Biologie des Hühnereies (2) – Keimfleck und Befruchtung

Aufgeschlagenes Ei mit deutlich erkennbarem Keimfleck
In dem weißen Keimfleck auf dem Eigelb befindet sich der Zellkern der Hühner-Eizelle.

Gestern bzw. heute nacht hab ich ja mein Rätsel der Woche aufgelöst, wobei sich das Eigelb als nichts anderes als die Eizelle des Huhns geoutet hat – als eine riesige, mit Vorratsdotter aufgepumpte Eizelle.

Weil ja immer noch Ostern ist und ich Zeit und Lust habe, möchte ich heute als Fortsetzung noch etwas über den kleinen weißen Punkt erzählen, den man auf jedem dieser Riesen-Eizellen sehen kann: den Keimfleck. In ihm befindet sich das, was wir im Innern jeder Zelle erwarten: der Zellkern.

Will man, dass aus Eiern Küken schlüpfen, muss dieser Zellkern mit dem Zellkern eines Spermiums verschmelzen. Klar, dass man dazu einen Hahn an der Sache beteiligen muss (was keineswegs selbstverständlich ist, weil Hühner auch ohne Hähne Eier legen, wie man an den Produzentinnen unserer Supermarkt-Eier sehen kann). Und seine Spermien sollten natürlich an diesen Keimfleck herankommen können.

Möglichen Zugang zum Keimfleck haben die Spermien aber nur kurz – in einem kleinen Zeitfenster zwischen Eisprung und der Auflagerung der ersten Hüllen aus Eiklar. Später ist der Weg versperrt. Damit diese kurze Befruchtungschance nicht ungenutzt verstreicht, weil grad kein Hahn da ist oder der vorhandene mit anderen Damen der Haremsschar beschäftigt ist, halten sich Hennen übrigens gern einen Spermienvorrat für ihre Eierproduktion. In einer speziellen Aufbewahrungstasche im Eileiter bleiben die eingelagerten Spermien fast drei Wochen lang frisch und einsatzbereit.

Gelingt die Befruchtung, entsteht als Produkt der Verschmelzung die erste Zelle des Kükens. Während das Eigelb nun nach und nach mit Eiklar-Schichten, Eihaut und Kalkschale umhüllt wird, entsteht durch wiederholte Teilung von Kükenzelle Nr. 1 aus dem Keimfleck langsam eine Keimscheibe, wobei sich das Areal nicht sehr vergrößert. Wenn das Huhn sein Ei nach rund 24 Std ins Nest legt, besteht diese Keimscheibe aber bereits aus einer Schicht von etwa 20.000 Zellen.

Wollte man das Ei später in der Küche verwenden und nähme es dem Huhn nach dem Legen weg, würde sich die Keimscheibe nicht weiter entwickeln. Die Zellen teilen sich nur weiter, wenn die Temperatur stimmt. Nur bei kuscheligen 37,8°C wandern sie weiter, falten und ordnen sich zu Geweben und Organen, Blutgefäßen und Gliedmaßen.

Darf Mama Henne ihr Ei selbst ausbrüten, zeigt sich, wie praktisch die Keimscheibe auf der Dotterkugel sitzt, immer nach oben zur warmen Hennenbrust gerichtet. Diese Ausrichtung kann man schon beim Keimfleck im unbefruchteten Ei erkennen, wenn man es sich in die Pfanne haut. Der kleine weiße Keimfleck ist stets oben außen auf dem Eigelb zu sehen, wie sehr man das Eigelb auch versucht zu drehen und zu wenden. Ursache für dieses Aufschwimmen ist die innere Gewichtsverteilung des Dotters, das das Eigelb zu einer Art Stehaufmännchen macht – mit dem Pol der höchsten Dichte unten und dem leichten Pol mit dem Keimfleck stets obenauf.

Übrigens: Hier geht’s zu weiteren Teilen meiner kleinen Serie zur Biologie des Hühnereies:

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4 Gedanken zu „Biologie des Hühnereies (2) – Keimfleck und Befruchtung“

  1. Hallo und vielen Dank für die sachliche, aber nicht spröde Erklärung.
    Man kann ja viel Geschreibsel im Netz finden, aber das Meiste ist nur das ein Millionste Brabra, von irgendwo und ohne Verstand abgeschrieben.

    Vielen Dank und weiterhin viel Spaß beim Erforschen sagt Nana, die viel im Netz, auf der Suche nach dem Thema „Hühner“ unterwegs ist

    1. Danke! Freut mich sehr, dass du in Wissensküche gefunden hast, was du gesucht hast. Hast recht, zu manchen Themen ist es schwierig was Informatives zu finden zwischen all dem lieblos Zusammenkopierten da draußen…

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