Vor zwei Wochen stand bei uns Fossilien-Sammeln auf dem Programm. Erst hatte ich keine Lust mitzumachen. Aber so gar keine. Stand frierend rum, knabberte Sesamstangen und guckte mir meine drei Kerle an, die begeistert auf Steinen rumhauten.
Es war eher mein natürlicher Drang zum Klugscheißen, der mich dann doch dazu brachte, dass ich den Hammer in die Hand nahm. „Such nach Spalten im Stein und versuch ihn da zu öffnen“, erklärte ich meinem Großen. Als ich nach dieser Methode dann selbst ein Ammoniten-Fragment zu Tage förderte, war auch mein Jagdtrieb geweckt.
Was die Ammoniten angeht, blieb es bei Fragmenten. Andere Funde hatten die Jahrmillionen wesentlich vollständiger überstanden: „Ich hab schon wieder eine Muschel!“, riefen wir abwechselnd. Aber von wegen Muscheln! Wie wir erst zu Hause mit Hilfe des DK-Bestimmungsbuches Fossilien (siehe Amazon*) rausfanden, stammen diese versteinerten Schalen von ganz anderen, heute viel selteneren Tieren: den Armfüßern (Brachiopoden, s. auch Wikipedia). Erkennen kann man das u.a. an dem kleinen Löchlein in der Nähe des Schalen-Scharniers. Daran saßen die Schalen nämlich an einem Stiel fest. Er war nicht verkalkt und konnte daher auch nicht mit versteinern.
Wir waren für’s Sammeln an den Rande der Fränkischen Schweiz gefahren. Als die Steine, die wir klopfen, entstanden, lag also fast ganz Europa unter Wasser. Ein flaches, tropisches Meer soll das gewesen sein, damals im mittleren Jura. Über 160 Mio. Jahre ist das her, als die Armfüßer so allgegenwärtig waren wie heute die Muscheln. An Land hatte gerade die erste Blütezeit der Dinosaurier begonnen. Es gab auch schon Säuger, aber noch keine Vögel, kein Gras und keine Laubbäume.
Übrigens sind die Armfüßer Strudler und sogar nächste Verwandte der Moostierchen, von denen ich es ja schon mal hatte.
* mit dem Sternchen kennzeichne ich Partner-Links im Text (mehr dazu im Werbe-Disclaimer)
Ein Gedanke zu „Von wegen Muscheln“