Geschenke für Biologen und Biologie-Interessierte (4) – USB-Mikroskop

USB-Mikroskop_DBPOWER1
USB-Mikroskop von DBPOWER

Ich kann ja manchmal jahrelang Vorurteile gegenüber einer Technologie hegen, um dann – kaum dass ich sie selbst besitze – zum Fan zu werden. So geschehen mit Smartphones. Und nun auch mit USB-Mikroskopen.

Und diese Wandlung macht mich sehr froh. Denn ich mochte das Mikroskopieren im Studium und Diplomarbeit wirklich gerne. Und obwohl ich immer nur Schreiben wollte, ist das Mikroskopieren so eine Sache, die ich hin und wieder vermisst habe.

Ich hatte mir das als Hobby für zu Hause aber bisher versagt, weil ich dachte, dass das Geld, was ich auszugeben bereit wäre, eh nicht reichen würde für die Geräte-Qualität, die ich von der Uni gewohnt war.  Wie ich nun feststellen konnte, kann so ein USB-Mikroskop aber doch ein paar meiner Wünsche erfüllen.

Aber welche? Und welche nicht? Darum soll es hier gehen.

Der richtige Anlass, um meine Vorurteile gegenüber USB-Mikroskopen zu überprüfen, ergab sich, als sich mein Kleiner (7) im Spielzeuggeschäft eine Packung zur Aufzucht von Artemien-Salzkrebschen kaufte (Kosmos Experimentierkasten Urzeit-Krebse*).

Die schlüpfenden Artemia-Larven sind ja anfangs noch winzig klein. Und die  Freude meines Sohnes an der Zucht wäre sicherlich größer, dachte ich mir, wenn wir die Tierchen von Anfang an vergrößert betrachten und auch noch Fotos von ihnen machen könnten. Und so bestellte ich mir das USB-Mikroskop von DBPOWER*, das zu dem Zeitpunkt circa 70 Euro kostete.

Hard- und Software

Der Aufbau ging schnell: Software installieren. Währenddessen Stativ an den Fuß schrauben und USB-Mikroskop ins Gestell schrauben. Dann: einstöpseln und loslegen.

USB-Mikroskop_DBPOWER1

Was die Kamera im USB-Mikroskop aufnimmt, kann mit der zugehörigen Software am Bildschirm betrachtet und als Foto oder Video festgehalten werden. So entstanden hier Bilder eines toten Wasserläufers:

USB-Mikroskop_Bildschirmfoto

Die Spanne an Vergrößerungen

Als Vergrößerung ist 20x – 300x angegeben. Wobei sich die jeweilige Vergrößerung durch  den Abstand des USB-Mikroskops zum Objekt ergibt. Durch das Rädchen am Stativ kann man diesen Abstand stufenlos einstellen. Anschließend wird das Bild am USB-Mikroskop scharf gestellt.

Die folgenden Fotos vom Wasserläufer (mit einer Münze als Größenvergleich) geben einen Eindruck von der Vergrößerungs-Spanne:

Centmünze_Wasserläufer

Wasserläufer4

Wasserläufer_Profil
Mit der Pinzette ins Profil gedreht

Lichtquellen waren übrigens die im USB-Mikroskop integrierten LEDs und zusätzlich das Tageslicht vom Fenster rechts neben mir. Mit der Ausleuchtung bin ich aber noch nicht ganz zufrieden. Sie kann aber, denke ich, mit einer zusätzlichen Lampe von der anderen Seite noch verbessert werden.

Trick für fast durchsichtige Objekte

Von den kleinen Salzkrebschen-Larven, die mein Kleiner aufzieht, konnten wir erst kaum etwas sehen im USB-Mikroskop. Das lag aber nicht an ihrer geringen Größe, sondern daran, dass sie weißlich-durchsichtig sind.

Um sie trotzdem sichtbar zu machen, suchte ich etwas Dunkles als Unterlage, damit sie sich besser abheben. Dafür etwas Geeignetes zu finden, war aber erstaunlich schwer. Denn nichts, was ich erst fand, war unter dem Mikroskop so homogen dunkel, wie wir es brauchten. Erst das dunkle Glas aus einer Schweißerbrille brachte schließlich den erwünschten Effekt:

USB-Mikroskop_DBPOWER
Mit abdunkelnden Glas aus der Schweißerbrille lassen sich auch fast durchsichtige Lebewesen beobachten.

Die resultierenden Bilder sehen besser aus als ich zu hoffen gewagt hatte. Sieht fast aus wie bei der Dunkelfeld-Mikroskopie. Man sieht im Bild unten nicht nur das Nauplius-Auge der kleinen Krebslarve, sondern auch die einzelnen Borsten auf ihren Antennen. In den älteren Stadien weiter unten sind zusätzlich die Komplexaugen und entstehenden Blattbein-Paare ganz schön zu sehen:

Nauplius

Wenn ich nächstes Mal ordentliche Objektträger und Deckgläschen aus Glas habe und nicht nur solche verkratzten wie die hier aus Plastik, könnte es sogar ganz schick aussehen, glaube ich.

mittlere Nauplius

Naja, frisches Wasser sollte ich vielleicht auch nehmen und nicht das verfusselte aus dem Gefäß im Kinderzimmer, in das anscheinend ständig irgendein Staub fällt.

ältere_Nauplie2

Aber ich bin sehr zufrieden, dass ich nur die lösbare Art von Problemen habe. Denn die Optik selbst ist wirklich ganz brauchbar, finde ich. Bin jedenfalls ganz froh, den USB-Mikroskopen eine Chance gegeben zu haben.

Und ich bin froh, dass wir dieses Schweißschutzglas rumfliegen hatten. Wer es auch probieren will: Es gibt es in im Baumarkt oder z.B. bei Amazon in eckig* oder in rund* als Ersatzgläser für Schweißerhelm oder Schweißerbrille.

Für wen sind USB-Mikroskope geeignet?

Man muss natürlich klar sagen, dass so ein USB-Mikroskop ein „echtes“ Mikroskop nicht ersetzen kann. Etwa, wenn es um die Betrachtung einzelner Zellen geht. Beim Mikroskop hätte man bei den Artemien-Larven oben im Bild nicht nur einen, sondern sogar zwei „Gänge“ hochschalten können was die Vergrößerung angeht. Aber so weit „reinzoomen“ kann man mit dem USB-Mikroskop nicht.

Wer etwas sucht für diese höheren Vergrößerungen muss also zwangsläufig zu einem echten Mikroskop greifen. Warum aber bin ich trotzdem begeistert? – Weil die normalen Mikroskope nicht alles sind. Auch im Labor ist die Arbeit an ihnen nur der zweite Schritt. Was im Mikroskop betrachtet wird, muss oft erst gesucht, seziert und präpariert werden. Und das passiert an einem anderen Gerät: dem Stereomikroskop – im Laborjargon meist Bino genannt.

Ich sehe USB-Mikroskope eher als einen kostengünstigen Ersatz für diese Binos als für die normalen Mikroskope. Aber das schmälert ihren Wert für mich keineswegs. Im Gegenteil. Ich wüsste nicht, wie ich an der Uni bei Kursvorbereitungen als Hiwi oder bei meiner Diplomarbeit ohne das professionelle Zoom-Bino für’s Sezieren und Präparieren  hätte auskommen sollen. Ich sage nur: winzige Insekten-Organe!

Und auch für Laien, die sich für die Welt von Kleinlebewesen interessieren, ist für mich nicht das Mikroskop der erste Schritt, sondern erstmal das Bino bzw. das USB-Mikroskop. Letzteres ist vor allem dann ideal geeignet, wenn es einem nicht nur ums Betrachten geht, sondern man auch Fotos und Videos machen will – und zwar ohne zusätzliche Geräte und Kosten.

Fazit daher: Daumen hoch für USB-Mikroskope im Allgemeinen …

… und das USB-Mikroskop von DBPOWER* im Speziellen!

Es wird sowohl Biologinnen und Biologen Freude machen, die wie ich nur noch am Schreibtisch sitzen, aber eine Sehnsucht nach dem Mikroskopieren haben, als auch Biologie-Interessierte, die die Welt des Winzigen das erste Mal erkunden wollen.

 

Nachtrag vom 27. März 16: Es gibt inzwischen einen Teil zwei meiner Erfahrungen mit dem USB-Mikroskop, in dem ich zwei Fragen beantworte: Kann man damit Zellen sehen? Und: Wie nützlich ist es bei der Bestimmung von Vorratsschädlingen?

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2 Gedanken zu „Geschenke für Biologen und Biologie-Interessierte (4) – USB-Mikroskop“

  1. Was es nicht alles gibt…und ich bislang nicht kannte^^. Als Kind habe ich mir immer so ein Kosmos-Spielzeug-Mikroskop gewünscht…und nie bekommen. Und jetzt gibts so etwas mit Kamera und USB-Anschluss? Muss ich haben :).

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