Gestern bekam ich eine nette Mail. Neben einem Lob für meine Blog-Anfänge (danke, danke!), fand ich darin diesen Satz: „Sollte Dir mal ein Buch in die Hände fallen, das verrät, wie man erfolgreich Schreibekel therapieren kann, lass‘ es mich bitte wissen…“ Ha, wie der Zufall es will, liegt genau so ein Buch gerade auf meinem Nachttisch. Es heißt“A Writer’s Coach“ von Jack Hart (bei Amazon* kann man mal reinlesen). Ich bin erst auf S. 45 und muss sagen: Der legt den Finger auf jede Wunde! Eine heilsame Kur für jeden professionellen Prokrastinator…
Ich rief den Mail-Absender an und ließ mir seinen Schreibekel beschreiben. Oh, wie ich das kenne: Es ist alles im Kopf, man weiß genau, was man schreiben will. Dann setzt man sich hin und es kommt nur mittelmäßiges Blabla heraus, gestelzte Sätze, unbeholfene Formulierungen, einfach Mist, meilenweit entfernt von den eigenen Ansprüchen. Ich denke da gern mal: „Oh, mein Gott, ich kann es nicht mehr. Ich kann eigentlich gar nicht schreiben! Wieso dachte ich jemals, ich könne schreiben?“ Das ist der Augenblick, wo wohl fast jeder aus Selbstschutz vom Schreibtisch flieht und versucht diese niederschmetternde Erkenntnis zu verdrängen.
Wer seine Schreibarbeiten schon mal auf morgen und dann auf übermorgen verschoben hat, bis ein drohender Abgabetermin den Stresslevel auf schwindelnde Höhen getrieben hat, der kennt diese Qualen. Nur was, wenn man keinen Abgabetermin hat? Was, wenn man ein selbstgesetztes Ziel hat, ein Projekt, was in der Schublade verstaubt, weil man es einfach nicht schafft sich an den Schreibtisch zurück zu zwingen? Was, wenn man schon jeglichen Spaß am Schreiben verloren hat und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten?
Tja, glaubt man Jack Hart, beruht jedes Schreibproblem, auch der ausgewachsene Writer’s Block, auf einem sofort behebbaren Fehler im Schreibprozess. Denn eigentlich ist es ganz einfach: Du hast eine Idee, du sammelst die nötigen Informationen, du suchst einen Fokus, organisierst dein Material, schreibst einen Entwurf und polierst ihn. Fertig. Klingt gut, oder? Ganz einfach… haha.
Wenn es nun aber hakt und man nicht weiter kommt? Einen die Zweifel plagen, es nicht fließen will? Dann, so Harts Analyse, liegt das Problem immer in einem der Schritte davor. Das Entlastende an diesem Gedanken: Wenn man sich beim Schreiben des Entwurfs quält, heißt das nicht, dass man nicht (mehr) schreiben kann. Vielmehr hat man einfach vorher was falsch gemacht. Ich etwa neige dazu auf meinem Haufen Informationen sitzend direkt zum perfekten Text springen zu wollen, ohne solche lästigen Vorarbeiten wie Gliederungen oder so ein Quatsch… 😉 Und überhaupt, wer braucht schon einen Entwurf, wenn man doch so lange allen Mist wieder löschen kann, bis das einzig Wahre aus der Feder fließt. Ja, ja, ich sag‘ nur: Welcome to agony!