Da blüht er nun wieder an meinem Unterlippenrand, mein verhasster Weggefährte Herpes simplex). Ich nenne ihn – aufgrund jahrelang gewachsenen Vertrautheit Herpi. Es muss nur jemand am Abend von Fliegenmaden reden oder etwas ähnlich Ekeligem und schon am nächsten Morgen ist er da. Ein verräterisches Jucken, ein leichte Schwellung und schon zücke ich ein Zovirax-Tübchen und sage: Hello again, dear Herpi!
Eingefangen hab ich ihn mir natürlich, wie könnte es anders sein, vom ersten Freund beim Knutschen mit 16. Das ist ebenso dämlich wie es alltäglich ist, nehme ich an. Seitdem hat es sich Herpi also bei mir als Untermieter gemütlich gemacht. Persistenz nennt der Virologe diese Eigenschaft, die Herpi mit seiner Viren-Verwandtschaft, den Herpesviridae, teilt. Nach der Erstinfektion suchte er sich ein ruhiges Plätzchen und nistete sich ein.
Mich trieb heute morgen die Frage um, wo dieses Versteck eigentlich genau ist. Ich wusste nur, dass es eine Nervenzelle sein muss. Aber wo genau? Hockt mein Herpi im Hirn? Im Rückenmark? Wo versteckst du dich, Herpi? weiterlesen