Archiv der Kategorie: Biologie in der Küche

„Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen?

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Im Gegensatz zu unseren Süßigkeiten enthalten die für den US-Markt produzierten meist gentechnisch veränderte Zutaten. Auch diese Peanut Butter Cups von Reese’s.

Letztens stolperte ich in einem Forum über die Frage einer Schülerin: „Wo kann ich noch schnell Genfood mit Kennzeichnung kaufen? Brauch‘ für mein Biologie-Referat über Gentechnik morgen noch Anschauungsmaterial. “

Weil erstaunliche 100% der Antworten, die sie bekam, falsch waren, und es sicher immer wieder Leute gibt, die das gleiche Problem haben, dachte ich, stelle ich mal ein paar Fakten zusammen:

Darf „Genfood“ verkauft werden?

Ja. Produkte, die gv-Pflanzen enthalten, dürfen normal im Handel vertrieben werden. Voraussetzung ist nur,

  • dass die gv-Sorte als Lebensmittel in der EU zugelassen ist und,
  • dass auf der Packung vermerkt ist, dass Zutaten von gentechnisch veränderten (gv-) Pflanzen stammen.

Warum ist dann immer von „Genfood“ die Rede, das nicht gekennzeichnet ist?

Lebensmittel, in denen gv-Pflanzen drin sind, müssen immer gekennzeichnet werden. Das kann und wird auch überprüft. Und wer sie nicht kennzeichnet, verstößt gegen das Gesetz.

Nicht gekennzeichnet werden muss Milch und Fleisch von Tieren, die gv-Pflanzen zu fressen bekommen haben. Das hat einen einfachen Grund: An der Milch oder dem Fleisch selbst kann man im Zweifel nämlich gar nicht nachweisen, ob dieses Tier nun gv-Pflanzen im Futter hatte oder nicht.

Warum habe ich im Laden noch nie gv-Kennzeichnung gesehen?

Obwohl es erlaubt ist, es zu verkaufen, führen nur wenige kennzeichnungspflichtiges „Genfood“. Die Schülerin wird es also schwer gehabt haben, solche Lebensmittel bis zum nächsten Tag aufzutreiben. „Genfood“: Wo kann ich gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen? weiterlesen

Warum die Natur des Eigelbs ein wichtiges Puzzleteil für die Zelltheorie war – Biologie des Hühnereies (6)

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Vor zwei Jahren an Ostern stellte ich die Rätselfrage: Welcher Teil unseres Frühstückseies ist eigentlich die Eizelle des Huhns? Die Antwort war: Das Eigelb.

Was ich damals nicht schrieb: diese Erkenntnis war in der Geschichte der Biologie eine wichtige – auch wenn das heute kaum einer mehr weiß. Dass das Eigelb nichts anderes als eine riesengroß aufgepumpte Eizelle ist, war ein wichtiges Puzzleteil für den Durchbruch der Zelltheorie – und damit Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Biologie. Warum die Natur des Eigelbs ein wichtiges Puzzleteil für die Zelltheorie war – Biologie des Hühnereies (6) weiterlesen

Sushi-Verdauung dank Bakterien-Sex

Sushi_Maki-Rollen
Die schwarzen Hüllen der Maki-Rollen bestehen aus Rotalgen-Blättern. Ihre speziellen Ballaststoffe können nur von Meeresbakterien geknackt werden – oder japanischen Darmbakterien.

Dieser Text erschien – in ähnlicher Form – bereits bei web.de und gmx. Da der Blogbereich dort jedoch eingestellt wurde, gibt es ihn inzwischen nur noch hier.

Es ging vor ein paar Jahren schon mal durch die Presse, ich stieß aber erst im November durch die Suche nach einem neuen Rätsel-Thema drauf. Weil das Thema so interessant ist, wollte ich unbedingt noch mal ausführlicher drüber schreiben. Ist schließlich ziemlich spannend, dass japanische Darmbakterien etwas können, was unsere nicht können: Algen-Ballaststoffe knacken nämlich. Und dass sie sich die Gene dafür durch Bakteriensex besorgten – von Mikroben-Verwandten aus dem Meer.

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Rätsel des Monats: Sushi-Verdauung

Sushi_Maki-RollenMeine lieben Leser, ich habe heute ein kniffliges Rätsel für euch. Ich möchte nämlich wissen: Warum hole ich kalorienmäßig weniger aus meinem heutigen Sushi-Mittagessen raus als eine Japanerin es täte?

Ich verrate mal so viel: Etwas an diesen Maki-Rollen kann sie verdauen, ich aber nicht. Und es liegt nicht daran, dass wir uns genetisch unterscheiden, diese Japanerin und ich. Etwas in uns ist aber schon anders. Nur was? Was könnte das sein? Rätsel des Monats: Sushi-Verdauung weiterlesen

Halloween-Grusel der anderen Art

Dieser Text erschien zuerst bei web.de, gmx und 1und1. Da der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag inzwischen nur noch hier.

Halloween-Kuerbis5Ich bin ja von Haus aus eine Schisserin und als Mutter ständig in Sorge. Ich versuche das zum Wohle der Kinder nicht so raushängen zu lassen. Aber der Herbst ist eine Herausforderung. Liefert er doch stets zahlreiche Anlässe für elterliche Sorgen. Nach Krankheiten und Verkehr machten mir dieses Jahr sogar Kürbisse Sorgen… Halloween-Grusel der anderen Art weiterlesen

Mit Kresse-Eiern gegen Strahlen-Angst

Dieser Text erschien zuerst auf den Nachrichtenseiten von web.de und gmx.

Kresse6„Mikrowellen-Wasser tötet Pflanzen“ behauptete neulich ein Link, der durch meinen Teil des Sozialen Netzes geisterte. Mein großer Sohn (9) spitzte die Ohren, als ich davon erzählte. Er interessiert sich nämlich gerade sehr für alles Gefährliche. Dass unser eigenes kleines Experiment die Panik-Nachricht nicht bestätigte, enttäuschte ihn dann fast etwas: „Pah, von wegen gefährlich.“ Mit Kresse-Eiern gegen Strahlen-Angst weiterlesen

Rätsel des Monats: Ein leckeres Insektizid

Es ist Zeit für das Rätsel des Monats. Ich bin gespannt, ob ihr drauf kommt. Ich suche heute den Namen eines Insektizids, das ich oft zu mir nehme. Ich nehme es nicht aus Versehen zu mir, sondern durchaus gewollt. Und ich bin nicht alleine damit. Fast alle Erwachsenen, die ich kenne, genehmigen sich regelmäßig etwas davon. Vielleicht bist auch du Konsument.

Von Insekten wird der Stoff gemieden, weil er für sie tödlich sein kann. Bei uns hat er eine andere Wirkung. Er verändert etwas im Gehirn. Und meistens gefällt uns, was er dort tut. Ja, wir nehmen den gesuchten Stoff sogar gezielt zu uns, damit er den Neurotransmitter Adenosin bei der Arbeit stört. Wir wollen dann, dass er die Adenosin-Rezeptoren unserer Neuronen blockiert und Adenosin seine Signale nicht mehr übermitteln kann.

Von welchem bewusst und legal konsumierten Insektizid ist hier die Rede?

Zu gewinnen ist wieder Ruhm und Ehre, liebe Leser.  Also auf die Rätsel-Startblöcke, fertig… los!

Vom Tier zum Tintenfischring

Weichtiere02In Deutschland wird Tintenfisch ja meist in Form panierter und frittierter Ringe verspeist. Ganze Kalmare liegen hierzulande selten in der Küche rum. Bei mir ist das nicht anders. Der Kalmar, der letztens den Weg in meine Küche gefunden hat, war eigentlich das Demonstrationsexemplar für den Kindergarten, wo ich was über die Welt der Weichtiere erzählt hatte. Er war aber auch DIE Gelegenheit meine ersten Tintenfischringe selbst zu schneiden. Vom Tier zum Tintenfischring weiterlesen

Hilfe, mein Kind isst nur nackte Nudeln!

Dies ist ein Plädoyer für Gelassenheit und Vertrauen. Wenn ich meinem eigenen Selbst von vor 8 Jahren ein paar Tipps geben könnte, dann würde ich dieser perfektionistischen Frischmutter eines Kleinkindes, die ich damals war, so Sachen sagen wie: „Locker bleiben! Das ist nur ein Phase!“ oder „Probier einfach aus, womit sich alle Beteiligten am wohlsten fühlen“. Gerade beim Thema Essen, werde ich zunehmend entspannter. Aber das war nicht immer so. Hilfe, mein Kind isst nur nackte Nudeln! weiterlesen

Biologie des Hühnereies (2) – Keimfleck und Befruchtung

Aufgeschlagenes Ei mit deutlich erkennbarem Keimfleck
In dem weißen Keimfleck auf dem Eigelb befindet sich der Zellkern der Hühner-Eizelle.

Gestern bzw. heute nacht hab ich ja mein Rätsel der Woche aufgelöst, wobei sich das Eigelb als nichts anderes als die Eizelle des Huhns geoutet hat – als eine riesige, mit Vorratsdotter aufgepumpte Eizelle.

Weil ja immer noch Ostern ist und ich Zeit und Lust habe, möchte ich heute als Fortsetzung noch etwas über den kleinen weißen Punkt erzählen, den man auf jedem dieser Riesen-Eizellen sehen kann: den Keimfleck. In ihm befindet sich das, was wir im Innern jeder Zelle erwarten: der Zellkern.

Will man, dass aus Eiern Küken schlüpfen, muss dieser Zellkern mit dem Zellkern eines Spermiums verschmelzen. Klar, dass man dazu einen Hahn an der Sache beteiligen muss (was keineswegs selbstverständlich ist, weil Hühner auch ohne Hähne Eier legen, wie man an den Produzentinnen unserer Supermarkt-Eier sehen kann). Und seine Spermien sollten natürlich an diesen Keimfleck herankommen können. Biologie des Hühnereies (2) – Keimfleck und Befruchtung weiterlesen