Die besten Mikroskope für Kinder sind Stereomikroskope

Wer als Kindergarten-Kind seine Becherlupe liebte, wünscht sich als 8-, 10- oder 12-Jähriges Kind häufig ein Kinder-Mikroskop. Für Eltern und Großeltern ist dann wichtig zu wissen, dass es ein anderes optisches Gerät gibt, das als Geschenk in diesem Alter besser geeignet ist: das sogenannte Stereomikroskop.

Nach der Becherlupe direkt das Kinder-Mikroskop?
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Nein. Lieber erstmal ein Stereomikroskop. Das ist so was hier:

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Wieso unterscheide ich zwischen Mikroskopen und Stereomikroskopen? Sagt nicht der Name schon, dass Stereomikroskope auch Mikroskope sind?

Naja, es ist so: nach der breitesten Definition von Mikroskop sind sie natürlich auch Mikroskope. Denn nach der ist  jedes Gerät, das aus mehreren vergrößernden Linsen zusammengesetzt ist, ein Mikroskop. Auch das Stereomikroskop.

Aber der Begriff „Mikroskop“ wird meist in einem engeren Sinne benutzt. Wir denken bei dem Namen also meist an eine bestimmte Art von Mikroskop, weswegen ich diese hier mal als die „normalen“ Mikroskope bezeichnen will und von den Stereomikroskopen unterscheide.

Der Hauptunterschied zwischen normalem Mikroskop und Stereomikroskop

Der wichtigste Unterschied zwischen dem normalen Mikroskop und dem Stereomikroskop ist nicht – wie man vielleicht meinen könnte -, dass man durch’s Stereomikroskop mit beiden Augen zugleich schauen kann. Das kann man bei den meisten normalen Mikroskopen nämlich heute auch.

Nein, der für die Anwendung – gerade bei Kindern – wichtigste Unterschied ist, dass die Beobachtung von Dingen und Organismen durch ein Stereomikroskopen so funktioniert, wie wir es im Alltag gewohnt sind. Durch’s Stereomikroskope sieht man – wie bei der Lupe – die Oberfläche des Beobachteten.

Stereomikroskop – Auflicht

Das Licht von Sonne oder Lampe fällt also wie im Alltag sonst auch auf das Objekt und der Teil des Lichts, der von der Oberfläche zurückgeworfen wird, kommt in unser Auge. Wir sagen deshalb, dass das Stereomikroskop ein sogenanntes Auflicht-Mikroskop ist. Nur deshalb  kann man zum Beispiel auch kleine Insekten im Ganzen darunter legen.

Mit dem normalen Mikroskop dagegen können ganze Organismen nur dann beobachtet werden, wenn sie sehr dünn und durchsichtig sind. Denn durch’s normale Mikroskop sieht man nur das Licht, das durch das Objekt durch fällt. Deswegen sagen wir, dass es ein Durchlicht-Mikroskop ist.

normales Mikroskop – Durchlicht

Hier noch mal in Übersicht, was das für die Beobachtung bedeutet:

Stereomikroskop normales Mikroskop
Auflicht-Mikroskop Durchlicht-Mikroskop
d.h. Licht fällt auf das Objekt.  Was man vergrößert sieht ist die beleuchtete Oberfläche des Objekts d.h. Licht fällt durch die Objekte, die dafür lichtdurchlässig sein müssen (durchsichtige Kleinstlebewesen, dünne Gewebeschnitte, einzelne Zellen)
Beobachtung ist wie im normalen Leben Beobachtung ist wie die Sichtung eines Dias am Leuchttisch oder wie das Betrachten eines Kirchenfensters von innen
Wie gut man Strukturen sehen kann ist ganz normal von der Oberfläche des Objekts abhängig Man kann unterschiedliche Strukturen nur dann unterscheiden, wenn ihre Lichtdurchlässigkeit und/oder Farbe anders ist als die der Strukturen daneben

 

Warum normale Mikroskope nichts für Kinder sind

Allein aus dem Unterschied Auflicht vs. Durchlicht ergibt sich, dass es nur Weniges gibt, was man mit dem normalen Mikroskop „einfach so“ beobachten kann. Wenn ein Kind sich z.B. ein interessantes Blatt unter dem normalen Mikroskop anschauen will und es erwartungsfroh in den Strahlengang seines neuen Kinder-Mikroskops schiebt, dann sieht es was? – Gar nichts. Leider.

Denn das Blatt verdunkelt einfach nur den Strahlengang. Es ist dick und relativ lichtundurchlässig. Das heißt, das Kind kann weder etwas von der Oberfläche noch von der inneren Struktur des Blattes etwas sehen. Es ist wie der Versuch eine Jalousie genau zu betrachten, indem man aus einem dunklen Zimmer durch sie hindurch nach draußen versucht zu gucken.

Um mit einem normalen Mikroskop etwas Interessantes an diesem Blatt zu entdecken, muss man aus diesem Blatt eine Art Fensterbild machen. Das kann man etwa, indem man es zwischen zwei kleine Styroporwürfel klemmt und mit der Rasierklinge haarfeine, durchsichtige Scheibchen davon abschneidet. Nur in Form solcher feinen Schnitte wird so ein Blatt zu einem passenden Präparat für ein normales Mikroskop und man kann die Zellen bewundern, aus denen so ein Blatt besteht.

Aber will man Grundschulkindern scharfe Rasierklingen in die Hand geben? Nein. Oder will man alles, was sie finden, erstmal aufwändig für sie präparieren? Ich nehme an, dass die Antwort darauf auch eher „Nein“ ist.

Um das noch mal an anderen Objekten zu erklären: Mit dem normalen Mikroskop können Kinder weder die Oberfläche ihrer Haut studieren noch die Borsten auf dem Körper der toten Fliege sehen. Sie sehen in Strahlengang des normalen Mikroskops nur den Schattenriss solcher Präparate. Also z.B. die schwarzen Umrisse des Fliegenbeins, nicht aber seine Farbe oder die Struktur seiner Oberfläche.

Und selbst wenn Kinder mit der Hilfe von Mikroskopier-Anleitungen etwas finden, was durchsichtig ist und was sie einfach selbst präparieren können, sind diese Objekte erstmal relativ langweilig für Kinder, wenn man ehrlich ist.

Die Lieblingspräparate der Biologie-Lehrer für Mikroskopier-Anfänger etwa sind die im Innern der Wange abgekratzte Zellen der Mundschleimhaut oder das Zwiebelhäutchen, das von sich aus aus nur einer dünnen Lage von Zellen besteht. Bei diesen Präparaten sieht man aber nicht viel. Außer die Grenzen der Zellen. Aber mehr eigentlich nicht. Um an diesen Präparaten andere Strukturen in Innern der Zellen sichtbar zu machen, muss man schon zu Farbstoffen wie Methylenblau greifen.

Aber will man den Kindern Farbstoffe in die Hand geben? Nein, will man nicht. Selbst wenn diese nicht besonders giftig sind, wie Methylenblau, müssten – zumindest in dem Alter noch – jedes Mal besondere Maßnahmen ergriffen werden, um Kleidung und Möbel vor den fiesen Flecken zu schützen.

Dazu kommt, dass der Umgang mit normalen Mikroskopen gar nicht so leicht ist. Der Abstand zwischen beobachtetem Objekt und der Linse ist bei höheren Vergrößerungen sehr klein. Das heißt: Dreht man den Drehknopf, mit dem man die Schärfe reguliert, in die falsche Richtung, drückt man die empfindliche Objektiv-Linse in das Objekt hinein. Wenn man Glück hat, zerstört man dabei nur das Objekt und zerkratzt nicht gleich die Linse dabei.

Stereomikroskope sind die am besten geeigneten optischen Gerät für Biologie-interessierte Kinder

Wenn man seinem Kind oder der Enkelin oder dem Enkel ein Gerät schenken will, mit sie genauso selbständig die Mikrowelt entdecken können wie vorher mit der Becherlupe, dann kauft man am besten ein Stereomikroskop.  Das vergrößert stärker als die Lupe, funktioniert aber noch nach dem selben Auflicht-Prinzip. Das heißt, das Kind kann alles, was es so findet, einfach so drunter legen und genau betrachten: Erde und Gras, altes Laub und Rindenstücke, und alles von der Raupe über die Kellerassel bis zum Tausendfüßler. Das Stereomikroskop ist für Kinder außerdem einfach zu bedienen, da der Abstand der Linsen zum Objekt viel größer ist als beim normalen Mikroskop.

Vorteile des Stereomikroskops auf einen Blick:

  • weitgehend eigenständige Benutzung wie vorher mit der Becherlupe auch
  • ermöglicht noch die gleiche Art der Beobachtung wie im Alltag und mit der Lupe
  • ist von der Vergrößerungsleistung stärker als die Lupe
  • ist wesentlich einfacher zu bedienen als ein normales Mikroskop
  • man kann alles mögliche einfach drunterlegen ohne vorher präparieren oder Schnitte anfertigen zu müssen
  • ermöglicht einen 3-D-Blick auf winzige Strukturen

Übrigens: Obwohl Stereomikroskope so kinderleicht zu bedienen sind, sind sie keine Extra-Geräte nur für Kinder. Sie sind zwar weniger bekannt als normale Mikroskope, sind aber in Biologie-Laboren genauso oft im Einsatz wie die „echten“ normalen Mikroskope. Im Biologen-Slang wird das Stereomikroskop meist nur „Bino“ genannt – die Kurzform von Binokular. Sie werden zum Sichten, Sortieren und Präparieren benutzt.

Fazit: Normale Mikroskope sind erst was für ältere Jugendliche. Wenn eure Biologie-begeisterten Kindern der Becherlupe entwachsen sind und ihr ihnen ein richtiges optisches Gerät schenken wollt, kauft ihnen ein Stereomikroskop.

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