloedsinn/?all=1
@ H. Pilch: “ K- und r-Strategie kann man weiter auffassen als menschliche Verhaltensweisen, die teilweise biologisch bedingt sein könnten.“
Nein, kann man nicht. Es sei denn man sagt ausdrücklich dazu, dass man es so meint. Benutzt man diese präzisen Fachbegriffe aber ohne weitere Erläuterung, so muss man davon ausgehen, dass sie so gemeint sind, wie sie ursprünglich definiert wurden – siehe Brynjas Beitrag.
Der Beitrag von Höcke ist jedenfalls nicht nur rassistisch im weiteren, umgangssprachlichen Sinne („irgendwie fremdenfeindlich“), sondern geradezu lupenrein rassistisch im engeren Wortsinn, dass eine ideologisierte Rassentheorie dahintersteckt.
Danke, Hans, sehe beides genau so. Wichtige Deutlichmachung!
Sie legen hier wieder Worte aus ein paar Nebenbemerkungen einer intern in einem Seminar gehaltenen Rede auf die Goldwaage. Eine seltsame Mischung aus nüchternem Fakten-Check und politischer Kampagne.
Ich sehe ein Problem: War der Rasse-Begriff der Nazis wirklich ein biologischer oder nicht vielmehr ein politisch-religiöser? Den Juden wurde, so weit ich weiß, nicht vorgeworfen, die falschen Gene zu haben, sondern keine Seele zu haben. Als Biologe verwende ich den Begriff „Rasse“ gar nicht mehr.
Antisemitismus hat natürlich eine lange Vorgeschichte und wurde immer wieder anders begründet/gerechtfertigt. Denke da liefen damals sicher munter alte Begründungen neben neuen.
Ich verwende Rasse aber auch nicht. Da schwingt viel zu viel mit, was über die ethnischen Unterschiede selbst hinaus geht.
Hat es wirklich mit Biologie zu tun, dass Sie bei Menschen den Begriff „Rasse“ nicht verwenden? Wenn man Nicholas Wade (A Troublesom Inheritance, 2014) folgt, sind es wohl vor allem Anthropologen und politisch motivierte Leute, die diesen Begriff unbedingt aus dem Verkehr ziehen wollten. Neuere biologische Erkenntnisse scheinen hingegen seine grundsätzliche Brauchbarkeit zu bestätigen. Wobei es natürlich ein paar menschliche Besonderheiten gibt, die man zur Rechtfertigung heranziehen kann, wenn man ihn lieber nicht verwenden will.
Im Biologiestudium ist der Mensch kaum Thema. Und bei Tieren & Pflanzen geht’s meist um Arten, Populationen und so. Wüsste also nicht, wo mir da Rasse begegnet wäre. Ist allerdings jetzt auch schon lange her. Aber was ich sagen will: Sie haben recht, dass ich das nicht als Biologin entschieden habe. Eher als Bürgerin dieses Landes mit seiner schweren Vergangenheit, was diesen Rassebegriff angeht, würde ich sagen. Im Grunde wär’s wurscht wie man es nennt. Gibt halt gruppenbezogene Unterschiede nach Regionen, wo die Vorfahren evolvierten, wie eben Merkmale beim Aussehen. Da muss man halt irgendeinen Begriff für haben. Sowohl, wenn man’s im Alltag benennt, als auch, wenn man das erforscht.
Zum Thema „Gibt es menschl. Rassen im biol. Sinne“ empfehle ich diesen Artikel des Genetikers Adam Rutherford:
http://www.theguardian.com/science/2015/mar/01/racism-science-human-genomes-darwin
Histprisch gesehen haben Biologen , auch Darwin, diesen Begriff gebraucht. Aber:
„We now know that the way we talk about race has no scientific validity. There is no genetic basis that corresponds with any particular group of people, no essentialist DNA for black people or white people or anyone. This is not a hippy ideal, it’s a fact. There are genetic characteristics that associate with certain populations, but none of these is exclusive, nor correspond uniquely with any one group that might fit a racial epithet.“
Und:
“ We are too horny and mobile to have stuck to our own kind for very long.“
Essentialistisch ist hier für mich das entscheidende Wort. Es gibt Rasse/Ethnie oder wie immer man es nennen mag nicht, wenn man darunter eine ganz eindeutige Identität versteht, die durch eine Essenz präsentiert wird in Form einer Gruppe von Genen.
Aber, wenn man unter Rassen/Ethnien eben was versteht, was eher durch Wahrscheinlichkeit bestimmter Gene und bestimmter Merkmale bestimmt wird, dann gibt es sie doch.
Das Problem ist ganz ähnlich wie das der Geschlechter. Die essentialistische Idee von Geschlecht ist Quatsch. Also wenn du meinst, es gebe Eigenschaften, die nur Männer und Eigenschaften, die nur Frauen haben. Oder andersrum, dass richtige Männer so sind und richtige Frauen so. Wir sind alle in manchen Dingen geschlechtstypischen und in anderen überhaupt nicht. Trotzdem leben die allermeisten von uns mit einem bestimmten Geschlecht. Weil das Konzept auch in dieser ausgefransten, nicht-essentialistischen Form Sinn macht.
So sehe ich das jedenfalls inzwischen.
Es sind vor allem Rassisten, die natürlich keine politisch motivierten Leute sein können, nicht? die diesen Begriff unbedingt im Verkehr halten wollen.
Erst kommt das Bestreben, das Reden und somit letztlich Denken über unbequeme Sachverhalte zu verhindern, dann die Gegenwehr derer, die eben doch darüber reden wollen. Ob mit dem Wort „Rasse“ oder einem anderen ist letztlich egal. Den Unwortjägern geht es nicht um ein Wort sondern um Kommunikationsverhinderung.
Aber wir kommunizieren doch, oder?
Ein schöner, wirklich fundierter Beitrag zum ideologisch getriggerten Mißbrauch der Biologie. Allerdings bietet Höcke die gleiche Angriffsfläche der Unbelesenheit wie ~ 95% unserer Zeitgenossen.
Was mich am Artikel und einigen Kommentaren sowie im öffentlichen Diskurs etwas stört: der Begriff „Rassismus“ und sein Adjektiv.
Der Biologe verwendet „Rasse“ überhaupt nicht, weil der Begriff keine taxonomische Entität darstellt. Der Begriff entstammt der Tierzucht und ist u. a. durch gerichtete Gattenwahl definiert. (In der Pflanzenzucht sprechen wir von „Sorten“.)
Daraus folgt, daß es nun mal keine menschlichen „Rassen“ geben kann, selbst wenn „race“ im Englischen im Sprachgebrauch ist.
Selbst den Anspruch auf Subspezies erfüllen Europäer, Afrikaner und Asiaten nicht.
Äh, zu Lenin dürten wir aber zurückkehren wollen??
Typisch linker Denkfehler: Hitler und Stalin parallel zu setzen. Mit Lenin fing der Irrsinn an — 9 Millionen Tote im russischen Bürgerkrieg der 20er Jahre!!
Also, wenn Biologen über Kultur (bzw. Geschichte) dozieren: wird’s wackelig.
Gibt es Leute, die sich da besser auskennen? Sicherlich. Mein Einstiegspunkt ist halt immer die Biologie. Und da fängt der Irrsinn halt mit Stalin an. Lyssenko ist sein Ziehkind und hat die russische Biologie für Jahrzehnte geschädigt.
Leider hat die Autorin mit ihrer schönen ‚links-rechts-umgekehrt‘-Theorie unrecht. Denn in beiden Diktaturen war Biologismus vorherrschend (das lag hier am völkischen Rassismus und dort am dialektischen Materialismus). Und auch die ‚Verursachung durch Gene vs. durch Kultur‘ ist mir wesentlich zu unscharf. Sonst ein sehr guter Artikel.
@Sabine: Ebenso wacklig wird es, wenn Nichtnaturwissenschaftler über Naturwissenschaften dozieren.
Dieser Widerspruch scheint bestehen zu bleiben, auch wenn zuweilen Bewegungen aufeinander zu versucht werden. Die erkenntnistheoretischen Ansätze sind eben doch zu unterschiedlich.
Um naturwissenschaftliches Denken besser verstehen zu können: Karl Popper lesen!
Lenin war sicher einer der Wegbereiter des internationalen Sozialismus, den er ab 1918 in Rußland mit aller Brutalität praktisch durchsetzte.
Dennoch sind Stalin (ab 1924/25) und Hitler als Zeitgenossen Repräsentanten einerseits des internationalen, anderseits des nationalen, was durchaus eine gemeinsame Betrachtung in dieser Epoche erlaubt.
P.S.: Auch wenn ich Biologe (i. R.) bin, habe ich in meinem Leben einige, völlig andere Baustellen beackert. Sowas geht auch.
@bry: Lyssenko war nicht der letzte, der Wissenschaft gegenüber politisch-ideologischen „Erfordernissen“ prostituierte. Es zieht sich bis in die Gegenwart hin …
Hmm, hier hat sich ein Biologe in seiner eigenen Disziplin verrannt. Hecke sagte afaik lediglich, das „in Afrika“ die Menschen (statistisch) mehr Nachwuchs produzieren und zur Reproduktion eine andere Einstellung haben als (statistisch) Europäer.
Meine jahrzehntelangen persönlichen Erfahrungen in Afrika wie in Europa decken sich mit dieser Feststellung – und die Statistiken wohl ebenso. Dabei bin ich (ebenso wie wohl auch Hecke) weder Biologe noch Ethnologe oder Soziologe.
Welche Motivation (oder ob) jeweils dahinter steht, ließ er weithin offen. Er nannte es wohl „lebensbejahend / verneinend“ – was er damit meinte bzw meinte zu meinen, erschließt sich mir nur als Ahnung. Unabhängig davon stehen wir den Folgen der „Landnahme“ durch die Bevölkerungsexplosion gegenüber, die hier durch die Staatsreligion in „Klimaflucht“ umgedeutet wurde. Längst überholte, ressourcenineffiziente Kulturen stehen einer Bevölkerungsexplosion durch importierten Fortschritt gegenüber, welche zu schwersten Verwerfungen in Afrika führt – daran ist weder das Klima noch irgend ein Rassismus schuld.
Bewohner Afrikas sind weder eine Rasse noch bezog sich die Aussage auf eine Ethnie, sondern lediglich Bewohner eines Gebietes bzw. Staatsbürger eines Staatenbundes. Von „Rassismus“ kann demnach nicht nur nach der Rassentheorie, sondern auch nach der aktuellsten Ausweitung des Begriffes „Rassismus“, der mit dem „Rasse“nbegriff eh längst nichts mehr gemein hat – die Rede sein.
Wie gesagt: Höcke sprach davon, dass die Evolution den Afrikanern einen anderen Fortpflanzungstyp beschert habe. Und Evolution heißt nun mal, dass Genetisches gemeint ist.
Haben Sie mal in die Gapminder-Visualisierungen reingesehen? Ich hab mir die Entwicklung vieler Werte angesehen und da so viel Positives entdeckt für unglaubliche Forschritte in den letzten Jahrzehnten, dass ich mich frage, ob die Quellen aus denen Sie ihre apokalyptischen Visionen vom Untergang ziehen, vielleicht veraltet oder übermaßig pessimistisch sind. Anders kann ich mir die Kluft gar nicht erklären.
@PW: Lenin als „Wegbereiter des internationalen Sozialismus“ — er war der Erfinder des Bolschewismus (russ. Bolschewiki), der mit dem Sozialismus europäischer Prägung nichts zu tun hatte. Hitler und Stalin als Weltbürgerkriegskombatenten sind szenisch nur die Ausführenden dessen, was Lenin auf die europäische Tagesordnung setzte!! Das entschuldigt nicht Hitler, mahnt die Linken jedoch das Phänomen ihrer Schande umfassend in den Blick zu bekommen.
@bry: Ein Beispiel: die Leiden-Faktor-Vier-Krankheit (kommt nur in Europa bei 25 % der Bevölkerung vor) ist eine biologische Sonderung, die genetisch verankert ist. Dennoch wurde sie kulturell (Sonderbedingungen nordeuropäischer Jägerkulturen: erhöhter Blutgerinnungsfaktor ist nützlich) im Genpool instatiert. Also sind Biologie (Genetik) und Kultur (als bio-sozialer, phylogenetischer Hebel) verschränkt!? Also unterscheiden sich Kulturen auch genetisch. Rassismus? Wohl nicht!?
Ich denke nicht, dass sich unsere Sichten ausschließen, auch wenn ich einen anderen Fokus setze. Und wie ich ausgeführt habe, halte ich die Frage nach genetischen Unterschieden zwischen menschlichen Gruppen noch nicht per se für Rassismus. Es gibt aber natürlich ein besonderes Interesse radikal rechter Kräfte an solchen Ergebnissen, um sich das rauszupicken was ihnen ideologisch in den Kram passt & ihrem Rassismus einen scheinbar wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Aber ein möglicher Missbrauch der Antworten darf kein Grund sein schon die Frage zu verteufeln, sonst müsste die Wissenschaft insgesamt ihren Betrieb ja einstellen.
Herzlichen Dank für diesen informativen Text!
Ich hätte aber ein paar Fragen, bzw. Einwände:
– Eine Ethnie ist doch keine biologische Einheit, eigentlich müßten Sie „Rasse“ sagen, womit auch die richtigen geschichtlichen Anknüpfungspunkte gegeben wären.
– Die Nazis hatten einerseits eine Rassenlehre und andererseits (!) waren sie Antisemiten. Beim Nachweis „arisch“ zu sein, durften Eltern- und Großelterngenerationen nicht Angehörige der jüdischen Religion gewesen sein. Die Rassisten in der Nazizeit, wie etwa der „Rassen-Günther“, haben niemals behauptet, daß die Juden eine „Rasse“ seien oder auch nur alle einer „Rasse“ angehörten. Der Antisemitismus ist mit nahezu allen „revolutionären“ = „linken“ Ideologien einhergegangen, ist eine Variante der Idee des Klassenkampfes (von der Reformation über Marx und Hitler bis zur RAF – heute tobt er sich in Deutschland im Internet vorallem auf den Seiten von Politikern der „Linken“ aus).
Schließlich ist davor zu warnen, von Höcke auf die AfD zu schließen. Wenn Höcke in den Medien so präsent ist, dann nicht, weil er repräsentativ für die AfD wäre, sondern genau umgekehrt, weil sich mit ihm so schön die Behauptungen über die AfD belegen lassen. Sollte er so mehr Gewicht in der AfD erhalten, wäre das Self fullfilling Provecy der Medien.
Wie ich schon in anderen Kommentaren zugegeben habe, wäre es natürlich grob vereinfachend, wolle man den Antisemitismus allein damit erklären. Er hat eine lange, sehr unrühmliche Geschichte. Der Hass bleibt gleich, nur die Begründungen für ihn wechseln. Und dass Linke auch ihre Gründe finden, ist mir mehr als bewusst. Unter den Nazis wurde er aber sehr wohl auch völkisch-rassistisch und damit genetisch begründet, siehe Blut- bzw. Rassenschande https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rassenschande
Wobei ich eben der Ansicht wäre, daß die Begründungen für die Bekämpfung von Juden gerade nicht wechseln und Linke nicht „auch“ ihre Gründe finden, sondern wir hier eben immer auf das Gleiche stoßen, egal ob es als „rechts“ oder „links“ bezeichnet wird.
Ich weiß schon, daß die Nazis von ihrer eigenen Judenverfolgung behauptet haben, sie sei rassistisch begründet und daß sie rassistische Schlagwörter benutzt haben.
Wenn wir dann aber eben anschauen, wie das „Blut“ nachgewiesen werden sollte, dann sind wir auf einmal bei der Religionszugehörigkeit:
„Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat.“[Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. – Vom 11. April 1933]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ariernachweis
So, wie Sie dem Rassismus auf den Grund gehen, so wäre es auch sinnvoll, dem „Revolutionismus“ auf den Grund zu gehen, sowie dem Konzept: „Unsere Kader sollen an die Stelle der bisherigen Verschwörer treten“, wobei eben oft erst die Kader die wirklich „verschwörerischen“ Strukturen aufbauen.
Naja, wie hätten die Nazis das „jüdische Blut“ denn sonst nachweisen sollen? Heute kann die Humangenetik anhand einer DNA-Probe feststellen, woher unsere Vorfahren kommen. Damals gab es dafür keine Methoden. Sie hatten also einfach schlicht nicht die Möglichkeiten, bei ihrem furchtbaren Treiben die Kriterien anzuwenden, die sie als die wichtigsten ansahen. Ich bin mir sehr sicher, dass die Nazis – hätten sie unsere heutigen Methodik gehabt – nicht mehr nach Religionszugehörigkeit gefragt hätten. Mögliche Opfer eines heutigen Genozids hätten also noch nicht mal die Möglichkeit mit gefälschten Papieren unterzutauchen. In meinen Augen ist das eine Tatsache, die mich frösteln macht und unsere moralische Pflicht nur noch erhöht, jede Art von Rassismus zu bekämpfen.
Oh nein, ohn nein – die Juden sind gar keine biologische Einheit (!!!), keine Rasse und auch keine andere biologische Einheit. Sie sind, wenn überhaupt ein Kompositvolk (sofern sie vor Ende der Nazizeit überhaupt als Volk angesehen werden können). Obwohl Konvertiten in dieser Religionsgemeinschaft nicht sofort alle Rechte haben, stammten nahezu alle mitteleuropäischen Juden zur Mitte des 20. Jahrhunderts von Konvertiten aus der Zeit nach der Vertreibung aus Palästina ab (wahrscheinlich ziemlich viele Kaukasier). Wenn es also in der Nazizeit möglich gewesen wäre, mit DNS-Tests die Rasse zu bestimmen, dann hätten die Nazis diese keinesfalls für ihre Ziele einsetzen können.
Die Gruppe der echten Rassisten (z.B. der bereits erwähnte „Rasse-Günther“) haben auch vor und in der Nazizeit darauf hingewiesen, daß die Ermordung der Juden und der Rassismus miteinander nicht vereinbar sind, daß die Ermordung der Juden das Etikett Rassisums völlig zu unrecht trug.
Die Ermordung der Juden war ein Klassenkampf pars pro toto und ist ideengeschichtlich dem revolutionären Denken (Reformation, 1789, Marx, Stalin….) zuzuordnen.
Der Rasse-Günther hat nach dem 2. Weltkrieg noch Auszeichnungen in den USA erhalten, weil es zugleich keine Verbindung seiner Theorien zum Mord an den Juden gab und er Rassist war (was damals in den USA noch von vielen geschätzt wurde).
Nein, natürlich sind nicht alle Juden eine biologische Einheit. Aber es gibt auf jeden Fall Ethnien innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, die genauso identifizierbar wären, wie meine isländische Herkunft es ist, sonst könnte man ihre Geschichte heute nicht mit genetischen Mitteln erforschen. Und das tut man ja.
Aber das ist gar nicht mein Punkt. Also zumindest nicht für mich.
Ich weiß, sie wollen darauf hinaus, dass der Antiseminismus auch für die Nazis nichts Völkisches war, sondern aus einer ideologisch linken Quelle stammte. Ich stimme Ihnen in sofern zu, dass es sicher eine Mischung war. Und dass das gerade auch die riesige Anziehungskraft des Nationalsozialismus ausmachte. Viel von der Argumentation gegen die Juden damals war eine, die auch bei heutigen Demonstrationen gegen TTIP nicht auffallen würde. Die die damaligen Linken auch ansprach. Weil Juden als Industrielle, Banker und überhaupt als Reiche dargestellt wurden, die andere Menschen ausbeuten. Ich weiß also genau, was Sie meinen. Und ich stimmen Ihnen zu, dass das auch einen großen Teil des damaligen Antisemitismus ausmachte. Aber ich bin nicht bei Ihnen, wenn sie sagen, dass es keinen völkischen Anteil gab. Nein, dafür ist auch dieser Teil der Ideologie zu oft verwendet und benutzt worden in der Propaganda.
Dieser Kommentar war eben an der falschen Stelle, tut mir leid!
Hier ein Zitat der Stiftung Weltbevölkerung vom 23.11.2014,
„Die Verteilung der Weltbevölkerung verglich die Stiftung mit einem Dorf, in dem 100 Menschen leben: 60 wären aus Asien, 15 aus Afrika und zehn aus Europa. Die Zahl der Dorfbewohner werde diesem Modell zufolge bis zum Jahr 2050 auf 134 Menschen steigen. Davon wären 33 Afrikaner, 73 Asiaten und zehn Europäer. Der Anteil der Europäer und Asiaten an der Weltbevölkerung wird damit voraussichtlich sinken, der Anteil der Afrikaner steigen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/weltbevoelkerung-103.html
Unabhängig davon in welchem Masse die Geburtenrate biologisch, ökonomisch, sozial, kulturell oder religiös bedingt ist, man muss davon ausgehen, dass sich die Geburtenrate bei Zugezogenen nicht sofort ändert. Gesellschaftlich gesehen ist dies anhand des Bildungsniveaus der aus Arabien und Afrika stammenden Menschen ökonomisch für das aufnehmende Land problematisch.
Ein Indikator bzgl. der Ursachen dafür, weshalb die Weltbevölkerung in Asien nur halb so stark wächst als in Afrika, sollte das Wohlstandsniveau sein. Ich habe hier einen Vergleich zwischen 4 asiatischen und afrikanischen Staaten gemacht. In diesem Vergleich lässt sich diese Korrelation allerdings nicht herleiten. Die afrikanischen Staaten haben bei ähnlichem Wohlstandsniveau deutlich höhere Geburtenraten.
https://docs.google.com/spreadsheets/d/1AzS4Yh681YmwOt_j50tF7nx2Tf3_Qf_pofcOJ8dHwwQ/edit?usp=sharing
Ok, Sie sagen also, dass jeder Zuzug von Menschen nach Deutschland ein Problem wäre, wenn ihre Geburtenrate höher ist als die der Bevölkerung, die hier schon lebt. Dann machen wir doch mal ein Gedankenexperiment: Nehmen Sie mich bzw. meine Mutter, die als Isländerin in den 70ern nach Deutschland kam. Die Geburtenrate in Island ist höher als in Deutschland. In meiner isländischen Verwandtschaft ist die Vermehrungsfreude deutlich höher als bei meiner deutschen Verwandtschaft. Als Beweis dafür, dass meine Mutter diese Eigenschaft mit nach Deutschland gebracht hat, egal ob sie nun biologisch oder kulturell oder durch eine Mischung von beidem verursacht ist, könnte man sehen, dass sie drei Kinder bekommen hat. Damit liegt sie ja über dem hiesigen Schnitt. War es also problematisch, dass meine Mutter damals nach Deutschland ging?
Und jetzt wiederholen Sie das Gedankenexperiment mit meiner kroatisch-stämmigen Schwiegermutter, meiner türkisch-stämmigen Nachbarin und der deutsch-russischen Nachbarn. Und dann mit Eltern von Sportkollegen und Schulkameraden meiner Kinder, die aus asiatischen und afrikanischen Ländern kommen.
Also ich seh in keinem von ihnen ein Problem. Sie?
@bry
Moment!
Warum haben Sie nur den ersten Teil meiner Aussage aufgegriffen? Ich schrieb :
„Gesellschaftlich gesehen ist dies anhand des Bildungsniveaus der aus Arabien und Afrika stammenden Menschen ökonomisch für das aufnehmende Land problematisch.“
80% der Flüchtlinge sind bzgl. ihres Bildungsniveaus in keiner Weise mit dem Zuzug aus Island und Kroatien vergleichbar!
Aus den Untersuchungen der letzten Jahre wissen wir, dass die Schulbildung der Kinder erheblich vom Elternhaus abhängig ist.
„nur 29 Prozent der Kinder, deren Eltern eine einfache Schulbildung haben.“ (…besuchen ein Gymnasium).
http://www.faz.net/aktuell/politik/allensbach-umfrage-bildung-der-eltern-bestimmt-ambitionen-fuer-ihre-kinder-11489681.html
Auf die aktuelle Situation bezogen heißt das:
Nur ca. 20% der syrischen Flüchtlinge haben einen Hochschulabschluß. 16% sind Analphabeten, ca. 8% haben der Syrer keinen Schulabschluss. Der Hauptanteil, 56%, hat die Grundschule (34%) besucht oder Hauptschulabschluss (21%). Ergibt, dass 80% der Syrer keine Grundschulbildung oder geringes Bildungsniveau haben.
Quelle: Ifo-Institut, Okt. 2015
http://www.welt.de/wirtschaft/article148098162/Haelfte-der-syrischen-Fluechtlinge-schlecht-ausgebildet.html
Bisher kommen mindestens 75% aus Ländern auf die das zutrifft (Syrien und vergleichbare Ländern).
Quelle: Bundesamt f. Migration, Nov.2015
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/statistik-anlage-teil-4-aktuelle-zahlen-zu-asyl.pdf?__blob=publicationFile
Aktuelle Flüchtlingszahl, Stand letzte Woche: 1,2 Millionen (1Mio. sind erfasst + 0,2Mio „illegal“ bzw. nicht erfasst),
Das ergibt, 900.000 Flüchtlinge fallen in die Kategorie mit max. Hauptschulabschluss.
Das Institut für Weltwirtschaft (ifw) rechnet damit, dass von den bis 2017 rund 2,7 Millionen ankommenden Flüchtlingen in Deutschland im Jahresschnitt nur etwa 94.000 einer bezahlten Arbeit nachgehen.
http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEKBN0TX0H520151214
Das ist jetzt die rein ökonomische Betrachtung. Aber wenn wir eine ehrliche Debatte führen, muss auf dieser Basis jede weitere Diskussion über Demographie und Bildungsniveau statt finden.
Wenn es wirklich ganz allein das Bildungsniveau von Zuziehenden wäre, was ihnen Sorgen bereiten würde, dann würden Sie es zu einem individuellen Kriterium machen, nicht zu einem von der Statistik der Gruppe abhängigen. Und dann hätten sie gefragt, welches Bildungsniveau die Frauen, von denen ich sprach, denn hatten, als sie nach Deutschland kamen. Wenn sie wirklich allein Bildung entscheidend machen wollen für den Zuzug, wie sie behaupten, dann würden Sie die gebildete Syrerin aufnehmen, die ungebildete Isländerin aber nicht. Oder?
Oha, ich sitze auf der Anklagebank. 😉
Man kann das Bildungsniveau als individuelles Kriterium bewerten als auch aufzeigen was es bedeutet wenn dieses Kriterium (das ich mit Grundbildung spezifiziert hatte!) auf eine Gruppe zutrifft. Meinen Sie nicht?
Aber da sie durch den Dickicht des WWW hindurch schon dabei sind auf mich in der rechte Ecke zu zeigen erlaube ich mir auch eine Interpretation ihrer Aussage.
Es ist ein klassisch linker Reflex, dass die Dinge letztendlich einfach passen, man muss nur lange genug suchen. Meine Lieblingslästerei dafür ist, „fühlst Du wie ich denke“.
Das Unpraktische ist, dass diese Suche meist länger andauert als sich Prozesse aufhalten lassen. Wie viel ehrenamtliche Lehrer haben wir denn noch „auf Halde“? Ich bin gerade nicht auf dem Laufenden. 😉
Im hier und jetzt meine Antwort auf ihre Frage:
„Wenn sie wirklich allein Bildung entscheidend machen wollen für den Zuzug, wie sie behaupten, dann würden Sie die gebildete Syrerin aufnehmen, die ungebildete Isländerin aber nicht. Oder?“
Ja, es sei denn sie ist die Frau eines Isländers dessen Ausbildungsniveau auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar ist oder dies anhand von Weiterbildungsmaßnahmen , Zeithorizont: max. 1 Jahr, absehbar ist.
Darf ich fragen ob Ihnen der Status-Quo hinsichtlich des Bildungsniveaus der Flüchtlinge keine Sorgen macht?
Nee, hier ist keine Anklagebank, aber es mischen sich in dieser Frage liberale und rechte Argumentationen. Ich will gar nicht so sehr auf die Flüchtlingsdebatte einsteigen, das führt mir zu weit weg von dem was mir hier wichtig war, nämlich ob es nun Gene oder Gesellschaft sind, die für Unterschiede verantwortlich sind, aber nur so grundsätzlich kann ich damit leben, wenn mir und anderen Dinge nach unserer Leistung zugeteilt werden. Das darf nicht das einzige Kriterium sein in allen Bereichen des Lebens, aber es ist in meinen Augen für die ganze Gesellschaft gut, wenn die Leistung in Wirtschaft, Wissenschaft und Kulturbetrieb das entscheidende Kriterium ist. Manchmal tun Rechte so als wären sie auch für so eine Art von Meritokratie. Aber dann kommt raus, dass etwas für sich beanspruchen, nur weil ihre Gruppe ja eh angeblich die leistungsfähigere sei. Das ist für mich pseudo-liberales Denken zur Erhaltung von eigenen Privilegien und ein nur scheinrationales Argument zur Diskriminierung einer anderen Gruppe. Denn selbst wenn was dran ist daran, dass die eigene Gruppe in Tests durchschnittlich besser abschneidet, kann ich als Individuum von der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe noch nicht ableiten, dass ich selbst auch nur irgendwas selbst besser kann als die Mehrheit aus der anderen Gruppe.
Aber auch wenn das sehr liberal klingt, würde ich mich doch eher als links bezeichnen, weil für mich das Leistungsprinzip nicht das oberste ist. Es hat seinen Platz, aber eben nicht bei allen Entscheidungen. In der Flüchtlingskrise ist es für mich z.B. nicht das entscheidende, sondern da überwiegen für mich die humanitären Gründe. Aber wie gesagt, ich will da gar nicht weiter rein. Mir geht es hier und jetzt vor allem um die Frage, ob Gene oder ob Gesellschaft für Unterschiede verantwortlich sind. Und deswegen führt dieser Strang der Debatte für mich jetzt davon weg.
Natürlich (sic) kann eine völlig andere Kultur und Tradition und Religion dazu beitragen, dass sich die Männer (und vor allem um die geht es) sozusagen „ablaichen“ und dann verschwinden.
In Afrika wohl ein riesiges Problem.
Außerdem geht die Autorin nicht auf der deutlich erhöhten Testosteron-Produktion von afrikanischen Männern ein.
Vielleicht kommt das von der nicht vorhandenen Kreuzung mit dem Neandertaler. Das ist wohl der wesentliche genetische Unterschied zwischen Afrikanern und Nordeuropäern.
Ich denke, überall auf der Welt wachsen Kinder auf, in die ihr Vater nur ein Spermium investiert hat und sonst nie wieder was. Das gab es schon immer. Und dass das für Männer eine mögliche Strategie ist, sollte klar sein. Deswegen misst man in den Statistiken ja auch Kinder pro Frau. Meinem Geschlecht steht diese Strategie nicht offen. Und somit auch der Menschheit insgesamt nicht. Natürlich gibt es so was wie Adoption, aber ich denke nicht, dass das statistisch irgendwo eine Rolle spielt. Selbst wenn diese Strategie bei Männern in Afrika häufiger sein sollte (wofür sie keine Nachweise geliefert haben) und selbst wenn dies rein biologische Gründe haben sollte (was sie auch nicht gezeigt haben), dann ist immer noch die Frage, ob das die Kinderzahl pro Frau erhöht und wie groß der Effekt ist – insbesondere im Vergleich zu den gewaltigen Veränderungen, die die sozioökonomischen Verhältnisse offensichtlich auf menschliche Gesellschaft überall haben. Ihre Behauptungen sind ein bisschen datenarm, wenn ich es mal vorsichtig ausdrücken soll.
Ich möchte der Autorin herzlich gratulieren und ihr in der Analyse und Schlussfolgerung beipflichten. Die Lektüre war für mich ein Genuss.
Dieser Beitrag gehört (zusätzlich) in ein großes Printmedium um das dortige Niveau wieder auf ein im Schnitt erträgliches Maß zu heben.
Eine andere Sicht auf das Thema, von jemandem, dessen Herz bis ca. zum 30. Lebensjahr auch mal links geschlagen hat: http://journalistenwatch.com/cms/hoecke-hat-nun-ja-nicht-ganz-unrecht/
Dieser Artikel ist vielleicht das beste Argument, wie bitter notwendig es ist, dass sich auch Leute links der Mitte endlich damit auseinandersetzen, wie man es in ein progressives Weltbild einbaut, dass es gruppenbezogene, statistische Unterschiede geben kann. Denn dieser Artikel ist das, was dabei rauskommt, wenn man dieses Thema dem rechten Rand überlässt. Geht in dem Artikel um Intelligenzforschung und damit um genau die Art von Ergebnissen, die tatsächlich auf der linken Seite Tabu hoch 10 sind, was ich genauso kritisiere.
Also nehmen wir es uns doch mal vor: Warum soll aus den Ergebnissen der Intelligenzforschung folgen, dass Höcke doch irgendwie recht hat? Denn das behauptet der Artikel. Selbst wenn im Schnitt Asiaten ein bisschen intelligenter sind als Weiße sind und die wiederrum im Schnitt intelligenter als Schwarze, und selbst wenn im Schnitt in den USA intelligentere Menschen weniger Kinder kriegen, hat deshalb Höcke recht? Und vor allem: Mit was denn? Dass das eine Erklärung liefert, warum die Kinder pro Frau in Afrika höher sind?
Tja, sorry. Nein, aber das kann einfach nicht stimmen. Wenn diese kleinen mittleren Intelligenzunterschiede so einen großer Effekt hätten, würde ich erwarten, das in meiner schönen Gapminder-Statistik-Visualisierung zu sehen (die ich wirklich nicht genug loben kann). Aber komisch, in keiner Zeit seit dem 18. Jahrhundert kann ich entdecken, dass in asiatischen Ländern weniger Kinder pro Frau geboren würden als in Europa. Ist doch merkwürdig, oder? Wenn aus der geringeren mittleren Intelligenz der Schwarzen folgt, dass sie mehr Kinder kriegen als Weiße, warum folgt aus der geringeren mittleren Intelligenz der Europäer im Vergleich zu den Asiaten nicht auch, dass Europäer immer mehr Kinder kriegen als Asiaten?
Also, lieber rechter Rand, gilt dieser angeblich so alleserklärende Zusammenhang zwischen Zahl der Kinder und mittlerer statistischer Intelligenz im Lande nun allgemein oder nur, wenn er der eigenen Ideologie in den Kram passt? Tja, so ist es halt, wenn man nur so tut als ob man die Forschung ernst nimmt, sich aber nur die Teile rauspickt, die einem aufgrund der eigenen politischen Gesinnung plausibel erscheinen.
Sehr schön zeigt dieser Artikel eben auch, was ich schon über Höcke sagte: Man erkennt den rechten Rand daran, dass er über sozioökonomische Faktoren noch nicht mal dann spricht, wenn sie einem mit dem A… ins Gesicht springen. Sorry für die Ausdrucksweise… 😉
Übrigens, hier gehts zum sogenannten rechten Rand:
http://www.sezession.de/
http://www.etappe.org/ausgaben/22-etappe/
https://jungefreiheit.de/
Ruhig mal reinschauen — Informationen beißen nicht.
Der Autorin für ihren durchaus non-konformen „biology-matters“-Artikel: herzlichen Dank!
„Biology AND culture matters“-Artikel, wenn ich bitten darf! Aber war ja klar, dass der rechte Rand das wieder unter den Tisch fallen lässt…
Nur weil man sich kurz fassen will und „culture matters“ nicht umstritten ist.
Eine rekordniedrige Geburtenrate von 1,17 im Territorium mit dem höchsten durchschnittlichen IQ weltweit: http://www.indexmundi.com/hong_kong/total_fertility_rate.html
Hmm …
Deutschland hat jedenfalls eine deutliche höhere Geburtenrate als Hongkong. Dabei beträgt der durchschnittliche Intelligenz-Unterschied zwischen Ostasiaten und Weißen nur ca. 40 % des Unterschieds zwischen Weißen und Schwarzen unter optimalen Bedingungen (heißt eben USA samt affirmative action, nicht Afrika).
In meinem Artikel geht es nicht um Asien einschließlich Südasien, sondern ausdrücklich um Ostasien. Zur Sache (z.B.): http://thediplomat.com/2014/08/east-asias-future-extinction/
Nehmen Sie also zu Hongkong noch Japan, Südkorea, Singapur, China – ich weiß wirklich nicht, wie Sie da zu Ihrer Aussage kommen.
Sie schreiben: „Dass das eine Erklärung liefert, warum die Kinder pro Frau in Afrika höher sind?“
Ja. Wenn Schwarze, teilweise – teilweise – genetisch bedingt, weniger intelligent sind als Weiße und Asiaten, und wenn Intelligenz negativ mit Fertilität korreliert, dann – ist das so. Das ist reine Logik. Ich sehe nicht, was daran unverständlich sein könnte.
Da das früher ebenfalls von Weißen kolonisierte Ostasien die Probleme Afrikas nicht hat, sondern im Durchschnitt eher besser dasteht als Europa als Ganzes genommen, scheint mir die Begründung „Benachteiligung“ und „Unterdrückung“ für festgestellte Intelligenzunterschiede nicht zu greifen, wie ich in dem Artikel deutlich mache. Mir scheint, es wäre an Ihnen, eine rein nicht-genetische Erklärung für die dramatischen Unterschiede in Intelligenz, Prosperität und Fertilität zwischen Ostasien einerseits und Afrika andererseits zu versuchen. An irgendetwas muß es doch liegen? Wenn es die Benachteiligung nicht ist, und wenn Israel diese unwirtlichst-denkbare Gegend namens Wüste zum Leben erweckt (ich weiß nicht, ob Sie das einmal mit eigenen Augen gesehen haben, beeindruckend), nun, woran liegt es, daß Afrikaner das nicht ansatzweise im selben Umfang schaffen? „Sozioökonomische Faktoren“ müssen ja selbst wieder eine Ursache in eben den Menschen haben, die diese Faktoren hervorbringen. Versuchen Sie da nicht eine zirkuläre Argumentation?
Allgemein: Können Sie die Frage, ob Sie jenseits aller politischen Überzeugung JEDE wissenschaftliche Erkenntnis (wozu auch logische Schlußfolgerungen aus vorliegenden Daten gehören) akzeptieren, uneingeschränkt mit „Ja“ beantworten?
Zu Höcke: Ich habe nicht gesagt, daß er wußte, wovon er sprach, also „bewußt Recht hatte“, falls Sie mich so verstanden haben sollten. Er hatte nur in der Sache, vermutlich ohne die Dinge zu durchblicken, „nicht ganz unrecht“.
Zum Persönlichen: Name calling („rechter Rand“) scheint nicht hilfreich, wenn wissenschaftlich denkende Menschen, die sich selbst ausdrücklich als links (Sie) und als in der politisch-gesellschaftlichen Mitte befindlich (ich) empfinden, vielleicht einmal die Chance haben, ins Gespräch zu kommen. Mit den Schreikindern auf „Gegendemos“ kann man nämlich nicht reden. So war ich nicht, als ich mit 19 auf den Demos auch „Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten“ gerufen habe, ohne zu wissen, was ich rief. Reden hätte jeder mit mir können.
Ein utopischer Vorschlag: Wir organisieren statt Demo und Gegendemo mal ein Forum, auf dem „linke“ Studenten und solche, die Sie als „rechts“ bezeichnen, einen konfrontativen Journalclub machen anstatt sich gegenseitig anzuschreien und, zu 95 % seitens der linken, dem Gegenüber den „Stinkefinger“ zu zeigen, von schwer körperverletzenden Angriffen (Stein- und Flaschenwürfe, Angriffe mit Stichwaffen und Eisenstangen) ganz zu schweigen. Ich bin ja als 17maliger Teilnehmer an und neunmaliger Redner bei PEGIDA-/LEGIDA-Demos erfahren genug, um zu wissen, wovon ich rede. Sie finden auf meinem Blog einen Artikel samt Verlinkungen zu „Lügenpresse“-Artikeln, in dem Sie sehr schön nachvollziehen können, wie die Presse die Dinge verzerrt und in der Tat ganz einfach dreist lügt. Wenn Sie die Dinge nur aus den Mainstream-Medien kennen, wissen Sie fast nichts über die Realität. Ich mußte auch erst die Erfahrung machen, wie die WELT über meine erste Rede in Leipzig schlicht gelogen hat, um das alles zu begreifen (https://friedrichfr.wordpress.com/2015/12/09/und-davon-solle-man-dann-auch-gebrauch-machen/).
Ich weiß, daß ein Dialog seitens der linken Politik nicht gewollt ist, aber die Bürger können sich darüber ja hinwegsetzen. Die Lage ist ja nicht ganz unernst. Sie werden sich als Biologin ja vielleicht auch für (Massen-)Psychologie interessieren. Wenn es so weiter geht mit der Radikalisierung auf Seiten der Linken von Merkel bis Sie-kennen-die-alle-besser-als-ich, wird es in Deutschland bald nicht nur verbal knallen. Daran kann kein vernünftiger Mensch ein Interesse haben.
Ja, ich hab mich aufgeregt. Aber nicht, weil ich gewusst hab, wer sie sind oder so, sondern allein aufgrund des Artikels. Wie gesagt habe ich im Gegensatz zu vielen Anderen auf der linken Seite keine Probleme damit zu akzeptieren, dass es von einer Gruppe zu nächsten auch mal biologische Unterschiede geben kann, im statistischen Mittel. Ich fühl mich nicht herabgesetzt, wenn Ostasiaten im Schnitt intelligenter sind als Europäer. Warum auch? Über mich als Individuum sagt das ja eh nichts aus. Ich und eine beliebige Ostasiatin können ja trotzdem in Bezug auf unsere Gruppe über- und unterdurchschnittlich intelligent sein. Da ich mich eh als Individuum definiere und nicht über eine Gruppe, ist es mir relativ schnurz wie Gruppen im Durchschnitt bei irgendwas abschneiden.
Und ich hätte auch wirklich kein Problem damit, wenn es denn so wäre, dass intelligente Leute ganz generell weniger Kinder kriegen würden. Aber wenn dem so wäre, dann müsste sich das in den Vergleichszahlen zwischen den Ländern doch auch in den letzten 200 Jahren zeigen. Tut es aber nicht. Die Kinderzahlen gehen immer munter hoch und runter je nachdem, was im Land grad los war. Singapur hatte 1938 eine Kinderzahl pro Frau von 7,7! Das ist mehr als der absolute Spitzenreiter in Afrika heute (Niger mit 7,5). Und es ist nicht besonders lange her.
In Hong Kong sank die Kinderzahl pro Frau von 1925 bis 54 von 5,5 auf 4,4 (also auf den heutigen Wert von Madagaskar, Kenia, Ruanda, Äthipien), dann schnellte sie wieder hoch auf bis zu 5,2 in 1960 (dem Wert von Malawi, Burkina Faso und Tansania heute), weil sie unter diesem Embargo litten (?) und erst dann geht es steil bergab mit den Kinderzahlen pro Frau – in Korrelation mit dem immensen wirtschaftlichen Aufschwung. 1968 war Hong Kong auf dem Wert den Ghana heute hat 3,7 Kinder pro Frau). 1970 auf dem Wert von Zimbabwe heute (3,4), 1974 passierte es den heutigen Wert von Namibia. Und 1978 den von Südafrika heute.
Kann sein, dass Intelligenz die Kinderzahl verringert, aber wenn, dann geht der Effekt komplett unter, weil der Einfluss der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen im Lande einfach viel, viel größer sind.
Was die Fertilität beeinflusst sind die Überlebenschancen der Neugeborenen und der Bildungsstand der Mütter.
Es gibt keinen Unterschied in der Inteligenz zwischen ethnischen Gruppen.
Wer etwas anderes behauptet, hat die letzten 80 Jahre gepennt… oder ist vielleicht nicht inteligent genug sich zu informieren bevor er sich in der Öffentlichkeit blamiert.
Fröbel scheint die Komplexität der Frage nicht mal im Ansatz erfasst zu haben, und seine rein assoziativen Folgerungen sind einfach hanebüchen. Aus seinem eigenen Artikel:
„Einem schwarzen wissenschaftlichen Nobelpreisträger stehen allein 83 deutsche gegenüber“. Das soll nun wohl ein Beleg für unsere überlegene Intelligenz sein? Muss man das überhaupt noch kommentieren? Wie erklärt dann wohl Fröbel, dass es so wenige weibliche Nobelpreisträger gibt, obwohl Frauen nicht weniger intelligent sind als Männer?
Man hat es bei dem Problem ja gleich mit mehrfachen Ungewissheiten zu tun. Das genaue Ausmaß der Erblichkeit des IQ is unklar, Gruppenzuweisungen sind diffus, Ursache/Wirkungs-Zusammenhang mit Reproduktion ist schwer aufzudröseln. Und , wie hier schon mehrfach gesagt, für einen genet. Komponente für Unterschiede in der Kinderzahl zw. menschl. Gruppen gibt es keine tragfähigen Hinweise.
Zudem:
– Nature/Nurture wurde schon angesprochen. Beweislast liegt IMO bei denen, die genetische Komponenten behaupten: Wer genet. Faktoren ins Spiel bringt, möge sie mir bitte auch zeigen, so gehört sich das in der Wissenschaft.
– Was messen Intelligenztests überhaupt? Sind sie vielleicht von Haus aus auf unseren Kulturkreis zugeschnitten?
– Und wieso sollten kleine IQ-Unterschiede überhaupt wichtig sein? Wir reden hier über Durchschnittswerte zwischen schlecht definierbaren Gruppen. Das diffuse Angst-Szenario, dass da dahintersteckt, geht wohl ungefähr so: die Menschheit würde schrittweise verblöden, wenn sich weniger Intelligente stärker vermehren. Unsere Wirtschaft bricht zusammen, spätestens wenn niemand mehr lesen und schreiben kann….
Das ist aber absurd, weil es auf einer unzulässigen Extrapolation beruht. Selbst WENN der durchschnittliche Q durch nat. Selektion über viele Generationen geringfügig zurückgehen würde (ein sehr großes wenn): dieser Trend würde sich nicht ewig fortsetzen. Und da es nur um Durchschnittswerte geht, würde es nach wie vor genug extrem intelligente Leute geben. (Aber wie gesagt, das nur „for the sake of the argument“. Ich halte schon die Prämissen für absurd).
Erst mal der Autorin ein ‚Hut ab‘ ob ihrer Engelsgeduld…
Mit offensichtlich gut organisierten Malzkaffeefreunden.
Bei den Intelligenztestvergleichen in den USA zwischen ‚Asian Americans‘, ‚Caucasians‘ und ‚African Americans‘ ist es hier noch nicht erwähnt worden, dass schwarze Amerikaner überwiegend von Sklavinnen abstammen, die regelmäßig von ihren Besitzern vergewaltigt und geschwängert wurden. Wenn also Leute, die eigentlich zur Blutsverwandtschaft gehören, bei den Tests regelmäßig schlechter abschneiden als die Kinderskinder der richtigen Ehefrau, könnte das z.B. bedeuten, dass richtige Afrikaner in Afrika eigentlich Probleme mit Schuhe zubinden haben müssten, oder auch, dass Intelligenztests bloß Intelligenz testen, weil Intelligenz ist, was Intelligenztests testen.
(wer Ironie findet, darf sie sich…)
Ich hab da ein bisschen ne andere Meinung zu – wie wohl schon rausgekommen ist… 😉 Ich denke schon, dass Intelligenztests etwas Reales messen. So wie ein Hundertmeterlauf oder ein Sich-gegenseitig-unter-den-Tisch-Saufen-Wettstreit auch etwas Reales messen. Bei allen drei kommen individuelle Unterschiede raus und es kommen gruppenspezifische Unterschiede raus. Aber ich frage mich, je mehr ich mich damit beschäftige: So what? Seit wann müssen wir denn alle gleich sein, damit wir gleich viel wert sind?
By the way: was sind eigentlich Malzkaffeefreunde?
Ich auch. Sie messen nämlich die Fähigkeit, einen Intelligenztest zu absolvieren.
Und ich glaube durchaus, dass diese Fähigkeit mit dem, was ich mir so unter Intelligenz vorstelle, einigermaßen korreliert ist.
Dass die gemessene Intelligenz tendenziell zunimmt, könnte ein Lerneffekt sein:
Heute wird man öfter mit ähnlichen Tests/Aufgaben konfrontiert als frühere Generationen.
Ach so, vergessen: Heiner Geißler (CDU, BTW) hat mal die deutschen „Republikaner“ mit Malzkaffee verglichen.
Noch was vergessen:
Wir sind nicht alle gleich.
Und das ist auch gut so.
Ach so, wieder was gelernt. Dann würde ich gerne Malzkaffee-Gäste sagen. Ich diskutiere gerne mit Leuten, die anderer Meinung sind. Das ist so aus der Mode gekommen. Aber mit Leuten zu diskutieren, die die gleiche Meinung haben wie man selbst ist doch langweilig. Ich diskutiere auch mit Esoterikern. Und mit Kreationisten. Und mit Gentechnik-Gegnern. Und jetzt halt mit dem rechten Rand. Themen sind immer die gleichen: Wie sich manche Fakten mit manchen Weltbildern nicht vertragen.
Vorab: ‚Malzkaffeefreunde‘ war gemeint als ‚Freunde des Malzkaffees‘.
Diskussionen mit Leuten, die die gleiche Meinung haben wie man selbst, nennt man smalltalk.
Ich sehe hier sehr starke Biologie-, Evoutions un IQ-Leugnungstendenzen wie es tatsächlich auch anderswo Klimaleugnungstendenzen und kreationistische Evolutionsablehnung gibt. Aber das ist nicht mehr symmetrisch rechts und links angeordnet, wie Sie as in der netten Faustregel andeuten, bei der Lyssenko als linkes Extrem erscheint. Es gibt eine gewisse Aversion gegen eine Politik, die den Klimawandel in den Vordergrund rückt und vor anderengravierenderen ökologischen Katastrophen wie der der afrikanischen Bevölkerungsvermehrung und angeschlossenen Migration den Kopf in den Sand steckt und die Beherrschbarkeit des Klimaproblems übertreibt, weil deses Problem offenbar politisch oportunen Aktivismus begünstigt aber das andere nicht. Aber wirkliche Leugnungsbemühungen sehe ich nur auf der „linken“ Seite. Auch die Beschäftigung mit Rechts-Links ist mehr eine Marotte derer, die sich links nennen wollen. Charle Murray, Gregory Clarke und andere erklären mit ihren Forschungen, dass der vererbte Anteil am sozialen Erfolg nahezu alles ausmacht, so dass Eltern eigentlich kaum mehr sinnvolles tun können als ihre Kinder vor Schaden zu bewahren, Humankapitalinvestitionen wirken nur bis zur Eingliederung in gute Unis aber nicht bis zum Lebenserfolg. S. „the son also rises“. Ist man auf einmal Nationalsozialist, wenn Studien diese Erkenntnis nahelegen und Stalinist wenn sie das umgekehrte nahelegen würden? Ich glaube eher, dass ich die Dinge nehme, wie sie kommen und die Abtretung unseres Lebensraumes an Elendsmigranten auch dann für ungerechtfertigt halten würde , wenn die durchschnittlich hochintelligent wären. Um das so zu empfiden brauche ich noch nicht einmal die Erkenntnis, dass die Blase der industriellen Revolution dem Ende entgegen geht und der technische Fortschritt heute nichts mehr tut, um die grausame Realität des Thomas Malthus abzumildern.
Ist die Bevölkerungsentwicklung ein Problem? Ja, und zwar eins, was sogar direkt mit dem Klimawandel verbunden ist. Weswegen – und darüber haben wir ja noch gar nicht geredet – Braune und Grüne an einem Strang ziehen, weil sie beide nicht wollen, dass die Moderne nach Afrika getragen wird. Die Braunen nicht, weil sie meinen, Afrika würde sich dann nur noch schneller vermehren, das liege schließlich in ihrer Natur und die Grünen nicht, weil sie angeblich so naturnahe Leben dort romantisieren und außerdem ja nicht jeder bald ein Auto fahren kann, sonst ist die Klima-Erwärmung ja gar nicht mehr aufzuhalten.
Wenn man sich aber anschaut, was tatsächlich passiert (siehe mal wieder meine vielgerühmte Gapminder-Statistik), dann sieht man, dass es den afrikanischen Staaten, am besten geht, die sich mit Hilfe der Segnungen der modernen Zivilisation vorangebracht haben. Dort sinkt auch die Geburtenrate. Und warum? Weil mit der Demokratisierung, einem funktionierenden Staat und einem florierenden Handel sich alle zunehmend sicher und frei fühlen. Der Wohlstand steigt genauso wie die Alphabetisierungsraten, die Impfraten usw. Es ist für alle besser und es ist das beste Mittel zur Senkung der Geburtenrate. Und man muss am rechte Rand wirklich den Kopf ganz schön tief im Sand stecken haben, um das nicht zu sehen.
Und selbst wenn es wahr wäre, dass innerhalb der USA der Erfolg im Leben vor allem durch den IQ bestimmt würde, sagt das nichts aus über die Unterschiede zwischen Ländern. Dazu gibt es ein schönes Bild aus der Botanik: Hier bei Wikipedia
Die Pflanzen links wachsen unter optimalen Bedingungen. Die Pflanzen rechts unter Mangelbedingungen. Die kleinen Unterschiede innerhalb der beiden Gruppen sind genetisch. Aber der große Unterschied zwischen den Gruppen sind umweltbedingt.
P.S. Murray erklärt hier sehr schön https://www.youtube.com/watch?v=6lsa_97KIlc wie sich heute die Leugnungsbemühungen auf der selbstbezeichnet linken Seite zuspitzen und wie ein Paradigmenwechsel ins Haus steht, der sehr viel Unruhe erzeugt, dem aber nichts vergleichbares auf rechter Seite gegenübersteht.
Hab kurz reingehört, daber der Ton war so schlecht, dass ich mich nicht dazu bringen konnte weiterzugucken.
Grundsätzlich gehört das Territorium dem Volk. Das kann nicht anders sein, weil der normale Bürger nur durch dieses Kollektiv einen Einfluss ausüben kann. Deshalb ist Demokratie national oder sie ist nicht. Insoweit sind auch Menschen nicht nur nach Leistung zu beurteilen. Nach Leistung zu beurteilen sind Einwanderer. Für seine Sozial Schwachen ist jedes Volk selbst verantwortlich. Oder aber niemand ist für sie verantwortlich. Das ist leicht zu begründen, hat aber nichts mit Biologie zu tun. Ich schreibe es hier nur kurz, weil es zur Klärung einer hier gelesenen Debatte beitragen könnte.
Ob ich da zustimme, kommt darauf an, wie Sie Volk definieren. Es klingt sehr als würden Sie es als etwas sehen, was so ist wie eine Familie. Ich glaube, deswegen ist diese Sicht auch für viele so attraktiv. Es überträgt das Bild von Familie auf den Staat. Und in seine eigene Familie nimmt ja auch nicht jeden auf, der an der Tür klopft. Familie ist über Verwandtschaft definiert und darüber, wen die Verwandten heiraten. Das klingt alles so logisch. Aber die Frage ist, wie weit einen diese Analogie trägt. Mir wäre es recht, wenn die Entwicklung in Deutschland mehr in Richtung Wertegemeinschaft und Verfassungspatriotismus ginge als dieses Familienbild. Weil ein Staat eben in vielerlei Hinsicht keine Familie ist. Die Einwohner sind nicht so eng verwandt wie in einer Familie. Der Schleswig-Holsteiner kann mit dem Dänen näher verwandt sein als mit dem Rest Deutschlands. Der in Frankfurt an der Oder mit den polnischen Nachbarn, der in Aachen mit den Holländern, der im Saarland mit den Elsässern, der im bayerischen Wald mit den Tchechen, usw. Von den Einwanderern früherer Jahrhunderte ganz zu schweigen. Von den Hugenotten, die Erlangen hier so prägten z.B.
Das Familienbild ist natürlich eins, das eint, aber man muss sehen, dass es auch nur eine Ideologie ist. Und weil es so auf Verwandtschaft setzt, ist einfach dieses Hinabgleiten ins Völkische so einfach. Wenn es im Konservativen bleibt, kann ich damit leben, denn ich kenne Konservative, die zwar erstmal sehr skeptisch sind, allen Fremden gegenüber, aber letztlich bereit sind jeden in ihre Gemeinschaften aufzunehmen, wenn sie ihn ausreichend beschnuppert haben. Viele finden ihr schrecklich, weil sie z.B. Schwarze ablehnen, außer es ist „ihr“ Schwarzer. Aber ich kann es würdigen, das sie ein Gemeinschaftsbild haben, das grundsätzlich offen ist und ich sehe da echte Bindung und echte Herzlichkeit, wenn Leute auf diese Weise gedanklich und emotional aufgenommen werden als Teil der Gemeinschaft.
Das Problem ist jetzt gerade für diese Leute aber, dass so viele Menschen auf einmal kommen, die man nicht ausreichend vorher beschnuppern kann. Ich kann verstehen, dass das ganz, ganz vielen Leuten Angst macht. Und dann suchen sie nach Gründen, warum sie recht haben mit ihrer Angst. Ich versteh das. Und das war in anderen Ländern auch nicht anders in früheren Zeiten. Als im 19. Jahrhundert in Irland die große Hungersnot war, machten diese Flüchtlinge den Leuten auch Angst. Und als Juden und politisch Verfolgte in Massen in den 30ern und 40ern aus Europa flohen, machten auch immer mehr Länder dicht. Weil sie einfach ob dieser Massen die Panik bekamen. Das ist normal. Aber es war nicht gerechtfertigt. Sachlich nicht und moralisch nicht.
Hätte es zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon Intelligenztests gegeben, wie hätte wohl ein Kaspar Hauser dabei abgeschnitten?
@bry:
Sie schreiben: „Kann sein, dass Intelligenz die Kinderzahl verringert, aber wenn, dann geht der Effekt komplett unter, weil der Einfluss der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen im Lande einfach viel, viel größer sind.“
Fair enough. Nur werden Sie mir vielleicht zustimmen, daß man als Wissenschaftler Worte wie „komplett“ eher nicht benutzen sollte, wenn sie offenbar wissenschaftlich nicht korrekt sind: http://personal.lse.ac.uk/kanazawa/pdfs/SSR2014.pdf
Sie haben noch nichts zu der Frage gesagt, daß die „sozioökonomischen Faktoren“ einen Grund, pardon, Gründe haben (müssen). Würden Sie denn bestreiten, daß Intelligenz dort, wo Rohstoffe nicht das Wesentiche einer Wirtschaftsentwicklung bilden können wie etwa auf der arabischen Halbinsel, „der“ Grund für wirtschaftliche Prosperität ist?
Ferner: Die internationale Intelligenzforschung zeigt einen erheblichen Anstieg der durchschnittlichen menschlichen Intelligenz als ganzer im Lauf des vergangenen Jahrhunderts. Sie können daher nicht Afrika heute mit meinem geliebten Hongkong von 1925 vergleichen (damals sah es auch noch viel, nun, gemütlicher aus …).
Daß es in bezug auf ein Individuum auf das Individuum und sonst gar nichts ankommt, bestreiten doch nur Rechtsextreme, und die tun das in der Tat, ich habe mal durch Zufall bei einer Messe der deutschen politischen Stiftungen (FES, KAS, FNS usw.) mit der damaligen rechten Hand des NPD-Vorsitzenden Udo Voigt diskutiert, der meinte ernsthaft, ein Schwarzer, der genau gleich dächte wie er und sich absolut als Deutscher fühle (und er hatte mir gerade von einem solchen erzählt), könne trotzdem nicht Mitglied der NPD werden, weil er eben – schwarz sei. Da verläuft die Grenze zum Extremismus.
Zur anderen Seite des ideologischen Extremismus verläuft die Grenze da, wo erhebliche gruppenbezogene genetische Unterschiede gegen starke wissenschaftliche Hinweise rundweg geleugnet werden. Wenn diese Leugnung in politische Gestaltung einfließt, à la: Wir leugnen, daß die aufgrund der großen Zahl sehr wahrscheinlich den Durchschnitt der Herkunftsbevölkerung repräsentierenden Migranten im Durchschnitt einen schwer- bis unintegrierbaren Fremdkörper darstellen, dann wird es problematisch. Sie sehen, die gruppenbezogenen Unterschiede haben nur dann keine Bedeutung, wenn man an der Grenze eine Einzelfallprüfung auf „Uns-Willkommensein“ durchführte. Das ist aber nicht der Fall.
Die unideologische politische Mitte liegt da, wo man wissenschaftliche Erkenntnisse und beobachtete Phänomene ernstnimmt. Also: Ja, jeder Mensch muß für sich betrachtet werden (und es gibt eben auch einen schwarzen wissenschaftlichen Nobelpreisträger, nicht aus Afrika allerdings, sondern aus der Karibik), aber das muß er dann eben auch wirklich (an der Staatsgrenze), besonders dann, wenn gruppenbezogene Unterschiede im Massenansturm auf Europa als Gruppe wirksam werden.
Den anderen beiden Diskutanten muß ich empfehlen, vor einer Kommentierung die von mir zitierte bzw. verlinkte wissenschaftliche Literatur einmal zu studieren, statt ohne jeden Beleg zu behaupten, die Ergebnisse seien falsch oder irrelevant (die angesprochenen „Ungewißheiten“ werden in der Literatur ja alle behandelt und herausgerechnet).
Ob übrigens, wie in einem Kommentar behauptet, Männer und Frauen im Durchschnitt gleich intelligent sind, ist in der Wissenschaft umstritten. Einigkeit besteht aber darin, daß die Streuung an den Enden der Glockenkurve verschieden ist. Es gibt unbestritten mehr extrem dumme und mehr extrem intelligente Männer als Frauen (bei Bedarf einfach mal die Fachliteratur, wenigstens aber die „Wikipedia“ konsultieren). Eine Frauenquote für hohe Führungspositionen und gar für die Wissenschaft selbst bedeutet daher eine rein ideologisch motivierte gesellschaftliche Dysfunktionalität. Und das sagt jemand, der mit einer Wissenschaftlerin verheiratet ist, die er für mindestens so intelligent hält wie den intelligentesten Mann.
Erstaunlich, wie man die gleiche Forschung doch so anders interpretieren kann. Das Paper das sie verlinken, zeigt, dass eine höhere Intelligenz bei US-amerikanischen Frauen mit geringerer Zahl an Kindern korreliert. Nur bei Frauen wohlgemerkt und nur in den USA. Selbst wenn andere Forscher das gleiche finden und man davon ausgehen kann, dass das ein reales Phänomen ist, was hat das mit Unterschieden zwischen Ländern zu tun? Und ist das nicht eh eine Binse, also nur der Effekt, dass Frauen, die was können und sich für eine Karriere entscheiden oft dafür auf Kinder verzichten? Sie zimmern ernsthaft aus so einem einzelnen Paper, was einen Effekt nur für ein Geschlecht zeigt und nur innerhalb einer fortschrittlichen Industrienation, so eine Riesenaussage zugunsten ihrer politischen Ziele? Noch dazu wenn Intelligenz nur zum Teil erblich ist und sie selbst zugeben, dass die Intelligenz überall zunimmt? Tut mir leid, aber das ist für mich weit davon entfernt seriös zu sein.
Sie mögen sich von Rechtsextremen abgrenzen und das kann ich durchaus würdigen, aber trotzdem scheint mir ihre Sicht der Welt ideologisch doch arg verzerrt. Ich kann die Ängste verstehen, die diese große Einwanderung bei Menschen auslöst. Und dann gehen sie halt auf die Suche nach Rationalisierungen für ihre Ablehnung. Das machen Linke, die Reiche hassen, genauso oder Grüne mit ihrer Gentechnik-Ablehnung oder Liberale, die den Staat verachten. Aber das, was dabei rauskommt, ist halt von vorn bis hinten konstruiert. Es klingt nur für die gut, die die eigene Angst und das eigene Feinbild teilen. Weil die eben auch auf der Suche nach Rationalisierungen sind und ihnen vage Plausibilität reicht um Juchuu zu rufen.
Das heißt nicht, dass Sie nicht klug wären. Im Gegenteil. Aber wie Dan Kahan und Jonathan Haidt sehr eindrucksvoll gezeigt haben, sind kluge Menschen ja noch viel besser darin, ihre Gefühle und intuitiven Moralurteile in abenteuerlichste Rationalisierungen zu gießen und vor sich selbst zu verbergen, dass sie das Ergebnis schon hatten, bevor sie sich überlegt haben, wie sie es rechtfertigen.
Und das heißt auch nicht, dass sie nicht in manchem recht hätten, z.B. darin, dass wir links der Mitte auch mit dem Quatsch aufhören sollten, Wissenschaft zu leugnen, nur weil sie nicht zu unseren Werten zu passen scheint. Es macht uns halt maßlos Angst, dass alles zusammenbricht, was uns lieb und teuer ist, wenn wir zugeben, dass manche Unterschiede zwischen Menschen biologisch verursacht sein könnten.
Ja, es stehen sich zwei Lager gegenüber, die Angst haben, dass es mit Deutschland den Bach runter geht. Die einen, weil für sie mit den Flüchtlingen Chaos, Gefahr und Untergang droht. Die anderen, weil für sie der brauen Sumpf wiederaufersteht. Beide Seiten könnten mal einen Gang runterschalten, finde ich.
Aber um noch mal zum Kernthema zurückzukehren: ich denke, dass die kleineren, genetisch verursachten Unterschiede zwischen Menschen sich nur dort zeigen, wo alles andere gleich ist. Also je gebildeter, egalitärer, diskriminierungsfreier, chancengleicher eine Gesellschaft wird, desto mehr zeigen sich die Unterschiede, die auf unsere Biologie zurückgehen. Erst wenn wirklich jeder satt ist, sich sicher fühlt und sich frei entfalten kann, dann kommen sie richtig zum Tragen. Und deswegen müssen wir uns dieser Sache auch stellen. Weil wir das richtig interpretieren müssen, nämlich als ein Zeichen von Erfolg einer Gesellschaft. Wenn wir so weit sind, dass die großen sozioökonomische Faktoren keine Rolle mehr spielen als Ursache unserer Unterschiede, sondern die kleineren sichtbar werden, dann haben wir wirklich was geschafft. Dann leben wir wirklich in einer tollen Gesellschaft.
„Und das heißt auch nicht, dass sie nicht in manchem recht hätten, z.B. darin, dass wir links der Mitte auch mit dem Quatsch aufhören sollten, Wissenschaft zu leugnen, nur weil sie nicht zu unseren Werten zu passen scheint. Es macht uns halt maßlos Angst, dass alles zusammenbricht, was uns lieb und teuer ist, wenn wir zugeben, dass manche Unterschiede zwischen Menschen biologisch verursacht sein könnten.“
Warum geben Sie es einfach nicht zu? Es ist nämlich eine Frage des Geldes. Zusammenbrechen wird Ihre lieb und teuere Welt erst dann, wenn die Steuerzahler, also die Intelligenteren, die Menge von Minderbemittelten nicht mehr ernähren können. Es werden nicht alle satt, sondern wir gehen gemeinsam unter. Ihre Träume von Verschwinden der sozioökonomischer Faktoren sind schon in den kommunistischen Ländern längst ausgeträumt.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Ich habe ja gerade NICHT gesagt „Lass uns das mit dem Kommunismus noch mal versuchen“, sondern im Gegenteil vor dem linken Rand genauso gewarnt wie vor dem rechten. Deshalb bin ich etwas ratlos.
Kleiner Lesetipp: Jared K. Diamond, „Guns, Germs & Steel“
Ja, tatsächlich ein Buch, über das ich schon viel Gutes gehört hab und das auch bei mir auf der Leseliste der nächsten Zeit steht. Erklärt die historisch unterschiedliche Entwicklung in den Erdteilen als Folge der unterschiedlichen geografischen und ökologischen Bedingungen vor Ort. Hier die Amazon-Seite der deutschen Übersetzung: Arm und Reich: Die Schicksale menschlicher Gesellschaften*
@bry:
Ein schönes Schlußwort, ein gesittetes Feststellen dessen, daß wir uns einig sind, in der wissenschaftlichen Interpretation uneinig zu sein. Sie machen mir Hoffnung. Ich nehme hin, daß Sie die Frage nach den Ursachen der „sozioökonomischen Unterschiede“ nicht berühren möchten.
Eines aber wird, glaube ich, auf der „linken“ Seite nicht genügend gewürdigt: Es ist ja keineswegs so, daß den Menschen in der politischen Mitte wie etwa mir das Schicksal Schwächerer (egal welcher Ethnie und Rasse) egal wäre. Der Lösungsansatz ist ein anderer. Die grundlegende Ordnung, deren eine nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort bedarf, bedarf zunächst der Grenzziehungen, denn wo alles ineinanderfließt, entsteht Chaos, pardon: Vernichtung. Homöostase, Sie kennen das. Die Zellmembran „umschließt nicht die Zelle“, wie die dumme Wikipedia schreibt, sie ist wesentlicher Bestandteil der Zelle. Das Chaos, das in der BRD mit jedem Tag schlimmer wird und das selbst Grüne wie Boris Palmer inzwischen öffentlich benennen, ist ja nicht einfach zu leugnen. Haben Sie zur Kenntnis genommen, daß vor ca. zwei Jahren ein afrikanischer Intellektueller geschrieben hat, „Seien wir ehrlich: Wir schaffen es nicht. Wir sind darauf angewiesen, daß die Weißen zurückkommen.“? http://www.welt.de/kultur/article118718883/Warum-die-Weissen-nach-Afrika-zurueckkommen-sollen.html Ist der afrikanische Intellektuelle, der so etwas sagt, jetzt ein “Rassist”? Vielleicht ist er einfach nur Realist, und vielleicht sind diejenigen, die Sie als „rechts“ bezeichnen, näher bei diesem Intellektuellen als die meisten „Linken“. Und hat der Mensch wirklich eine Wahl, sein Land zu verteidigen? Warum sollten wir Menschen hier aufnehmen, die das http://www.welt.de/politik/ausland/article149444025/Wie-eine-Christenmiliz-ihr-Dorf-gegen-den-IS-verteidigt.html und das http://www.welt.de/politik/ausland/article149977971/Hausfrauen-und-Muetter-ziehen-gegen-IS-in-den-Krieg.html (ja nun, Gleichberechtigung und -verpflichtigung) einfach verweigern? Was sollen unsere deutschen Soldaten sagen, die sich nicht weigern können, jetzt gegen ihren Willen in Syrien zu kämpfen, ohne wegen Desertion bestraft zu werden?
Das, warum ich mich hier bemühe, ist zu zeigen, dass selbst wenn es kleine genetische Unterschiede zwischen Ethnien geben sollte, die Einfluss auf die Gesellschaft haben, daraus noch nichts von dem folgt, was sie daraus schließen wollen. Aber so gar nichts.
Ein afrikanischer Intellektueller, der die Rückkehr kolonialistischer Herrschaft fordert, ist halt einfach einer, der den gleichen Fehler macht wie Leute hier, die meinen, Hitler hätte doch die Autobahnen gebaut oder Leute, die sagen, in der DDR war doch das mit der Gleichberechtigung viel toller oder diejenigen, die in der Weimarer Republik sagten: Bitte gebt uns die Monarchie wieder. Natürlich gibt’s immer auch solche Leute. Aber was beweist das? Gar nichts. Nur dass manchen Menschen andere Sachen immens viel wichtiger sind als Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.
Wenn es in ihrer Weltsicht logisch ist, dass Schwarze die weißen Kolonialisten wieder haben wollen, dann müsste es auch logisch sein, dass die Europäer sich danach sehnten von Asien kolonialisiert zu werden. Oder? Ich seh sie aber nirgendwo fordern, dass ihr geliebtes Hong Kong jetzt Deutschland adoptiert und den Laden hier endlich auf Vordermann bringt, weil sie genetisch so überlegen sind. Ihr Weltbild ist noch nicht mal in sich schlüssig. Geschweige denn, dass es sich logisch aus irgendwelche Fakten ergäbe.
@bry:
„Adoptieren“ nicht ganz, aber daß die BRD massiv von Hongkong lernen soll, habe ich in meinen Reden sehr wohl gesagt und gerade wieder geschrieben: https://friedrichfr.wordpress.com/2015/12/18/intelligenz-sozialpolitik-und-geldsystem/
Niederländer und Deutsche haben es aber prinzipiell am wenigsten nötig in Europa, sich von Hongkong „adoptieren“ zu lassen: http://www.sueddeutsche.de/panorama/neue-studie-deutsche-sind-die-intelligentesten-europaeer-1.858727
Ein Anschluß an Liechtenstein wäre allerdings in der Tat sinnvoll, gerade wenn Sie echte und nicht nur behauptete „Freiheit“ meinen; lesen Sie mal, Sie werden Augen machen: http://www.deutscherarbeitgeberverband.de/aktuelles/2015_09_21_dav_aktuelles_liechtenstein.html?q=gebel%20liechtenstein
Auch darüber habe ich als Redner gesprochen.
You sidestep many of my questions and make claims about conclusions I have drawn without substantiating those claims, dear colleague, which leaves me with the impression that this is as far as we can get. Thanks for the discussion!
Möge Ihr Traum von einer „wirklich wundervollen Gesellschaft“ in den nächsten Jahren Erfüllung gehen, was er ja müßte, wenn alles so weiter läuft wie jetzt. Falls nicht, denken Sie vielleicht mal an diese Diskussion zurück.
Ist ja lustig, dass Europa von Asien lernen kann, obwohl die Unterschiede doch angeblich genetisch sind. Dann kann am Ende Afrika auch lernen? Das wär ja ein Ding. Wenn das nicht dafür spricht, dass auch sie daran glauben, dass sozioökonomische Gründe entscheidend sind. Genauso wie ihr Link zu dem Liechtensteinschen Staatsmodell. Ist am Ende vielleicht wirklich vor allem Politik, Wirtschaft und Sozialgesetzgebung entscheidend, wie es uns geht? Herr Fröbel, es ist noch Hoffnung! Für uns alle!
Was soll denn in diesem Zusammenhang Homöostase bedeuten? Meinen Sie vielleicht Osmose?
@Fröbel:
„die angesprochenen „Ungewißheiten“ werden in der Literatur ja alle behandelt und herausgerechnet.“
Wenn das nur so einfach ginge. z.B. kann man nur nur solche „Confounding Factors“ berücksichtigen, die man überhaupt als mögliche Störfaktoren auf dem Schirm hat.
Und selbst dann drohen allerlei statistische Artefakte.
Ganz allgemein war das ja ein großes Wissenschaftsthema 2015: In einem großen Replikationsprojekt erwiesen sich weniger als 40% der psychologischen Studien als reproduzierbar. Publication Bias, statistische Mängel und so weiter plagen das Feld wie kaum ein anderes.
Am ehesten verläßlich sind vielleicht Zwillingsstudien – aber da hat man dann wieder das Problem der zu kleinen Studiengrößen.
Natürlich gibt es in jeder Wissenschaft Unsicherheiten und Irrtümer und Fehler. Und die Psychologie hat sicher ihre Probleme, aber ich denke, der Aufruhr, den es immer wieder hervorruft, wenn Unterschiede zwischen Gruppen gefunden werden, könnte auch erklärt werden damit, dass man auf der Linken Schwierigkeiten hat, diese Ergebnisse ins eigene Welbild zu integrieren. So wie man auf der rechten Seite Schwierigkeiten hat Evolution oder Klimawandel zu akzeptieren, weil das mit Werten und Grundüberzeugungen kollidiert. Das erste Mal bin ich auf diesen Gedanken gestoßen durch einen Vortrag von dem Moralpsychologen Jonathan Haidt über die Parallelen zwischen diesen beiden Phänomenen: https://www.youtube.com/watch?v=b86dzTFJbkc
@Pilch, 11:05
Sie sprechen von der „Abtretung unseres Lebensraumes an Elendsmigranten „.
Da musste ich mir erst mal die Augen spülen. Es ist Ihnen hoffentlich klar, aus wessen Wörterbuch dieses Geschwafel vom „mangelnden Lebensraum für das Volk“ stammt? Und dass es mit der Realität rein gar nichts zu tun hat? In Deutschland haben wir keinen Mangel an „Lebensraum“, andere Länder wie z.B. die Niederlande sind weit dichter besiedelt und denen geht’s nicht schlecht.
Schauen Sie sich mal ostdeutsche Dörfer an – wenn überhaupt, wird dort Lebensraum mangels Einwohnern an Füchse und Wölfe abgetreten, die dort den Hasen gute Nacht sagen. Gerade dort wäre die Einwanderung von Menschen, die sich hier ein neues Leben aufbauen wollen, eine große Chance. Aber als Ausländer wird Sachsen ja langsam zur NoGo Area – was übrigens auch dem Max Planck Institut in Dresden Probleme macht. Renommierten ausländischen Wissenschaftlern und ihren Familien kann man ja kaum noch guten Gewissens raten, dort eine Stelle anzutreten. Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/wie-der-auslaenderhass-von-pegida-dresden-schadet-13961252.html
Und zu „Malthus‘ Realtität“ verweise ich auf die aktuelle Ausgabe des Magazins Nature (s. Mythos Nr 5.): „The human population has not and is not growing exponentially and is unlikely to do so, says Joel Cohen, a populations researcher at the Rockefeller University in New York City.“… „The world’s population also has enough to eat.“… „Overpopulation is really not overpopulation. It’s a question about poverty,“
Sorry, hier noch der Link zum zitierten NatureNews-Artikel über „5 Mythen die einfach nicht verschwinden“. (siehe Nr 5)
http://www.nature.com/news/the-science-myths-that-will-not-die-1.19022?WT.mc_id=TWT_NatureNews
Wenn es nicht so ist, wieso sieht es in Afrika dann aus wie es in Afria aussieht ohne jede Verbesserung und wieso machen die Afroamerikaner in den USA genauso weiter?
Die Formulierung r- und k Strategie ist natürlich didaktisch falsch, aber erkläre mir mal bitte – und zwar ohne dich auf Kolonoalismus zu beziehen – wieso Afrika so gar nicht auf die Füße kommt und Schwarze den niedrigsten IQ von allen Rassen haben?
Das ist Fakt, so wie es auch Fakt ist, dass Frauen seltener Genies sind (oder Volltrottel) als Männer, womit man auch leben muss, ob man das sexistisch finde oder nicht.
Woher hast du denn die Info, dass es in Afrika angeblich nicht voranginge? Dass diese Aussage weit von der Realität entfernt ist, würdest du sehen, wenn du dir die Zahlen von Gapminder mal ansehen würdest. Und wenn dich die historischen Gründen jenseits von Kolonialismus interessieren, warum es Afrika aufgrund geographischer und ökologischer Begebenheiten schwerer hat als z.B. Europa, dann schau dir die Erklärung von Jared Diamond in seinem Buch an: Arm und Reich: Die Schicksale menschlicher Gesellschaften*
@Panagrellus:
Was Sie da zu No-Go-Areas in Sachsen schreiben, ist, pardon, Schwachsinn. So wie die Lügenpresse über mich auf das Frechste gelogen hat (https://friedrichfr.wordpress.com/2015/12/09/und-davon-solle-man-dann-auch-gebrauch-machen/), so lügt bzw. verdreht sie in diesen Fragen immer so gut wie alles. Sie werden das natürlich nicht glauben, weil es nicht in Ihr Weltbild paßt, aber es ist einfach so. Es ist wirklich anders herum: In Leipzig müssen Sie als Legida-Spaziergänger oder -Redner ständig Angst haben, von der „ANTIFA“ zusammengeschlagen und schwer verletzt zu werden. Meine Frau und mich hat einmal (am 21.2.) nur die Bereitschaftspolizei (filmreif) gerade noch aus den Fängen des linken Mobs gerettet. Wenn Sie das Demo-Geschehen und das wirkliche Leben in Dresden und Leipzig noch nie erlebt haben, wissen Sie wirklich gar nichts. Ich weiß jedenfalls aus hinreichender persönlicher Erfahrung, wie unglaublich frech die vollkommen zu Recht als solche bezeichnete „Lügenpresse“ lügt. Aussage einer SWR-Fernsehjournalistin mir gegenüber auf dem Pariser Platz in Berlin: „Natürlich berichten wir schlecht über PEGIDA. Wir mögen PEGIDA nicht.“
Warum soll nicht beides gleichzeitig möglich sein? Ich glaube ihnen, dass sie schon vom linken Rand bedroht wurden. Aber genauso glaube ich den Wissenschaftlern, dass sie schon vom rechten Rand bedroht wurden. Warum sollten diese beiden Sachen sich irgendwie widersprechen? Sie sind beide gleichzeitig nebeneinander möglich. Und ich finde, man kann und sollte auch beides verurteilen. Niemand sollte Angst haben müssen, wenn er anders aussieht. Und niemand sollte Angst haben müssen, wenn er seine politische Meinung äußert.
Natürlich gilt die Meinungsfreiheit für uns alle. Sie haben das Recht, die Dinge so darzustellen, wie sie ihnen erscheinen. Aber genauso haben Journalisten das Recht, die Dinge so darzustellen, wie sie Ihnen erscheinen. Wenn Sie es mit der Demokratie und der Freiheit so ernst meinen, wie Sie behaupten, müssen Sie wohl genauso aushalten, dass jemand etwas über Sie schreibt, was Ihnen nicht gefällt, wie es Andere aushalten müssen, dass Sie hanebüchene politische Ansichten von rechtsaußen verbreiten. Das eine gibt es nicht ohne das Andere.
Danke für das Bemühen um Differenzierung, ich kann fast allem zustimmen! Super!
Anders als Sie es meinten, wollte Höcke keine genetische, angeborene Differenz zum Ausdruck bringen, denn er sagte ja, dass man das Fortpflanzungsverhalten durch Politik etc. verändern sollte. Und verändern kann man das Fortpflanzungsverhalten nur, wenn es dem Verhalten zuzuordnen ist, und nicht dem Angeborenen.
Außerdem meinte Höcke nicht „Rassen“, sondern sprach nur von „Afrikanern“ und „Europäern“ im allgemeinenen, und fügte noch hinzu: „vereinfacht gesagt“. Es war erst die Sendung Panorama des NDR, die daraus einen Skandal machte, indem sie überall mit dem Wort „Menschentypen“ anmoderierte, das bei Höcke aber nicht vorkam. Bei Höcke kamen nur „Reproduktionstypen“ vor, die aber NICHT fest an einen Menschentyp gebunden sind, sondern vom Verhalten abhängen.
Was für mich bleibt ist: Höcke hat sich ziemlich blöd ausgedrückt, aber rassistisch war es nicht. Jedenfalls sichtlich nicht gemeint. Sichtlich nicht.
Er hat sich entschuldigt. Schwamm drüber. Ja, Medienkritik ist auch zu üben.
Wie gesagt: Wenn von Eigenschaften die Rede ist, die die Evolution hervorgebracht hat, dann sind das immer genetische. Andere als genetische Eigenschaft evolvieren nämlich nicht. Was die sonstige Einordnung von Höcke angeht, liegt die natürlich im Auge des Betrachters. Wenn Sie es nur als blöden Fehler ansehen, dass er einen so großen, rein genetischen Unterschied zwischen Europäern und Afrikanern ausmachte, wie Biologen zwischen Menschen und Blattläusen sehen, dann finden sie es vielleicht nicht rassistisch oder nur aus Versehen rassistisch. Wenn Sie es aber – wie ich – für möglich halten, dass er bewusst biologische Konzepte verzerrte um die völkische Seite in seinen Anhängern zum Klingen bringen will, dann, ja dann kommen Sie nicht an der Deutung vorbei, dass es sich bei ihm wohl um einen Rassisten handelt.
Ich persönlich kritisiere die Medien ja auch. Aber für andere Sachen. Dafür, dass dieses Thema offenbar allein in der Politikredaktion abgehandelt wurde, obwohl es für mich danach schreit in Zusammenarbeit mit Wissenschaftsjournalisten bearbeitet zu werden. Und dafür, dass man den Lesern und Zuschauern nicht erklärt, dass schon die Sache mit dem ungebremsten Bevölkerungswachstum in Afrika einfach nicht stimmt. Und dass man sehr viel über die großen Einflüsse sozioökonomischer Faktoren auf die Kinderzahl weiß.
Liebe bry,
Richtig ist, dass Höcke zunächst von Evolution spricht, dann aber von der Veränderung des Reproduktionstyps durch Politik. Nach Ihrer Lesart hätte sich Höcke damit selbst widersprochen.
Ich vermute, Höcke hat einen etwas weiteren Begriff von „Evolution“? Für Höcke gehört die soziale Evolution auch zur Evolution: Man spricht auch von soziokultureller Evolution. Gerade beim Menschen hängt ja die Fortpflanzung und das Überleben nicht nur an Genen, sondern auch an der Herausbildung von Kultur. So verstehe ich das. Es wäre dann nicht rassistisch.
Richtig ist aber in jedem Fall: Höcke hat es ziemlich doof formuliert.
Oh, ich glaube, er meinte, was er sagte. Aber gut. Wir werden da nicht auf einen Nenner kommen.
> Denn so wie es zum rechten Rand gehört, die Bedeutung der
> Genetik ins Groteske zu übersteigern, gehört es zum linken
> Rand, die Bedeutung der Genetik komplett zu leugnen.
Also es geht ja wohl mehr um „Genetik“ in der „Politik“, Genetik um sozialökonomische Phänomene zu „erklären“. Da muss man jetzt nicht „links“ oder gar „linksradikal“ sein, um die Genetik ziemlich vollständig aus der „Politik“ herauszuhalten. Man findet auch weit und breit nirgendwo Artikel, wo irgendein gesellschaftliches Phänomen (Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Drogengebrauch, Zwischenmenschliche Beziehungen) „genetisch“ erklärt wird.
Naja, es gibt schon Artikel. Also zumindest Fachartikel gibt es jede Menge, in denen die Erblichkeit von eigentlich all den Phänomenen untersucht wird, die sie aufführen. Und es gibt unzählige Studien, in denen untersucht wird, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen bestimmten Gen-Varianten auf der einen und z.B. Persönlichkeitsmerkmalen oder Verhalten auf der anderen Seite. Die Antworten darauf sind durchaus gesellschaftlich relevant.
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis, die politisch für mich daraus folgt, dass wir eben auch Naturwesen sind, ist eigentlich, dass Politik nicht alles vermag. Sie kann viel Einfluss nehmen auf die soziale Umwelt und sollte das auch, wo es die Lebensumstände von Menschen verbessern kann. Aber weil wir nicht als weiße Blatt auf die Welt kommen, die von der Umwelt erst beschrieben werden, hat die Macht von Politik Grenzen. Das, was wir werden, entsteht durch eine komplexe Interaktion zwischen unserer individuellen menschlichen Natur und unserer Umwelt. Und wir können nur auf den Umwelt-Teil dieser Gleichung Einfluss nehmen. Das verändert für mich die Herangehensweise. Mich macht der Gedanke an die Komplexität, mit der wir es da zu tun haben, jedenfalls irgendwie demütiger und vorsichtiger.
Könnte man die Geburtenzahlen nicht auf einen einfachen Nenner bringen?
Wer sich keine Verhütungsmittel leisten kann, setzt halt mehr Kinder in die Welt. Wenn dann auch noch kulturelle oder religiöse Gründe einer Abtreibung entgegen stehen, wirkt das auch nicht gerade förderlich auf eine Geburtenkontrolle.
Der Drang zum „Zeugungsakt“ dürfte biologisch betrachtet einem Naturgesetz entsprechen. Weltweit und über alle Spezies hinweg.
Stellen Sie sich vor wie es bei uns wäre, gäbe es weder Verhütungsmittel noch Abtreibung.
Ich werde mich nie auf die Seite von Hr.Höcke stellen. Auch kann ich nicht zu 100 Prozent sagen ob Afrikaner mehr Kinder bekommen als Europäer. Nur wenn man schon sowas erzählt, sollte man sich mit Afrika ein wenig beschäftigen. Und dann wüsste man, das in vielen Teilen Afrikas die Kinder im Prinzip eine Art Altersfürsorge sind. Je mehr Kinder desto angesehener die Familie.
In Europa ist es andersrum , hier bekommt man (im Moment jedenfalls noch) Rente usw. Zudem , um es allein mal auf Deutschland zu beziehen, leben wir in einem Kinder unfreundliche Land. Und ich selbst werde kein Kind in die Welt setzen, so lange ich Hartz 4 abhängig bin ( trotz Selbstständigkeit) und so lange die AfD und Npd Zulauf bekommt.
Unter Evolution (von lateinisch evolvere „herausrollen“, „auswickeln“, „entwickeln“) versteht man im deutschen Sprachraum heute in erster Linie die biologische Evolution.
„in erster Linie“
-> schließt also eine Entwicklung auf geistigem, gesellschaftlichem, kulturellem, was auch immer, Gebiet nicht aus.
Außerhalb einem persönlichen Gespräch mit Höcke und expliziter Nachfrage ist also alles Spekulation.
Weder biologische noch kulturelle Unterschiede geschweige denn das Bestehen von unterschiedlichen menschlichen Rassen lassen sich leugnen. Das sind lediglich Tatsachen, ohne irgend eine (negative) Wertung.
Welche Folgen nun Geburtenzahlen und Völkerwanderungen von A nach B für A und B bedeuten ist das andere…. und darüber nicht sprechen zu dürfen, ist mir unverständlich.
Nach meinem Verständnis hat jedes Volk bzw. Ethnie seinen angestammten Platz auf diesem eigentlich wundervollen Planeten. Wurde durch Natur, die Klimazonen, sonstige Umgebungsgegebenheiten geprägt, Kulturen sind entstanden…. leider ist der bunte Farbkreis der Völker gerade am Verschwinden…. irgendwer verrüht alle Farben mit dem großen Pinsel zu einem dunklen Riesenklecks. Wo geht die viel beschworene Vielfalt hin?? Sowohl biologisch als auch kulturell !?
Tut mir leid, dass ich Ihren Kommentar erst jetzt veröffentlich. Ich habe schon mal angefangen zu antworten und dann seufzend aufgegeben. Denn ich mag gerne diskutieren, aber für die mir wichtige Differenzierung ist nicht immer die Zeit da.
Mir ist die Unterscheidung zwischen Evolution auf der einen Seite und historischen/sozio-kulturellen Entwicklungen sehr wichtig. Ich plädiere dafür den Begriff „Evolution“ wirklich nur für die genetische Veränderungen von Arten/Populationen über die Zeit zu verwenden. Zur Frage, was von beidem Höcke damals vor fast 2 Jahren meinte, hatte ich weiter oben in den Kommentaren schon mal Stellung genommen (im Gespräch mit Georg). Denn in dem wie sich Höcke genau ausdrückte, war schon Biologie gemeint. Er sagte sowas wie: „Die Evolution hat den Afrikanern einen anderen Fortpflanzungstyp beschert.“ Und ich wüsste nicht, was daran kulturell gemeint gewesen sein sollte…
Aber es ging Ihnen ja hier vor allem um Migration. Und Sie sagen, jedes Volk bzw. Ethnie hätte einen angestammten Platz auf diesem Planeten und dass sie gegen das Verrühren der Farben im bunten Kreis der Völker sind. Dass Sie das als Verlust von Vielfalt ansehen. Dieser Meinung kann man natürlich sein. Aber aus meiner Sicht ergibt sich diese Meinung nicht zwingend aus irgendwelchen Fakten. Weder aus biologischen, noch aus historischen. Denn es ist eine politische Position unter vielen. Und sie zeigt nicht, wie etwas IST oder mal WAR, sondern eine Position, mit der Sie ausdrücken, wie die Welt aus Ihrer Sicht sein SOLLTE.
Ich könnte Fakten finden, die so wirken, als ob Sie Ihre Sicht stützen. Könnte sagen: die Menschen sind doch offensichtlich von Natur aus territoriale Gruppenwesen, die Fremden misstrauen, Grenzen ziehen wollen und diese verteidigen. Und ich könnte irgendwelche Zeiten aufführen, in denen alles toll war und die Menschen sich weniger genetisch vermischt haben als heute.
Aber dafür müsste ich ziemlich viel ausblenden, was nicht dazu passt. Nämlich, dass Menschen genauso und schon immer eine Neugier hatten auf das Fremde und den Drang hatten rauszuziehen in die Welt (sonst wären unsere frühen Vorfahren doch nie aus Afrika rausgekommen!) und zudem die Neigung hatten gerne auch mal außerhalb der eigenen Gruppe sexuelle Abenteuer oder auch langfristige Liebesbeziehungen zu suchen (sonst hätte es die genetische Vermischung von Neanderthalern und Homo sapiens doch auch nie gegeben!).
Ich führe das hier – wie gesagt – nicht als politisches Gegenargument auf, sondern nur um zu zeigen, dass man – egal welcher politischen Haltung man ist – meist nur die Fakten und die Argumente wahrnimmt, die die eigene moralische und politische Haltung zu stützen scheinen. Aber dafür muss man meist eben andere, ebenfalls vorhandenen Aspekte des Menschlichen ausblenden. Etwa, dass es Migration schon immer gab und wir alle schon Ergebnisse von „Verrührungen“ und Völkerwanderungen sind, die viele Generationen früher stattgefunden haben.
Trotzdem kann man natürlich dagegen sein, dass das wieder vorkommt/passiert, aber eben nicht mit dem Argument, dass es das früher nicht gab oder dass das unnatürlich sei.