Geschenke für Biologen und Bio-Interessierte (3) – Plüsch-Modellorganismen & Biologen-Shirts

Auf der Suche nach einem passenden Biologen-Geschenk? Gar nicht so einfach. Aber mir sind mal wieder ein paar lustige Ideen über den Weg gelaufen.

Modellorganismen zum Kuscheln

Von der Firma Giant Microbes gibt es nicht nur millionenfach vergrößerte Krankheitserreger aus Plüsch, sondern auch einige der Lieblings-Modellorganismen der Biologie:

Drosophila melanogaster

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Mit Verdauungsdetails in die deutschen Bestsellerlisten: „Darm mit Charme“ ist ein Phänomen

Dieser Text erschien im Januar 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

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Ich erinnere mich noch gut, wie ich einmal erschreckt aus der Hobbythek wegzappte, weil Jean Pütz von seinen Hämorrhoiden erzählte. Bisher mochte ich es nämlich nicht, wenn Leute außerhalb der engsten Familie mir auch nur irgendwas über ihren Darm mitteilen.

Umso erstaunter war ich, dass das bei Giulia Enders anders ist. Die junge Ärztin durfte mir in ihrem Buch „Darm mit Charme“ nicht nur in aller Breite Dinge erklären, die ich sonst eklig und peinlich finde. Nein, ich fand das auch noch außerordentlich unterhaltsam. Ja, ich kann mich sogar an kein Sachbuch vorher erinnern, bei dem ich so viel gelacht hätte.

Dabei macht Enders keine billigen Fäkalwitze. Es geht ihr um Wissensvermittlung. Sie behandelt Tipps im Umgang mit Darmproblemen genauso wie Grundlagen der Darmfunktion und ungeklärte Fragen der aktuellen Forschung. Aber die Art und Weise wie sie das tut, ist erfrischend anders als in Büchern mit ähnlichem Anspruch.

Der frische Wind erklärt sich aus der Kultur der Science Slams, die sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen. In diesen Wettbewerben treten Wissenschaftler an, um ihr Forschungsgebiet in möglichst amüsanten Kurzvorträgen vorzustellen. Enders gewann 2012 die Science Slams in mehreren Städten mit ihrer speziellen Gute-LauneMischung aus ansteckender Neugier, naiver Leichtigkeit und entwaffnendem Mädchencharme.

„Darm mit Charme“ funktionierte also schon auf der Bühne und  wurde auch bei Youtube ein Hit. Der Erfolg des Buches zeigte dann „nur“ noch, dass ihr Science-Slam-Stil auch in lang und gedruckt gut ankommt. Er bewies, dass es auch das Sachbuch-Publikum liebt,
wenn über Kot-Konsistenzen, Bakteriengesellschaften und ihre therapeutische Verpflanzung in andere Därme ganz leichtfüßig geplaudert wird.

Sicher gibt es Leute, in deren Augen die Seriosität leidet, wenn flapsig über Medizinisches geredet wird. Wenn eine junge Forscherin blumig über die Wissenschaft der Abführmittel
schreibt oder über die interessante Mechanik des Kotzens oder wie aus Präbiotika Pupse entstehen – und das auch noch mit lustigen Comic-Zeichnungen ihrer Schwester garniert. Öfter aber scheint es den Leuten so zu gehen wie mir, dass gerade dieser Stil ihnen hilft,
sich den Verdauungsorganen mal wohlwollend interessiert zu nähern, statt mit Scheu und Scham.

Schon eine kurze Internetsuche zeigt, dass auch viele Mediziner diesen Abbau von Hemmungen begrüßen. Ein Gastroenterologen-Team lobt das Buch auf ihrer Webseite als „Pflichtlektüre für Darmbesitzer“, Proktologen laden Enders zu ihren Fortbildungsveranstaltungen ein, ein Internist zitiert in seinem eigenen Vortrag ihre geradezu poetischen Beschreibungen der Darmentleerung. Die neue Offenherzigkeit scheint also auch Ärzte zu beflügeln.

Übrigens enthält das Buch auch für Jean Pütz und seine Leidensgenossen Wissenswertes. Enders erklärt darin nämlich auch, welche Sitzhaltung auf dem Klo Hämorrhoiden begünstigt und wie man durch eine mehr hockende Stellung vorbeugen kann. Früher hätte ich vielleicht entsetzt ausgerufen: „Oh, nein, bitte keine Details!“ Aber neuerdings will ich sie doch hören, die Details. Denn sie sind wirklich erstaunlich interessant.

Gibt es sanfte Pestizide?

Dieser Text erschien im Januar 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Ich dachte früher, natürliche Pflanzenschutzmittel seien generell besser als diese bösen, synthetischen Spritzmitteln. Heute weiß ich: Eine Superschurken-Entführung überlebt man mit solch fehlerhaftem Denken nicht.

Ein Gedankenexperiment: Nehmen wir mal an, ich sei Gefangene eines sadistischen Super-Schurken, der mich mit  Pflanzenschutzmitteln quälen will. Er lässt mir aber die Wahl, mit welchem er mich besprüht. Wie wähle ich das für mich geringste Übel?

Hauptsache Bio?

Sage ich: „Oh bitte, Hauptsache, es ist natürlichen Ursprungs!“ weil ich denke, Natürliches ist für uns Menschen generell sanfter und harmloser als jede „Chemie“? Ich bin mir unsicher und studiere daher lieber im Internet heimlich die Pestizid-Liste der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), bevor ich mich entscheide. In ihr sind die Pflanzenschutzmittel nach akuter Gefährlichkeit sortiert.

Ich bin dann froh, nicht irgendein biologisches Mittel verlangt zu haben. Denn diese sind mitnichten alle ganz unten bei den ungefährlichsten Mitteln, wie man das aufgrund der gängigen Vorurteile erwarten sollte. Ernüchtert stelle ich fest, dass sie sogar quer durch die Kategorien zerstreut sind. Nikotin etwa findet sich in Ib, also in der Gruppe der hochgefährlichen Pestizide. Das  Biospritzmittel Rotenon wird in Klasse II eingestuft und
damit als moderat gefährlich. Spinosad, ein anderes Bio-Spritzmittel steht bei III (wenig gefährlich).

Klar, dass sich in jeder dieser Klassen auch eine Menge synthetischer Pestizide mit ähnlicher Gefährlichkeit finden wie die jeweiligen Bio-Pestizide. „Puh“, denke ich, „gut, dass ich noch mal nachgeschaut habe.“ Denn ob ein Stoff natürlich vorkommt oder
künstlich hergestellt wurde, ist ja für die Einschätzung der Gefahr völlig irrelevant. Wer hätte das gedacht?

Jetzt weiß ich: Eine wahre Heldin wählt in dieser Art Superschurken-Bedrängnis stets einen Stoff aus der untersten Gefahrenklasse der WHO – der Kategorie U. Völlig egal ob
künstlich oder natürlich. Bei diesen Pestiziden hält die WHO eine akute Gesundheitsgefahr für unwahrscheinlich. Gute Überlebenschancen also in der erzwungenen Spritzmittel-Dusche!
Wer sich an dieser Stelle gerade fragt, warum ich mir so alberne Superhelden-Geschichten ausdenke, hier die Alltagsvariante dieses Problems:

Gefährlicher Tabaksud

Letztens musste ich wieder dran denken, wie ich früher Zigarettenbrösel in Wasser eingelegt und mit der Brühe die Blattläuse an meiner Zimmerpflanze bekämpft habe. Das bringt sie zuverlässig um die Ecke. Begeistert war ich darüber aber nur, bis ich herausfand, dass Tabaksud – im Gegensatz zum Zigarettenrauch – Nikotin-Konzentrationen enthält, die auch für uns Menschen hochgiftig sind.

Wer sich schon mal mit Vergiftungsgefahren für Kinder beschäftigt hat, hat vielleicht gehört, dass für sie schon das Essen einer halben Zigarette lebensbedrohlich sein kann. Das gleiche gilt für Tabaksud. Trinkt ein Kleinkind etwa den Flüssigkeitsrest einer Limodose, in der Kippen gelöscht wurden, ist das nicht nur eklig, sondern eine
Todesgefahr. Eben weil eine tödliche Dosis Nikotin in der Limo-Pfütze gelöst sein kann.

Einige Todesfälle vor dem Verkaufsverbot

Aber Tabaksud ist nicht nur giftig, wenn man ihn trinkt. Wer die Brühe in eine Sprühflasche füllt um seine schädlingsgeplagten Rosen einzunebeln, dem drohen auch durchs Einatmen der Tröpfchen und durch Aufnahme des Nikotins über die Haut schwere Vergiftungen.
Bevor Tabak in den 70ern als Pflanzenschutzmittel verboten wurden, kam es immer wieder zu Todesfällen deswegen. Eine letale Dosis führt innerhalb von Minuten zur Atemlähmung.

Bedenkt man, wie gefährlich Tabaksud als rein pflanzliches Anti-Insekten-Mittel ist, sollte man meinen, Leute seien dankbar, wenn Ihnen in Internetforen Hinweise auf die Gefahr gegeben wird. Wenn man ihnen davon abgerät, weil dieses selbstgebraute Pestizid sie umbringen kann.

Doch von Dankbarkeit ist oft keine Spur. Eher reagieren sie mit der kopfschüttelnden Ungläubigkeit, mit der auch ich erst reagiert habe. Nach dem Motto: „Kann ja nicht so schlimm sein, oder? Sonst wäre doch Tabak als Genussmittel nicht frei verkäuflich!“

Oft kommen aber auch richtig wütende Antworten, so à la: „Was redest du? Das ist doch auf jeden Fall besser als diese Chemie-Gifte!“

Tatsächlich gibt es ein paar Pestizide aus der Chemie-Fabrik, die schlimmer sind als Nikotin-Brühe. Aber das sind gar nicht so viele. Und die schlimmsten sind inzwischen genauso verboten wie es Nikotin für diesen Zweck auch schon lange ist. Wer also gerade plante seinen nächsten Tabaksud anzusetzen, sollte wissen, dass jedes Pflanzenschutzmittel im Giftschrank des Baumarktes um die Ecke für unsere Gesundheit harmloser ist als diese Brühe.

So überraschend das auch klingen mag.

Mein Kommentar zu „Der Tod kommt mit dem Wind“ in der SZ

Wieder ein Journalist, der sich dem Sog der aktuell von Umweltbewegungen und grünen Parteien am liebsten erzählten Geschichte nicht entziehen konnte. Die Süddeutsche demonstriert, was herauskommt, wenn eigentlich gute Recherche in ideologischer Schieflage interpretiert wird. Mein Kommentar zu „Der Tod kommt mit dem Wind“ in der SZ weiterlesen

Auswärts geschrieben: Wenn Evidenz lästig ist

Die neue EU-Kommission hat sich entschieden, den Posten des Chief Scientific Advisors wieder abzuschaffen, der erst vor drei Jahren geschaffen wurde. Für’s Laborjournal online hab ich drüber geschrieben, warum das ein trauriger Fehler ist:

Laborjournal Online: Wenn Evidenz lästig ist. Auswärts geschrieben: Wenn Evidenz lästig ist weiterlesen

Auswärts geschrieben: Raus aus der Kuschelecke – über Empathie und das #symp2014 (für LJ online)

TdS Pressebild Symposium 2014 HiRes mit Logo

Wenn wir unsere Spiegelneuronen nutzen und viel Oxytocin ausschütten, dann sind wir netter und freundlicher zu Anderen, oder? Darüber wie wenig diese Aussage stimmt, habe ich für’s Laborjournal online geschrieben. Beim diesjährigen „Turm der Sinne“-Symposium zum Sozialen Gehirn fiel mir nämlich auf, dass viele der vortragenden Forscher dieses allzu rosige Bild zu korrigieren versuchten, das in der Öffentlichkeit zum menschlichen Einfühlungsvermögen vorherrscht:

Raus aus der Kuschelecke (30.10.2014) – Je mehr Neuro- und Verhaltensforscher über Empathie, Spiegelneuronen und Oxytocin herausfinden, desto schillernder wird das Bild ihrer Rolle im Sozialleben. Weiterlesen bei Laborjournal online

Neue Funktion: E-Mail-Abo & warum es so still war in der Wissensküche

Mich erreichte gestern eine Anfrage, ob es eigentlich eine Möglichkeit gäbe per E-Mail  informiert zu werden, wenn ein neuer Beitrag im Blog erscheint. Weil das bisher nicht möglich war, habe ich rumgesucht und mit dem Jetpack-Paket von WordPress ein Plugin gefunden, über das es jetzt gehen sollte.

Bin ganz glücklich, dass dadurch jetzt auch die eingebunden sind, die weder mit Sozialen Medien noch mit RSS-Readern was am Hut haben, aber trotzdem auf dem Laufenden bleiben wollen. Denn immer manuell vorbei zu surfen kann ja auf die Dauer nerven. Vor allem, wenn mal so lange Funkstille im Blog ist, wie in den letzten Wochen.

Dass es so still war, lag übrigens nur an meinem Umzug und der vielen Arbeit mit der Einrichterei. Also: keine Sorge, es geht weiter mit der Wissensküche.

Wie das geht mit dem E-Mail-Abo? Ganz einfach: Neue Funktion: E-Mail-Abo & warum es so still war in der Wissensküche weiterlesen

Nicht ich verharmlose Diskriminierung, sondern die Sympathisanten grünen Hasses

In den Diskussionen zu meinem Beitrag über grünen Hass wurde mir vorgeworfen, ich würde Fremdenhass relativieren, indem ich ihn mit Gentechnik-Ablehnung vergleiche. Die zugrundeliegende Annahme der Sympathisanten ist, dass grüner Populismus nur Produkte ächtet und keine Menschen. Dem ist aber leider nicht so. Ich möchte hier zeigen, dass nicht mein Vergleich, sondern diese Fehlwahrnehmung zu einer Verharmlosung von Diskriminierung führt – und damit eine Gefahr für Menschenwürde und Demokratie darstellt.

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Die Vorgeschichte zu meinem Artikel über grünen Hass

Mein Beitrag über grünen Hass hat viele, ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen – von leidenschaftlicher Zustimmung bis zu entsetzter Ablehnung. Nicht nur hier im Blog wurde über das von mir in diesem Text vorgestellte Konzept des grünen Populismus debattiert, sondern auch bei einem Crosspost des Beitrags bei den Ruhrbaronen und  in Jürgen Schönsteins Blog Geograffitico.

Einige Leute warfen mir  in diesen Diskussionen vor, ich würde mit meiner Kritik maßlos übertreiben. Hier möchte ich nachzeichnen, wie ich zu dieser – zugegeben harten -Kante gegenüber bestimmten grünen Denkmustern gekommen bin.

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Wir dulden Hass in unserer Mitte – wenn er grün ist

Nicht nur rechter, linker und liberaler Populismus ist eine Gefahr für die Demokratie, sondern auch seine grüne Variante.

Was seht ihr vor euch, wenn ihr an gefährlichen Populismus denkt?

Seht ihr einen Stammtischbruder, der mit feisten Schützenvereins-Kumpels über „Schwuchteln“ herzieht oder über „dieses kriminelle Ausländerpack“ ?

Oder seht ihr eher den linken Eiferer, der sich mit seinen Antiglobalisierungs- Spezis einig ist, dass alles nur die Schuld „reicher Ausbeuterschweine“ ist?

Oder seht ihr gar den verächtlichen Beschlipsten, der sich mit seinen smarten Yuppie-Freunden darüber ereifert, dass „diese wohlstandsvernichtenden Marktverzerrer“ unser Untergang sind?

Ich persönlich finde ja alle drei unerträglich. Weil jede Art von Populismus mich verstört und alarmiert. Weil jede Art von Populismus gute Werte hinter sich gelassen hat und nur noch vernichten will .

Alle drei sind für mich Stammtischbrüder, denen gemeinsam ist, dass sie in Feindbildern denken und die Illusion erzeugen, alle Probleme würden sich schon in Wohlgefallen auflösen, wenn man nur die von ihnen auserkorenen Sündenböcke in die Wüste schickt.

Und sie sind allesamt Anti-Demokraten. Sie predigen Hass und steigern sich in die Vorstellung herein, die Welt gehe vor die Hunde, wenn nicht sie den Kampf um die Macht gewinnen, sondern die Gegenseite. Und die Gegenseite, das sind nicht nur die dämonisierten Feinde selbst, sondern auch alle, die es wagen, die Gefahren zu „verharmlosen“ und Probleme „herunterzuspielen“.

Das Ziel von Populisten ist daher stets nicht nur die vollständige Entmachtung oder sogar die Vertreibung der Feinde, sondern auch der soziale Ausschluss von Andersdenkenden.

Gefährlichen Populismus  gibt es aber nicht nur in den drei politischen Geschmacksrichtungen von rechts, links und liberal, sondern auch in seiner grünen Variante. Und zumindest aus meiner Warte sieht es derzeit so aus, als würde dieser sehr viel seltener als solcher erkannt und benannt als die Populismus-Formen der anderen Politikrichtungen. Ich persönlich halte ihn daher momentan für den gefährlichsten Populismus in Deutschland. Wir dulden Hass in unserer Mitte – wenn er grün ist weiterlesen

Gedanken zu Wissenschaft und Gesellschaft, im Großen und ganz Kleinen