Was ist bei der Suche nach einem Standort für ein Insektenhotel zu beachten? Was sind die Empfehlungen? Ist ein Insektenhotel auch etwas für Terrasse und Balkon? Wie lockt man Bewohner an? Wo fühlen sich Wildbienen und Solitärwespen wohl?
Nach fast zwei Jahren ist unser Insektenhotel nun voll ausgebucht. Dieser Blogbeitrag ist ein Rückblick auf die Standortsuche in meinem kleinen Garten. Außerdem zeige ich viele Fotos und erzähle, wie lange wir auf Nist-Aktivitäten warten mussten und welche Blumen bei den Bienen besonders beliebt sind.
Ein warmes Plätzchen
Ich hatte ursprünglich geplant, unser Insektenhotel am Gartenschrank zu befestigen, in dem unser Rasenmäher und andere Geräte stehen. Aber es stellte sich heraus, dass das nicht zu den Empfehlungen für den richtigen Standort eines Insektenhotels passt.
Denn die Süd- und West-Seite des Gartenschrankes liegen im Schatten von anderen Gebäuden. Auf der Ostseite ist die Tür des Schrankes. Und von der Nordseite wird abgeraten. Auf der Suche nach dem optimalen Standort fiel der Gartenschrank also schon mal aus.
Der Hersteller Yakeba empfiehlt auf der Produktseite unseres Insektenhotels bei Amazon* für den Standort:
- nicht auf die Nordseite oder in Dauerschatten hängen
- wenn Ausrichtung nach Westen, dann nur unter einem Dach
- gerne Aufstellung in Süd-, Südost- oder Ost-Richtung
Auch an Balkon und Fensterbank
Eine Möglichkeit wäre für uns gewesen das Insektenhotel auf einem Pfahl oder ähnlichem direkt in einem der Beete aufzustellen.
Der Einfachheit halber habe ich mich aber dafür entschieden, es auf die Terrasse zu stellen, genauer gesagt: auf eine Terrassen-Fensterbank in Südrichtung. Und dort wurde das Insektenhotel auch sehr gut angenommen. Ich denke daher, dass auch das Aufstellen auf einem Balkon oder sogar einer Fensterbank gut klappen sollte. Zumindest wenn es ein warmer Balkon ist und genug Blumen da sind. Aber dazu gleich mehr.
Die Südseite bei uns war mit ihrer Wärme ja eh schon gut geeignet für das Aufstellen eines Insektenhotels. Die Terrassenüberdachung und die seitlichen Sichtschutzwänden schützen hier zudem noch zusätzlich vor Wind und Wetter, wogegen die Insekten offensichtlich nichts einzuwenden haben.
Eine Nachbarin, mit der ich sprach, wandte ein, dass das für ihren Geschmack zu nah am Sitzplatz wäre. Das kann ich verstehen. Und wenn einen das emsige Treiben neben Tisch oder Liegestuhl stört, dann sollte man für das Insektenhotel einen anderen Standort wählen. Aber zur Beruhigung konnte ich ihr versichern: Es ist wirklich nur ein Herumschwirren zu erwarten und keine andere Arten von Störung durch diese Insekten.
Es sind – wie ich schon im ersten Teil der Insektenhotel-Reihe erzählt habe – keine Stiche durch die dort ein- und ausfliegenden Wildbienen oder Solitärwespen zu befürchten. Sie sind nie aggressiv, weil sie ihr Nest gar nicht beschützen. Und für das Essen auf unserem Tisch haben sich die verschiedenen Arten, die dort ihre Kinderstube einrichten, auch noch nie interessiert seit ich das Insektenhotel dort vor fast 2 Jahren aufgestellt habe.
Wichtig: Viele ergiebige Blüten in der Nähe
Genauso wichtig für den Standort des Insektenhotels wie die Wärme ist natürlich wie nah die Nahrung ist. Wildbienen nisten nur dort, wo es auch genug Nektar und Pollen zum Sammeln gibt. Einzeln lebende Bienen betreiben keine dauernde Brutpflege wie die Honigbienen, sondern geben ihrem Nachwuchs einmalig einen großen Vorrat Nahrung mit in die Niströhre, der bis zum Schlüpfen reichen muss.
Je weiter die Blüten weg sind, desto mehr Arbeit macht es, die ganze Nahrung dafür herbeizuschleppen. Wer viele Wildbienen zum Nisten anlocken will, sollte also Blumen in der Nähe des Insektenhotels haben und bei ihrer Auswahl darauf achten, dass es gute Bienenweiden sind. Denn so einige Blumen sehen nur hübsch aus, produzieren aber wenig von dem, was Bienen interessiert.
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Am besten ist natürlich, es blüht rund ums Jahr immer in irgendeiner Ecke etwas. Das ist auch in einem kleinen Garten oder sogar auf einem großen Balkon realisierbar. Für unseren kleinen Reihenhausgarten mit zwei Beeten rechts und links habe ich versucht, die Blumen so auszusuchen, dass es von Februar bis in den November hinein für Bienen immer irgendwelche Blüten zu besuchen gibt.
Welche Blumen für den eigenen Garten geeignet sind, ist stark von Licht und Boden abhängig. Eine Schattenpflanze für Waldböden wird auf einer trockenen Mauerkrone nicht gedeihen. Und eine Sonnenpflanze wird sich umgekehrt auch nicht unter Bäumen wohl fühlen. Um sich Enttäuschungen zu sparen, wählt man also am besten nur unter den Geeigneten.
Ich musste für meinen kleinen Garten bei den sonnenliebenden Pflanzen suchen, die auch noch durchlässige Böden mögen. Außerdem war mir wichtig, dass sie Trockenheit aushalten. Denn unser Boden ist eher sandig und es regnet hier im Sommer selten. Ich bin außerdem eine, die nicht dauernd gießen will, und die erwartet, dass Pflanzen den Urlaub ohne Pflegekraft überstehen. Es waren also tendenziell Steppenpflanzen, unter denen ich ausgewählt habe.
Langsamer Start
Wie ich schon im letzten Beitrag der Insektenhotel-Reihe erzählt habe, in dem es um den Zusammenbau des Insektenhotels ging, mussten wir uns ein paar Monate gedulden, bis erste Insekten zum Nisten kamen. Im September 2016 hatten wir es aufgestellt und erst Ende Mai 2017 konnte ich beobachten, wie die zweite Niströhre zur Kinderstube umbaut wurde.
Im Laufe des Sommers 2017 wurden es dann aber immer mehr Löcher, die von den fleißigen Insekten-Müttern für den Nachwuchs eingerichtet wurden.
Hier noch zwei Fotos von einer solitär lebenden Wespe, die ich im Juni beim Nestbau „erwischte“:
Insektenhotel ausgebucht
So richtig zur Sache ging es dann aber im Frühjahr 2018. Anders als Im Vorjahr herrschte da schon im April Hochbetrieb, wie dieses Video zeigt:
Jetzt, mitten im Sommer 2018, ist die Bude nun gerammelt voll:
Manche Löcher sind schon zum zweiten Mal belegt.
Es ist gut zu sehen, dass die Löcher mit ganz unterschiedlichem Material zugespachtelt sind. Manche Insektenarten bevorzugen zum Verkleben der Röhren Lehm, manche Sand, andere wiederum Harz.
Blogserie zum Insektenhotel
Dieser Text ist der vierte Teil einer kleinen Serie zum Thema Insektenhotels:
- In Teil 1 ging es um die Frage, ob durch ein Insektenhotel im Garten die Gefahr steigt von Bienen oder Wespen gestochen zu werden. Die schnelle Antwort ist: Nein. Die lange steht hier: Was? Ich soll ein Hotel für meine Feinde bauen?
- In Teil zwei erkläre ich, welche Eigenschaften Insektenhotels haben sollten, damit sich Wildbienen darin wohl fühlen, und dass es sowohl im Baumarkt wie bei Amazon erstaunlich schwierig war, ein solches Insektenhotel zu finden
- Im Teil 3 schrieb ich darüber, dass der Aufbau des Insektenhotel-Bausatzes, für den ich mich entschieden hatte, für meinen fast 12-jährigen Sohn ein schönes Projekt war
Als Bausatz oder schon fertig
Was ich in den bisherigen Beiträgen vergessen habe zu sagen: Es gibt das Insektenhotel von Yakeba, das wir haben, beim Amazon sowohl als Bausatz* zu kaufen , wie auch schon fertig zusammengebaut*. Es muss also nur basteln, wer auch basteln möchte…
Hallo Brynja,
danke für den hilfreichen und detaillierten Beitrag. Insbesondere den Hinweis zum Standort in der Nähe der Nahrungsquelle finde ich wichtig.
Viele Grüße,
Torsten