Ein nicht so gelungenes Kinderbuch zum Thema Ei

Buchcover von "Wie passt der Elefant ins Ei?"
Leider nicht wirklich zu empfehlen…

Weil ich passend zu Ostern grad so intensiv über Eier und Eizellen schreibe, möchte ich noch ein Kinderbuch rezensieren, dass ich meinen Jungs vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt habe.

Das Buch „Wie passt der Elefant ins Ei? – Die embryonale Entwicklung der Lebewesen“ ist in der Reihe „Kleine Entdecker – Sachbilderbücher fürs erste Wissen“ von Fischer erschienen.

Um es schon mal vorwegzunehmen: Mich hat das Buch enttäuscht. Eine Kaufempfehlung gibt es  für das Buch jedenfalls nicht von mir. Ich versuch mal zu erläutern, warum.

Hauptaussage des Buches ist, dass das Leben mit dem Ei beginnt und das nicht nur bei den eierlegenden Tieren vom Huhn über den Frosch bis zum Schmetterling , sondern auch bei den lebendgebärenden Tieren wie Elefanten, Mäusen oder uns Menschen. Es ist auch ein ganz ansprechend gestaltetes Bilderbuch. Auf jeder Seite gibt es was zu entdecken, Menschen- und Löwen-Babys an Nabelschnüren, schlüpfende Krokodile, Kraken, die ihre Eier bewachen und vieles mehr.

Einerseits habe ich mich als Biologin darüber gefreut, dass es ein Kinderbuch zu diesem Thema gibt. Denn die Grundaussage des Buches war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Biologie. Die Erkenntnis, dass mit der befruchteten Eizelle das neue Leben beginnt, erscheint uns heute trivial, hat sich aber erst im 19. Jahrhundert und gegen große Widerstände durchgesetzt.

Andererseits bin ich  beim Vorlesen dieses Buches ständig unzufrieden. Es aktiviert auf beinahe jeder Seite meinen Besserwisser-Modus. Und das aus mehreren Gründen, die miteinander zusammenhängen.

  1. Im Buch wird „Ei“ als Synonym für „Eizelle“ gebraucht. Das ist irreführend – auch für Kinder, finde ich. Denn das eigentlich Verbindende zwischen eierlegenden und lebendgebärenden Tieren ist die Eizelle, nicht das Ei. Alle Weibchen bilden Eizellen, aber nur die eierlegenden bilden Eier (Ei = Eizelle plus diverse Schutzhüllen, die sie vor Beschädigung und Austrockung schützen).
  2. Zwar ist im Text öfter von Befruchtung die Rede und von den Samenzellen der Männchen, aber so ganz klar macht das Buch nicht, dass diese Samenzellen ebenso wichtige Zutat für das neue Leben sind wie die Eizellen. Auf jeder Seite sieht man Eier und Eizellen, aber auf keiner auch nur ein einziges Spermium. Das finde ich auch irreführend.
  3. Das Schwammige des Buches zeigt sich dann auch in Sätzen wie: „Auch du warst mal ein Ei.“ Da sage ich: Nein, ich war noch nie ein Ei. Ich war auch keine Eizelle. Genauso wenig wie ich die Samenzelle war. Nein, das erste, von dem man sagen könnte, dass das ICH war, ist die Zygote, also die befruchtete Eizelle = das Verschmelzungsprodukt von Ei- und Samenzelle!

Ich finde, Vereinfachung muss der Verständlichkeit dienen. In diesem Buch wird aber meiner Meinung nach auf Kosten der Verständlichkeit vereinfacht. Und das ganz unnötig. Ich bin überzeugt: Das hätte man besser machen können!

Wer sich das Buch trotzdem mal auf Amazon anschauen will, kriegt hier nen Link: Wie passt der Elefant ins Ei?* Über die anderen Bücher der Reihe „Kleine Entdecker“ weiß ich nichts. Aber es gibt alle momentan nur noch gebraucht zu kaufen.

* mit dem Sternchen kennzeichne ich Partner-Links im Text (mehr dazu im Werbe-Disclaimer)

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