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Gefahr, Ekel und Rekorde: Welche Naturbücher meine Jungs gerne lesen

Jungs_Lieblinssachbuecher

Als Biologin habe ich schon allerhand Kinder-Sachbücher für meine Jungs (11 und 8) angeschleppt, die sie völlig kalt gelassen haben. Inzwischen habe ich raus, dass Biologie-Wissen mit Humor daherkommen muss und einem speziellen Kick, wenn ich will, dass sie es gerne lesen. Tierische Rekorde kommen gut an. Auch eklige oder gefährliche Tiere finden sie spannend.

Iiih…! – Faszination Ekel

Die Serie „Die 100 … Dinge der Welt“ ist beliebtes Mitbringsel ab Mitte des Grundschulalters. Am meisten Biologie enthält der Band Die 100 ekligsten Dinge der Welt*. Es gibt darin jede Menge Parasiten und andere Ekelviecher für begeisterte „Igitt“-Rufe. Außerdem „Stinkepflanzen“ und alles über Ausscheidungen, Ohrenschmalz und co. Gefahr, Ekel und Rekorde: Welche Naturbücher meine Jungs gerne lesen weiterlesen

#symp2015 – Mein Blick auf’s Turm der Sinne – Symposium „Gehirne zwischen Liebe und Krieg“ – Teil 2

TdS Pressebild Symposium 2015 HiRes

Nach dem ersten Teil meiner Gedanken zum diesjährigen Symposium folgt hier der über das zweite Drittel der Veranstaltung – die Vorträge vom Samstag Nachmittag und den Dokumentar-Film am Abend.

Wie immer beim Turm der Sinne-Symposium faszinierte mich, wie unterschiedlich die Perspektiven waren. Bei jedem Programmpunkt ging es um Liebe und Krieg, um Bindungen und um Gewalt. Und doch waren die Ansätze jeweils ganz unterschiedlich. Denn ein Evolutionspsychologe stellt andere Fragen als eine Therapeutin. Und einen Verhaltensforscher interessieren andere Aspekte als eine Neurowissenschaftlerin. Aber für mich trägt jeder Blickwinkel etwas ganz Eigenes zum Verständnis bei. #symp2015 – Mein Blick auf’s Turm der Sinne – Symposium „Gehirne zwischen Liebe und Krieg“ – Teil 2 weiterlesen

„Psst, sag niemandem, dass du Läuse hattest…“ – Mit Fakten gegen die Läuse-Scham

Dieser Text erschien im Oktober 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Viele Eltern kennen es. Auf Kopflaus-Alarm in Schule oder Kindergarten reagieren wir anders als auf andere Krankheiten. Auch wer sonst unbefangen über Rotz und Dünnpfiff seines Nachwuchses plaudert, schweigt betreten, wenn es um das Krabbeln auf dem Kopf geht.

Grund dafür ist zum einen der Ekel vor den Biestern. Davon bin auch ich als Biologin nicht frei. Zwar kann ich den Biologen-Blick  einschalten und versuchen, Läuse einfach als lästige Blutsauger zu sehen, die sich von Mücken nur insofern unterscheiden, dass sie nach ihrer Blutmahlzeit nicht wieder wegfliegen, sondern es sich bei uns gemütlich machen wollen. Wie Zecken also, nur dass sie auch noch ihre Eier auf uns ablegen. Spätestens, wenn ich daran denke, dann ist er auch bei mir wieder da, der Ekel.

Läuse kommen nicht aus der Gosse

Ich konnte mich zwar bei den zwei Malen, wo es uns erwischte, mit dem Gedanken beruhigen, dass die Viecher harmlos sind und keine Krankheiten übertragen. Trotzdem haben auch bei mir Kopfläuse die größere Macht über meine Gefühle als die gesundheitlich
eigentlich bedenklicheren Zecken. Nur bei den Läusen schüttelte es mich und ich verspürte den unsinnigen Drang die ganze Wohnung zu desinfizieren.

Der schmallippige Aktionismus, der Eltern in dem Fall gerne befällt, liegt aber nicht nur an dem Ekel, den wir empfinden, sondern auch daran, dass wir uns schämen. Schließlich gelten Läuse als Zeichen dafür, dass mit einem was nicht stimmt, nicht wahr? An den entsetzten Blicken der anderen Eltern ist jedenfalls deutlich abzulesen, dass niemand mit Läusen in Verbindung gebracht werden will. Alle fürchten die hochgezogene Braue des Gegenüber und das vielsagende Getuschel á la „Aaach, diiie haben das angeschleppt?“
Allein der Gedanke als schmuddelig zu gelten und gemieden zu werden, ist eine furchtbare Vorstellung.

Die unausgesprochene Annahme dahinter ist, dass Kopfläuse sich in den Haaren von ungewaschenen Gestalten am Rande der Gesellschaft am wohlsten fühlen und sich somit irgendwer „in der Gosse“ herumgetrieben haben muss, um sie sich einzufangen. Dabei ist das Quatsch. Und die Leute, die sich hinter vorgehaltener Hand fragen, wer die Biester eingeschleppt hat, sitzen allerhöchstens einer Verwechslung auf.

Waschmaschinen und Trockner – Die natürlichen Feinde

Denn: Ja, es gibt tatsächlich Läuse, deren Auftreten etwas über hygienische Verhältnisse aussagen. Aber das sind nicht die Kopfläuse, sondern ihre Verwandten, die Kleiderläuse.
Findet man bei jemandem Kleiderläuse kann man davon ausgehen, dass diese Person kürzlich unter besonderen Umständen gelebt hat. Etwa unter Obdachlosen oder Flüchtlingen. Aber auch diese Läuse sind kein Zeichen von Armut oder Verwahrlosung, sondern nur davon, dass man in Gemeinschaftsunterkünften mit Leuten übernachtet hat, die mit wenig Wechselkleidung reisen.

Von daher kann auch ein Twen in ihren 20ern, die gerade von der Weltreise als Rucksack- Touristin zurück kommt, Kleiderläuse als ungebetenes Mitbringsel dabei haben. Denn auch Backpacker-Hostels sind Lieblingsorte der Kleiderläuse, weswegen in Foren übrigens der Tipp kursiert, die Beine seines Bettes in der Unterkunft mit doppelseitigem Klebeband zu umwickeln, um die Läuse zu stoppen, wenn sie nachts vom Bett des Nachbarn ins eigene
krabbeln wollen.

Aber Vorsicht, auch wenn die Info über diese – andere – Sorte von Läusen die schlimmsten Vorurteile zu bestätigen scheint, sollten auch Kleiderläuse heutzutage kein Grund sein in Ekel-Panik zu verfallen, geschweige denn Leute auszugrenzen. Denn  Waschmaschinen und Trockner sind die natürlichen Feinde dieser Parasiten. Sprich: Auch Menschen, die auf Reisen oder auf dem Flüchtlings-Treck das Pech hatten, Kleiderläuse zu kriegen, sind sie
schnell los, sobald sie wieder weniger beengt leben und die Möglichkeit haben, ihre Kleidung sowie Bettzeug normal zu wechseln und zu reinigen.

Von Mensch zu Mensch

Was das alles mit Kopfläusen zu tun hat? Gar nichts. Im Fall der Kopfläuse ist an dem Vorurteil, auch sie fühlten sich in ähnlichen Verhältnissen am wohlsten, nichts dran. Während der Kleiderlaus-Befall im Englischen auch Vagabunden-Krankheit genannt wird,
gelten Kopfläuse den Medizinern als Plage der Schulkinder. Und zwar quer durch alle sozialen Schichten und völlig unabhängig von Einkommen, Herkunft und Lebensweise der Familie.

Anders als die Kleiderlaus verbreitet sich die Kopflaus nur direkt von Mensch zu Mensch. Sie kann nicht springen, hangelt sich aber schnell rüber, wenn die Haare zweier Menschen sich berühren, was besonders unter Kindern ja oft passiert. Weil der Kopflaus der Kontakt mit Wasser und Shampoo nichts anhaben kann, ist ihr Auftreten weder ein Zeichen mangelnder Hygiene noch mit anderen besonderen Lebensumständen verbunden.

Das macht die Kopflaus zu der Laus, die ans Leben in Industrie-Länder am besten angepasst ist. Das bedeutet leider auf der anderen Seite, dass sie – anders als die Kleiderlaus – auch bei erhöhtem Hygiene-Aufwand nicht von alleine wieder weggeht,
sondern aktiv mit Anti-Kopflausmitteln bekämpft werden muss.

Kopfläuse machen keine Unterschiede

Zusammengefasst kann man sagen: Bei Kleiderläusen stimmt das Vorurteil mit der eingeschränkten Hygiene zwar. Weil sie dank eigenen vier Wänden und regelmäßigem Waschmaschinen-Gebrauch aber von allein dezimiert werden, würden wir’s höchstwahrscheinlich noch nicht mal merken, selbst wenn sich mal eine zu uns verirrt. Die Läuse dagegen, die früher oder später immer entdeckt werden, sind Kopfläuse. Und da bei ihnen nichts dran ist an den Vorurteilen mit mangelnder Hygiene, macht Scham und Ausgrenzung bei ihnen ungefähr so viel Sinn wie bei einem Schnupfen.

Hat das eigene Kind Schnupfen, fragen wir uns ja auch nicht, welche Klassenkameraden schuld sind. Klar kann es sein, dass das neue Flüchtlingskind in der Klasse ihn mitgebracht hat, oder der Junge aus der Hartz-IV-Familie, aber genauso wahrscheinlich ist eben, dass das eigene Kind ihn sich bei der Tochter des Zahnarztes eingefangen hat und die wiederrum bei ihrer Reitfreundin und die vorher bei einem Mädchen vom Tennis-Ferien- Camp. Auch die Lehrerin kann Überträgerin gewesen sein. Und bei Kopfläusen ist es eben genauso. Die machen auch keinerlei Unterschiede.