Dieser Text erschien zuerst bei web.de, gmx und 1und1. Da der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag inzwischen nur noch hier.
Ich bin ja von Haus aus eine Schisserin und als Mutter ständig in Sorge. Ich versuche das zum Wohle der Kinder nicht so raushängen zu lassen. Aber der Herbst ist eine Herausforderung. Liefert er doch stets zahlreiche Anlässe für elterliche Sorgen. Nach Krankheiten und Verkehr machten mir dieses Jahr sogar Kürbisse Sorgen…
Der Herbst fängt oft mit Änderungen an. Vielleicht sind die Kinder noch neu in Krippe und Kindergarten, Schule oder Hort, müssen sich an neue Leute gewöhnen, sich in anderen Gebäuden zurechtfinden, neue Wege und Regeln lernen. Und Eltern in der ganzen Republik sorgen sich. Schafft mein Kind das? Findet es Freunde? Fühlt es sich wohl? Ist die neue Lehrerin nett? Wird es mitkommen in der weiterführenden Schule?
Dann diese Krankheitslisten, die in den Einrichtungen hängen. Sicher geht wieder irgendwo Scharlach um oder die Läuse. Erkältungen haben eh leichtes Spiel, denn das Wetter ist unberechenbar und die Kinder haben immer entweder zu viel und zu wenig an. Die Gummistiefel sind auch nie an den Füßen, wenn sie eigentlich gebraucht würden. Und bei kleineren Kindern sorgen sich die Eltern zudem, dass sie giftige Beeren in den Mund stecken, verlockende Pilze essen oder sich an Kerzen und Herbstfeuern verbrennen.
Ist das Kind schon älter und geht selbständig in die Schule , dann sorgen sich Eltern jetzt, weil es morgens wieder dunkler wird. Wird das Kind im Verkehr aufpassen, auch wenn es mit dem Nachbarsjungen quatsch? Hat es genug Reflektoren, damit die Autofahrer es auch in der Morgendämmerung sehen? Fährt es vorsichtig genug mit seinem Roller – auch auf glitschigem, feuchtem Laub?
Wenn man denkt, man kennt schon all diese Sorgen, dann bringt der nächste Herbst bestimmt eine neue. Bei mir war es diesmal: das Kürbis-Schnitzen. Denn mein Großer (9) wollte diesmal unbedingt den Halloween-Kürbis selbst gestalten. Ich muss vorausschicken, dass er das wirklich super gemacht hat. Trotzdem treibt es mir den Schweiß auf die Stirn, wenn ich ihn mit scharfen Messern hantieren sehe. Die Kürbis-Schale ist hart und schwierig zu schneiden. Man braucht Kraft und Kontrolle. Ich habe es geschafft, ihn damit seine Erfahrungen machen zu lassen, aber … puh, es war hart!
Auch neu auf meiner Sorgen-Liste war das Thema Kürbis-Vergiftung. Bei der allerdings hat sich rausgestellt, dass ich mich entspannen kann. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Kinder nie eine Kürbis-Vergiftung kriegen. Für die, die jetzt meinen, ich denke mir diese Gefahr gerade aus: Nein, die gibt’s wirklich!
Die Wildformen der Kürbis-Gewächse enthalten oft Giftstoffe, die sogenannten Cucurbitacine. Zwar sind diese Gifte aus essbarem Gemüse wie Kürbissen rausgezüchtet. Durch unbeabsichtigte Kreuzungen mit Zierkürbissen aber, können sie auch in Speisekürbissen wieder vorkommen – etwa wenn Kürbisse im heimischen Garten aus den Samen vom letzten Jahr gezogen werden. Das führt immer mal wieder zu Vergiftungsfällen, mit Schleimhautreizungen, Übelkeit und Durchfall. Ganz selten kommt es sogar zu Todesfällen.
Zum Glück schmecken die Cucurbitacine ziemlich bitter. Und wenn auf eins bei meinen Kindern Verlass ist, dann darauf, dass sie eine bittere Kürbissuppe nicht essen würden. Niemals! Lieber würden sie verhungern, als dass sie Essen zu sich nehmen, dass auch nur einen Hauch bitter ist.
Wer sich also – wie ich – auch gerne sorgt, dass seine Kinder zu mäkelig sind beim Essen, darf jetzt genau diese Mäkeligkeit mal loben. Denn sie hat ein Gutes! Das bestätigt sogar die Forschung. Es spricht vieles dafür, dass die weitverbreitete kindliche Abneigung gegen Gemüse im Allgemeinen und gegen bitteren Geschmack im Besonderen eine sehr nützliche, evolutionäre Anpassung an eine Welt voller pflanzlicher Giftstoffe ist!
Ist doch schön, wenn man eine Sorge weniger hat, oder?
Dann kann ich mich jetzt beruhigt dem nächsten Thema zuwenden. Etwa der Sorge vor dem nächsten Herbststurm mit herumfliegenden Ästen und herunterfallenden Dachziegeln…
Stoße zufällig auf die interessanten Seiten und bin begeistert,: einmal von der Einfachheit und Einsichtigkeit der Erklärungen und weiter von der freundlichen und humorvollen Art, sie zu bringen. Schön zu lesen, dass sich jemand auch selber „auf die Schüppe nehmen“ kann. Danke herzlich. Weiter so!