Schlagwort-Archive: Süßigkeiten

„Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen?

Peanut_butter_cups - 1
Im Gegensatz zu unseren Süßigkeiten enthalten die für den US-Markt produzierten meist gentechnisch veränderte Zutaten. Auch diese Peanut Butter Cups von Reese’s.

Letztens stolperte ich in einem Forum über die Frage einer Schülerin: „Wo kann ich noch schnell Genfood mit Kennzeichnung kaufen? Brauch‘ für mein Biologie-Referat über Gentechnik morgen noch Anschauungsmaterial. “

Weil erstaunliche 100% der Antworten, die sie bekam, falsch waren, und es sicher immer wieder Leute gibt, die das gleiche Problem haben, dachte ich, stelle ich mal ein paar Fakten zusammen:

Darf „Genfood“ verkauft werden?

Ja. Produkte, die gv-Pflanzen enthalten, dürfen normal im Handel vertrieben werden. Voraussetzung ist nur,

  • dass die gv-Sorte als Lebensmittel in der EU zugelassen ist und,
  • dass auf der Packung vermerkt ist, dass Zutaten von gentechnisch veränderten (gv-) Pflanzen stammen.

Warum ist dann immer von „Genfood“ die Rede, das nicht gekennzeichnet ist?

Lebensmittel, in denen gv-Pflanzen drin sind, müssen immer gekennzeichnet werden. Das kann und wird auch überprüft. Und wer sie nicht kennzeichnet, verstößt gegen das Gesetz.

Nicht gekennzeichnet werden muss Milch und Fleisch von Tieren, die gv-Pflanzen zu fressen bekommen haben. Das hat einen einfachen Grund: An der Milch oder dem Fleisch selbst kann man im Zweifel nämlich gar nicht nachweisen, ob dieses Tier nun gv-Pflanzen im Futter hatte oder nicht.

Warum habe ich im Laden noch nie gv-Kennzeichnung gesehen?

Obwohl es erlaubt ist, es zu verkaufen, führen nur wenige kennzeichnungspflichtiges „Genfood“. Die Schülerin wird es also schwer gehabt haben, solche Lebensmittel bis zum nächsten Tag aufzutreiben. „Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen? weiterlesen

Erst Gummibärchen und dann der kleine Pieks?

Dieser Text erschien im März 2014 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Gummibaerchen-Narkose2

Bei unserem Kinderarzt gibt’s nach der Untersuchung immer eine knusprige Mini-Brezel für’s Kind. Natürlich nur für die Älteren. Babys kriegen noch nichts. Laut neuerer Forschung könnten aber gerade Säuglinge am eindeutigsten von einem Leckerli bei unangenehmen Arzt-Prozeduren profitieren. Allerdings muss es dafür Zucker enthalten und es muss vor der Spritze gegeben werden. Dann reduziert es effektiv ihre Schmerzen.

Im Blog des Kinderdoc entstand letztens eine Debatte über Sinn und Unsinn von Mitgebseln beim Kinderarzt. Er wollte per Umfrage wissen, ob Eltern es gut finden, wenn die Kinder nach der Behandlung etwas Kleines geschenkt kriegen, und wenn ja, was es ihrer Meinung nach geben sollte: Lieber kleine Geschenke? Oder was Essbares?

In den über 150 Kommentaren des Beitrags wurde das Für und Wider der Mitgebsel ausgiebig diskutiert. Sind sie ein schönes Ritual? Taugen sie als Trost bei Schmerzen? Sollte man sie als Belohnung für Wohlverhalten während er Behandlung einsetzen? Wie bei diesen Fragen zu erwarten, ging es heiß her. So fanden manche Süßes ok, aber verachteten den Mini-Spielzeug-Schrott. Bei den Anderen war es genau umgekehrt.

Gar nicht Thema in der Diskussion war aber, dass es das Mitgebsel beim Arzt stets erst nach der Behandlung gibt. Nur eine einzige Mutter berichtete in einem Kommentar, ihre Ärztin wende beim Impfen „die Gummibärchen-Narkose“ an, worunter ich verstehe, dass ihr Kind vor der Spritze etwas Süßes bekommt.

An diese „Gummibärchen-Narkose“ musste ich sofort denken als ich in einem englischsprachigen Blog von Cochrane einen Bericht über verschiedene systematische Reviews las, die Alternativen zu Schmerzmitteln untersucht hatten. Eine dieser medizinischen Übersichtsarbeit konnte bestätigen, dass Zucker bei Babys nachweisbar schmerzstillend wirkt, wenn er vor einer unangenehmen Behandlung verabreicht wird.

Cochrane Reviews gelten als besonders vertrauenswürdige Quelle für Therapie-Entscheidungen. Sie werden von einem unabhängigen Netz von Forschern und Ärzten herausgegeben, die alle verfügbaren Infos zu einer bestimmten medizinischen Therapie einordnen und zusammenfassen.

Der Effekt der Schmerzstillung durch Zucker kann übrigens nicht mit der Ablenkung erklärt werden, die mit der Gabe verbunden ist. Denn erstens wurde der Zucker ein paar Minuten vor der Behandlung gegeben. Und zweitens funktionierte das Geben von Flaschenmilch oder Wasser wenig bis gar nicht. Nur Zucker und Muttermilch (die ja ebenfalls sehr süß ist) reduzierten die Schmerzbekundungen des Babys eindeutig.

Andere Reviews zeigen, dass auch andere Maßnahmen vor der Prozedur den Schmerz reduzieren, wie direkter Hautkontakt mit der Bezugsperson oder auch das Saugen-Lassen an einem Schnuller.

Die Ergebnisse decken sich mit meiner eigenen Erfahrung. Die erste schmerzhafte Prozedur, die meine Kinder jeweils über sich ergehen lassen mussten, war die Blutabnahme an einem der ersten Tage nach der Geburt – für den Standard-Test auf angeborene Stoffwechselstörungen.

Meinen inzwischen 9-Jährigen Großen hatte ich damals „nur“ auf dem Arm als die Hebamme ihm in die Ferse piekste um das Blut abzunehmen. Er zuckte stark zusammen und schrie dann wie noch nie zuvor. Drei Jahre später – beim zweiten Kind – hatte ich eine Hebamme, die einen Trick kannte. Sie bat mich den Kleinen zu stillen. Und wenn ich mich recht erinnere, hat er nur einmal kurz „Äh“ gemacht als der Pieks kam. Dann nuckelte er weiter.

Ob die Forschungsergebnisse von Schmerzstillung durch Zucker auch auf größere Kinder übertragbar ist, konnte noch nicht geklärt werden. Sollte sich aber herausstellen, dass der Effekt auch hier nachweisbar ist, würden meine Kinder bei ihren Impf-Terminen vielleicht zukünftig gleich mit Gummibärchen begrüßt werden, statt erst danach Brezeln abzustauben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie gegen eine solche Änderung nichts einzuwenden hätten…