Es ist schon merkwürdig. Früher war Steine-Klopfen eine Arbeit für Strafgefangene. Heute machen wir das in unserer Freizeit. Ja, man hört’s schon: ich hatte schon wieder keine Lust zum Fossilien sammeln.
Da hockt man mit anderen Familien auf einem staubigen Haufen Schotter, der sich Fossilienklopfplatz nennt. Der Kleine stolpert zwischen den Felsbrocken rum und schürft sich die Hand auf. Kaum hat man das verarztet, haut er sich mit dem Hammer auf den Finger. Aber dann, nachdem diese Tränen auch getrocknet waren, ja dann wurde es doch noch richtig gut.
Ich war allerdings froh, dass wir für unser Geld dort, neben nem Hammer, auch noch ne Schutzbrille in die Hand gedrückt kriegten. Letztes Mal (als wir die Brachiopoden gefunden haben), brauchten wir keine. Da waren wir ja so halb illegal in einem Steinbruch gewese. Am Erdwall am Rand des Bruchs waren die Steine schon verwittert, hatten Risse, wo man sie ganz leicht spalten konnte. Beim Klopfplatz jetzt war das ganz anders. Knüppelharte Steine, bei denen die Steinsplitter flogen.
So wie wir bei unserem ersten Fosssilienausflug immer fälschlicherweise „Ich hab schon wieder eine Muschel“ gerufen hatten, war jetzt um uns rum des öfteren „Ich hab eine Schnecke gefunden“ zu hören. Tatsächlich waren das natürlich Ammoniten, also Überbleibsel oller Kopffüßer, die Schalen von Tintenfisch-Verwandten aus der Jura-Zeit. Unsere Ammoniten-Ausbeute ist auch ganz gut. So richtig vollständig ist keiner von ihnen, aber es sind ne Menge ganz schöner Bruchstücke dabei – das fanden wir zumindest bis ein Paar neben uns einen Stein mit gleich zwei vollständig erhaltenen Ammoniten nebeneinander fand… Neid!
Hab jetzt noch mal rumgelesen über Ammoniten, angefangen bei Wikipedia. Was ich nicht wusste: Man nimmt an, dass die Tintenfisch-Verwandten nicht wie der heutige Nautilus im Wasser schwebten, sondern am Boden rumkrochen wie heutige Meeresschnecken. Nur war bei ihnen die Öffnung ihrer gewunden Schale nach oben gerichtet und nicht nach unten wie bei Schnecken.
Das grüne, krallenförmige Ding im Stein in der Mitte sei auch ein Ammoniten-Fragment, meinte Klopfplatz-Betreiber Siggi Groß. Grün ist es durch die Einlagerung von Aluminium-Silikat, wenn ich es richtig verstanden habe. Er hat noch spezielle Bezeichnungen genannt, die ich mir nicht merken konnte. Nehme an, es ist durch Glaukonit gefärbt, von dem auch auf dieser Seite von Prof. Blume über „Chemie rund um die Fossilien“ die Rede ist (dort gibt’s auch eine schöne Ammoniten-Seite).
Mein Mann hat außerdem einen tollen Belemniten gefunden. Nicht in einem Stein drin, sondern einzeln, so wie ich sie früher mit meinem Vater manchmal am Ostseestrand gefunden habe.
Prof. Blume von der „Chemie rund um die Fossilien“-Seite zeigt ganz schön, welche Teil des Tintenfisch-Körpers da erhalten geblieben ist. Auch für mich neu: der Schulp der Sepien hat die gleiche Spitze hinten, nur ganz klein. Bei den Belemniten-Tieren war dieses Rostrum größer und ist meist der einzige Teil der in versteinerter Form von ihnen übrig ist.
Ob wir wieder Klopfen gehen? Na klar. Denn so schlechte Laune kann man gar nicht haben, dass die nicht verfliegt, sobald man solche Schätze findet. Und wenn’s danach noch Schweinebraten gibt oder fränkisches Schäuferle mit Kloß, dann war der Tag auf jeden Fall gelungen… (wir sind auf dem Heimweg in Kalchreuth eingekehrt, im Gasthaus Drei Linden, wo’s mal wieder sehr lecker war).
Der Fossilienklopfplatz ist direkt unter dem Aussichtsturm auf der Hohenmirsberger Platte in der Nähe von Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Bei unserem Ausflug am Pfingsmontag war leider mein Kamera-Akku schlapp, aber bei Panoramio gibt’s ein Foto vom Turm und eins vom Turm runter auf den Klopfplatz. Und hier gibt’s die Info des Ortes über den Platz mit Telefonnummer des Betreibers.