Schlagwort-Archive: Biologie

Gefahr, Ekel und Rekorde: Welche Naturbücher meine Jungs gerne lesen

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Als Biologin habe ich schon allerhand Kinder-Sachbücher für meine Jungs (11 und 8) angeschleppt, die sie völlig kalt gelassen haben. Inzwischen habe ich raus, dass Biologie-Wissen mit Humor daherkommen muss und einem speziellen Kick, wenn ich will, dass sie es gerne lesen. Tierische Rekorde kommen gut an. Auch eklige oder gefährliche Tiere finden sie spannend.

Iiih…! – Faszination Ekel

Die Serie „Die 100 … Dinge der Welt“ ist beliebtes Mitbringsel ab Mitte des Grundschulalters. Am meisten Biologie enthält der Band Die 100 ekligsten Dinge der Welt*. Es gibt darin jede Menge Parasiten und andere Ekelviecher für begeisterte „Igitt“-Rufe. Außerdem „Stinkepflanzen“ und alles über Ausscheidungen, Ohrenschmalz und co. Gefahr, Ekel und Rekorde: Welche Naturbücher meine Jungs gerne lesen weiterlesen

Wie verkleide ich mich als Biologin? – Forscher-Kostüme für Fasching oder Halloween

Wer vor Karneval nach Kostümen sucht, um sich als Wissenschaftler zu verkleiden, hat allerhand Schrilles zur Auswahl – von Perücken für „Verrückte Professoren“ bis zum gift- und blutbespritzten Labor-Overall für die Rolle eines Dr. Toxic.

Aber was machen die, denen der Sinn nicht nach Albernheit und Popkultur steht? Wie sähe eigentlich eine authentische Forscher-Verkleidung aus? Eine Bestandsaufnahme aus der Biologie.

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„Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen?

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Im Gegensatz zu unseren Süßigkeiten enthalten die für den US-Markt produzierten meist gentechnisch veränderte Zutaten. Auch diese Peanut Butter Cups von Reese’s.

Letztens stolperte ich in einem Forum über die Frage einer Schülerin: „Wo kann ich noch schnell Genfood mit Kennzeichnung kaufen? Brauch‘ für mein Biologie-Referat über Gentechnik morgen noch Anschauungsmaterial. “

Weil erstaunliche 100% der Antworten, die sie bekam, falsch waren, und es sicher immer wieder Leute gibt, die das gleiche Problem haben, dachte ich, stelle ich mal ein paar Fakten zusammen:

Darf „Genfood“ verkauft werden?

Ja. Produkte, die gv-Pflanzen enthalten, dürfen normal im Handel vertrieben werden. Voraussetzung ist nur,

  • dass die gv-Sorte als Lebensmittel in der EU zugelassen ist und,
  • dass auf der Packung vermerkt ist, dass Zutaten von gentechnisch veränderten (gv-) Pflanzen stammen.

Warum ist dann immer von „Genfood“ die Rede, das nicht gekennzeichnet ist?

Lebensmittel, in denen gv-Pflanzen drin sind, müssen immer gekennzeichnet werden. Das kann und wird auch überprüft. Und wer sie nicht kennzeichnet, verstößt gegen das Gesetz.

Nicht gekennzeichnet werden muss Milch und Fleisch von Tieren, die gv-Pflanzen zu fressen bekommen haben. Das hat einen einfachen Grund: An der Milch oder dem Fleisch selbst kann man im Zweifel nämlich gar nicht nachweisen, ob dieses Tier nun gv-Pflanzen im Futter hatte oder nicht.

Warum habe ich im Laden noch nie gv-Kennzeichnung gesehen?

Obwohl es erlaubt ist, es zu verkaufen, führen nur wenige kennzeichnungspflichtiges „Genfood“. Die Schülerin wird es also schwer gehabt haben, solche Lebensmittel bis zum nächsten Tag aufzutreiben. „Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen? weiterlesen

Hat Höcke recht, aber wir dürfen es nicht sagen? – Ein Fakten-Check mit Anleitung zur Verhinderung totalitären Denkens

Wenn ich jetzt verkünde, dass mir bei den Zitaten aus Bernd Höckes Afrika-Rede am Wochenende die Haare zu Berge standen, werden diejenigen heftig nicken, die seine Rede auch ganz furchtbar rassistisch fanden, während die anderen den Kopf schütteln und mir unterstellen, ich würde auch zu dieser „grün-linken Meinungsmafia“ gehören. Ich denke aber, dass das, was ich als Biologin zu Höcke zu sagen habe, für viele auf beiden Seiten nicht das sein wird, was sie erwarten. Denn mir ist sowohl die extreme Rechte wie auch die extreme Linke zuwider. Aber mal sehen.

Der AfD-Vorsitzende von Thüringen, Björn Höcke, hat eine Rede gehalten, in der er behauptete, Afrikaner seien aus biologisch-evolutionären Gründen vermehrungsfreudiger als Europäer. Das hat großen Aufruhr erzeugt und Beobachter in der Meinung gestärkt, die AfD sei nun endgültig auf dem Weg vom rechtspopulistischen ins rechtsextreme Lager. In den Medien wurde überall darüber diskutiert, wie rassistisch es sei sowas zu sagen.

Was mir aber komplett fehlte in der Berichterstattung, war eine inhaltliche Analyse seiner Aussage. Denn das, was er sagte, hat ja nicht nur eine politische Motivation und Bedeutung, sondern kann auch auf der sachlichen Ebene überprüft und diskutiert werden. Stimmt es überhaupt, dass Afrikaner im Schnitt mehr Kinder kriegen als Europäer? Und wenn ja, was wissen wir darüber, was die Ursachen dafür sind?

Aber diese Art von Fragen wurden nirgendwo auch nur gestreift. Und das kam mir falsch vor. Gerade vor dem Hintergrund, dass Rechtspopulisten zunehmend jeden Aufschrei moralischer Empörung aus dem angeblich meinungsbeherrschenden rot-grünen Lager für ihre Zwecke nutzen und behaupten: „Seht ihr, wieder eine Wahrheit, die unterdrückt wird.“ In meinen Augen muss es daher journalistische Pflicht sein, solche Aussagen auch auf ihren sachliche Gehalt zu überprüfen.

Wenn sie das gemacht hätten, wäre den Journalisten vielleicht auch aufgefallen, dass sie den in meinen Augen größten Rassismus in seinen Aussagen noch gar nicht entdeckt hatten. Aber was mir auch auf dem Herzen liegt, ist, dass vieles von dem, was für Andere offenbar schon nach NS-Rassenlehre riecht, für mich durchaus legitime biologische Fragestellungen sind. Auch darum muss es also gehen. Darum, was Rassismus heute ist. Hat Höcke recht, aber wir dürfen es nicht sagen? – Ein Fakten-Check mit Anleitung zur Verhinderung totalitären Denkens weiterlesen

Mini-Mikroskop für Kinder: günstig & für überall

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In unseren Ostsee-Urlaub hat uns diesen Sommer ein kleines Gerät für Kinder begleitet, über das ich schon länger schreiben wollte, weil mich sein Preis-Leistungsverhältnis begeisterte: ein Mini-Mikroskop für unter 10 Euro (von Pfiffikus von Kuenen). Mini-Mikroskop für Kinder: günstig & für überall weiterlesen

Gibt es schlechte Gene?

Dieser Text erschien im Oktober 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Gibt es schlechte Gene und wenn ja, was sind sie eigentlich? Wie in viel Bereichen des Lebens ist ein Schwarzweißdenken auch im Bereich der Genetik fehl am Platz. Denn es ist gar nicht so eindeutig zu unterscheiden, welche Gene gut und welche schlecht sind.

Als ich die Google-Bildersuche gestern mit dem Begriff „schlechte Gene“ fütterte, spuckte die Suchmaschine mir ein buntes Allerlei aus. Darunter auch viel zu Risikogenen. Symbolbilder von Rauchern und dicken Bäuchen. Auch Hirnscans von MSDiagnosen waren dabei oder Bilder von Familien mit gehäuftem Auftreten von Darmkrebs.
Die dazugehörigen Texte erzählten, dass manche Menschen mit einer größeren Anfälligkeit geboren werden – für Sucht oder Fettleibigkeit, Multipler Sklerose oder Darmkrebs.

Gute Gene, schlechte Gene

Ich lächelte traurig und schüttelte den Kopf. Nicht weil die Berichte über die Forschung falsch wären. Klar gibt es Veranlagungen. Es gibt Familien, in denen bestimmte Krankheiten häufiger sind als in anderen. Das ist wahr. Und doch führt es meiner Meinung nach auf den Holzweg die dazugehörigen Gene als „schlecht“ zu bezeichnen.

Und ich meine das gar nicht moralisch, sondern rein sachlich. Auch wenn ich nur als Biologin auf diese Frage schaue, ist es gar nicht so eindeutig, wie viele meinen, welche Gene „gut“ und welche „schlecht“ sind – im Sinne von förderlich oder schädlich für die
Gesundheit.

Nehmen wir die Gene, die eigentlich die eindeutigsten Beispiele für „schlechte“ Gene sein sollten: Es gibt ja durchaus Gene, die alleine die Macht haben, uns schwer krank machen. Und zwar egal, wie wir leben und welche Gene wir noch so haben. Gene, die von einer Mutation betroffen sind, die sie kaputt gemacht haben. Gene, die so wichtig im Körper sind, dass Menschen ernste Ausfallerscheinungen haben, wenn diese kaputt-mutierten Gene ihren Job nicht richtig machen. Für diese kranken Menschen ist dieses Gen ganz sicher etwas Schlechtes. Damit ist aber noch nicht die ganze Geschichte erzählt.

Gendefekt als Chance

Gerade bei Ein-Gen-Krankheiten, die sehr häufig sind, weiß man inzwischen, dass sie für die Gesundheit ihrer Träger nicht nur schädlich, sondern auch nützlich sein können. Die bekanntesten Beispiele dafür sind genetische Krankheiten, die die Funktion der roten Blutkörperchen stören, wie die Sichelzellanämie oder die Thalassämie.

Hat man zwei dieser defekten Gene, kann das die  Sauerstoffversorgung unseres Körpers massiv beeinträchtigen. Aber: Bei nur einem defekten Gen ist sie fast normal. Und hier ist
der Defekt plötzlich sogar ein Vorteil – zumindest in Malaria-Gebieten. Denn die defekte Variante des Gens schützt vor den schwereren Verläufen der Infektion. Sprich: Man wird krank, überlebt aber.

Wenn die Sichelzellanämie in Teilen von Afrika häufig ist und die Thalassämien im Mittelmeerraum, steckt also Evolution dahinter. Die defekten Gene boten in diesen Gebieten Vorteile. Weil Leute mit einer funktionsfähigen und einer defekten Variante des
Gens in den letzten Tausenden Jahren Malaria eher überlebten als Leute mit zwei gesunden Varianten des Gens, nahm die Häufigkeit der defekten Varianten in der Bevölkerung zu.

Diese Gene sind natürlich „schlecht“, wenn man sieht, dass sie die Ursache einer Krankheit sind. Wer das Pech zwei defekte Varianten geerbt zu haben, leidet unter schweren gesundheitlichen Probleme aufgrund dieses Gens. Trotzdem ist das defektes Gen für die, die nur eins davon geerbt haben, etwas Gutes. Es beeinträchtigt sie kaum im Leben und bietet einen Schutz gegen den Malaria-Tod.

Schlechte Gene in ihrem Kontext

Wie wir dieses Gen also insgesamt bewerten, hängt sehr von der Umwelt ab. In Zeiten und Gegenden, die frei von Malaria sind, ist es vor allem ein „schlechtes“ Gen. In Zeiten und Gegenden aber, in denen Malaria ein großes Risiko war, ist es eher wie ein zweischneidiges Schwert oder ein Schutzfaktor mit Nebenwirkungen.

Einzelne in der Gemeinschaft zahlen einen hohen Preis, während andere profitieren. Einen ähnlichen Effekt vermutet man übrigens bei einer anderen Ein-Gen-Krankheiten, die in unseren Breiten häufig ist: die Mukoviszidose. Hat man zwei defekte Kopien des betroffenen Gens, ist die Produktion von Schleim, Schweiß und Verdauungssäften in vielen Teilen des Körpers gestört. Vor allem durch ihre Probleme mit der Lunge ist die Lebenserwartung der Patienten stark einschränkt.

Die evolutionsbiologische Erklärung: Weil das Produkt des Mukoviszidose-Gens zugleich das Einfallstor einiger Krankheitserreger ist, geht man auch hier davon aus, dass der
Besitz eines gesunden und eines defekten Gens einen Schutz gegen Infektionen darstellt. Es gibt einige Hinweise darauf, dass dieses Gen unseren Vorfahren gegen Tuberkulose half.

Gene und ihre Evolutionsgeschichte

Meine skeptischen Gedanken beim Blick auf die Google-Suche zu den „schlechten Genen“ ist also: Wenn schon bei den eindeutigsten Krankheitsverursachern unter unseren Genen einige dabei sind, die nicht die reinen Bösewichte sind, für die wir sie gerne halten, was ist
dann erst mit denen, die „nur“ als Risikogene gelten?

Selbst wenn die Forscher eindeutig nachweisen können, dass eine Genvariante das Risiko einer Krankheit erhöht, sollten wir doch auch danach fragen, was dieses Gen uns in unserer Evolutionsgeschichte gebracht hat. Gerade wenn diese Variante in der Bevölkerung häufig ist, sollte die naheliegende nächste Frage lauten: Und was waren die Vorteile dieses Gens? Schützte es unsere Vorfahren vielleicht vor einem anderen Unheil?

Das Phänomen, das ich dort beschreibe, wird übrigens Heterozygoten-Vorteil genannt. Hier eine Erklärung des Begriff im Lexikon der Biologie bei Spektrum. Es gibt erstaunlicherweise noch keinen eigenen Beitrag dazu  in der deutschen Wikipedia (aber einen Text in der englischen Wikipedia).

Die besten Mikroskope für Kinder sind Stereomikroskope

Wer als Kindergarten-Kind seine Becherlupe liebte, wünscht sich als 8-, 10- oder 12-Jähriges Kind häufig ein Kinder-Mikroskop. Für Eltern und Großeltern ist dann wichtig zu wissen, dass es ein anderes optisches Gerät gibt, das als Geschenk in diesem Alter besser geeignet ist: das sogenannte Stereomikroskop.

Nach der Becherlupe direkt das Kinder-Mikroskop?
Pfeil_rechts1

Nein. Lieber erstmal ein Stereomikroskop. Das ist so was hier:

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Ist die Gleichheit der Geschlechter gegen die Natur?

Dieser Text erschien im Juli 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Für die einen sind Mann und Frau von Natur aus sehr unterschiedlich und sollen es auch sein. Für die anderen dagegen ist der natürliche Unterschied winzig und irrelevant. Ich habe lange gebraucht um rauszufinden, dass beide Unrecht haben.

Geschlechtsunterschiede sind eine heikle Sache. Was folgt daraus, dass es sie gibt? Das wird je nach politischem Lager sehr unterschiedlich beantwortet. Rechts der Mitte hält man sie eher für groß und bedeutsam. Links der Mitte dagegen hält man sie
eher für klein und irrelevant.

Als Biologin dachte ich deshalb lange: Es kann doch nicht so schwer rauszufinden sein, wie groß die Unterschiede wirklich sind. Man muss nur ein paar gute Studien machen und schon kann man entscheiden, wer von beiden recht hat: Die rechts oder die links von der Mitte.

Studien entscheiden nichts

Heute aber ist mir klar, dass es beiden Seiten darum gar nicht geht. Denn es gibt jede Menge Studien. Aber die entscheiden nichts. Denn es geht nicht um Fakten, sondern um Werte. Nicht um einen objektiven Vergleich der Geschlechter. Sondern darum, welches
Ideal wir anstreben. Wie die Geschlechter zueinander stehen sollten. Sprich: um Moral.

Dass die beiden Lager die natürlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau entweder als groß oder als klein einschätzen, schließen sie nicht aus Studien, sondern aus dem, was in ihrer Weltsicht wünschenswert ist. Für konservative Seelen bedeuten Geschlechtsunterschiede nur Gutes. Sie klingen nach altbewährten Traditionen, nach Gottes Segen und nach der natürlichen Ordnung der Welt. Deswegen suchen sie nach Beweisen, dass diese Geschlechtsunterschiede ganz natürlich auftreten und für alle gültig sind.

Für Leute, deren Herz eher links schlägt, ist es genau umgekehrt. Ihr Ziel ist größtmögliche Geschlechter-Gleichheit. Denn das klingt nach einer gerechteren Welt, nach sozialem Fortschritt und einem besseren Leben für alle. Deswegen suchen sie nach Beweisen, dass
Geschlechtsunterschiede bei allen Leuten klein sind und dass sie außerdem veränderbar sind oder zumindest ignorierbar.

Ich persönlich empfinde inzwischen beide Haltungen als schwierig und problematisch. Denn beide tun bestimmten Leuten unrecht. Und das liegt daran, dass jedes Lager einen charakteristischen Teil der Realität ausblenden. Und das liegt daran, dass die Fakten
weder zur einen noch zur anderen Weltanschauung passen.

Unterschiede sind rein statistisch

Die Konservativen haben recht, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Aber sie haben nicht recht, wenn sie meinen, dass das für jeden Mann und jede Frau gültig ist. Denn die Unterschiede, die sich in Studien zeigen, sind rein statistisch. Das heißt, wenn man einen beliebigen Mann und eine beliebige Frau rausgreift aus der Masse, kann der individuelle Unterschied zwischen ihnen sehr groß sein, aber er kann auch verschwindend klein sein.

Ungerecht wird das für die, bei denen die Fakten nicht zu den Werten passen. Frauen, die natürlicherweise Eigenschaften und Wünsche haben, die in konservativer Sicht Männern vorbehalten sein sollten, haben es schwer in einer konservativen Umgebung. Gleiches gilt für Männer, die von ihrer Natur her eher Interessen haben, die als weiblich gelten. Und ein Paar, das sich sehr ähnlich ist in allem, von der Körpergröße bis zu den Interessen, müsste
– um konservativen Idealen zu genügen – Unterschiede zwischen sich künstlich vortäuschen.

Für diese Leute ist die linke Weltsicht natürlich eine Befreiung. Sie entkommen dem Druck in traditionelle Schubladen gepresst zu werden, in die sie von ihrer Natur her nicht passen. Aber die linke Sicht ist eben nicht für alle eine Befreiung. Im Gegenteil. Die, die am
anderen Ende der Geschlechtsunterschiede sind, empfinden das linke Ideal der Gleichheit zwischen den Geschlechtern ihrerseits ebenfalls als Zwang.

Befreit euch von den Erwartungen!

Männer und Frauen, deren natürliche Geschlechtsunterschiede stärker ausgeprägt sind, haben eine harte Zeit im linkem Milieu, wenn sie ihren Interessen folgen wollen. Denn es wird immer angenommen, dass sie den falschen Werten folgen. Es gilt als nicht möglich, dass sie mit dem, was sie tun, nur ihrer Natur folgen. Es gilt schließlich als sexistisch, anzunehmen, dass Frauen etwas von Natur aus eher wollen. Oder dass Männer sich von Natur aus mehr für etwas Bestimmtes interessieren. Denn Geschlechtsunterschiede sind ja per Definition klein und irrelevant. Dass sie auch mal größer sind, das kann es nicht geben, weil es es nicht geben darf.

Angesichts dieser doppelten Ungerechtigkeit wäre es an der Zeit für einen dritten Weg. Oder? Denn Freiheit bedeutet, der eigenen Natur entsprechend leben zu dürfen. Finde ich zumindest. Für manche besteht die Befreiung darin, die klassischen Erwartungen an ihr Geschlecht zurückzuweisen und nicht zu erfüllen. Weil es nicht in ihrer Natur liegt. Für andere dagegen ist es eine Befreiung, wenn sie endlich so leben dürfen, wie es ihnen ihre Natur sagt – auch wenn das dem totalen Geschlechter-Klischee entspricht. Sie sind Blogger/Bloggerin und möchten Ihre Beiträge gern bei uns veröffentlichen?

Geschenke für Biologen und Biologie-Interessierte (4) – USB-Mikroskop

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USB-Mikroskop von DBPOWER

Ich kann ja manchmal jahrelang Vorurteile gegenüber einer Technologie hegen, um dann – kaum dass ich sie selbst besitze – zum Fan zu werden. So geschehen mit Smartphones. Und nun auch mit USB-Mikroskopen.

Und diese Wandlung macht mich sehr froh. Denn ich mochte das Mikroskopieren im Studium und Diplomarbeit wirklich gerne. Und obwohl ich immer nur Schreiben wollte, ist das Mikroskopieren so eine Sache, die ich hin und wieder vermisst habe.

Ich hatte mir das als Hobby für zu Hause aber bisher versagt, weil ich dachte, dass das Geld, was ich auszugeben bereit wäre, eh nicht reichen würde für die Geräte-Qualität, die ich von der Uni gewohnt war.  Wie ich nun feststellen konnte, kann so ein USB-Mikroskop aber doch ein paar meiner Wünsche erfüllen.

Aber welche? Und welche nicht? Darum soll es hier gehen. Geschenke für Biologen und Biologie-Interessierte (4) – USB-Mikroskop weiterlesen

Ist Wissenschaft hart und kalt?

Dieser Text erschien im Mai 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Es war noch in der Schulzeit als mir der Vorwurf zuerst begegnete: „Du mit deinen wissenschaftlichen Erklärungen immer“, sagte meine Freundin und verdrehte die Augen, „die machen die Welt so kalt und trostlos.“

Ich fragte mich: Ist es für sie umgekehrt? Ist die Welt für sie nur schön, solange sie nicht weiß, wie sie funktioniert? Das überraschte mich.

Heute – mehr als 20 Jahre später – weiß ich, dass ich damals die falschen Schlüsse zog. Meine Freundin lehnte nicht das Wissen an sich ab. Ihr erschien die naturwissenschaftliche Art des Wissens nur abstoßend unvollständig. Es fehlte ihr in den Erklärungen von Physik
oder Biologie einfach etwas Entscheidendes. Und sie ist nicht die Einzige, der es so geht.

Ich verstehe inzwischen, was das ist. Ja, mehr noch, seitdem mir klar geworden ist, was die Leuten da eigentlich vermissen, stimme ich ihnen sogar zu: Ja, es fehlt etwas in den Naturwissenschaften. Der Unterschied ist nur: Ich bewerte das anders. Für mich ist es
sogar ein Vorteil und kein Nachteil.

Es ist doch so: Alles, was wir Menschen uns erzählen und auch jede Geschichte, die wir in Buch, TV oder Zeitung sehen oder lesen, hat immer beides drin – Fakten und ihre Bewertung für unser Leben. Meist werden beide als untrennbar verbunden wahrgenommen, obwohl sie es tatsächlich gar nicht sind. Und darum geht es.

Nehmen wir mal an, eine Freundin stellt überrascht fest, dass sie schwanger ist und spricht mit mir darüber. Ganz kurz wird es bei dem Gespräch darum gehen, ob sie das wirklich sicher weiß, etwa mit einer Rückfrage von mir: „Hast du einen Schwangerschaftstest
gemacht?“ Wenn sie das bejaht, wird es aber um viel bedeutsamere Fragen gehen: „Wie ist das passiert? Freust du dich? Ist es von jemandem, mit dem du dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann?“

Moralischer Kompass gesucht

Ich sage „bedeutsamere Fragen“, weil sie mit Recht irritiert wäre, wenn ich in so einer Situation nur über den Schwangerschaftstest selbst reden würde und nicht über die anderen, für sie lebensverändernden und emotional entscheidenden Fragen. Als Freundin kann sie erwarten, dass ich mich vor allem dafür interessiere, welche Bedeutung die Nachricht für ihr Leben hat.

Es wäre merkwürdig kalt, wenn ich angesichts ihrer Lage ausschließlich darüber reden würde, dass in ihrem Urin das Hormon hCG messbar ist und dass dieses nur von Plazentagewebe und Embryos gebildet wird und wie interessant das ist.

Denn natürlich sind die reinen Sach-Informationen eine leere Wüste für sie, wenn sie sich über ihre Gefühle im Unklaren ist oder einen moralischen Kompass sucht. Sie helfen ihr nicht herauszufinden,
was der Sinn ihres Lebens ist oder welche ihrer persönlichen Ziele sie verfolgen sollte.

Aber: das ist ja auch nicht ihr Job!

Bei der Beantwortung der allermeisten Fragen, die eine Frau beschäftigen, wenn ihre Regel ausbleibt, helfen ihr die letzten Jahrhunderte biomedizinischer Fortpflanzungsforschung natürlich rein gar nicht. Weil es dann eben vor allem um persönliche und gesellschaftliche Dinge geht. Aber diese Themen fallen ja auch nicht in den Aufgabenbereich der Naturwissenschaft. Ihr Wissen ist erstmal nur für eine einzige, kleine Auskunft nützlich, nämlich für eine Antwort auf die Frage: Bin ich schwanger oder
nicht?

Natürlich gibt es Fragen, da kann jeder für sich selbst rausfinden, was die Fakten sind. Für andere aber brauchen wir die Wissenschaft. Und das ist so eine. Wenn eine Frau in einem frühen Stadium rausfinden will, ob sie schwanger ist, kann sie das nur mit Methoden
feststellen, die aus naturwissenschaftlicher Forschung heraus entwickelt wurden.

Schwangerschaftstest beantwortet nur Sachfrage

Und es kann niemand bestreiten, dass eine eindeutige Antwort auf diese Frage für das weitere Gespräch sehr nützlich ist. Denn solange die Freundin in meinem Gedankenexperiment eine Schwangerschaft nur vermutet, würde ich nicht so tief in das Gespräch über die großen Lebensthemen einsteigen, sondern ihr raten, sich erstmal
Klarheit zu verschaffen. Nur wenn das Schwangersein eine Tatsache ist, sollte sie anfangen sich ernsthaft zu überlegen, welche Konsequenzen diese Schwangerschaft hat und wie sie damit umgehen will. Alles andere wäre nur sinnlose Aufregung.

Also: Ja die Naturwissenschaften haben diesen ganz engen, sachlichen Blick. Aber wer den als kalt empfindet, begeht meiner Meinung nach den Fehler zu denken, dass dieser Blick schon ein vollständiger sein soll. Aber das soll er gar nicht sein. Um persönliche oder politische Entscheidungen zu treffen, müssen wir Menschen diese Fakten natürlich wieder mit dem  zusammenbringen, was für uns Sinn und Bedeutung transportiert. Erst das ergibt dann das Gesamtbild und die Grundlage für unsere Entscheidungen.

Wer sich fragt, warum diese strenge, künstlich erscheinende Abtrennung der Fakten notwendig ist, wenn man dann doch eh wieder alles zusammenbringen muss, sollte bedenken, dass Fakten für jeden etwas anderes bedeuten. Nur wenn Fakten pur sind,
können wirklich alle sie nutzen. Egal welche Ziele und Hoffnungen eine Frau im Leben hat, welche Prioritäten und Moralvorstellungen – ein Schwangerschaftstest wird ihr da nicht reinreden. Er liefert ihr
lediglich die Antwort auf eine Sachfrage. Und für mich klingt das nicht kalt, sondern nach einem sehr nützlichen Service. Auch wenn die eigentliche Arbeit dann erst anfängt.