Rezension: Über Kutscheras & Meyers politische Weltsicht und die Notwendigkeit offener Debatte – Feminismus vs. Biologie? (2)

Nach meinem durch die Linné-Debatte ausgelösten Artikel für das Laborjournal, möchte ich das Thema Feminismus vs. Biologie hier im Blog fortführen und endlich die Rezension der Bücher von Meyer und Kutschera nachholen. Denn „Adams Apfel und Evas Erbe“ und „Das Gender-Paradoxon“ warteten jetzt ein ganzes Jahr auf meinem Schreibtisch darauf, besprochen zu werden.

Ich hatte mich ursprünglich auf die Bücher gefreut, weil mich als Linksliberale und Biologin schon lange stört, dass sich feministische Ziele mit einer ausgeprägten Biologiefeindlichkeit verbunden haben. Doch in den Büchern der beiden Biologen  wartete für mich ebenfalls Enttäuschung. Und ich wusste lange nicht wie ich damit umgehen sollte.

Denn natürlich sind die biologischen Fakten wichtig, aber ich empfand Meyers Ansichten darüber hinaus als rechtsliberal einseitig und Kutscheras Buch als ein konservativ-apokalyptisches Polemikgestrüpp. Und der Doppelfrust über biologieverleugnende Feministinnen und Feminismus-verachtende Biologen senkte meine Motivation mich dazu zu äußern letztes Jahr drastisch.

Doch ich konnte das Thema auch nicht ad acta legen und es quälte mich. Aber inzwischen denke ich, dass die Auseinandersetzung damit mich weitergebracht hat. Sie diente der Klärung, wo ich selbst stehe in der Beurteilung des Konflikts zwischen Feminismus und Biologie. Oder in dem Fall eher: Wo ich nicht stehe.

Keine politisch neutralen Bücher

So sehr die beiden Biologieprofessoren Meyer und Kutschera es auch behaupten, aber ihre Bücher sind keine rein naturwissenschaftlichen Aufklärungsschriften gegen eine von ihnen als gefährlich eingestufte linke Ideologie. Sie enthalten nicht nur pure Informationen über die biowissenschaftliche Sicht auf menschliche Geschlechtlichkeit, die in den öffentlichen Debatten vernachlässigt wird.

Nein. Es sind ganz klar politische Bücher.

Und es sind politische Bücher, die aus einer Perspektive von rechts der Mitte geschrieben sind. Das heißt: wer links davon steht, wird sich fast zwangsläufig über die Argumentation in ihnen aufregen. Besonders empörungsauslösend sind dabei Kutscheras Tiraden, wie man schon an den heftigen Reaktionen 2015 sah als er mit dem Thema erstmals an die Öffentlichkeit ging.

Im Vergleich dazu erscheinen Meyers rechtsliberale Scheuklappen erstmal „nur“ zum Augenrollen. Aber auch sein Buch hat es politisch in sich. Und beiden ist gemein, dass sie tendenziell die gesamte Geistes- und Sozialwissenschaften für nutzlos und genderfeministisch unterwandert halten.

Biologen, die für „die Biologie“ sprechen?

Meyers „Adams Apfel und Evas Erbe“ erschien 2015 im C.Bertelsmann Verlag. Es war nicht das erste Mal, dass sich der Konstanzer Evolutionsbiologie-Professor Axel Meyer an ein breiteres Publikum wandte. Er hatte ein paar Jahre eine Kolumne in der Wirtschaftswoche und schreibt auch heute immer mal wieder Essays für Zeitungen wie die FAZ oder NZZ. Dabei erklärt er meist biowissenschaftliche Erkenntnisse, regt sich aber auch gern mal über politische Themen auf. Über unfähige Bürokraten oder verwöhnte Studenten und seit einiger Zeit eben auch über Feministinnen.

Auch der Autor von „Das Gender-Paradoxon“ (2016) –  der Kasseler Physiologie-Professor Ulrich Kutschera – ist über die Wissenschaftskreise seines Fachgebiets hinaus bekannt, weil er sich schon lange als Mahner und Aufklärer gegen Kreationismus und antiwissenschaftliche Umtriebe bibeltreuer Christen engagiert und viel Energie darin gesteckt hat, immer wieder zu erklären, welche Methoden und Prinzipien die Naturwissenschaft von anderen Formen der Erkenntnissuche unterscheidet.

Die beiden sind also nicht nur gestandene Forscher, sondern auch Wissenschaftskommunikatoren mit Erfahrung. Daher hat der wissenschaftliche Teil dieser Bücher natürlich Hand und Fuß. Und unbestreitbar  lässt sich aus beiden Büchern einiges über Geschlechterbiologie lernen. Sie erklären, was Geschlecht aus biologischen Sicht ist. Welche Rolle Genetik, Hormone und Hirnstrukturen spielen und was man zu Entwicklungsbiologie und Evolution von Geschlechtlichkeit wissen muss.

Politik ergibt sich nicht aus der Biologie

Trotzdem wären ihre Bücher ehrlich gesagt die letzten, die ich empfehlen würde, wenn jemand auf der Suche nach neutralen, wissenschaftlichen Informationen zu diesen Themen wäre. Dafür gehen mir die politischen Aussagen der beiden zu sehr gegen den Strich.

Oder besser gesagt: Ich mag nicht, dass sie so tun als würden sich ihre eigenen politischen Meinungen  zwingend aus biologischen Erkenntnissen ergeben. Denn das suggerieren sie in ihren Büchern meiner Meinung nach. Dass alle biologisch ausgebildeten Leute politisch genauso denken wie sie. Obwohl das natürlich mitnichten der Fall ist.

Ja, wenn ich von einer Person gar nichts wüsste, außer dass sie Biologe oder Biologin ist, wäre meine Trefferwahrscheinlichkeit beim Raten, wo sie politisch steht, nicht besonders hoch. Denn die Biologie ist politisch ein sehr heterogener Haufen. Und es ist sehr abhängig von der eigenen politischen Haltung – von den eigenen Idealen und Feindbildern – wie man die Aussagen der beiden Autoren bewertet.

Feminismus-Feindlichkeit = Frauenfeindlichkeit?

Bevor ich mir die Bücher einzeln vornehme, möchte ich jedoch noch vorwegschicken, dass ich weder Meyer noch Kutschera allein aufgrund ihrer Bücher für Frauenfeinde oder Sexisten halte. Sie sprechen sich darin deutlich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit aus und das nehme ich ihnen auch ab.

Denn die Ablehnung des Genderkonzepts ist noch nicht gleichbedeutend mit Frauenfeindlichkeit – auch wenn das von feministischer Seite gerne so dargestellt wird. Ich bin ja sogar mit Meyer und Kutschera einer Meinung, dass bestimmte Feminismusrichtungen und das Menschenbild der Gendertheorie Kritik verdienen. Aber da endet die Übereinstimmung auch schon.

Denn entscheidend ist ja auch, welches Welt- und Menschenbild man stattdessen hat. Und hier stellen weder die Vorstellungen von Meyer noch die von Kutschera für mich überzeugende Alternativen dar.

Wettbewerbsverzerrung durch Frauenförderung?

 

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Meyers große Sorge um die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaft etwa finde ich einseitig. Denn er sieht diese massiv und ausschließlich von links bedroht. Und das macht ihn für mich zum typischen Rechtsliberalen.

Für Meyer ist der Gender-Feminismus mit seiner Leugnung von biologischen Geschlechtsunterschieden eine gefährliche linke Ideologie, die mit zunehmendem politischen Einfluss eine Gefahr für den Wissenschaftsbetrieb darstellt. Denn der Druck Posten, Ressourcen und Gelder zwischen den Geschlechtern gleich zu verteilen nimmt seiner Beobachtung nach zu und führt dazu, dass vom  Leistungsprinzip abgewichen wird um den Frauenanteil zu erhöhen.

Meyer geht davon aus, dass es für Frauen zwar früher gesellschaftliche Barrieren gab, dass diese aber ein Problem allein der Vergangenheit sind. Aus seiner Sicht haben Frauen heute die gleichen Chancen wie Männer. Schließlich stehe das so im Gesetz. Eine Diskriminierung von Frauen gibt es für ihn daher nicht mehr. Und daraus folgt für ihn, dass alle heute noch auftretenden Geschlechtsunterschiede alleine auf biologischen Unterschieden beruhen.

Auf dem gesellschaftlichen Auge blind

Doch natürlich ergeben sich die politischen Annahmen des letzten Absatzes eben nicht aus den Fakten zur Geschlechtsbiologie, die er gut erklärt und lesenswert über viele Kapitel ausrollt, sondern aus Meyers eigenem rechtsliberalen Weltbild und seiner Ignoranz gegenüber sozialwissenschaftlicher Forschung und ihrer Evidenz für heutige Diskriminierung aufgrund von Geschlecht.

Wie bei jedem anderen auch, ist Meyers politisches Weltbild entscheidend dafür, was er als Bedrohung ansieht und was als Hilfe. Vergleicht man ihn mit typischen Linken oder Linksliberalen machen die sich zwar auch Sorgen über die Unterhöhlung meritokratischer Prinzipien, aber sie sehen diese aufgrund ihrer eigenen politischen Brille eben eher durch andere Einflüsse bedroht – wie z.B. von Vetternwirtschaft, Old Boys Networks oder von der Macht der Konzerne.

Linksliberal vs. rechtsliberal

Bewegungen wie der Feminismus, die als progressiv und emanzipatorisch gelten, werden von Linksliberalen als Hilfe gegen solche meritokratie-gefährdenden Kräfte begrüßt. Und sie sehen dann etwa eine Frau vor sich, die sich allein aufgrund ihrer Leistung gegen einen Mitbewerber durchsetzen kann, der z.B. sonst mit Hilfe von Vitamin B eine Stelle bekäme oder weil Vorurteile für ihn arbeiten.

Dass Feminismus auch diese Dimension hat – also dass er bei der Erreichung größtmöglicher Chancengleichheit helfen kann – kommt bei Meyer als Möglichkeit nicht vor. Genauso wie Linksliberale es nicht auf dem Schirm haben, was Meyer überdeutlich sieht: dass es Aspekte des Feminismus‘ gibt oder allgemein Aspekte linken Denkens, die die Chancengleichheit bedrohen.

Meyers Einseitigkeit

Ich denke, eine Debatte zwischen links- und rechtsliberalen Positionen wäre sehr wünschenswert. Etwa eine, in der es um die unterschiedlichen Hypothesen darüber geht, warum die Anteile von Frauen und Männern in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen so anders sind. Was spricht dafür, dass biologische Faktoren eine Rolle spielen? Also z.B. dass die im Durchschnitt unterschiedlichen Interessen bei Frauen und Männern eine biologische Basis haben? Und was spricht für gesellschaftliche Einflüsse? Also etwa, dass Frauen sich bestimmte Ziele nicht so häufig setzen, weil ihnen Aufgaben aufgrund von Vorurteilen nicht zugetraut werden oder sie weniger wahrgenommen werden.

In einer solchen Diskussion würde Meyers Annahme, gesellschaftliche Faktoren spielten heute keine Rolle mehr, meiner Erwartung nach mit Fakten aus der empirischen Sozialwissenschaft in Frage gestellt, die zeigen, dass Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auch heute noch nachweisbar ist und dass Erziehung, Bildung und das Vorhandensein von Kinderbetreuung eine Rolle spielen bei der Ausbildung von Unterschieden zwischen den Geschlechtern.

Doch ist eine solche ernsthafte Debatte von links erwünscht? Ich denke nicht.

Feministische Einseitigkeit

Denn natürlich würde in einer solchen Debatte auch hinterfragt, wenn bei beobachtbaren Geschlechtsunterschieden allein gesellschaftliche Prozesse als mögliche Ursache in Frage kommen und biologische Unterschiede von vornherein als mögliche Ursache ausgeschlossen werden. Selbst wenn soziale Faktoren nachweisbar sind, folgt daraus ja noch nicht, dass biologische Unterschiede keine Rolle spielen.

Ich behaupte, dass wir eine solche inhaltliche Debatte nicht sehen, weil sie auch für die derzeit vorherrschende feministische Gegenseite eine Gefahr für ihre einseitige Position darstellt. Es würde bei einer solchen Debatte nicht nur herauskommen, dass Meyers Ansichten unter rechtsliberal verursachter Einseitigkeit leiden, sondern auch, dass linke und linksliberale Positionen unter Einseitigkeit leiden, wenn sie allein nach gesellschaftlichen Einflüssen fragen und nur solche sozialwissenschaftliche Forschung wahrnehmen, die nach gesellschaftlichen Einflüssen fahndet und Forschung, die nach biologischen Ursachen sucht, als ideologisch motiviert dämonisiert.

Axel Meyer
Adams Apfel und Evas Erbe
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Kutscheras apokalyptische Ängste

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Auch bei Kutschera spielen einseitig rechtsliberale Argumentationen wie bei Meyer eine gewisse Rolle. Obwohl er – wie er selbst erzählt – als Mentor einer Nachwuchsforscherin gesehen hat, dass es immer noch Sexismus gibt, der Frauenkarrieren im Weg stehen kann, sieht er den Feminismus trotzdem nicht als eine Bewegung, die sich genau darum kümmert und kompetenten Frauen helfen will, trotz Vorurteilen eine Chance zu bekommen. Im Gegenteil.

Noch stärker als Meyer kann Kutschera Feminismus heute nur als Vehikel einer schädlichen, linken Gender-Ideologie sehen, die dafür sorgt, dass Männer diskriminiert werden und inkompetente Frauen in Positionen kommen, die sie nicht verdienen. Zudem fürchtet er einen zersetzenden Einfluss dieser Ideologie nicht nur auf die Naturwissenschaft, sondern auch auf die Gesellschaft allgemein und das Lebensglück jedes Einzelnen. Und ja, das meint er so apokalyptisch wie es klingt. Er sieht das, was er „Genderismus“ nennt, nicht als einen Blick auf die Welt unter vielen anderen, sondern als nichts Geringeres als eine Bedrohung der Zivilisation.

Insbesondere sieht er Verderben für Fortpflanzung und Familie, wodurch er sich ironischerweise an vielen Stellen des Buches rhetorisch kaum von seinen früheren Lieblingsfeinden aus dem religiös konservativen Lager unterscheidet. Ja, er würde bei ihren Demonstrationen  gegen „Gender-Irrsinn“ und „Frühsexualisierung“ wohl kaum auffallen (was ihn übrigens nicht zu stören scheint, da er inzwischen auch Birgit Kelle und dem konservativ-katholischen Internetportal kath.net Interviews gibt).

Folgen konservative Werte aus der Natur?

Aber auch wenn er sich mit religiös Konservativen einig ist, dass der „Genderismus“ eine weltanschauliche Irrlehre ist, dient Kutschera im Unterschied zu dieser Gruppe natürlich nicht Gottes Wille als Erklärung, sondern die Evolution. Er meint, schlimmste psychologische und gesellschaftliche Schäden drohen, wenn wir nicht in Übereinstimmung mit unserer evolutionär entstandenen Geschlechtsnatur lebten.

Kutschera bezeichnet sich selbst im Buch als unpolitischer Nicht-Wähler und betont ständig, dass es ihm nicht um eine bestimmte Politik ginge, sondern nur um die Verteidigung von Wissenschaft und rationaler Weltsicht gegen Ideologie. Doch ist er aus meiner Sicht weit davon entfernt politisch und weltanschaulich neutral zu sein. Denn er neigt dazu, Natürlichkeit moralisch zu überhöhen. Und das ist selbstverständlich alles andere als unpolitisch. Denn das ist je nach Thema ja geradezu kennzeichnend für entweder eine grüne Weltanschauung oder eine konservative bis rechte.

Das heißt nicht, dass es gesellschaftlich irrelevant wäre, wie Menschen von Natur aus sind. Aber es gibt sowohl eine neutrale wie auch eine politisierte Sicht darauf. Eine neutrale wäre die Aussage: „Menschen bringen von Natur aus ein bestimmtes Verhaltensrepertoire mit und wir müssen vor dem Hintergrund unserer Werte schauen, wie wir damit gesellschaftlich am besten umgehen.“

In der heiklen, politisierten Form davon wird aus biologischen Fakten aber  eine Art Auftrag herausgelesen. Wie etwa: „Die Natur hat etwas Bestimmtes für uns vorgesehen und daran sollten wir uns moralisch orientieren.“ Weil allerdings niemand schafft alles gut zu finden, was in der Natur passiert, wird außerdem noch zwischen gesunder und kranker Natur unterschieden. Wobei das, was sich mit den eigenen Wertvorstellungen deckt, natürlich stets als die gesunde Natur angesehen und dargestellt wird.

Fortpflanzung als höchstes gesellschaftliches Ziel?

Bei Kutschera zeigt sich das beim Thema Fortpflanzung recht deutlich. In der evolutionsbiologischen Sicht ist gelungene Fortpflanzung das einzige Maß für den Erfolg eines Individuums. Aber bei ihm bekommt das einen anderen Klang. Es klingt nach einem moralischen Auftrag. Oder besser: Als sollten wir das auch persönlich und gesellschaftlich als wichtigstes Ziel ansehen.

Deswegen hat es auch einen deutlich abwertenden Charakter, wenn Kutschera Menschen, die sich nicht fortpflanzen, in seinem Buch als evolutionäre Sackgassen bezeichnet. Es wird bei ihm zu einem Hauptargument gegen den „Genderismus“, dass er zu mangelnder Fortpflanzung führt, weil die menschliche Natur ignoriert wird.

Mangelnde Fortpflanzung und Feminismus

Beispiel Karrierefrauen: Es ist empirisch ein gut etablierter Befund, dass Frauen sich statistisch gesehen in der Partnersuche sozioökonomisch gerne nach oben orientieren. Deswegen wird die Männerauswahl für eine Frau bei der das so ist natürlich kleiner, je weiter sie selbst in der Hierarchie nach oben steigt.

Aber folgt daraus moralisch und politisch irgendetwas?

Für mich nicht. Für Kutschera schon. Er spricht deutlich despektierlich von Frauen, die „kinderlos sterben“. Und er nimmt einfach an, dass feministische Ideologie die Ursache ist und dass diese die Frauen um etwas betrügt, weil ihre menschliche Natur nicht berücksichtigt wird. Wobei es ihm nicht speziell um Karriere geht. Genauso despektierlich spricht er auch vom angeblich feministisch propagierten Lifestyle-Leben, in dem es nur um Spaß geht und beliebige Abtreibungen möglich sind.

Was aus solchen Aussagen spricht sind nicht naturwissenschaftliche Fakten, sondern die konservative Brille, mit der Kutschera in die Welt schaut und durch die gesehen Familie und Fortpflanzung in der Werte-Hierarchie einfach ganz oben stehen. Er mag sich einreden, dass sein Blick in die Welt ein neutraler ist und aus der Biologie folgt, aber die Bewertungen, die er vornimmt, sprechen eine andere Sprache.

Geschlechts-Unnormale als Urheber von Gender-Ideologie

Als besonders heikel empfand ich Kutschera dort, wo er genderfeministische Ideen auf Menschen zurückführt, die von der Geschlechter-Ideallinie abweichen. Dass er ihre Ideen als gefährlich darstellt und ihnen vorwirft, sie würden versuchen die allgemeinen Werte in ihre eigene, nicht normale Richtung zu verändern – zum Schaden der Gesellschaft.

Wobei er das zum Glück nicht durchgehend tut. Wenn er von persönlichen Begegnungen berichtet – etwa mit einer transsexuellen Frau und einer intersexuellen Person – macht er klar, dass er durchaus versteht, dass es diesen Leuten darum geht, nicht diskriminiert und nicht abgewertet zu werden. Und er ist bereit, das zu berücksichtigen. Sie als Varianten zu sehen und zu bezeichnen und nicht automatisch als Opfer einer Störung und Krankheit, nur weil sie von der Mehrheitssexualität abweichen und sich nicht fortpflanzen.

Aber er hält das im Buch nicht durch. Sobald er nicht mehr das Individuum im Blick hat, sondern wieder auf den „Genderismus“ schießt, werden sexuelle Minderheiten wieder zu „Design-Fehlern der Natur“ und zu „Abweichungen vom platonischen Ideal“ oder sogar zu gefährlichen Ideologen, die den „Heteronormalen“ ihr Anderssein aufzwingen.

Money Urvater alles Gender-Bösen?

Sein Hauptfeindbild dabei: John Money, einer der Begründer der Gendertheorie, der in den 60ern ein folgenreiches Experiment begann. Immer wieder kommt Kutschera im Buch auf ihn zurück und beschimpft ihn als „pädophilen Kindesmisshandler“.

Tatsächlich ist der Fall Reimer harter Tobak. Ein Junge verlor damals bei einer Phimosebehandlung im Säuglingsalter den Penis und der Psychologe Money empfahl als Therapie, ihn einfach zum Mädchen umzuwandeln. Denn er ging davon aus, dass Menschen geschlechtsneutral zur Welt kommen und bis zum Alter von 2 Jahren sexuell beliebig formbar sind.

Weil sich „Brenda“ jedoch hartnäckig wie ein Junge fühlte und verhielt, übte Money enormen Druck aus, den Jungen in eine weibliche Rolle zu zwingen, inklusive Kopulationsübungen mit dem Zwillingsbruder. Money verkaufte den Fall zudem noch lange als einen Erfolg, der er definitiv nicht war. Beide Brüder sahen sich als schwer traumatisiert von Moneys „Therapie“ und begingen als Erwachsene Selbstmord.

So weit ich weiß sehen sich Genderforscherinnen heute nicht in der Tradition von Money. Er wird sogar als Vertreter einer zweigeschlechtlichen Norm und übergriffigen Medizin abgelehnt.  Aber für Kutschera ist er trotzdem der sadistische Urvater des „Genderismus“. Er sieht ihn quasi als ein Symbol für alles Böse in linker Ideologie. Ja, so wie Money das männliche Baby behandelte so werden die Menschen in Kutscheras Augen heute allgemein durch die Gender-Ideologie in ihrer natürlichen menschlichen Geschlechtsnatur vergewaltigt.

Sozialer Ausschluss als Strafe

Schon ein Jahr bevor Kutscheras Buch rauskam, schlossen sich für ihn wegen seiner konservativen Untergangsvisionen und antifeministischen Panikmache viele Türen. In einem Interview beim rbb-Inforadio im Juli 2015 warf er vor Wut schäumend  mit seinem neuen „Genderismus“-Kampfbegriff um sich, wütete gegen alle Geisteswissenschaften und vermittelte aus linker Sicht den Eindruck eines biologistischen Reaktionärs.

Feministische Kolumnistinnen ließen sich diese Steilvorlage nicht entgehen. Genüsslich schaudernd zerlegten sie seinen Auftritt. Margarete Stokowski ätzte in der taz, das Interview mit ihm sei „erfrischend wie ein Autounfall“ gewesen. Catherine Newmark bedauerte in der Zeit, dass das Projekt des Feminismus immer noch so viel irrationale Bedrohungsgefühle in der Gesellschaft auszulösen vermag.

Danach war er für den Mainstream in Journalismus und für öffentliche Auftritte verbrannt. Und das begrüßten auch Biologinnen und Biologen, die links der Mitte stehen. Denn für sie bringt es ihr Fach in Misskredit, wenn sich jemand explizit als Biologie-Professor äußert und dabei politisch so weit rechts steht. Jemand, der von links aus gesehen haarsträubend und unerträglich biologistisch klingt.

Keine Diskussion mehr notwendig?

Ich beobachte diesen sozialen Ausschluss von Kutschera seit zwei Jahren mit sehr gemischten Gefühlen. Denn so sehr ich mit dem Urteil übereinstimme, dass Kutschera versucht eine konservative Weltanschauung aus der Biologie abzuleiten und so sehr mich seine Auftritte und sein Buch deshalb ebenfalls aufregten, so unwohl ist mir gleichzeitig mit der kollektiven Entscheidung, das inhaltlich gar nicht diskutieren zu wollen.

Denn ist es damit erledigt? Muss man sich „mit sowas“ heute nicht mehr argumentativ beschäftigen? Reicht es wirklich, Meinungen wie seine mit lautem „Sexismus- und Biologismus“-Gebell in den Schatten zurückjagen, in den solche Ansichten aus linker Sicht gehören?

Ich meine: Nein. Vielmehr sind hier Argumente und eine echte Debatte erforderlich. Und das gleich aus mehreren Gründen.

Warum die Debatte mit Kutschera notwendig ist

So ist es für Leute nicht automatisch einsichtig, warum aus Fakten keine Moral folgt bzw. aus Biologie keine Politik. Im Gegenteil. Eine konservative Argumentation, nach der etwas getan oder gelassen werden sollte, weil es natürlich bzw. unnatürlich ist, kann auch im grün-alternativer Szene unter Umständen auf sehr fruchtbaren Boden fallen. Denn zumindest bei den Themen Medizin und Ernährung ist man für die Argumentation natürlich=gut dort doch auch sehr aufgeschlossen.

Was die Leute davon abhält, in Sachen Familie und Fortpflanzung der gleichen Argumentation zu folgen, ist nur, dass das bei diesem Thema als rechts gilt. Aber das Label „rechts“ beginnt die Abschreckungswirkung zu verlieren, die es mal hatte. Und daher wäre es gut, wenn man sich auf der linken Seite erinnern würde, dass es auch ein paar Argumente gibt gegen das, was Philosophen den naturalistischen Fehlschluss nennen. Die linke Seite sollte sich unbedingt wieder darin erproben, solche Argumente in einer echten Debatte auch anzuwenden, statt Andersdenkende nur zu diffamieren und aus jeder Diskussion auszuschließen.

Ich denke, dass linkes Denken eine beständige Herausforderung für rechtes Denken sein sollte. Dass eine lebendige öffentliche Debatte viele Leute vor einer Radikalisierung bewahrt. Auf allen Seiten. Denn Debatte ist nicht nur dazu da, um politische Gegner im Schach zu halten, sondern auch die beste Methode um zu verhindern, dass man selbst in die typischen Denkfallen der eigenen politischen Richtung tappt.

Debatte hilft auch gegen Fallstricke linken Denkens

Denn so empfänglich wie man in grünem und konservativem Denken für die Gleichung natürlich=gut ist, so empfänglich ist man links für den sogenannten moralistischen Fehlschluss. Der dringende Wunsch nach einer egalitären Gesellschaft bringt nämlich erst die Annahme hervor, dass die Menschen eigentlich von Geburt an gleich sind. Hier ist der Fehler also andersrum. Man schließt nicht von der Natur auf die Moral, sondern von der Moral auf die Natur. Aber das ist genauso irreführend wie andersrum. Und regelmäßige Debatte mit Andersdenkenden sollte einen davor bewahren, diesen Denkfehler zu hemmungslos anheimzufallen.

Die Dinge, die man von rechts um die Ohren gehauen bekommt, sind für eine kritische Selbstevaluation wichtig, auch wenn man ihren Schlussfolgerungen nicht folgt. Sie können einen z.B. vor der Fehlannahme bewahren, dass es automatisch zu menschenfreundlicheren Resultaten führt, wenn man annimmt, die Menschen kämen alle neutral und gleich auf die Welt.

Ich jedenfalls finde, es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass John Money tatsächlich den gleichen unbedingten Glauben an menschliche Formbarkeit durch die Umwelt hatte wie viele im linksfeministischen Lager heute auch. Nicht um Kutscheras Dämonisierung zu folgen, sondern als Erinnerung daran, dass der Glaube an gesellschaftliche Formbarkeit des Menschen allein nichtgarantiert, dass das, was man aus diesem Glauben heraus tut, auch immer Gutes bewirkt.

Debatte statt Tabu

Um rechtes Denken in Debatten zu bekämpfen und eben auch selbstkritisch zu bleiben, muss allerdings die Schiedsrichter-Funktion aufgegeben werden, die man links inzwischen immer öfter beansprucht. Denn man kann nicht Akteur in der gesellschaftlichen Diskussion sein und gleichzeitig Moderator, der die Meinung Anderer in engen Grenzen hält. Das funktioniert nicht.

Außerdem schadet es der Meinungsbildung, wenn eine bestimmte Gruppe bestimmen kann, wer Kritik äußern darf und wer nicht. Wenn dadurch bestimmte Debattenteilnehmer ausgeschlossen werden, führt das nämlich dazu, dass deren „Lieblingsfeinde“ viel weniger kritisiert werden.

Es ist nämlich normal, dass jedes Lager solche Lieblingsfeinde  hat. Dass linke Feministinnen am lautesten schreien, wenn konservative Biologen biologistisch argumentieren. Und dass rechtsliberale Biologen am lautesten schreien, wenn Feministinnen meinen, es wäre gerecht, Frauen in der Forschung aktiv zu bevorzugen.

Gemäßigtes Mittelfeld der Meinungen

Ich erwarte mir von einer offenen gesellschaftlichen Debatte, in der auch Leute wie Kutschera teilnehmen, dass zwischen dem typisch konservativen naturalistischen Fehlschluss wie bei ihm und der grassierenden linken Biophobie wieder ein gemäßigtes Mittelfeld entstehen kann. Denn dieses fehlt momentan und wird von mir schmerzlich vermisst.

Meine Hoffnung ist: Wenn nicht nur biophobe Genderfeministinnen sondern auch Biologie-Moralisierer im öffentlichen Diskurs wieder debattiert werden, können in einem zweiten Schritt auch wieder Stimmen im weiten Feld dazwischen wahrgenommen werden. Gemäßigte Stimmen, die darauf bestehen, zwischen Biologie und Biologismus unterscheiden. Und Stimmen, die legitime feministische Zielen wieder von dogmatischer Biophobie trennen wollen.

Auch ich finde Kutschera stellenweise schwer zu ertragen, aber ihn auszugrenzen bedeutet auch die differenziertere Debatte zu verhindern, die sich in dem gemäßigten Feld zwischen seiner Position und der der Genderfeministinnen aufspannen könnte. Und den Preis finde ich zu hoch. Da ertrage ich ihn lieber.

Ulrich Kutschera
Das Gender-Paradoxon
LIT-Verlag (2016)
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 Fazit

Sowohl in Kutscheras wie auch in Meyers Buch lässt sich einiges über Geschlechter-Biologie lernen. Doch es sind weniger Sachbücher als vielmehr politische Bücher. Und sie sollten auf dieser Grundlage debattiert werden. Der eine greift die Gendersicht der Dinge aus konservativer Sicht an, der Andere aus rechtsliberaler Perspektive. Für mich als Linksliberale haben beide ihre Fehler. Doch das heißt nicht, dass diese nicht debattiert werden sollten. Im Gegenteil. Denn ich denke inzwischen, dass die Meinungsbildung in allen Lagern davon profitieren würde. Auch und gerade, wenn man ihnen nicht zustimmt.

 

Ausblick: Dass die Biophobie des feministischen Mainstreams nicht nur aus konservativer oder rechtsliberaler Position kritisiert werden kann, sondern auch aus eher linksliberaler Perspektive, das möchte ich in den nächsten Teilen meiner Feminismus vs. Biologie?-Serie hier im Blog zeigen.

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30 Gedanken zu „Rezension: Über Kutscheras & Meyers politische Weltsicht und die Notwendigkeit offener Debatte – Feminismus vs. Biologie? (2)“

  1. Kutschera ist ein ziemlicher Berserker und tut damit den radikalen Genderisten einen Gefallen.
    Bei Meyer sieht es völlig anders aus: Er weiß sich feiner auszudrücken und tut es auch. Zudem ist Meyer (ich kenne ihn persl.) jemand mit einem extrem weiten Blick. Er lebte und forschte jen- und dieseits des Atlantiks, hat ein großes internationales Team und ist seit langem verantwortlich für Millionen-Forschungsbudgets. Mit ihm und seiner Erfahrung kann so leicht keiner mithalten.
    Erst recht nicht im akademischen Elfenbeinturm, in deren höchsten, bodenfernsten Zimmern die Gender-Sozialforscher leben.
    Was Linksliberale garantiert emotional werden läßt, ist sein Eintreten für das Buch Sarrazins. Daher kommen dann Etikettierungen wie „rechtsliberal“, die im gegenwärtigen politisch-sozialen Klima Europas natürlich schnell mit „populistisch“ oder „rechtsradikal“ gleichgesetzt werden können.
    Und da haben wir sie, die Politisierung.

    Was viele über Meyer nicht wissen, ist, daß er nicht nur „rechts“, sondern auch ganz schön mutig ist: Setzt sich mit Feministinnen und Genderologen in eine Debatte- ganz alleine. https://www.bmbf.de/de/media-video-5121.html
    Das macht ihm so schnell keiner nach.

    Nebenbei eine Buchempfehlung, die vielleicht nicht ganz so viele Emotionen erregt, vom Titel mal abgesehen. http://www.verlag-natur-und-gesellschaft.de/

    1. “ Mit ihm und seiner Erfahrung kann so leicht keiner mithalten.“

      Aber er ist eben Evolutionsbiologe und Zoologe, Schwerpunkt Fische. Für sozialwissenschaftliche Fragen zur Gleichstellungspolitik z.B. sind die beiden Autoren eben keine Experten. Das heißt natürlich nicht, dass er sich dazu nicht äußern darf, Dialog der Disziplinen ist wichtig. Aber wie Brynja richtig erklärt, verwischt da eine wichtige Grenze: Man bekommt den Eindruck, das biologische Wissen gebe in irgendeiner Weise zwangsläufig die Richtung für gesellschaftspolitische Entscheidungen vor.

      Ausserdem kommen mir persönlich beide zu positivistisch rüber: Viel zu wenig gehen die zwei Biologen darauf ein, dass auch naturwissenschaftliches Wissen nicht in Stein gemeißelt oder vom Himmel gefallen ist, sondern das Ergebnis der Forschung sich oft irrender Menschen (meist Männern…).

      Da müsste man mehr differenzieren: Es gibt klar bestätigte Fakten (z.B. die Mechanismen der chromosomalen Geschlechtsbestimmung beim Menschen), aber auch vorläufige Hypothesen und wacklige Theorien.

      Gerade beim hier relevanten Gebiet der Evolutionspsychologie sehen wir ja mittlerweile sehr deutlich, dass vieles (nicht alles) davon einfach Murks ist.

    2. Auch wenn die Gendersicht der Dinge biologischen Erkenntnissen widerspricht, ist es aus historischen Gründen wohl zwangsläufig so, dass die aufsehenerregendste Kritik von Biologen kommen musste, die nicht nur anti-links sind, sondern hinreichend eigensinnig und wütend, um die negativen Folgen auf sich zu nehmen, die das Label Anti-Feminist so mit sich bringt. Die meisten Leute, die ich kenne, sind in Bezug auf Feminismus und seinen Ziele entweder von Loyalitäts- und Dankbarkeitsgefühlen gehemmt und/oder sie nehmen an, dass ihnen die offene Opposition beruflich oder privat schaden könnte. Dazu kommt, dass die differenzierter Argumentation, die ich mir ja auch wünsche, öffentlich nicht wahrgenommen wird. Frauen, die sich als heutige Feministinnen sehen, reagieren nach meiner Beobachtung grundsätzlich nur auf Kritik, die sie als reaktionär geißeln können. Auf andere gar nicht. Die wird einfach totgeschwiegen. Das ist ein Problem, finde ich.

    3. @Hans Zauner 2. Juni 2017 um 11:11
      meint
      >“ Mit ihm und seiner Erfahrung kann so leicht keiner mithalten.“
      Aber er ist eben Evolutionsbiologe und Zoologe, Schwerpunkt Fische. Für sozialwissenschaftliche Fragen zur Gleichstellungspolitik z.B. sind die beiden Autoren eben keine Experten.<
      So, so, kann es sein, dass jede gleichzustellernde Entität eine eigene GANZHEIT ist? In der Fachsprache: ein System?
      Wie kann eine Ganzheit, z.B. eine soziale Entität, als eigenes System "gleichgestellt" werden, wenn von systemischen Notwendigkeiten, Existenz-Bedingungen nichts bekannt ist?
      Und Soziale Entitäten sind immer nur lebende, also hochkomplexe, besser die komplexesten Systeme, die Mensch erfahren /wahrnehmen darf.
      Was uns dazu führt, die hochkomplexe systemische Erscheinung des lebenden Menschen doch mal aus der Sicht der Allgemeinen Systemtheorie des Ludwig von Bertalanffy, eines weltweit forschenden und lehrenden Evolutionsbiologen, Systemwissenschaftlers und Philosophen zu betrachten – falks
      Sie von diesen mal gehört haben sollten.
      Im Besonderen, was die biologischen Feinheiten und die Einheit von Körper und Geist, von Materie, Energie und Information und damit der Wahrnehmungen betrifft.
      Wer bitte ist für derlei Betrachtungen besser geeignet, als wiederum Evolutionsforscher, die sich mit dem komplexesten Systemen dieser Welt, den biologischen, lebenden, befassen?
      So, und nun wiederholen Sie doch mal ihre etwas lapsig-naiven Worte:
      "Aber er ist eben Evolutionsbiologe und Zoologe, Schwerpunkt Fische. Für sozialwissenschaftliche Fragen zur Gleichstellungspolitik z.B. sind die beiden Autoren eben keine Experten."
      Ich denke mal, Sie haben verstanden, dass es kein einziges soziales System auf dieser Erde gibt, das nicht zugleich ein biologisches (oder derer mehrere) ist und wohl kaum Sozialkonstruktivisten an den Evolutionsbiologen vorbei kommen, wenn sie ihre Konstruktionspläne ausbreiten möchten, sie wären hilf- mund orientierungslos weil getrennt von der biologischen Substanz, die Sozialität als Ganzheiten, als komplexe dynamische Systeme, erst ermöglicht, weil sie diese hervorbringen.
      Es sei denn, sie stellen sich der Wissenschaft von den offenen Systemen, die allein in der Lage sind, (Austausch-) Bewegungen und damit Entwicklung hervor zu bringen, dann lesen Sie Luhmann und ignorieren Sie die Ganzheit von Körper und Geist jeder Person als soziale Entität, die erst als solche in der Lage ist, kultürliche Prozesse zu erleben, wahr zu nehmen und zu gestalten, sozial und individuell zu existieren.

      Was meinen Sie:
      Sollten Sozialwissenschaftler auch Experten der Systemwissenschaft sein, wie das z.B. Evolutionsbiologen wegen der Komplexität der zu untersuchenden biologischen Ganzheiten, solcher Systeme, von Hause sein müssen??
      Gut, und ja: Besonders Politiker, z.B. für Gleichstellungspolitik sollten ihr dazu erforderliches systemisches Handwerkszeug nicht nur ahnen oder kennen, sondern nutzen …

    4. Sorry, komme erst jetzt zum Antworten. Danke für den Buchtipp & den Link zum Video. Wusste von der Veranstaltung des BMBF, dass es sie gab, aber bisher nicht, dass eine Aufnahme davon existiert. Finde Meyer durchaus mutig, da eine andere Meinung zu vertreten. Und in bestimmten Aspekten auch wichtig. Etwa die betont liberale Perspektive, jede Bevorzugung eines Geschlechts abzulehnen und damit eben auch spezielle Stellen nur für Frauen z.B. Da bin ich auch bei ihm. Weil ich auch für Chancengleichheit bin und nicht für Ergebnisgleichheit. Aber ansonsten? Wie gesagt, seine Haltung gegenüber den Geistes- und Sozialwissenschaften gefällt mir gar nicht. Er kritisiert ja zu Recht, dass für die Gegenseite Biologie oft keine Rolle spielt. Aber für ihn ist es andersrum ja genauso. Für ihn spielen die „Humanities“ keine Rolle. Ich kann – ehrlich gesagt – beides nicht verstehen.

      Und zu meiner Einordnung Meyers als Rechtsliberaler: Meyer klingt für mich wie ein typischer Libertarian innerhalb der US-Republikaner, der überall Wettbewerbsverzerrung wittert durch diese schlimmen Lefties. Er ist definitiv liberal, aber er ist eben nicht linksliberal. Weil die Freiheit und die funktionierende Gesellschaft in seiner Vorstellung immer nur gegen links verteidigt werden muss. Wie soll man das nennen? Was nicht links ist, ist nun mal rechts der Mitte. Und wenn es ein demokratisches Links gibt, gibt es auch ein demokratisches rechts.

      Für mich ist rechtsliberal definitiv nicht gleichbedeutend mit populistisch oder rechtsradikal. Genauso wenig wie linksliberale Ansichten gleichbedeutend sind mit z.B. den Weltsicht von Lafontaine/Wagenknecht, mit Antifa-Positionen oder gar denen von der RAF. Es gibt für mich rechts der Mitte ein genauso weites Spektrum möglicher Meinungen wie links der Mitte. Es verschwimmt zugegebenermaßen in linker Wahrnehmung oft zu einer einzigen Soße, aber bei mir nicht. Und ich finde das auch wenig hilfreich in der politischen Diskussion.

  2. @bry
    Welche „biologischen Vorgaben“ könntest du denn so stark gewichten, dass du daraus Anleitungen für die Lebensführung des Menschen ableiten würdest und für wen würde dies dann gelten? Oder anders gefragt: was ist in unserer Kultur und Lebensweise überhaupt als „biologie konform“ anzusehen? Und wie schon mal gesagt, seit wann unterwirft sich der Mann biologischen „Anweisungen“? Ulrich Kutschera ließ sich den Begriff “ weiblicher Brutpflegeparasitismus“ einfallen im Zusammenhang mit der Kuckucksvaterproblematik (https://hpd.de/node/12301) und (https://reproduktion-fortpflanzung-vererbung.blogspot.is/2015/03/weiblicher-brutpflege-parasitismus.html?m=1)
    Eigentlich ist es ein Irrsinn, dass du dich mit solchen Irrungen und Wirrungen beschäftigen mußt.

    1. Die „Irrungen und Wirrungen“ verstehe ich nicht, diese Passage ist beliebig deutbar.

      Darüber hinaus weiss ich nichts mit der Frage anzufangen:
      „Oder anders gefragt: was ist in unserer Kultur und Lebensweise überhaupt als „biologie konform“ anzusehen?
      Sobald etwas, was auch immer, lebt, ist es „biologie konform“ – oder stirbt, verabschiedet sich von Leben.
      Leben IST Biologie vor allem anderen
      (Kutschera: „Alles ist Biologie“, ich erweitere /präzisiere den „groben Klotz“: Alles sind GANZHEITEN, Systeme).
      Selbst die Kultur verkullert sich, wenn die Biologie nicht funzt!!

      Die Frage nach „biologie konform“ ist für sich nonsens.

    2. Wie gesagt, für mich ist wichtig, dass aus Biologie keinerlei Moral folgt. Die Biologie bestimmt nur, was möglich ist und was nicht. Aber nicht, was davon wir tun sollten und was nicht.

  3. Als Futter für die Runde 3 von Feminismus vs. Biologie möchte ein Buch vorstellen (meins), das sich bemüht, Evolutionsbiologie und Feminismus zu versöhnen. Wie bei Meyer werden die Mechanismen der Sexualauswahl aufgezeigt. Aber anders als bei Meyer und Kutschera werden verschiedene mögliche Strategien von Primatenmännern und Primatenfrauen gezeigt und wie diese zum recht rauen Umgang der Schimpansen miteinander oder zum entspannten Bonoalltag führen. Es wird klar aufgezeigt, das das konservative Mann/Frau-Modell nur eine von vielen Möglichkeiten des Zusammenlebens ist.
    Leider haben die Evolutionsbiologen wie Meyer und Kutschera viel Medienaufmerksamkeit. Wir brauchen feministische Evolutionsbiologen, die sich trauen, mit interessanten Thesen auch mal Show zu machen.
    http://www.dumont-buchverlag.de/buch/muenzberg-thiele-kochergin-warum-wir-es-tun-9783832164157/
    Brynja, du kannst dir am 17.Juni die Lesung dazu auf dem Humanistentag in Nürnberg ansehen.

    1. Danke für den Hinweis auf dein Buch. Es klingt wie ein möglicher Baustein für die von mir gesuchten Integration von biologischen Geschlechtsunterschieden in eine progressive Sicht auf Gesellschaft. Werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen!

      Jetzt am Wochenende konnte ich leider nicht kommen. Hoffe, die Lesung ist gut gelaufen und Nürnberg war nett!…?

    2. Die Lesungsshow lief gut. Ich durfte beim Humanistentag auf der großen Bühne auftreten.
      Nürberg ist jedes mal wir schön, auch wenn ich wegen des guten Programms des HVD auf dem Humanistentag diesmal nicht viel sehen konnte.
      Wir denken bei Evolutionsbiologie und Feminismus wohl in in die gleiche Richtung. Ich schreibe gerade an der Fortsetzung meines Buches mit dem Schwerpunkt „Sex und Gesellschaft“. Mein interner Arbeitstitel lautet „Das Patriarchat hinwegvögeln! Ein evolutionärer Feminismus“. Wie es heißen wird, wenn es denn mal erscheinen sollte, steht noch in den Sternen bzw. den Verlagsglaskugeln.

    3. @Steffen Münzberg 20. Juni 2017 um 19:45
      > Mein interner Arbeitstitel lautet „Das Patriarchat hinwegvögeln! Ein evolutionärer Feminismus“. <
      Wie ich sehe, halten Sie den Feminismus für den Gegenpart von
      Patriarchat – ??
      Soweit bisher bekannt, ist in der Gesellschaftsforschung und -Beschreibung mitnichten dabei vom Feminismus (ein -ISMUS!! Ein Dogma) die Rede, sondern der anerkannte Gegenpart zu Patriarchat ist allseits bekannt als MATRIARCHAT, in dem wie beim Patriarchat der Vater – hier die Mutter (und nicht etwa hie die Männer und da die Frauen) nicht nur gemeint sondern direkt benannt sind.
      Aus Ihrem Titel ergibt sich eine gewisse Unkenntnis des Gegenparts von Patriarchat und damit auch zu dem selbigen.
      Ich würde dieses Buch in diesem Verständnis nicht schreiben, da Sie auch noch den Feminismus, eine in gewissem Sinne notwendigermassen dogmatische Bewegung, als Ersatz für eine Gesellschaftsstruktur halten – Das wird so nix, weder mit dem Feminismus noch mit der Wegvögelung des Patriarchismus, es sei denn, Sie wollen einen Matriarchismus herbeivögeln – viel Spass
      … oder eine andere noch nicht bekannte Gesellschaftssruktur, die beides vereint und den Feminismus überflüssig macht (wozu dieser eigentlich mal in die Welt gesetzt wurde …)
      Ic.

    4. Lusru,
      ich weiß sehr wohl die Ideen von den Strukturen zu unterscheiden. Der Arbeits-Hauptitel meines Buches, an dem ich gerade herumtippe „Das Patriarchat hinwegvögeln!“ betrifft die zu verändernde Gesellschaftsform – das Patriarchat. Der Untertitel betrifft das Gedankengebäude, das dabei behilflich sein soll: „Evolutionärer Feminismus“.
      So wie das Gedankengebäude Marxismus den Übergang vom der Gesellschaftsform Kapitalismus zur Gesellschaftsform Sozialismus behandelt, so behandelt das von mir gebaute Gedankengebäude (eine Ideologie) „Evolutionärer Feminismus“ den Übergang vom Patriarchat zu einem Matriarchat des Industrie- und Informationszeitalters. Das Matriarchat ist mir wohlbekannt – ich habe viel Heide Göttner-Abendroth gelesen z.B. und virtuell die Mosuo besucht. Die Matriarchatsforschung ist gemeinsam mit der Evolutionsbiologie die Basis meiner Argumentation.
      Ich sehe auch die Schwäche vieler Feministen, dass sie kein wirkliches Konzept für eine nachpatriarchale Gesellschaft haben. Aus der Beschäftigung mit der Evolutionsbiologie und Soziologie/Geschichte ist mir klar geworden, wie ein nachpatriarchales modernes funktionierendes Matriarchat aussehen kann.
      Mein Gedankengebäude basiert auf Wissenschaft, ist aber keine Wissenschaft. Meine Ideologie möchte zeigen, wie die Ziele, die viele Menschen für erstrebenswert halten – Gleichberechtung, Selbstbestimmung, sexuelle Freiheit, ökonomische Unabhängigkeit, freie Partnerwahl, sichere Kindererziehung – innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft erreicht werden können. Damit wird es keine perfekte Gesellschaft geben – wohl aber eine bessere. Wie kann im Kapitalismus ein modernes flexibles Matriarchat erreicht werden?
      Ob die Argumente, die ich in diesem noch unfertigen Buch aufbringen werde, stichhaltig sind oder nicht, wird die spätere Diskussion zeigen. Ob ich eine plumpe Ideologie abliefere oder einen wirkungsstarken Entwurf, der auf dem aktuellen Wissenstand der Natur- und Geisteswissenschaft beruht, bleibt den zukünftigen Lesern überlassen. Also bitte nicht zu viel Vorabschelte auf Grund eines witzigen Arbeitstitels.
      Meine Ideologie wird stark auf Richard Dawkins und Niklas Luhmann aufbauen (neben Frans de Waal und anderen Primatenforschern) und sich z.B. mit dem offenen System Patriarchat und dessen evolutionären, kulturellen (memetischen) und ökonomischen Funktonsweisen beschäftigen. Damit wird es auch für viele Feministen etwas ungewohnte Kost sein.
      Aber das sind noch ungelegte Eier. Reden wir darüber weiter, wenn das Buch fertig geschrieben und gedruckt ist.
      Ich danke für die Anregung, mir einen guten Namen für das Matriarchat des Informationszeitalters auszudenken, der dieses vom bäuerlichen Matriarchat gut unterscheidet.
      Danke.
      Bleiben Sie neugierig! In spätestens einem Jahr im Buchladen Ihres Vertrauens :-).

    5. @Steffen Münzberg 20. Juni 2017 um 23:13

      Sehr geehrter Steffen Münzberg, in Wahrnehmung Ihrer Interesse an Anregungen und Ausnutzung der Geduld der Bloginhaberin:
      Von Strukturen hatte ich in diesem Kontext so noch nicht gesprochen, jedoch kann ich in Ihrer Erwiderung nicht erkennen, dass Sie z.B. Strukturen als das sehen und behandeln, was sie sind, und zwar überall:
      INFORMATION.
      Sie sind nicht nur solche, weil nur durch sie Erkennungen und Wahrnehmungen von Unterschieden überhaupt postuliert und so systemzugänglich zu gemacht werden können, sondern weil sie die
      IDENTITÄT jeder Ganzheit
      darstellen, damit die Fähigkeit von Systemen (Ganzheiten), sich selbst (und andere) sowie ihre Elemente und Komponenten zu erkennen, permanent neu zu erfassen und in eigener systemischer Erfordernis zu behandeln, zu ändern, zu bewahren oder das zu unterlassen.

      Sehr viel halte ich grundsätzlich auch von Strukturen in Gedankengebäuden.
      Darf ich fragen, welches Ihr Gedankengebäude als Ersatz für den „hinweggevögelten Patriarchismus“ ist?
      Solange wie Sie das nicht benennen, nutzt Ihnen weder ein Hinwegvögeln noch ein Feminismus als Doktrin dazu auch nur annähernd etwas.
      Ich denke dies, und was dazu noch zu sagen wäre, hatte ich bereits gesagt.
      Leider kann ich in Ihrer Erwiderung weder „offene Debatte“ über ihr Gedankengebäude, noch selbiges überhaupt, noch über den Feminismus, der strukturiert betrieben als Transportmittel viel Gutes bewirken kann, jedoch an keinem Punkt selbst gesellschaftlich ernst zu nehmende Alternative zum Patriarchismus IST, oder sein kann, erkennen.

      Darüber hinaus vermag ich auch an keiner Stelle zu erkennen, wieso bzw. wo „das Gedankengebäude Marxismus den Übergang vom der Gesellschaftsform Kapitalismus zur Gesellschaftsform Sozialismus behandelt“, das ist wohl eine etwas ältliche Wunschvorstellung mancher aus der politischen Not des vorigen Jahrhunderts.
      Marxismus ist vor allem anderen genau das nicht (Behandlung), sondern die excellente Beschreibung des Kapitalismus, samt letztlich der einzig darin nachgewiesenen Tatsache, dass Kapitalismus als soziale Entität nicht abgeschafft sondern nur gestaltet werden kann, muss, soll.

      Also nix mit „Übergang zum Sozialismus“, es sei denn, Sie halten die blödsinnige Tautologie „Soziale Marktwirtschaft“ für Sozialismus im Kinderrschuh.
      (Alles, was in der Gesellschaft rotiert, ist „sozial“, damit sowohl der – jeder- Markt, wie Wirtschaft – oder es gibt sie nicht unter den Menschen, die Frage ist dabei lediglich die ihrer ROLLE im Sozialen)

      Und um meinerseits die derartige „Suche nach nachpatriarchalischer Gesellschaftsstrukturen“ nochmals zu beenden:
      Es geht nicht um die Zementierung eines Feminismus versus Kapitalismus sondern um die SOZIALE GLEICHSTELLUNG aller Menschen.
      Das setzt voraus, dass ich von Vorhandemem ausgehe und mögliche Gedankengebäude von dort aus statt von einem „visionären freministischen Ende“ her gestalte, setzt voraus, dass ich mich eben für diese Menschen als solche sozialen Wesen mit ihren ganzheitlich betrachteten Wirkprinzipien interessiere und sie nicht direkt sowie in ihrer Sozialität in pseudoreligiösen Gedankengebäuden zu „Kommunikationen“ und „Memen“ degeneriere.

      Mit
      „Meine Ideologie wird stark auf Richard Dawkins und Niklas Luhmann aufbauen“
      bestätigen Sie mir die Unausgegorenheit Ihres Ansatzes: Dawkins verirrt sich aus seinem ursprünglichen Skeptikertum mit seinen „vererbbaren Memen“ weit aus der Evolutionsbiologie hinaus zur heutigen Esoterik hin, und Luhman ist ein radikalkonstruktivistischer Versuch, Derartiges in einen Mainstream „soziale Praxis“ zu zwingen, indem auch er nicht mehr vom Menschen als lebendes Wesen sondern STATDESSEN nur noch von KOMMUNIKATIONEN schwadroniert, die angeblich nicht real existieren sondern lediglich gedachte Entitäten in nicht real existierenden Hirnen von nicht existierenden (nur sich selber vorstellenden) „Beobachtern“ und in „operativ geschlossenen Systemen“ sein sollen, und das ohne dass er z.B. auch nur annähernd die INFORMATION sowie deren technisches Transportinstrument, die Kommunikation, oder den sozialen Prozess als Bewegung von / in Ganzheiten / Systemen noch ein Systeme selbst überhaupt darstellt, beschreiben kann.
      Von seiner Vorstellung, man könne statt Ganzheiten als „operativ geschlossene“, also als amputiert und von der systemischen Ganzheit des AUSTAUSCHes von Material, Energie und Information getrent vorgestellte Systeme, sytemisch überhaupt sinnvoll betrachten, braucht gar nicht erst geredet zu werden, da in der Systemtheorie bereits dargestellt wurde, dass lebendige System nur als offener Systeme existieren können, und soziale Systeme sind immer LEBENDIGE – oder solche nicht.

      Was für ein fragiles Pärchen: Der biologiefern „egoistische Gen“- Kreirer Dawkins, der statt von Menschen von Memen spricht, und der von Kommunikationen statt von Menschen sprechende ehemalige Finanzbeamte Luhmann, der das dann auch noch „soziale Systemtheorie“ nennt …
      Und erwähnen Sie in diesem Kontext Marx oder Feminismus, besser nicht, das wäre eine Synphonie des Modernkitsches.

      Es sieht so aus, als ob Sie noch nie etwas vom „Kooperativen Gen“ gehört haben, die grosse biologisch-philosophische Abfuhr an die wissenschaftsferne und menschenfeindliche Theorie des Dawkins vom angeblich „Egoistischen Gen“, die fern evolutionsbiologischer Ernsthaftigkeit als Geschenk an Kreationisten diesen und und mehr das Wasser trägt, weg von Marx, vom Skeptikertum, von den sozialen Realitäten und ihren biologischen Grundfesten.

      Und zu „Informationszeitalter“,
      ein Schwachsinn des uninformierten Mainstreams, der sich nie für INFORMATION interessierte, Information nicht beschreiben kann und noch immer meint, das sei nur leider notwendiger Rucksack von Kommunikation:
      Mensch, als Ganzheit von Körper und Geist, ausgestattet mit seinen beiderseits stets ganzheitlich benutzten Sinnen, kann – wie alle anderen Mess- und Erfassungs- und Wahrnehmungssystem im Universum nur
      UNTERSCHIEDE
      wahrnehmen, die (erst) dadurch zu INFORMATION werden.
      Alles andere ist Redundanz (überflüssig mitgeschlepptes Bekanntes) und damit keine Information.
      Diese Fähigkeit der Wahrnehmung von UNTERSCHIEDEN und deren Verarbeitung als INFORMATION ist der nur daran gebundene Vorgang Intelligenz, der das Lebewesen Mensch evolutionär aus dem Tierreich heraus führte, ist die Kraft, die systemisch die Ganzheit Mensch seit Beginn neu entstehen liess und deren Entwicklung bestimmte.
      Die Entität Mensch, Menschheit, Gesellschaft, ist von ihrem Anbeginn an systemisch ein INFORMATIONS-Ergebnis, menschliche Gesellschaft von Anbeginn eine INFORMATIONSGERSELLSCHAFT –
      oder wäre nie entstanden.

      Wie lächerlich mutet es an, wenn Schmalspur-Populisten verschiedener Art anti-interdisziplinär heute dahergehen, Information in ihrem Entstehen und Werden weder verstanden haben noch beschreiben können, und die irrwitzigsten „SozialKONSTRUKTIONEN“ postulieren, ohne erfasst zu haben, dass JEDE, aber wirklich jede Information in, zwischen und unter Menschen SOZIALE INFORMATIONEN sind, immer waren und sein werden, wenn diese Leute schwätzen von einer „neuerlichen“ Informationsgesellschaft, die (erst) nun auf uns zu käme, zu gekommen sei …
      Die Geschichte des Menschwerdens und seiner Gesellschaft war
      schon immer INFORMATIONSGESELLSCHAFT,
      deren neuere Entwicklungsstufe mit Digitalisierungsversuchen heute als neue Erscheinung eher bestenfalls als industrialisierte Datengesellschaft gesehen werden kann, denn mitnichten war die Rolle der INFORMATION in menschlicher Gesellschaft je geringer, als heute.

    6. Ja, die Geduld der Bloginhaberin meldet sich… Könnten Sie sich mit Ihren Kommentaren bitte kürzer fassen? Und damit meine ich: sehr viel kürzer? Danke. Weitere von solchen Kommentaren, die wie halbe Aufsätze sind, bin ich nicht mehr bereit freizuschalten.

  4. Liebe Brynja Adam-Radmanic,
    danke, dass Sie uns anhand von Meyer und Kutschera erklären, dass man links zu denken hat, zumindest linksliberal, weil das wohl aus Ihrer Sicht als „progressiv“ „gilt“ – was heisst „gilt“?
    Wer bestimmt das?
    Sie sind Biologin, also der Naturwissenschaft verbunden, jedoch mehr darauf bedacht, die „Linksheit“ und „Rechtsheit“ anderer Naturwissenschaftler zum Masstab ihrer Biologie zu machen – was ist denn das?

    So sehr Sie an etlichen in der Tat sichtbaren pingligen und sarkastischen „Ecken“ dieser beiden Biologen sich ablenkend vom Kern (Gender-Religion) auch (massvoll und einfühlsam) ereifern, es ist wurscht, was Feminismus oder Genderismus oder andere von der sozialen oder politischen Zuschreibung von Biologen zu deren Wissenschaftlichen Erkenntnissen halten.
    Deren gesellschaftspolitische persönlichen Schlussfolgerungen dürfen (und sollen) Sie gern bewerten, jedoch nicht in der samtweichen etwas geschlichenen Art, letztlich deren Fakten über Zweifel an der „Linksheit“ der Person in Zweifel zu rücken.

    Sollten wir beide einen Disput über „rinks“ und „lechts“ führen, würde es nur wenige Minuten dauern, bis das wohl auch von Ihnen geliebte „Linkssein“ auch für Sie als gesellschaftlich wichtiges Wertungskriterium wegen der darin zwingend offen und versteckt enthaltenen Totalitarität als wertlos und rückständig in der Erkenntnis der gesellschaftlichen Sozialität ausscheidet.
    In jeder Person, in jeder sozialen Gruppe gibt es – mit Ihren Worten gesprochen – „rechte“ und „linke“ Bestandteile, also Bedarf nach Werterhaltung und nach -Veränderung, nach Gleichwertigkeit und nach UNTERSCHEIDUNG, und da jeweils bei jedem an völlig anderen Positionen, aus völlig unterschiedlichen Beweggründen (auch bei gleicher Positionierung) – es gibt „den, der die das Linke“ also nicht, ebenso das bei „rechts“, was letztlich nur gesellschaftlich schädliche Verkürzungen, Stigmatisierungen sind, die zum einen nichts Inhaltliches mehr transportieren können und zum anderen nicht mehr von Nachwachsenden verstanden werden. Solche Sichten errichten zwangsläufig unüberbrückbare geschlossene soziale Systeme (also tote, nicht lebensfähige) , statt in direkter Anstrengung gemeinsames Wohl zu bewirken.
    Das würde voraussetzen, dass überall der gleiche Erkenntnis- und Wahrnehmungsstand zu „rinks“ und „lechts“hergestellt werden könnte, ohne Menschheit erneut zum pädagogischen Grossexperiment machen zu wollen (zur Erinnerung: DDR – Allseits gebildete Persönlichkeit).

    Kutschera hat recht, wenn er (auch aus z.B. eben genannten Überlegungen heraus betrachtet) beim Genderismus satirisch verkürzt von religiöser Esoterik spricht, vergleichbar mit den Radikalkonstruktivisten, auf deren Moos diese Theorie vom konstruierbaren „sozialen Geschlecht“ gewachsen ist. Ausserhalb der Denkwelt der Trennung von Körper und Geist des Mathematikers Descartes (Dualismus) hat ein „soziales Geschlecht“, das ausschliesslich von der Trennung von Körper und Geist ausgeht, keinen Bestand.
    Deshalb ist diese Position Kutscheras unbesehen anderer Grobschlächtigkeiten treffend und wahrhaftig „links“, wie Sie sagen würden, mir reicht dabei wahrhaftig, weil nachweisbar, und das biologisch wie kultürlich systemisch, zumal jede soziale Entität nicht getrennt von ihrer Biologie entstehen und existieren kann.
    Wer nun auch noch als Biologe „Geschlecht“ und „soziale Rolle“ durcheinander bringt oder gar als gleichwertige Andersartigkeit ins Spiel bringt, muss auch sich nach seiner politischen Position fragen lassen:
    Wem nützt das?
    Die „politische Weltsicht“ des Kutschera übertrifft faktisch das „Linkssein“ durch die Unwiderlegbarkeit seiner wissenschaftlichen Aussagen im Übermass, und dazu darf er das, dieses Zuspitzen, wobei diese seine „Weltsicht“ in einer offenen nicht politisch-ideologisch gesteuerten Gesellschaft und auch nicht mainstreamgesteuerten Wissenschaft für die Biologie völlig schnuppe ist, so wie echter Feminismus weder links noch rechts sondern eben Feminismus ist – oder nur Ideologie der wenigen Besserwissenden.

    Würde mich freuen, wenn Sie ihre „rinks-lechts“ – Perspektive ablegen könnten und dadurch weit fixer und unverblümt zur Sache kommen , wenn Sie wollen – auch zum Feminismus, der bekanntlich den Evolutionserkenntnissen erst seine Existenz und Blüte zu verdanken hat.
    z.B. durch die Erkenntnis, dass es keine Trennung von Körper und Geist gibt – was ja die fleissigen Genderisten einerseits so bestreiten, indem sie genau dazu ihre Konstruktion vom „sozialen Geschlecht“ errichten wollen, mit der sie andererseits jedoch selbst die Einheit von Körper und Geist am Geschlecht behaupten wollen, entgegen dem Ursprung der Genderismen.
    – Ente, oder Trente?

    1. Wenn ich offenlege, wo ich selbst politisch stehe, will ich damit das Gegenteil von dem sagen, was Sie mir unterstellen. Ich will sagen: Ich weiß, dass ich nicht neutral bin. Weil niemand neutral ist. Ich finde, die Ehrlichkeit gebietet es bei politisch aufgeladenen Themen darüber Auskunft zu geben, aus welcher Warte man selbst die Welt betrachtet.

      Auch wenn ich bei mir selbst versuche, die Verkleisterung zwischen Fakten und Werten zu lösen, wird mein Blick von meinen Werten gefärbt bleiben. Und das ist auch in Ordnung so. Jede Entscheidung – ob privat oder politisch – ist sowohl von Fakten wie von Werten beeinflusst. Das geht ja auch nicht anders, denn die Fakten sagen uns, welche Optionen wir haben. Und unsere Werte sagen uns, welche davon wünschenswert ist und welche nicht.

      Natürlich werbe ich für meine linksliberale Position. Wenn ich sie nicht für besser hielte, wäre es ja nicht meine Position. Aber das heißt nicht, dass ich meine, es sollte nur diese eine Position geben. Im Gegenteil. Jede politische Richtungen braucht Opposition um in ihren eigenen Gewissheiten herausgefordert zu werden. Nur Meinungspluralismus kann verhindern, dass sich Tabus zementieren. Es ist gar nicht wünschenswert, dass eine politische Richtung gewinnt, weil jede ihre eigenen heiligen Kühe hat, die sie versuchen würde unantastbar zu machen, wenn sie die Meinungsvorherrschaft erlangt.

      Meine Aussage zu Meyers und Kutscheras Büchern ist daher:

      1. ich finde wichtig, dass die beiden die biologischen Fakten darstellen
      2. ich stimme aber nicht mit ihren Schlussfolgerungen überein, weil diese nicht nur auf den Fakten gründen, sondern auch von ihren Werten geprägt sind
      3. ich begrüße aber, dass diese Opposition Druck auf meine politische Seite ausübt, sich mit den Fakten zu beschäftigen. Von alleine würde sie das nämlich nicht tun. Aber es ist halt notwendig, die Existenz biologischer Geschlechtsunterschiede irgendwie ins eigene Weltbild zu integrieren.

      Ist das widersprüchlich? Nein, überhaupt nicht. Denn dummerweise sind wir Menschen schlecht darin, Fakten von Werten zu trennen. Unsere Werte beeinflussen sehr stark, wie wir die Welt sehen. Sie beeinflussen, was wir an Fakten sehen und besser: was an Fakten wir überhaupt als Fakten wahrnehmen und anerkennen können.

      Egal ob Menschen sich bei einem bestimmten Thema eher links oder eher rechts wähnen, ob sie konservativ oder sozialdemokratisch ticken, ob sie die FDP-Sicht bevorzugen oder die der Grünen, alle neigen dazu, das ihnen jeweils moralisch wünschenswert erscheinende als das zu sehen, was zwingend aus den Fakten folgt. Dass wir dafür immer die jeweils nicht so passenden Fakten abwerten und ausblenden, verstecken wir dabei vor uns selbst.

      Ich bin daher überzeugt: Wir brauchen für die Entstehung von so was wie politischer Vernunft unbedingt Opposition und die Vielstimmigkeit der Perspektiven, also die Debatte zwischen Lagern mit unterschiedlichen Werten. Vernunftbasierte Blicke auf die Welt entstehen nicht aus einer politischen Richtung allein, sondern aus dem zähen Ringen zwischen ihnen. Weil sie sich gegenseitig ihre ideologischen Verzerrungen im Blick nicht durchgehen lassen.

  5. @ 20. JUNI 2017 UM 03:04

    Mein Worte über die Expertise der beiden Autoren waren nicht lapsig-naiv, und sie waren erst recht nicht abwertend gemeint (niemand kann ein Experte für alles sein… ) – aber schauen sie sich doch mal die Publikationen der beiden an. Da geht es nicht um all-umfassende Systemtheorien, inklusive der menschlichen Psyche, sondern um (sehr spannende!) mechanistische Fragen der biologischen Evolution, mit sehr interessanten Fischen und Pflanzen als Modellorganismen.

    Es gibt andererseits aber Biologen, die sich tatsächlich auch hauptberuflich mit dem Menschen befassen – die äußern sich aber in der Regel sehr viel differenzierter und sachlicher, eignen sich also nicht so als Gallionsfiguren für politische Propaganda.
    Hier z.B ein Blogpost von Adam van Arsdale über den menschl. Sexualdimorphismus :
    https://blogs.wellesley.edu/vanarsdale/2017/01/13/anthropology/size-science-and-scientific-truth/

    Nebenbei: Dass Sie (Wissenschafts-)philosophen ins Spiel bringen ist übrigens in diesem Zusammenhang recht ironisch. Diese Spezies Akademiker hält Meyer für entbehrlich…
    Siehe:
    http://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.1001165

    „I have to admit that I hold a few prejudices against philosophers and even have a rather polemical relationship towards philosophy. This might prevent you from reading on. And this attitude will surely disqualify me with people in the humanities, but those people don’t read science journals anyhow, apparently even some of those that philosophically interpret science for a living.

    In my opinion this makes it hard to take them seriously. „

    1. @Hans Zauner,
      ich z.B. halte Konstruktivisten in jeder Wissenschaft für entbehrlich, im besonderen die radikalen wie ein Luhmann, die sich auf „operational geschlossene Systeme berufen“, damit Menschen meinen aber als Mensch weder erwähnen noch im Weiteren behandeln, sie kommen nicht vor als solche in Luhmanns (angeblich) „sozialer Systemtheorie“, erst recht nicht in ihrer GANZHEIT von Körper und Geist.
      Im Übrigen bin ich weder Wasserträger von Herrn Kutschera noch von Herrn Meyer und wer lesen kann, findet auch die Unterscheidungen schnell heraus, ich akzeptier lediglich ihre strikt wissenschaftlich unterlegten Positionen, die anderen offensichtlich zu recht zu schaffen machen, wenn sie lieber herumseiern und die Rolle der Biologie als das komplexeste dynamische Systemfeld unserer Welt nicht begriffen haben.

      Sehr wohl jedoch könnte ich Wasserträger des von Bertalanffy sein, der zu seiner Zeit vor 80-60 Jahren umgeben war von den berühmtesten Wissenschaftlern, die dieses Jahrhundert zur Evolutionsbiologie und den daraus entwickelten Schlussfolgerungen für unsere soziale Welt (Sytemtheorie und Philosophie bis zum thermodynamischen Gleichgewicht als Kernfrage jeder Bewegung und jedes Systems und damit jeder Sozialität).
      Auch könnte ich ein Wasserträger eines gewissen URSUL sein, der die SOZIALE INFORMATION (in Anlehnung an kybernetische Überlegungen) vor 60 Jahren erforschte und erstmalig in der Welt definierte, was denn eine INFORMATION überhaupt ist – bis heute gibt es nichts Vergleichbares dazu, nur Herumgeeiere statt der grossartigen Interdisziplinarität dieser beiden (und anderer) Leute, an die eben derzeit wohl nur Kutschera und Meyer in der Öffentlichkeit anknüpfen.
      Und mit diesem Hintergrund ist mir Ihre mit Verlaub Schmalspursicht „Sozialforschung den Sozialwissenschaftlern“ nicht nur lapsig, sondern recht kleinkariert.
      Und Bertalanffy hielt weder sich noch wurde er dafür gehalten als „Wissenschaftsphilosoph“, sondern als weltweite evolutionsbiologische und interdisziplinäre Kapazität – was aus heutiger Sicht allerdings sehr wohl auch den Platz des Wissenschaftsphilosophen zusätzlich noch ausfüllen würde, vor allem als Systemwissenschaftler, der seine Ekenntnisse vorrangig aus Meyers und Kutscheras Spezialgebieten bezog: Aus der Evolutionsbiologie.
      Wenn Sie das nicht kennen oder nicht schätzen, dann ist das Ihre Sache, zumal Sie ja sehr gern zu verstehen geben, dass Interdisziplinarität nicht so Ihr Ding ist.

      Es gibt kein Wissens- und Wissenschaftsgebiet, das mehr auf interdisziplinäre Fähigkeiten angewiesen ist, als die Sozialwissenschaft, in der die Biologen aller coleur samt deren Anwender, die Mediziner den vorderen Platz belegen, müssen.
      Sie Entschuldigen bitte das „lapsig“, es hätte eher unprofessionell heisen sollen.

    2. Danke für die Links. Interessante Texte. Meyer scheint also durchaus Philosophen zu lesen, aber dann nur über solche zu berichten, die ihn in seinem Vorurteil bestätigen, dass Philosophen naturwissenschaftsfeindliche, linke Socken sind… 😉

      Die Coyne/Dunsworth-Diskussion Anfang des Jahres ist an mir vorbeigegangen. Auch interessant. Wobei ich van Arsdale zwar als differenziert, aber nicht als so sachlich wahrnehme wie du. Er wirft Coyne ja vor, dass er eine Kollegin nicht respektiert (weil er seine Meinung nicht ändert, obwohl sie Argumente hat, die von Arsdale selbst gut findet) und er unterstellt, dass Coyne die Erklärung mit der sexuellen Selektion nur deshalb überzeugend findet, weil sie stereotypen Narrativen folgt und er biased ist.

      Als Argumentation ist das etwas schwach, muss ich sagen. Nur weil etwas konservativen Narrativen nützt, heißt das noch nicht, dass es 1) unwahr ist und 2) der Andere es nur deshalb überzeugend findet, weil es so ein konservatives Klischee ist. Würde man das umdrehen, käme nämlich dabei raus, dass van Arsdale die Erklärung nur deshalb nicht überzeugend findet, weil er so links ist und weil er von jeder Erklärung, die klischeehaft wie die reine Männerperspektive klingt, annimmt, sie könne gar nicht wahr sein und es müsse alles komplexer sein als das.

      Beide Unterstellungen sind für sich gesehen wenig fruchtbar – außer hoffentlich in der Generierung unterschiedlicher Hypothesen, die man dann auch überprüfen kann. Denn dafür sind politische Diversität und solche Art von Streitgesprächen ganz gut, glaube ich.

  6. @bry 20. Juni 2017 um 13:55 u.a.

    Sie können und dürfen doch halten, was sie wollen, meinetwegen – wenn Ihnen das hilft weil es wichtig ist für Sie – auch linksliberal, obwohl ich bisher nur vor 200 Jahren liberal als progressiv erfahren habe.
    Nur es gibt weder „linke Biologie“, noch „linke Geschlechter“ (linke ROLLEN sehr wohl), noch linke Wissenschaft, auch keine liberale – was all denen missfällt, die sich zugunsten politischer DogmenPuzzles an wissenschaftlichen Erkenntnissen vorbeischummeln wollen, besonders, wenn diese ihre Ideologie ankratzen oder gar infrage stellen.

    Sie dürfen sich gern daran gewöhnen, dass der Genderismus (noch dazu die miserablen Übersetzungen aus dem Anglikanischen) weder von links noch von rechts oder liberal entschieden wird, sondern sich der harten wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen hat.
    Daher ist es höchst selbstverständlich, dass gerade der wissenschaft verbundene Biologen sich über die esoterisch vs. religiös geübten Verballhornungen dann empören, wenn sie sich selbst zur Wissenschaft „von den Menschen“ (Sozialwissenschaft) küren und meinen, sich auf diese Weise damit von den naturwissenschaftlichen Zwängen der Biologie und der aus ihren Komplexitäten entwickelten ALLGEMEINEN Systemtheorie befreien zu können (Konstruktivist und Finanzbeamter Luhmann lässt grüssen).
    Sozialwissenschaft hat sich mit dem Zusammenleben der sozialen Entitäten und nicht mit deren Konstruktion innerhalb von nicht real existierenden „beobachtenden Beobachtern“ zu befassen.
    Stichwort aus der Systemtheorie:
    Jede Ganzheit „beobachtet“ eh sichselbst, seine eigenen Elemente und Komponenten sowie deren systemisches Zusammenspiel im AUSTAUSCH von Material, Energie und Information (ebenfalls stets als Ganzheit) – wie auch die benachbarten Ganzheiten, und das stets aus Sicht der Erfordernisse des Systems – das bedarf weder eines konstruierten Beobachters, der ja dazu noch nicht real sei.

    Wen dann „Linke Politik“ sich befleissigen würde, sich anhand solcher systemischen Erfordernisse und Erkenntnisse selber zu begreifen als ein systemisches Ganzes und Teil eines Ganzen, könnte das auch mich wieder interessieren.
    Bis dahin:
    Nur notwendige und mögliche Politik, im bösesten Falle vermerkelt.
    So wie es kein „linkes Auto“ oder keine „linke Luft“ gibt, so gibt es auch keinerlei „linke Wissenschaft“, da diese sich nicht auf kultürliche Erfindungen der Menschen reduzieren lässt, weil sie dann nur nutzlose und verirrende Bruchstücke von Wissenschaft wären, wie das der Genderismus mit seiner KONSTRUKTION eines „sozialen Geschlechtes“ statt der sozialen Rolle von Geschlechtern ist
    Eine völlig unaufgeregte Sicht, meinen Sie nicht auch?

  7. So leid es mir tut: Ich muss nochmal „ran“:
    Die Autorin meint fest zu stellen:
    „So ist es für Leute nicht automatisch einsichtig, warum aus Fakten keine Moral folgt bzw. aus Biologie keine Politik. “
    soweit anscheinend richtig, jedoch aus Ideologie und Dogmen und Zettelkästen leider auch nicht – oder grosse gesellschaftliche Stürze und Verwerfungen.
    Nur dummerweise machen einige aus solchen „FVeststellungen“ gern diese unausgesprochene „Linie“:
    Fakten und Biologie werden für Moral und Politik nicht benötigt, ja sie stören sogar das eigene eingelullte Politnestchen.
    Diese Denkweise zielt darauf ab, von der Naturwissenschaft abgelöste Religionen zu erschaffen, Menschen im Block zu pädagogisieren wie eine Verhandlungsmasse, ohne deren Individualitäten als hochkomplexe biologische SYSTEME auch nur zu ahnen geschweige faktengerecht systemisch Rechnung zu tragen.
    Sie entfalten sehr wohl dank ihrer systemischen Gesamtfunktion daraus Moral, Politik, manche auch Religion und noch andere religionsähnliche Theorien als „Sozialwissenschaft“, stets vom genialen Rechenschieber Descartes angeblicher Trennung von Körper und Geist ausgehend (und damit der Leugnung der komplexen dynamischen Systeme) in völliger Ignoranz der Erkenntnisse aus der Biologie (ja, auch Zoologie!) der Evolutionstheorie und der daraus entwickelten Allgemeinen Systemtheorie.

    Moral, als kulturale Entität, ist wesentliche politische Triebkraft der Systeme Mensch, die ihr gemeinschaftlich ausgerichtetes systemisches Handeln zu Politik werden lassen, und das keinesfalls ohne die Koplexitäten ihrer Biologie, die das Leistungsvermögen gerade für den gesellschaftlichen Bereich prägen.
    Wie sagt „Berseker“ Kutschera verkürzt, damit es auch der letzte Genderist versteht:
    ALLES IST BIOLOGIE,
    und ich da noch drauf:
    Alles sind Ganzheiten, Systeme, dynamische komplexe offene Systeme, hier biologische, die dafür sorgen, dass alle Vielfalt und Unterschiede wahrgenommen, bewertet, gestaltet und zu Politik und gesellschaftlichem Leben geformt werden.

    Sie sollten Ihre lapsige Vorstellung von Politik und Moral eventuell überdenken?
    Oder die von Biologie?

    1. Last not least :
      Feminismus, eine Ideologie zur Korrektur sozialer (!!) Lebensweisen, die das komplexe dynamische System Gesellschaft und deren Elemente Frauen aus der Eigenbeobachtung und Bewertung der (existierenden) sozialen UNTERSCHIEDE entwickelte und zur systemischen Aktion Politik machte. Also etwas systemisch ganz „Gesundes“.
      Es galt und gilt, behebbare Korrekturen am Gesellschaftssytem zum Nutzen, zur Gleichstellung (nicht: Gleichheit) der Frauen als Ziel politisch zu verfolgen und zu leben.
      Wer nun den Feminismus zur Gesellschaft erklären möchte, z.B. auch über Pseudoreligion Genderismus , hat leider nicht nur das Thema, sondern auch sein eigenes Ziel verfehlt.
      Immer wenn ich Feministinnen zu Ihrer Abneigung des „Patriarchats“ befragte, was sie anstelle dieses Patriarchats sich vorstellen, kam seit Jahren bis heute keine Antwort.
      Ob es wirklich „Patriarchat beseitigen“ ist, was das Ziel des ehrlichen Feminismus ist, oder die deutlichen systemischen Gleichstellungen?
      Auch Feminismus und diese Politik dazu ist wohl deutlich ohne systemische Fakten zu kennen, nur Spiegelfechterei, eine Freizeitbeschäftigung bestimmter Frauen, die sich selbst noch nicht verstanden haben, als TEIL …
      des GANZEN

  8. Hier noch etwas Futter für das Projekt Evolutionsbiologie vs. Feminismus (3)

    http://www.spiegel.de/spiegel/sex-bei-enten-was-er-ueber-menschen-verraet-a-1150569.html

    Der OrnitologeRichard O.Prum schreibt in seinem Buch „The Evolution of Beauty“ über den Wettstreit der Vermehrungsstrategien „Sexualauswahl durch Weibchen“ vs. „Erzwungener Sex durch Männchen“. Den Weibchen der meisten Vogelarten ist es gelungen, durch Bevorzugung schöner friedfertiger Männchen den Vogelpenis wegzuzüchten. Nur bei wenigen Vogelarten – wie zum Beispiel den Enten – gibt es noch Penise, die eifrig zum Vergewaltigen benutzt werden.
    Der Autor sagt im Interview, dass die sexuelle Autonomie der Weibchen die Männchen hat friedfertiger werden lassen. Bei der Evolution der Menschen hätten die Frauen die friedfertigeren Männer bevorzugt und so die Basis für die innerartliche Kooperation gelegt, die die Menschen so erfolgreich werden ließ.
    Ich habe das Buch selbst noch nicht gelesen, werde dies aber bald tun.

  9. Nun, da etwas Zeit zum „Setzen“ der hiesigen Gedanken vergangen ist, möchte ich kurz der Wissensküche noch etwas bereitstellen, was reichlich erhellend zu diesen Themen beitragen kann, ausgehend davon, dass die Hausherrin bry meinte:
    “ bry 26. Juni 2017 um 11:02
    Wie gesagt, für mich ist wichtig, dass aus Biologie keinerlei Moral folgt. Die Biologie bestimmt nur, was möglich ist und was nicht. Aber nicht, was davon wir tun sollten und was nicht.“

    Ob das wohl etwas sehr leichtfüssig flott gedacht ist?
    Wo sollte sie wohl sonst herkommen, diese nur menschlichen Lebewesen als kultürliche Leistung ihrer biologischen GANZHEIT zuordenbare Moralität? Woraus diese wohl besteht und schöpft?
    Würden Sie Kooperationsfähigkeit und -Willigkeit als Teil menschlicher Moral begreifen, als den Kern jeder Moral?
    Dann lesen Sie:
    Fürst Kropotkin: „Gesetz der gegenseitigen Hilfe“
    und
    Prof. Dr. Joachim Bauer: „Das kooperative Gen“
    und last not least:
    Martin A. Nowak / Roger Highfield: „Kooperative Intelligenz“

    Sie werden erstaunt sein, wo die Moral uns bereits über das Spiel der Gene erfasst und beflügelt, ja sogar die gesamte evolutionäre Langzeit-Entwicklung der Menschheit bisher massgeblich prägte …
    Diese Frage geht hin bis zu den Feststellungen, dass es unter Menschen keine der Zoologie vergleichbaren Unterscheidungsmerkmale der „Rassebildungen“ geben kann, also Rassismusvorstellungen nicht nur menschlich sondern wissenschaftlich unhaltbar sind.
    Die benannten Quellen sagen alles, was dazu zu sagen wäre und lassen erkennen, dass menschliche Gesellschaft schon immer auf rein künstlich konstruierte und damit letztlich willkürlich gefasste Vorstellungen, u.a. von „sozialen Geschlechtern“ oder „Vererbung von kulturell erworbenen Eigenswchaften“ verzichten kann, ohne dass einem menschlichen Wesen dabei ein Nachteil entsteht, wenn die in unserer „Biologie“ als Ganzheit von Körper und Geist bereits evolutionär tief verankerte weil steuernde Kooperativität auch kultürlich praktiziert wird, zum Ausgang aller Gesellschaftsgestaltungen mit und aus – statt gegen Natur verstanden wird.
    Ach ja:
    Natur – ob da (vor allem) Biologie gemeint ist?
    Wie meinte Kutschera abrupt:
    Alles ist Biologie.
    Auch ihre Sonderformen, also nicht konstruierte Narrative, Religion, …
    bis hin zur Moral
    Was trieb wohl bereits evolutionär zur Entwicklung und Erhaltung der Ganzheit Menschheit?

    1. „Alles ist Biologie“? Widerspruch. Wohl eher „Alles basiert auf Biologie“. Die Evolution hat in unsere Gehirne egoistische und kooperative Strategien eingepflanzt. Und sie hat uns ein Gehirn mitgegeben, dass je nach Situation entscheiden kann, welche dieser Strategien erfolgversprechender scheint. Sprach- und schriftlose Jäger- und Sammlergesellschaften(Schimpansen, Bonobos, Australopithecus) basieren darauf und funktionieren gut.
      Gesellschaften mit Sprache und Schrift basieren auch auf den den evolutionär geprägten Vorlieben, Neigungen und Strategien der Menschen. Es kommt aber in der Gesellschaft noch ein Spieler hinzu – das weitergegebene Wissen und die weitergegebenen Regeln. Gesetze und Religionen bringen biologische Wesen dazu, Dinge zu tun, die ihrer evolutionären Prägung widersprechen (z.B. Zöllibat oder Bürotätigkeit).
      Geisteswissenschaftliche Denker unterschätzen oft die Rolle unserer biologisch-evolutionären Prägung. Umgekehrt darf man aus der Akzeptanz der Wichtigkeit unseres biologischen Seins nicht die Wirkungstärke von kulturellen Entitäten (Tradition, Religion, Gesetze, Staatsformen ect.) vernachlässigen. [Wie diese Entitäten zu benennen und zu verstehen sind, ist ein eigenes komplexes Thema.]
      Es geht nicht um das „Entweder oder Oder“ von Biologie und Kultur. Nur das „Sowohl als auch“ bringt uns hier weiter.
      Die Evolution hat uns kooperativ gemacht. Wie wir unsere Kooperationsbereitschaft aber ausleben dürfen, ist doch sehr kulturell geprägt („Töte die Ungläubigen!“, „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.“).

  10. @Steffen Münzberg 20. September 2017 um 21:24
    meint
    >„Alles ist Biologie“? Widerspruch. Wohl eher „Alles basiert auf Biologie“. Die Evolution hat in unsere Gehirne egoistische und kooperative Strategien eingepflanzt. Und sie hat uns ein Gehirn mitgegeben, dass je nach Situation entscheiden kann, welche dieser Strategien erfolgversprechender scheint.<

    Nun, @Steffen Münzberg, auch ein etwas einfach gestricktes Gemüt erkennt gegen jede Windrichtung, dass
    „Alles ist Biologie“?
    eine reine Zuspitzung ist – allerdings fern der "satirischen" Schwebeteilchen einer verdrechselten Böhmermann-Lachkonstruktion.

    Und richtig:
    Gemeint ist „Alles basiert auf Biologie“, jedenfalls all das, was uns Menschen -in welchem Segment auch immer- betrifft, somit auch der gesamte zwischenmenschliche Bereich, den wir als "Soziales" verstehen, und der so KULTürliche Prozesse betrifft, also solche nicht "NATürlicher" Qualität.

    Fehl dürften Sie gehen, und etwas ausserhalb des Standes der wissenschaftlichen Erkenntnisse, wenn Sie meinen,:
    "Die Evolution hat in unsere Gehirne egoistische und kooperative Strategien eingepflanzt. Und sie hat uns ein Gehirn mitgegeben, dass je nach Situation entscheiden kann, welche dieser Strategien erfolgversprechender scheint".
    Offenbar meinen Sie damit vordergründig den KULTürlichen Aspekt.
    Bekannt ist inzwischen das ungefähre GEGENTEIL:
    Die naturgegebene Wahrnehmungsfähigkeit gewisser auch kleinster biologischer Entitäten von Unterschieden, und deren Umwandlung zu INFORMATIONEN samt Fähigkeit der ganzheitlichen Nutzung, führte zu deren Kooperaions-Affinitätt, was dadurch Evolution überhaupt erst ermöglichte, ja erzwang.
    Es war der Drang zur Kooperation aufgrund so erzielbarer nachhaltiger Sicherung der besten weil nachhaltigen Vermehrungschancen, der die Evolution nicht nur erbrachte sondern sie von Anbeginn trieb und steuerte, bis hin zum Wirken unserer Gehirne – was etliche davon heute gern auch mal "vergessen" …, vergessen machen möchten.

    Und wenn Sie meinen, dass dieses "Gehirn … je nach Situation entscheiden kann, welche dieser Strategien erfolgversprechender scheint.", übetölpeln Sie sich doch selber: Was meinen Sie wohl, was dieses Gehirn anders oder mehr kann, als diese kooperationsgebundene Natur der Biologie ihm mit- und aufgab?
    Alles was unser Gehirn macht, ist bereits geprägtes Produkt der beschriebenen Prozesse und davon nicht trennbar.

    Das ist in der zweiten Ebene wie bei dem Pseudo-Begriff "Künstliche Intelligenz":
    Es gibt keine
    und kann keine solche geben, da Intelligenz genau nur das bezeichnet, was Sie unserem Gehirn als evolutionär entfaltet zusprechen: Intelligenz ist eine NATürlich und nicht KULTürlich an Mensch gebundene Erscheinung und kann von Lebens-freien (biologielosen) Entitäten daher nicht, ja nie hervorgebracht werden.
    Jede der unbelebten Materie intruierte Fähigkeit ist stets nur das direkte kultürliche Ergebnis menschlicher Intelligenz. Auch die Fähigkeit unbelebter Materie sich als Robot-system sytemisch zu verhalten wurde stets in Gänze oder Teilen zuvor von einem oder vielen Menschen in SEINER / IHRER Intelligenzfähigkeit erdacht und über das Prinzip der Erkennung von UNTERSCHIEDEN und deren systemischer (kooperativer) Verwendung als INFORMATION kultiviert "verlängert", ohne eigene (künstliche) Intelligenz damit zu begründen (zu können) – wie Sie das richtigerweise in Ihrer Sicht auf unsere Gehirnleistungsfähigkeit anklingen lassen.
    Und ja:
    Selbstverständlich rückkoppelt KULTürliche Realität, welche auch immer, auf unsere Daseinsweise, auf die (bewusste) Wahrnehmung und Ver- wie Bearbeitung von inneren wie äusseren UNTERSCHIEDEN die Arbeit unseres (selbst nur biologischen) Gehirns und schafft massenhaft neue Prägungen – allerdings stets nur unseres rein KULTürlichen Wesens,.
    Niemals unseres NATürlichen Wesens (das ist und bleibt wohl Angelegenheit der biologischen Natur, oder, wer meint, von mir aus auch eines Schöpfers).

    Die für mich massgeblichen Denker der sogenannten "Geisteswissenschaft" ("geisteswissenschaftliche Denker" ist eine hahnebüchene Tautologie) "unterschätzen" mitnichten weder "oft die Rolle unserer biologisch-evolutionären Prägung.", noch die "Akzeptanz der Wichtigkeit unseres biologischen Seins" oder "die Wirkungstärke von kulturellen Entitäten (Tradition, Religion, Gesetze, Staatsformen ect.) ", sondern erforschen beides INTERDISZIPLINÄR in ihrer GANZHEIT im Wirken menschlichen Lebens.
    Einige davon sind Alexander Alexandrowitsch Bogdanow, Fürst Kropotkin, Ursul, Ludwig v. Bertalanffy, G.Vollmer, Joachim Bauer, Mario Bunge, Baeteson, Maturana, Kutschera und viele andere mehr.
    Ausschluss erster Güte: der einstige Finanzbeamte Niklas Luhmann, der statt von realen MENSCHEN als offene Systeme in offenen Systemen meinte, von "Kommunikationen" in "operativ geschlossenen Systemen", also bewegungsfreien toten Systemen, schwadronieren zu müssen.
    Diese intersdisziplinär wirkenden wissenschaftlichen Kapazitäten sind für mich allerdings nicht als jeweilige Entität sondern ebenfalls nur in Ihrer GANZHEIT, in ihrer Gesamtheit, von Interesse und prägend, weil nur so verständlich, was eben auch für den "holprigen" Kutschera gilt.

    Und NEIN:
    Die Evolution hat uns nicht kooperativ gemacht, sondern aus der biologisch wirkenden Kooperationsfähigkeit entstand und wirkte Evolution, immer noch.
    Und ja:
    Wie wir UNSERE soziale / KULTürliche (nicht die evolutionär erhaltene biologisch insiszierte) Kooperationsbereitschaft als ganzheitliche Entität Mensch SOZIAL ausleben, ist selbstverständlich neben jeder biologischen Prägung auch sozial geprägt, auch als soziale Entität erworben, allerdings nie losgelöst und frei der zugleich gegebenen und greifenden biologischen.
    Und ja:
    Das ist alles nicht "sehr kulturell" sondern AUCH in hohem Masse KULTürlich (über der NATürlichkeit) geprägt.
    Geschlechter jedoch sind ausschiesslich biologisch (NATürlich) determiniert (DAS ist "alles Biologie"), deren gelebte soziale Rollen vorwiegend KULTürlich, sie müssen uns nicht immer als äquivalent erscheinen.

    1. Ich muss mich wiederholen: Bitte kürzer fassen! Wenn das nicht geht, weil man komplexe, eigene Argumentationsketten mit viel angehäuftem Wissen vermitteln möchte, dann empfehle ich dringend die Eröffnung eines eigenen Blogs. Denn Kommentarspalten sind keine Orte um länglich eigene Theorien in all ihren Seitenverästelungen auszuformulieren. Und ich werde in Zukunft nicht mehr bereit sein, solche Kommentare freizuschalten.

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