Zwischen Brückenpfeilern und Zigarettenkippen

Die dritte Exkursion des schon erwähnten Fotokurses führte uns zum Steinbühler Tunnel in Nürnberg. Gert hätte keinen größeren Gegensatz zur vorherigen Natur-Exkursion wählen können. Fotografieren inmittten von Verkehr, Lärm und Schmutz. Mehr Großstadt geht kaum. Hier gab es das volle Architektur-Programm von Stein und Stahl über Glas und Beton bis zu Graffiti-Fliesen und Schilder-Wald.

Mich hat dort viel fasziniert: Licht und Schatten, Muster und Bewegung, Formen und Fluchten. Aber durch die Natur-Exkursion vorher war mein Sinn für eine besondere Perspektive geweckt: die kurz überm Boden. Zwar gab es im Tunnel keine Pilze in Szene zu setzen, dafür jede Menge Müll und Mauerfugen-Botanik.

Besonders reizvoll fand ich es, Nahaufnahmen hinzukriegen, aus deren unscharfen Hintergrund man noch viel über den Standort erfährt. Meine selbstgewählte Herausforderung war, beides auf’s Foto zu bringen: Detail und Umgebung.

Wie mir erst bei der Auswahl der Fotos am Computer auffiel, hat diese Einstellung einen ungeplant metaphorischen Nebeneffekt. Auf den Bildern, bei denen es am besten klappte, finde ich, wirkt das kleine Stück Natur im Vordergrund wie der Mittelpunkt der Welt, der nahe Verkehr/die Technik im Hintergrund aber seltsam entrückt.

Das finde ich so toll an diesen Exkursionen: Man probiert eine Menge aus, wurschtelt und macht, hockt dann stundenlang sortierend vor den Foto-Bergen, schiebt die Auserwählten noch mal solange in Präsentationen hin und her, und wird dabei immer mal wieder mit einem dieser schönen Aha-Momente belohnt.

Die nächste Überraschung ist dann die Nachbesprechung, wenn man sieht, mit welch‘ völlig anderem Blick die Anderen am selben Ort unterwegs waren. Eine Foto-Auswahl aller Kurs-Teilnehmer hat Gert übrigens gestern in sein Blog gestellt, zusammen mit seinem Resumée der drei Exkursionen Burg, Klamm und Tunnel.

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