Schlagwort-Archive: Forschung

Radikaler Tierschutz ist nicht der beste Tierschutz

Für einen radikalen Gegner aller Tierversuche mag meine Haltung zum Thema ein Beispiel dafür sein, wie ekelhaft abgebrüht und herzlos die Menschheit an sich doch ist. Ich aber denke, dass der von manchen ersehnte Erfolg des radikalen Tierschutz in Deutschland den Versuchstieren ironischerweise einen Bärendienst  erweisen würde. – Eine Antwort auf den gestrigen Kommentar von Harald von Fehr auf meinem Beitrag Wenn Tierschutz anti-demokratisch wird: Radikaler Tierschutz ist nicht der beste Tierschutz weiterlesen

Wenn Tierschutz anti-demokratisch wird…

Ich verfolge gerade im Blog Plazeboalarm eine Debatte über die Anzeigenkampagne von Tierschützern gegen den Bremer Hirnforscher Kreiter. Einen meiner Kommentare von dort möchte ich gerne auch hier noch mal bringen, weil mir seine Aussage sehr am Herzen liegt und ich mich dazu auch hier äußern will: Wenn Tierschutz anti-demokratisch wird… weiterlesen

Mein Interview mit dem Verhaltensforscher Norbert Sachser

Prof_Sachser
Foto: AG Sachser, Uni Münster

Vor mehr als zehn Jahren, am Ende meines Bio-Studiums, hielt der Verhaltensforscher Norbert Sachser an meiner Uni in Erlangen einen Vortrag über die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe in Münster. Dieser Vortrag hat mich damals sehr beeindruckt. Er berichtete darüber, was er mit seinen Kollegen über den Einfluss der sozialen Umwelt auf das Verhalten von Meerschweinchen rausgefunden hatte.

So hatten sie unter anderem zeigen können, dass Meerschweinchen sich anders verhielten, je nachdem in welcher sozialen Umwelt ihre Mütter gelebt hatten, wenn sie mit ihnen trächtig waren. Hatten die Meerschweinchen-Mütter Stress gehabt in der Trächtigkeit, merkte man das ihrem Nachwuchs später an. Wobei der Effekt auch vom Geschlecht der Jungen abhing. Die Töchter der gestressten Mütter wurden durch den pränatalen Einfluss im späteren Leben maskuliner, ihre Söhner dagegen infantiler.

Mäuse
Foto: AG Sachser, Uni Münster

Am Ende des Vortrags erzählte Sachser damals, dass er Fragestellungen wie diese nun ausweiten wolle auf die Genetik. Und dass er mit seiner Arbeitsgruppe gerade dabei sei, Versuche an genetisch veränderten Mäusen zu entwickeln, die zeigen sollen, wie sich Einflüsse der sozialen Umwelt vor verschiedenen genetischen Hintergründen auf das Verhalten auswirken.

Fürs Laborjournal, einem Magazin für Molekularbiologen, habe ich mit ihm nun über die Erkenntnisse gesprochen, die diese Maus-Studien zu Gen-Umwelt-Interaktionen in den letzten Jahren brachten. Das für mich auch wieder hochinteressante Interview ist in der aktuellen Printausgabe auf S. 28 erschienen. Auf der Wissensküche-Seite mit meinen journalistischen Texten gibt’s das Sachser-Interview auch als PDF.

So beginnt der Artikel:

Dynamische Dreierbeziehung

In der guten alten Debatte „Nature versus Nurture“ sind die Zeiten des Entweder-Oder endgültig vorbei. Der Münsteraner Verhaltensforscher Norbert Sachser berichtet über seine Forschung zu Gen-Umwelt-Interaktionen – und einiges mehr: Wie gerade ein neues Verständnis von Verhalten entsteht; wie sich Umwelt und genetische Faktoren gegenseitig beeinflussen; warum die Rede von Risiko-Genen in die Irre führt; und auf welche Weise Tierstudien den Blick auf menschliche Erkrankungen verändern. -> Zum PDF des Interviews.

Vom Urmenschen betört – eine Rezension von Jane Reloaded

Jane_Reloaded5Diese Rezension ist zuvor schon bei web.de und gmx erschienen. Weil der Blogbereich im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt nur noch hier zu lesen.

Was würde passieren, wenn wir es wagten einen Urmenschen zu klonen? Dieser Frage geht Charlotte Kerner in ihrem Jugendroman „Jane Reloaded“ nach.

Vor Weihnachen hatte ich ja ein paar aktuelle Evolutionsbücher für Kinder und Jugendliche besprochen. Eine weitere Rezension möchte ich hiermit noch nachliefern. Denn erstmals als Taschenbuch erhältlich ist seit letztem Jahr auch „Jane Reloaded“, eine Science Fiction-Geschichte für Jugendliche. Vom Urmenschen betört – eine Rezension von Jane Reloaded weiterlesen

Ein heimlicher kleiner Forscher

Dieser Text erschien zuerst bei web.de und gmx. Da der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag inzwischen nur noch hier.

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Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Geschwister sein können. Ich staune fast täglich über meine zwei Jungs und ihre ganz unterschiedlichen Zugänge zum Wissen über die Welt.

Mein großer Sohn (9) kommt sehr nach den Eltern, was das Wissen-Verschlingen angeht. Jahrelang wollte er nur Sachbücher vorgelesen bekommen am Abend. Querbeet durch alle Themen. Reportagen und Wissenssendungen im Fernsehen findet er super toll. Er stellt kluge Fragen und er hat Spaß daran, über Daten und Fakten zu fachsimpeln.

kleiner_Forscher1Den Kleinen (5) interessiert so was nullkommanull. Am Abend verlangt er stets Geschichten, denn die meisten Sachbücher sind aus seiner Sicht geradezu empörend langweilig. Mit dem Buch über die Technik zu Hause verstehen wie ein Fön funktioniert? Völlig indiskutabel. Da guckt er ganz entgeistert. Und ob ein großer Vogel nun eine Taube ist oder eine Möwe, und ein kleiner Vogel ein Spatz oder eine Meise, wen interessiert das schon? Ein heimlicher kleiner Forscher weiterlesen

Von rotem Herbstlaub und fürsorglichen Blattlaus-Müttern

Dieser Text erschien zuerst bei web.de und gmx.  Da der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag inzwischen nur noch hier.

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So schön bunt war der Nürnberger Stadtpark noch im Oktober

Jetzt sind die Bäume schon ganz kahl. Und ich vermisse die herbstliche Pracht an den Ästen sehr – besonders die rot gefärbten Blätter, die so schön rausleuchten zwischen den grünen und gelben.

Pararadox eigentlich diese Vorliebe von mir, denn für die Bäume selbst scheint die rote Herbstfärbung gerade eine Strategie zu sein, um WENIGER attraktiv zu wirken – zumindest für Blattläuse. Von rotem Herbstlaub und fürsorglichen Blattlaus-Müttern weiterlesen

Was dem Humanwissenschaftler der Biologe ist, das ist dem Biologen der Physiker

Ich kann die Geistes- und Sozialwissenschaftler verstehen, denen die Haare zu Berge stehen, wenn Bio-Forscher so tun, als könnten sie kulturelle Phänomene künftig allein mit Hilfe von Hirnscannern oder Gentests erklären. Platt und irreführend wirkt das aus ihrer Sicht. Lächerlich gar. Ich denke manchmal: Vielleicht wäre es ein Trost, dass die Biologen gelegentlich ähnliche Anmaßung von Kollegen aus den anderen Naturwissenschaften erdulden müssen? Was dem Humanwissenschaftler der Biologe ist, das ist dem Biologen der Physiker weiterlesen

Gesponsertes Video: Ein Junge und sein Atom

Dies ist ein bezahlter Beitrag. Was das heißt? Ganz einfach: Sponsor IBM liefert das Video und ich die Gedanken dazu.

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Wissenschaftlicher Spieltrieb – eine 1 Nanometer große USS Enterprise im Rastertunnel-Mikroskop

Ich habe das Mikroskopieren im Biostudium lieben gelernt. Besonders angetan hatten es mir Zellen, die mit Fluoreszenz-Farbstoffen gefärbt waren. Sie liefern Bilder, die nicht nur informativ sind für die Frage „Wo liegt was“, sondern auch wunderschön.

Als ich „Mikroskop“ las, hatte das heutige Thema daher gleich einen Stein bei mir im Brett. Auch wenn das mikroskopische Filmchen, um das es hier geht, ganz anders aussieht und die Dimensionen verlässt, die ich als Biologin kenne. Gesponsertes Video: Ein Junge und sein Atom weiterlesen

Forschen – ganz persönlich

Eine faszinierende Serie von Video-Porträts veröffentlicht Kerstin Hoppenhaus gerade über ihr Scilogs-Blog Significant Details. Die Dokumentarfilmerin zeigt Forscherinnen ganz persönlich. Beeindruckend offen erzählen sie von Begeisterung und Leidenschaft für ihr Forschungsgebiet, aber auch von Schattenseiten, wie der existenziellen Unsicherheit auf dem Weg zur Professur.

Ich muss zugeben, dass ich die Videos mit einem gewissen Neid anschaue. Ich hab als Journalistin ja schreibend gearbeitet und fotografierend. Wenn ich Forscher interviewt habe für Porträts oder ähnliche journalistische Texte, hab ich mir nicht nur einmal gewünscht, ich könne das, was mir die Forscher erzählt und vermittelt hatten, noch direkter an meine Leser weitergeben.

Film ist wohl doch das bessere Medium um zu erreichen, was ich mir damals gewünscht hatte. Beeindruckende Begegnungen und besondere Momente einfangen zu können und die ganze Person darin zeigen zu können, mit ihrer Stimme und ihrem Blick, ihrer Gestik und ihrer Mimik. Um den Gesamteindruck weiterzugeben, der vielleicht auch Andere auf die selbe Weise berührt.

Denn obwohl es am Ende um die Produktion von Fakten und Wissen geht, ist die Forschung als Prozess sehr menschlich und emotional. Diesen Aspekt beleuchten die Beiträge von Hoppenhaus so gut wie ich es sonst selten gesehen habe.

Die Videos gibt es auch auf einer eigenen Seite, sehe ich gerade: Significant Details.