Viele Insektenhotels in den Gärten von Leuten sind von ihrer Füllung her nicht optimal. Das ist nicht unbedingt so, weil die Menschen beim Einkauf im Baumarkt oder Amazon falsche Entscheidungen treffen, sondern weil in den großen Vertriebskanälen die aus biologischer Sicht überzeugendsten Modelle oft gar nicht angeboten werden.
Es gibt dort zwar oft verschiedene Nisthilfen für Insekten zur Auswahl, aber eben kaum solche, die den Empfehlungen von Wildbienen-Experten entsprechen. Das finde ich komisch. Denn es gibt tolle Insektenhotels. Aber warum nur bei kleinen Webshops und nicht im Sortiment der Geschäfte, in die die meisten Leuten gehen?
In diesem Beitrag geht es darum, was ich an vielen Insektenhotels zu meckern hatte, die ich im Baumarkt und bei Amazon fand, und welches ich schließlich kaufte, weil es mich überzeugte.
Die Bilder der Insektenhotels sind mit Werbe-Links unterlegt, die zu den jeweiligen Produktseiten bei Amazon führen.
Insektenhotel mit Verstecken?
In den sehr breit vertriebenen Insektenhotels wird oft allerhand eingebaut, was Kenner als unnötig erachten. Nach der Meinung der meisten Experten kann man sich nämlich sparen, Verstecke für Marienkäfer oder Florfliege, Ohrenkneifer oder Schmetterling vorzusehen, wie sie in üblichen Modellen wie diesen zu finden sind:
Die Kästchen mit Schlitz, die Kiefernzapfen, die Haufen von Holzspänen oder Holzwolle werden von diesen Nützlingen meist gar nicht benutzt. Höchstens quartieren sich dort Spinnen ein, die es auf die nebenan nistenden Insekten abgesehen haben.
Es ist also sinnvoll als Insektenhotels nur reine Nisthilfen für Wildbienen und solitär lebende Wespen anzubieten.
Nicht alles, was wie Niströhre aussieht, ist auch eine
Solche Niströhren für einzeln lebende Hautflügler können ganz unterschiedlich aussehen. Bohrlöcher in Holz, hohle Stengel von Stauden, Schilfrohr oder Bambus und Röhren in gebranntem Ton. Aber eins ist ihnen gemeinsam: Sie bilden eine von hinten geschlossene Niströhre in der je nach Durchmesser etwas unterschiedliche Tierarten ihre Eier ablegen – zusammen mit einem kleinen Futtervorrat für die schlüpfenden Larven.
Auf der Suche nach Insektenhotels, die nur aus solchen Niströhren bestehen, darf man jedoch nicht auf Fakes reinfallen. Man könnte ja denken, diese unten abgebildeten Modelle bestünden nur aus solchen Niströhren. Doch das stimmt nicht.
Das, was auf den ersten Blick wie ein Holzblock mit Bohrlöchern wirkt, ist nämlich in Wirklichkeit nur ein Brettchen mit einem Hohlraum dahinter ist. Zum Nisten sind bei diesen Insektenhotels also nur die Schilfrohr-Halme geeignet, nicht jedoch der Holz-Teil.
Nur Niströhren – aber gerne mit Regenschutz
Aber auch wenn die Experten Insektenhotels empfehlen, die nur aus Niströhren bestehen, gibt es von diesen reinen Nisthilfen vergleichsweise wenige.
Hier sind zwei von ihnen, die ganz gut sind. Eins von Schwegler (also der Firma, die auch die beliebten Holzbeton-Nistkästen für Vögel herstellt) und eins von Neudorff, als eine der drei sogenannten Nützlingswaben des bekannten Anbieters für Gartenbedarf:
Für mich kamen die beiden Insektenhotel allerdings nicht in Frage. Ich suchte nämlich nach einem mit eigenem, vorspringendem Dach. Ich möchte meins nämlich nicht ganz so regengeschützt aufhängen, wie diese beiden hier aufgehängt werden sollten. Sie sind eher was, um sie unter einen Balkon-Vorsprung oder unter ein überhängendes Dach an einem Gebäude zu hängen.
Nicht nur Hartholz ist wichtig, sondern auch die Bohrrichtung
Bei Bohrlöchern in Holz, die als Niströhren dienen sollen, gibt es einige, mögliche Probleme: beim Trocknen des Holzes können sich Risse im Holz bilden, bei denen die Niströhren und damit die Brut beschädigt werden können.
Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, wird empfohlen, dass das angebohrte Holz nicht frisch geschlagen sein soll. Statt weichem Nadelholz sollte lieber hartes Laubbaum-Holz verwendet werden. Ja, und die Löcher für die Niströhren sollten nicht parallel zur Maserung verlaufen, sondern müssen quer zu ihr gebohrt sein.
Anders als in den Empfehlungen parallel zur Maserung wird meist gebohrt, wenn Astscheiben als Füllung verwendet werden, wie bei den meisten breit vertriebenen Insektenhotels:
Bitte glatte, saubere Röhren
Wichtig ist auch, dass die Löcher und die Wände der Röhre möglichst glatt und sauber sind, also ohne Sägemehl und ohne Grate oder Splitter. Denn nur wenige Arten sind in der Lage, solch Störendes zu entfernen. Resultat solcher Mängel wäre dann entweder, dass diese Röhren nicht belegt werden oder dass die Tiere Schaden nehmen, etwa weil ihre empfindlichen Flügel durch Holzsplitter verletzt werden.
Nicht nur bei gebohrten Holzröhren, sondern auch bei Halmen, hohlen Stengeln und Bambus ist es übrigens manchmal notwendig, mit Sandpapier scharfe Ecken zu entfernen, wie man hier sogar auf dem Produktbild schon deutlich erkennen kann, wenn man dem Link zu Amazon folgt und sich die Enden im Zoom anschaut. Ziemlich faserig, die Halme.
Schutz vor Vögeln
Wer will, dass möglichst nicht nur Eier gelegt werden und Larven sich entwickeln, sondern möglichst im nächsten Jahr auch eine neue Generation schlüpfen kann, sollte die Insektenbrut in der eigenen Obhut auch gegen Vögel schützen. Denn gerade in der kalten Jahreszeit lernen daheim bleibende Vögel wie Meisen wohl sehr schnell, sich die Schilfröhren aus dem Insektenhotel zu zupfen, wenn sich in ihnen lauter leckere Proteinhappen verbergen.
Wer das verhindern will, kann die Halme entweder an der Rückwand des Insektenhotels befestigt – etwa mit Holzleim oder mit einer Schicht Gips – oder man bringt etwas an, was die Vögel auf Abstand hält.
Wer aber zu diesem Zweck Maschendraht vor den Röhren befestigt, sollte beachten, dass das Drahtgeflecht nicht direkt auf den Röhrenenden aufliegt. Denn die Insekten müssen sich beim Nestbau frei auf den Röhrenenden bewegen können, um das Ende der Röhre mit Lehm oder Harz abzuschließen. Das können sie – je nach Lage der Röhre und des Drahtes – unter Umständen nicht.
Zum Beispiel bei diesem Insektenhotel von Habau, das auch in Baumärkten verkauft wird, könnte es für die Tiere schwierig sein.
Sieger in meiner Gunst: Yakeba-Bausatz
Das einzige Insektenhotel, was ich in einem der großen Vertriebskanäle gefunden habe (Amazon) und das alle Kriterien für ein gutes Insektenhotel erfüllte, über die ich bei Wildbienen-Experten gelesen hatte, war dieser Bausatz hier von Yakeba*:
- Reine Nisthilfe für Wildbienen und andere, einzeln lebende Hautflügler
- Niströhren in Hartholz-Blöcken, quer zu Maserung gebohrt
- Schilfhalme lassen sich ganz dicht packen und zusätzlich mit Leim gegen Herausziehen sichern
- Saubere Löcher ohne störende Grate, Fasern und Splitter
- Überhängendes Dach als Regenschutz
Dieser Text ist der zweite Teil einer kleinen Serie zum Thema Insektenhotels:
- In Teil 1 ging es um die Frage, ob durch ein Insektenhotel im Garten die Gefahr steigt von Bienen oder Wespen gestochen zu werden. Die schnelle Antwort ist: Nein. Die lange steht hier: Was? Ich soll ein Hotel für meine Feinde bauen?
- Im Teil 3 geht es darum, dass der Aufbau des Bausatzes auch für Kinder ein schönes Projekt sein kann.
- In Teil 4 gibt es Bilder des inzwischen voll belegten Insektenhotels und einen Rückblick auf die Suche nach dem besten Standort für das Insektenhotel
Hallo Brynja,
herzlichen Dank für diesen Beitrag! Sachlich fundierte Informationen zum Thema Insektennisthilfen sind wahrlich rare Perlen, aber das hier ist mit Sicherheit eine davon :-).
Angesichts der Kollektion des Grauens aus Baumarkt, Gartencenter und Discounter möchte man manchmal wirklich verzweifeln. Schön wenn sich jemand die Mühe macht vernünftig zu recherchieren!
LG Werner
schön fundierter Artikel. Daumen hoch