Ist die Gleichheit der Geschlechter gegen die Natur?

Dieser Text erschien im Juli 2015 im gemeinsamen Nachrichten-Portal von web.de, gmx und 1&1. Weil der Blogbereich dort jedoch im April 2018 eingestellt wurde, gibt es den Beitrag jetzt hier im Volltext (vorher waren hier nur Teaser und Link).

Für die einen sind Mann und Frau von Natur aus sehr unterschiedlich und sollen es auch sein. Für die anderen dagegen ist der natürliche Unterschied winzig und irrelevant. Ich habe lange gebraucht um rauszufinden, dass beide Unrecht haben.

Geschlechtsunterschiede sind eine heikle Sache. Was folgt daraus, dass es sie gibt? Das wird je nach politischem Lager sehr unterschiedlich beantwortet. Rechts der Mitte hält man sie eher für groß und bedeutsam. Links der Mitte dagegen hält man sie
eher für klein und irrelevant.

Als Biologin dachte ich deshalb lange: Es kann doch nicht so schwer rauszufinden sein, wie groß die Unterschiede wirklich sind. Man muss nur ein paar gute Studien machen und schon kann man entscheiden, wer von beiden recht hat: Die rechts oder die links von der Mitte.

Studien entscheiden nichts

Heute aber ist mir klar, dass es beiden Seiten darum gar nicht geht. Denn es gibt jede Menge Studien. Aber die entscheiden nichts. Denn es geht nicht um Fakten, sondern um Werte. Nicht um einen objektiven Vergleich der Geschlechter. Sondern darum, welches
Ideal wir anstreben. Wie die Geschlechter zueinander stehen sollten. Sprich: um Moral.

Dass die beiden Lager die natürlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau entweder als groß oder als klein einschätzen, schließen sie nicht aus Studien, sondern aus dem, was in ihrer Weltsicht wünschenswert ist. Für konservative Seelen bedeuten Geschlechtsunterschiede nur Gutes. Sie klingen nach altbewährten Traditionen, nach Gottes Segen und nach der natürlichen Ordnung der Welt. Deswegen suchen sie nach Beweisen, dass diese Geschlechtsunterschiede ganz natürlich auftreten und für alle gültig sind.

Für Leute, deren Herz eher links schlägt, ist es genau umgekehrt. Ihr Ziel ist größtmögliche Geschlechter-Gleichheit. Denn das klingt nach einer gerechteren Welt, nach sozialem Fortschritt und einem besseren Leben für alle. Deswegen suchen sie nach Beweisen, dass
Geschlechtsunterschiede bei allen Leuten klein sind und dass sie außerdem veränderbar sind oder zumindest ignorierbar.

Ich persönlich empfinde inzwischen beide Haltungen als schwierig und problematisch. Denn beide tun bestimmten Leuten unrecht. Und das liegt daran, dass jedes Lager einen charakteristischen Teil der Realität ausblenden. Und das liegt daran, dass die Fakten
weder zur einen noch zur anderen Weltanschauung passen.

Unterschiede sind rein statistisch

Die Konservativen haben recht, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Aber sie haben nicht recht, wenn sie meinen, dass das für jeden Mann und jede Frau gültig ist. Denn die Unterschiede, die sich in Studien zeigen, sind rein statistisch. Das heißt, wenn man einen beliebigen Mann und eine beliebige Frau rausgreift aus der Masse, kann der individuelle Unterschied zwischen ihnen sehr groß sein, aber er kann auch verschwindend klein sein.

Ungerecht wird das für die, bei denen die Fakten nicht zu den Werten passen. Frauen, die natürlicherweise Eigenschaften und Wünsche haben, die in konservativer Sicht Männern vorbehalten sein sollten, haben es schwer in einer konservativen Umgebung. Gleiches gilt für Männer, die von ihrer Natur her eher Interessen haben, die als weiblich gelten. Und ein Paar, das sich sehr ähnlich ist in allem, von der Körpergröße bis zu den Interessen, müsste
– um konservativen Idealen zu genügen – Unterschiede zwischen sich künstlich vortäuschen.

Für diese Leute ist die linke Weltsicht natürlich eine Befreiung. Sie entkommen dem Druck in traditionelle Schubladen gepresst zu werden, in die sie von ihrer Natur her nicht passen. Aber die linke Sicht ist eben nicht für alle eine Befreiung. Im Gegenteil. Die, die am
anderen Ende der Geschlechtsunterschiede sind, empfinden das linke Ideal der Gleichheit zwischen den Geschlechtern ihrerseits ebenfalls als Zwang.

Befreit euch von den Erwartungen!

Männer und Frauen, deren natürliche Geschlechtsunterschiede stärker ausgeprägt sind, haben eine harte Zeit im linkem Milieu, wenn sie ihren Interessen folgen wollen. Denn es wird immer angenommen, dass sie den falschen Werten folgen. Es gilt als nicht möglich, dass sie mit dem, was sie tun, nur ihrer Natur folgen. Es gilt schließlich als sexistisch, anzunehmen, dass Frauen etwas von Natur aus eher wollen. Oder dass Männer sich von Natur aus mehr für etwas Bestimmtes interessieren. Denn Geschlechtsunterschiede sind ja per Definition klein und irrelevant. Dass sie auch mal größer sind, das kann es nicht geben, weil es es nicht geben darf.

Angesichts dieser doppelten Ungerechtigkeit wäre es an der Zeit für einen dritten Weg. Oder? Denn Freiheit bedeutet, der eigenen Natur entsprechend leben zu dürfen. Finde ich zumindest. Für manche besteht die Befreiung darin, die klassischen Erwartungen an ihr Geschlecht zurückzuweisen und nicht zu erfüllen. Weil es nicht in ihrer Natur liegt. Für andere dagegen ist es eine Befreiung, wenn sie endlich so leben dürfen, wie es ihnen ihre Natur sagt – auch wenn das dem totalen Geschlechter-Klischee entspricht. Sie sind Blogger/Bloggerin und möchten Ihre Beiträge gern bei uns veröffentlichen?

Ähnliche Artikel:

13 Gedanken zu „Ist die Gleichheit der Geschlechter gegen die Natur?“

  1. Hi 🙂
    Ich kann mit der Debatte auch wenig anfangen…
    Aber ich bin ja alleinerziehender Vater mit zusätzlichen (mehr als-) Full-Time-Job. Daher seh ich viel geschlechter-unspezifisch. Im Prinzip lehne ich aber z.B. eine klassische Familien-Arbeitsteilung ab. Nicht weil ich eher links bin, sondern aus der Erfahrung heraus, dass sie eine Lebensfalle darstellt: 50 % aller Ehen werden geschieden, und dann fangen die Verteilungskämpfe an, und die fehlenden Perspektiven. Naja, und dann hätte ich als alleinerziehender Vater ja theoretisch auch gerne Alimente erhalten… rein pekuniären Interessen! Nur etwa 10% aller geschiedenen alleinerziehenden Väter bekommen Alimente, das ist eigentlich ein Skandal.
    Gab früher mal diese Bücher, „Frauen sind anders, Männer auch“. Das geht in vielen Fällen zu weit. Frauen würden sich z.B. im Haus und auf kurze Distanzen besser auskennen als Männer. Das liegt aber womöglich gar nicht an der Genetik oder an den Frauen, sondern an der sozikulturellen Arbeitsteilung. Männer würden Sachen nicht mehr wiederfinden, während Frauen sofort die Sachen sehen, die Männer verlegt hätten. Das Phänomen ist möglicherweise gar nicht geschlechterspezifisch sondern über das „Inattentional Blindness“ erklärbar: Angenommen man ist sich sicher, seinen Notizblock im Wohnzimmer abgelegt zu haben. Dann kann es sein, dass man im Flur sogar über ihn drüber steigt ohne ihn wahrzunehmen. Einfach weil man ihn da noch nicht erwartet hat. In Gedanken war man ja schon im Wohnzimmer … Wenn man nun eine andere Person nach seinem Notizblock fragt, die die Erwartung nicht hat, wird diese das Teil viel eher im Flur finden als man selbst. Ist aber nur ein Beispiel. Wir haben halt auch so eine geschlechterspezifische Erwartungshaltung…
    Und im Prinzip ist es egal, wie groß die Unterschiede sind, in Demokratien soll sich jeder seine Rolle aussuchen dürfen, sogar Männer! 😉 Bin ja auch durch meine Geschichte zum Männer-Rechtler geworden, da ist noch viel im Argen. LG.

    1. Ja, die Familien-Arbeitsteilung ist so eine Sache. Hat viele Vorteile aber auch viele Nachteile. Hab auch irgendwann mit Interesse gesehen, dass die Männerrechtler eher dagegen sind. Passt gar nicht zu dem Bild, was Feministinnen von ihnen verbreiten, dass sie so reaktionär wären… 😉

      Aber ich hatte beim Schreiben auch eher so ganz allgemeine Sachen im Kopf wie die Unterschiede in der Präferenz, sich lieber mit Dingen oder lieber mit Menschen zu beschäftigen. Das ist, denke ich, bei den Geschlechtern ähnlich ungleich (aber natürlich überlappend) verteilt wie z.B. die Körpergröße.

    2. Hatte vorhin nur kurz Zeit. Was ich noch sagen wollte: Finde auch viel Klischeekram albern und an den Haaren herbeigezogen. In vielem Verhalten lässt sich gar kein Geschlechtsunterschied feststellen. Es sind eigentlich nur ein paar Bereiche, wo die Unterschiede relativ groß sind. Aber da finde ich es schon ganz spannend zu wissen, ob das jetzt primär biologisch oder mehr gesellschaftlich bedingt ist. Oder wie genau die Interaktion zwischen diesen Komponenten aussieht.

      Was das „Herauspräparieren“ der biologischen Komponente angeht fand ich die Studien zu den Spielzeug-Präferenzen am beeindruckendsten in den letzten Jahren. Kennst du die? Dass Jungs eher zu Fahrzeugen greifen und Mädchen eher zu Puppen wird ja meist als vor allem gelernt gedeutet, als Anpassung an Rollenerwartungen der eigenen Kultur. Was dazu aber so gar nicht passt, ist, dass Affenkinder genau die gleichen Präferenzen zeigen. Das ist für mich schon ein sehr deutlicher Hinweise darauf, dass es sich um ein vor allem biologisches Phänomen handelt.

  2. Danke für diesen Beitrag! Und auch danke an GMX und web.de, dass sie diesen Beitrag veröffentlicht haben. Noch NIE habe ich eine so vernünftige Abhandlung zu diesem, zugegebenermaßen sehr heiklen und schwierigen, Thema gelesen.
    Ich selbst bin ein Mann, Mitte-Ende 30 der zwischen den beiden von Ihnen genannten Welten steht. Einerseits finde ich das konservative Familienmodell sehr wünschenswert – ich bin verheiratet, leider (noch) kinderlos, meine Frau arbeitet geringfügig und sie ist es auch, die sich überwiegend um unsere Haushaltsführung kümmert, obschon ich ihr manche Tätigkeiten abnehme, die sie nicht so gern hat (z.B. Lebensmitteleinkäufe erledigen).
    Andererseits stehe ich aber auch dem – wie sie es nennen – „linken“ Gedankengut sehr nahe. Viele Unterschiede, die von der konservativen Seite her heraufbeschworen werden kann ich in meiner Ehe so gar nicht erkennen. Meine Frau und ich fühlen uns einander gleichgestellt und auch gleichwertig, und zwar völlig unabhängig davon, wer nun wie viel verdient oder wie viel Zeit nun einer von uns für Tätigkeiten der Haushaltsführung aufbringt. Ich denke gegenseitiger Respekt ist jedem Menschen gegenüber gerechtfertigt, weil doch jeder das tut, was er kann und was er gerne tut. Da ist es völlig wurscht ob er Mann oder Frau ist, groß oder klein, hell oder dunkel, oder sonstwas!

    1. Wenn eine Debatte so ideologisch und so polarisiert ist, denkt man immer, man muss sich für eine Seite entscheiden. Aber man kann sich dem auch verweigern. Ich denke sogar, dass das gut ist. Denn diese komplexen Einerseits-Andererseits-Meinungen zwischen den Polen sind vielleicht das beste Mittel gegen Extremismus und Populismus auf allen Seiten.

      Für mich sind Gleichwertigkeit und Respekt auch etwas, wofür man sich als Prinzip entscheidet, egal wie gleich oder ungleich man äußerlich ist in Einkommen, Herkunft, Geschlecht, etc. Man muss keine Gleichheit in allem herstellen, damit wir gleichwertig sind.

      Wobei ich beim Schreiben des Beitrags gar nicht so sehr an die Aufgabenverteilung in der Familie gedacht habe. Oder besser gesagt: ich hab es allgemeiner gedacht. Denn wenn alle einer Erwerbsarbeit nachgehen, kommen ja oft auch ähnliche Aufgabenverteilung gesellschaftlich heraus. Nicht generell, aber so von den Trends her. Dass in Kinder-, Alten- und Krankenpflege mehr Frauen sind als Männer. Dass körperlich schwere und gefährliche Arbeit meist Männer erledigen. Dass es mehr Frauen in Organisation, Kommunikation, Ästhetik zieht. Und mehr Männer in Konkurrenz-Jobs.

      Ich finde, die gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, diese Trends zu akzeptieren, aber gleichzeitig dafür zu sorgen, dass alle Berufsfelder grundsätzlich immer beiden Geschlechtern offen stehen. Weil es eben nur Trends sind. Und weil es natürlich Diskriminierung gibt. Aber nicht weil Männer so böse sind und Frauen untergeordnet halten wollen, sondern weil Mehrheiten sich generell gerne mal aggressiv gegen Minderheiten zeigen. Sprich: Klar gibt es unter männlichen Ingenieuren auch mal Vorurteile gegenüber weiblichen Ingenieuren. Aber das Gleiche gibt es unter den Frauen in Pflege und Erziehung auch gegenüber Männern in ihrem Berufsfeld. Weil sich in beiden Fällen das Mehrheitsgeschlecht gern mal als überlegen gegenüber der Außenseiterin oder dem Außenseiter darstellt. Das ist ein grundsätzliches menschliches Gruppen-Phänomen. Ausschluss von Einzelnen aufgrund eines von der Mehrheit abweichenden Merkmals. Mobbing halt.

      So seh ich das jedenfalls.

  3. Woher hast du das:
    „Gleichheit der Geschlechter“
    „Geschlecht“ ist eine primär biologische Kategorie, unter der (französischen Fraternite) „Gleichheit“ wird aber nur soziale Gleichheit verstanden, ob du (und Andere) sich da in den Fachlichkeiten und Ebenen verirrt haben?
    Was auch du immer unter Geschlecht verstehen willst, es sind immer mindestens zwei, und wenn diese „gleich“ sein sollen, brauchst du den Begriff „Geschlecht“ überhaupt nicht mehr, und erst recht keine „Gleichheit der Geschlechter“.
    Betrachte ich diese rein ideologisch hochgepuschte und ansonsten dem Feminismus eher schädliche denn nützliche Forderung mal „wohlwollend“, stellt sich heraus, daß eine „Soziale Gleichheit“ überhaupt nicht gemeint ist, sondern eine Gleichwertigkeit
    Wenn bereits zwei Menschen nicht „gleich“ sein können, wie sollen das dan n gleich ganze Geschlechter?
    Also:
    Viel (unnützer und schädlicher) rein ideologisch phrasaphierter Lärm um nichts, unqualifizierter Umgang mit deutscher Sprache durch Verwechselung von „gleich“ und „gleichwertig“, anstatt ernsthaft an der Durchsetzung der gerade sozial nie gleichen aber unbedingt als gleichwertig anzuerkennenden benötigten Bedingungen und Erfordernissen der verschiedenen (!) Geschlechter zu werkeln.
    Die Korrektur dieses Slogans wird uns zeigen, aus welchem Material diese Überlegung kommt: Aus dem Feminismus oder ideologischem Stahlbeton, einmal verformt – immer verformt.

    1. Es geht mir eben um die Frage. Wenn wir Männer und Frauen als gleichwertig ansehen, heißt das dann, dass wir auch sonst eine „Gleichheit“ annehmen? Und mit „gleich“ meine ich hier, ob wir annehmen, dass sie statistisch als Gruppe z.B. die gleichen Wünsche, Interessen, Prioritäten haben. Ich persönlich denke halt, dass das beides nichts miteinander zu tun hat. Gleichwertigkeit ist unabhängig von Gleichheit. Deswegen sollte es völlig unproblematisch sein, wenn Männer und Frauen als Gruppen in manchen Bereichen unterschiedlich sind. Für den Einzelnen oder die Einzelne hat das ja eh keine Aussage. Wie gesagt: Zwei beliebig ausgewählte Menschen – Mann und Frau – können mal sehr ähnlich sein, mal sehr unterschiedlich. Die Unterschiede, die ich im Psychischen anspreche, sehe ich analog zu denen in der Körpergröße. Zwar sind Männer im Schnitt größer, aber wir müssen trotzdem nicht lange suchen um zwei Exemplare zu finden, wo es genau umgedreht ist, die Frau also größer ist als der Mann. Um so was geht’s mir. Wird es dadurch etwas klarer, wo ich hin will? Geht mir schon um biologische Unterschiede. Von daher der Begriff „Geschlechter“.

    2. @bry 29. Juli 2015 um 16:59

      Soalles bzw. im Gesamtbild verstehe ich deinen letzten Einwurf nicht:
      – „Wenn wir Männer und Frauen als gleichwertig ansehen, heißt das dann, dass wir auch sonst eine „Gleichheit“ annehmen?“
      Wieso diese Frage? Niemand (jedenfalls nicht ich) hat überhaupt eine „Gleichheit angenommen“, geschweige ich und „auch sonst“ …
      – Statisisch: Wir reden hier ÜBERHAUPT und NUR um STATISTISCHE Betrachtungen, egal ob es um Gleich oder Gleichwertig geht, da andere Vorstellungen von vornherein sich selber ausschließen, weil eben kein einziges Individuum jemals einem anderen gleichen kann, und Gleichwertigkeiten sich gegerell nur über statistische Wertigkeiten betrachten lassen
      – „Gleichwertigkeit ist unabhängig von Gleichheit“
      Aber natürlich, deshalb unterscheiden wir dies, verwenden jeweils einen anderen Begriff – wozu also diese Banalität? und das noch als falsche Vorrede für
      – „Männer und Frauen als Gruppen in manchen Bereichen unterschiedlich sind. Für den Einzelnen oder die Einzelne hat das ja eh keine Aussage“ – Natürlich hat das in voller Konsequenz auf jedeN EinzelnenN stets Auswirkungen, da sonst nicht zu dieser Gruppe gehörend …
      – „Zwei beliebig ausgewählte Menschen – Mann und Frau – können mal sehr ähnlich sein, mal sehr unterschiedlich. “ –
      Hm, egal wie ähnlich sich etwas ist, es bleibt dabei zugleich sehr unterschiedlich, so daß dein „können“ in deinem Satz schlicht falsch ist, ausgeschlossen ist, da es nicht kann sondern muß., da Ähnlichkeiten weder mit Gleichheiten noch mit Gleichwertigkeiten zu verwechseln sind. Ähnlichkeiten sind stets nur Annäherungen und haben nichts mit Gleichheiten oder Gleichwertigkeiten zu tun.
      -„Die Unterschiede, die ich im Psychischen anspreche, sehe ich analog zu denen in der Körpergröße.“
      Ja, dann respektiere bitte die UNTERSCHIEDE als solche und behandle sie doch nicht gleich wieder, als ob sie Ähnlichkeiten und weil solche evtl. eben sogar auch Gleichheiten oder sogar Gleichwertigkeiten, z.B statistisch, hervorbringen könntest.
      Im Übrigen ist es mir schleierhaft, wie du eine psychologische Beschaffenheit von der Geschlechtigkeit unabhängig betrachten oder bewerten kannst, um evtl. Mann und FRau auf diesem „reinen Kopfweg“ als „gleich“ betrachten zu können – es geht so nicht, besonders psychologisch nicht unabhängig vom konkreten Geschlecht, sowohl dem biologisch erhaltenen wie dem sozial erworbenen.

      Besonders irrig ist die Vorstellung des Klisches über die physischen Größen von Frauen und Männer Resonierens.

      -“ Wird es dadurch etwas klarer, wo ich hin will? Geht mir schon um biologische Unterschiede. Von daher der Begriff „Geschlechter“ –
      Leider nein.
      Nicht klarer.
      Und bei „Geschlechter“ und diesbezügliche „biologische Unterschiede“ waren wir doch schon vorher, wo es um die Erfordernis von sozialen Gleichwertigkeiten der biologischen Ungleichheiten der Geschlechter, welcher auch immer, ging.

    3. Es ist mir noch nicht so richtig klar, wo Sie selbst eigentlich stehen in ihrem Denken über die Geschlechter. Aber aus dieser Aussage hier

      „Männer und Frauen als Gruppen in manchen Bereichen unterschiedlich sind. Für den Einzelnen oder die Einzelne hat das ja eh keine Aussage“ – Natürlich hat das in voller Konsequenz auf jedeN EinzelnenN stets Auswirkungen, da sonst nicht zu dieser Gruppe gehörend …

      meine ich herauslesen zu können, dass Sie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern als etwas sehen, was sich gegenseitig ausschließt. Körperlich ist das ja auch meist so. Also für die meisten Leute gilt: Wer ein Penis hat, hat keine Vagina. Und umgekehrt. (Auch hier gibt es Ausnahmen, aber die sind selten.) Was die Unterschiede der Geschlechter im Psychischen angeht, sind die messbaren Unterschiede aber viel weniger eindeutig und die Häufigkeitsverteilungen bei Frauen und Männern überlappen sich gegenseitig. Eben genauso wie bei der Körpergröße. Wenn ich die Aufgabe hätte zu raten, ob ein 1,90 m großer Mensch ein Mann oder eine Frau ist, würde ich „Mann“ tippen. Nicht weil es keine Frauen gibt, die 1,90 m groß sind, sondern nur, weil derart große Frauen einfach sehr viel seltener sind als Männer in dieser Größe.

      Der einzige messbare psychische Geschlechtsunterschied, der ähnlich stark ist wie die Körpergröße, ist interessanterweise die Spielzeug-Präferenz bei Jungen und Mädchen. Und es gibt sehr starke Hinweise darauf, dass die Biologie da eine bedeutende Rolle spielt (vor allem: auch bei kleinen Rhesusffenkindern zeigt sich die gleiche Präferenz, bei Menschen zeigt sie sich sehr früh – schon in Blickpräferenz bei kleinen Babys & Mädchen, die im Mutterleib mehr Testosteron abbekommen haben, zeigen eher jungentypische Spielpräferenzen). Aber Verteilung ist eben wie bei Körpergröße überlappend. Wenn ich raten sollte, welches Geschlecht ein Kind hat, das den ganzen Tag nur mit Autos spielt, würde ich sagen „Junge“. Aber nicht weil es keine Mädchen gibt, die mit Autos spielen, sondern nur weil solche Mädchen seltener sind als Jungs.

      Selbst wenn es Trends gibt, gibt es doch auch immer Ausnahmen, bei denen es einfach anders ist. Deswegen weiß ich nicht, auf welche psychischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen Sie anspielen, die so stark und eindeutig charakterisierend wären, dass es ihre Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Gruppe definieren könnte.

      An was denken Sie da denn?

    4. @bry 3. August 2015 um 14:09

      Wo sollte ich nun („anhand meiner Aussagen“!) stehen in bezug auf mein „Denken über die Geschlechter“, ….
      „An was denken Sie da denn?“

      Zunächst hierzu:
      „Wer einen Penis hat, hat keine Vagina. Und umgekehrt. (Auch hier gibt es Ausnahmen, aber die sind selten.)“ –
      Leider falsch, Penis ist Penis und schließt Vagina aus, da beide Begriffe gewählt wurden, um jeweils den Gegenpart zu bezeichnen, vorausgesetzt, ich rede dabei von Penis und Vagina im vollständigen und damit auch funktionellem Verständniss (samt der bisher vermuteten psychischen auch biologischen Abhängigkeiten davon) und nicht von rein äußerlichen Teilähnlichkeiten und ungeachtet deren Funktionen:
      Es gibt also keine „Ausnahmen“ mit „Penis UND Vagina “!
      Sondern da handelt sich um das oder die sogenannten 3. Geschlechter, biologisch betrachtet, jedoch menschlich (sozial) damit den anderen beiden Geschlechtern als NATürliche Phänomene niemals gleich, aber stets gleichwertig, was mit einer „Häufigkeitsverteilung“ nichts zu tun hat, nie haben darf.

      Das kann, wenn es um „Physisches“ geht, damit um die jeweilige gesamte Biologie, nur so betrachtet und verstanden werden, und „Psychisches“ der Geschlechter läßt sich bekanntlich (wie alles Psychische) niemals „messen“, sondern bestenfalls vermuten, und das dann nie beweisen, jedoch deutlich in vielen Fällen auf die gegebene Physis zurückführen.

      Unterschiede bleiben Unterschiede, wie sehr auch daran verbal gebastelt wird!
      Da kann von „mehr“ oder „weniger“ „Eindeutigkeit“, weder in der Physis noch erst recht in der Psyche und damit der Gesamtbiologie nicht die Rede sein: Es gibt stets eine zutreffende Eindeutigkeit, auch wenn diese nicht bekannten Klisches oder den meist phantasielosen einfältigen Einteilungen von „Häufigkeitsuntersuchungen“ entspricht.

      Das ist so, wenn – wie hier in diesem blog nicht von allgemein „Menschsein“ mit „Körpergrößen“ etc. sondern eben präzise NUR von den GESCHLECHTERN die Rede ist, und daran erklärt oder ändert auch weder „präferiertes Spielzeugverhalten“ der kleinen Kinder noch irgendwelche (in der Regel nur nachgesagte) „Häufigkeitsverteilungen“ etwas.

      Übrigens:
      Von Mensch bei Mensch beobachtbare „Spielverhalten“ sind ausschließlich bereits KULTürliche, also sozial „gesponserte“, die mehr dem Verständnis der Beobachter als dem Spielendem entsprechen, was keinerlei Schlußfolgerungen in der von Ihnen versuchten Art erlauben sollte.
      Jede dafür bereitgestellten Bedingungen sind bereits zu 98% rein sozial (KULTürlich) geprägt und Ihre Vorstellungen dazu auf Behauptungen beschränkt. Noch mehr erleben wir das so bei Primaten dort, wo sich das von uns überhaupt beobachten läßt…
      (nur in einer KULTur)
      Derartigen Behauptungen bringe ich extreme Skepsis entgegen, da sie mehr vom Wunsch des Beobachtendem als von objektiv ernst zu nehmenden Verhältnissen geprägt sind.

      Das ist eine (!) grundsätzliche Position von mir in meinem „Denken über die Geschlechter“, sie lassen sich nicht machen, sondern machen den Menschen.

      Im Übrigen scheint auch ein Mißverständnis vor zu liegen, wenn Sie sagen „Deswegen weiß ich nicht, auf welche psychischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen Sie anspielen, die so stark und eindeutig charakterisierend wären“ – ich spiele eben nicht auf solche „psychischen“ Unterschiede an, sondern direkt auf den Einfluß der jeweiligen physischen, besser biologischen geschlechtlichen Beschaffenheiten auf die psychischen an, und das auf diese im Komplex ALLER dazu zu zählenden Merkmale, zu denen auch die derart doch bereits vorgeprägten psychischen Beschaffenheiten zu zählen sind, da diese eigenständig nicht existieren können und somit strikt an die zugrunde liegende komplexe physische Basis gebunden sind, wie diese auch immer aussieht!

      Es gibt kein „psychisches“ Geschlecht für sich, es gibt zum einen jeweils nur ein (!) biologisches, in dem auch das „psychische“ besteht, und zum anderen das „soziale“ (auch KULTürliche) Geschlecht, die jeweils eigene (und auch fremdgestellte) Geschlechts-(Rollen)-Zuweisung im Leben in der Gesellschaft.
      Auch wenn mit zunehmendem Alter (Entwicklung) das ursprünglich nur biologisch geprägte psychische Geschlechtsempfinden mit den KULTürlich hinzutretenden Erfahrungen mit der eigenen Beschaffenheit verschmilzt und weitere Entwicklung erfährt.
      Dabei gehe ich demonstrativ davon aus, dass es eben nicht nur „äußere“ und „physische“ Geschlechtsmerkmale gibt, sonder sich alle im biologischen Geschlecht finden und dieses prägen.
      
      „An was denken Sie da denn?“
      An was KANN man denn da denken?
      Wohl doch nur daran, daß es einen Zeitpunkt geben könnte, zu dem der die das Betroffene sich am eigenen NATÜRlichen physischen (ersten zweiten oder dritten) Geschlecht vorbei KULTürlich anders oder besser verortet, ein Jedes für sich selbst und allein.

      Kaum auszuschließen ist wohl dabei, daß die jeweiligen physischen Geschlechts-Geschenke der NATur ihre erheblichste Rolle dabei spielen – was ich zum Ausdruck bringen wollte, so herum wird der Schuh daraus.
      Geht unsere Forschung im Genbereich etwas fixer voran, wird sich auch dieser Vorgang sowohl NATürlich wie KULTürlich weiter erhellen.

    5. Tut mir leid, dass dein Kommentar so viele Wochen in der Moderier-Warteschleife hing. Ich wollte darauf antworten, wenn ich ihn freischalte, habe das aber nicht mehr geschafft vor der Blog-Sommerpause, die ich mir gegönnt habe. Ist ja ein riesig langer Kommentar. Und ehrlich gesagt tue mich auch immer noch schwer damit. Ich denke unser Welt- und Wissenschaftsbild unterscheidet sich in vielen Punkten. Und vor allem in so wichtigen Punkten, dass wir über das, was wir jeweils daraus folgern gar nicht anfangen können zu reden. Das wäre wie Äpfel mit Birnen vergleichen.

      Nur mal diese Anmerkung: Wenn du sagst, Psychisches ließe sich niemals messen, sondern bestenfalls vermuten, dann schüttele ich ehrlich gesagt nur ungläubig mit dem Kopf und verweise auf das letzte Jahrhundert empirischer psychologischer Forschung. Außerdem frage ich mich, woher die Sicherheit kommt, mit der du deine Schlussfolgerungen triffst, wenn denn das alles eigentlich so gar nicht erforschbar ist. Also: wenn von etwas behauptet wird, man könne dazu keine Daten sammeln, weil es dazu zu komplex sei, dann erwarte ich, dass der- oder diejenige auch keine Meinung dazu hat, wie es denn in Wirklichkeit ist. Und nur stoisch sagt: Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen. Was ich aber immer mit Erstaunen feststelle, ist, dass gerade die, die der Empirie besonders misstrauen, die festeste Meinung davon haben, wie etwas in Wirklichkeit ist. Das ist doch komisch. Oder? So nach dem Motto: „Nachgucken kann man nicht, aber die Wahrheit liegt ja sozusagen auf der Hand.“ Das ist für mich als Naturwissenschaftlerin einfach nicht überzeugend. Tut mir leid. Auch diese Rede von quasi holistischen Eigenschaften, die nicht in Einzelaspekte teilbar sind, verschleiert für mich nur, dass man keinerlei anderes Gewicht für seine Aussagen hat als die Plausibilität innerhalb des eigenen Weltbildes. Das ist für mich aber nicht genug. Wenn es so wahnsinnig plausibel ist, dann muss es auch in irgend einer Weise messbar sein. Aber wenn wir uns noch nicht mal auf diese Grundlage einigen können, müssen wir gar nicht anfangen über den Rest zu diskutieren. Da gibt es dann keinerlei vernünftige Basis für.

  4. Da war noch was …
    @SchwabeinÖsterreich 27. Juli 2015 um 07:31
    meint, er und seine Frau „fühlen sich GLEICHGESTELLT“ – Es ist wohl so, daß das der treffende weil sozial aktive Ausdruck für biologisch unveränderbar ungleiche Erscheinungen ist, deren Gemeinsamkeit das biologisch UND soziale Menschsein ist, das so jedoch grundsätzlich immer ungleich ist, da das Mensch auszeichnet als Individuum.
    Gleichstellen von Geschlechtern ist die aktive soziale Denk-und Handlungsweise für Feministen wie Humanisten anstelle der etwas dümmlichen und nur sozial passiven Vorstellung von „Gleichheit von Geschlechtern“ …

    Danke @SchwabeinÖsterreich für diese passende Inspiration.

  5. Nach langer Zeit habe ich alles erneut – und wieder mit anderen Augen – gelesen.
    Der Punkt ist der:
    Gleichheit heisst bitte GLEICH.
    Geschlechter, egal welche, ob biologische oder grammatikalische, sind NIE gleich, weil sie dann nicht benötigt würden, es gäbe sie in ihrer gewollten anderen Bezeichnung nicht mehr.
    Wer also die GLEICHHEIT von Mann und Frau ruft, der verweilt im Verstöändnis derer, die französische Revolution machen wollten und leider ausser diesem Spruch der Gleichheit nicht sehr weit gekommen sind in der Substanz, weil nicht Gleichheit sondern Gleichwertigkeit in Sinne von Gleichstellung gemeint war.
    Da nun „links“ sich Sehende (!) sich furchtbar schwer tun, auf den so schön revolutionären Spruch der damaligen einfachen (!!) Franzosen mit der GLEICHHEIT zu verzichten (ist in zuviel Propagandamaterial und Literatur gestanzt ) tun sie sich erst recht schwer, ihren eigentlichen Anspruch (und den der damaligen Franzosen) zweckmässig und realisierbar einzutüten, so dass viele ihm folgen könnten, weil sie ihn nun verstehen:
    Nicht die Geschlechter, die biologischen nicht und die grammatikalischen nicht, und auch die sozialen Rollen, die sie entwickeln und einnehmen sollen wider jede Natur als GLEICH postuliert werden, sonder es geht um deren soziale Gleichwertigkeit.
    Und jemand, der das so sieht, ist keineswegs ein „Rechter“, erst recht kein Gleichstellungsgegner, sondern ein progressiv selbsdenkendes Mitglied dieser Gesellschaft.
    Jede Art von Bewegung und Entwicklung entsteht ausschliesslich aus UNTERSCHIEDEN, die die wahrgeniommen zur INFORMATION wurden, werden sie anulliert, tritt Stillstand und Zerfall ein, Zerstörung des Informationssytems.
    Mensch kann, wie jede andere Ganzheit / System, NUR Unterschiede wahrnehmen, nichts anderes, hört das auf, ist er nicht mehr.
    So betrachtet ist faktisch dieses Rufen nach GLEICHHEIT ein (nicht verstandenes) Verlangen, die UNTERSCHIEDE, die Leben elementar erbringen und darstellen, zu ignorieren und damit die systemische Daseinsweise von Mensch zu beseitigen.
    Grosse Vorsicht und Orientierung an den Altvorderen, die das mühseelig erforschten und uns hinterliessen:
    Der Evolutionsbiologe, Systemwissenschaftler und Philosoph Ludwig von Bertalanffy in seiner Allgemeinen Systemtheorie samt seiner Darstellung der Notwendigkeit des thermodynamischen Gleichgewichtes in den Systemen, aus der wir jede Bewegung beziehen, und nicht nur Menschen, sondern das gesamte Universum …
    Da ist GLEICH (gewicht) korrekt, ansonsten geht es um gleichwertig oder Gleichstellung.
    Ob nun klar wird, wo viele Menschen, die „links“ ticken, sich lieber nicht auf verqueere Sichten mit fragwürdigen Darstellungen einlassen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert