Letztens stolperte ich in einem Forum über die Frage einer Schülerin: „Wo kann ich noch schnell Genfood mit Kennzeichnung kaufen? Brauch‘ für mein Biologie-Referat über Gentechnik morgen noch Anschauungsmaterial. “
Weil erstaunliche 100% der Antworten, die sie bekam, falsch waren, und es sicher immer wieder Leute gibt, die das gleiche Problem haben, dachte ich, stelle ich mal ein paar Fakten zusammen:
Darf „Genfood“ verkauft werden?
Ja. Produkte, die gv-Pflanzen enthalten, dürfen normal im Handel vertrieben werden. Voraussetzung ist nur,
- dass die gv-Sorte als Lebensmittel in der EU zugelassen ist und,
- dass auf der Packung vermerkt ist, dass Zutaten von gentechnisch veränderten (gv-) Pflanzen stammen.
Warum ist dann immer von „Genfood“ die Rede, das nicht gekennzeichnet ist?
Lebensmittel, in denen gv-Pflanzen drin sind, müssen immer gekennzeichnet werden. Das kann und wird auch überprüft. Und wer sie nicht kennzeichnet, verstößt gegen das Gesetz.
Nicht gekennzeichnet werden muss Milch und Fleisch von Tieren, die gv-Pflanzen zu fressen bekommen haben. Das hat einen einfachen Grund: An der Milch oder dem Fleisch selbst kann man im Zweifel nämlich gar nicht nachweisen, ob dieses Tier nun gv-Pflanzen im Futter hatte oder nicht.
Warum habe ich im Laden noch nie gv-Kennzeichnung gesehen?
Obwohl es erlaubt ist, es zu verkaufen, führen nur wenige kennzeichnungspflichtiges „Genfood“. Die Schülerin wird es also schwer gehabt haben, solche Lebensmittel bis zum nächsten Tag aufzutreiben.
Warum sind solche Produkte kaum im Handel?
Vor allem, weil die Mehrheit der Deutschen solche Produkte ablehnt. Tatsächlich ist die Ablehnung europaweit so groß, dass Lebensmittelkonzerne, die für den europäischen Markt produzieren auf gv-Zutaten verzichten. Wenn überhaupt, dann finden sich solche Zutaten also nur in Import-Ware, die für Märkte außerhalb von Europa produziert wurde.
Führen Händler Importware mit gv-Zutaten?
Es gibt vereinzelt Händler, die solche Import-Produkte im Sortiment führen. Für sie besteht dabei allerdings die Gefahr zur Zielscheibe von geschäftsschädigender Kampagnen von Anti-Gentech-Organisationen zu werden.
Wo könnte man trotzdem Glück haben und gekennzeichnete gv-Produkte finden?
Ironischerweise konnte man die Genalarm-Listen, die Greenpeace bis vor kurzem veröffentlichte, um vor Händlern zu warnen, die solche Produkte im Sortiment haben, früher nutzen, um sich dort vielleicht doch noch Anschauungsmaterial für das Gentechnik-Referat zu besorgen.
Inzwischen scheint Greenpeace solche Genalarm-Listen jedoch nicht mehr zu veröffentlichen. Seit zwei Jahren scheinen jedenfalls keine neue Listen rausgekommen zu sein. Auf früheren waren gv-veränderte Soja-Produkte aus Asia-Läden und Import-Süßwaren aus den USA, die vor allem in Tankstellen und Videotheken verkauft werden.
Kann man gekennzeichnete Produkte mit gv-Zutaten auch im Internet bestellen?
Ja, klar. Hat man länger Zeit bis zum Referat, kann man solche Produkte auch bei Online-Händlern kaufen. Wenn sie nicht gerade „organic“ also bio sind, dürften so gut wie alle für den US-Markt produzierten Süßigkeiten gv-Zucker enthalten, denn der hat inzwischen einen überwältigenden Marktanteil von über 90%. Verbreitete Süßigkeiten-Marken in den USA sind z.B. Nestlé, Hershey’s oder Reese’s.
Ich habe das mit dem Bestellen vor einigen Wochen mal ausprobiert und mir über Amazon Reese’s Peanut Butter Cups* gekauft. Am Ende der Zutatenliste stand „aus genetisch modifizierten Zuckerrüben, Mais und Sojabohnen hergestellt“ (siehe Bild).
Ach ja: Die Dinger waren übrigens lecker. Ich hatte etwas Keksiges erwartet. Aber sie waren weicher, erdnussbutteriger. Mit einem Hauch Salz. Und nicht zu süß.
Super Artikel und sehr sauber recherchiert.