Warum die Natur des Eigelbs ein wichtiges Puzzleteil für die Zelltheorie war – Biologie des Hühnereies (6)

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Vor zwei Jahren an Ostern stellte ich die Rätselfrage: Welcher Teil unseres Frühstückseies ist eigentlich die Eizelle des Huhns? Die Antwort war: Das Eigelb.

Was ich damals nicht schrieb: diese Erkenntnis war in der Geschichte der Biologie eine wichtige – auch wenn das heute kaum einer mehr weiß. Dass das Eigelb nichts anderes als eine riesengroß aufgepumpte Eizelle ist, war ein wichtiges Puzzleteil für den Durchbruch der Zelltheorie – und damit Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Biologie.

Sind Zellen die Bausteine alles Lebendigen? Mitte des 19. Jahrhunderts war das noch Gegenstand intensiver Debatten. Die Naturforscher waren sich alles anderes als einig, ob man das so generell sagen könnte. Ein wichtiger Streitpunkt war, wie das mit den Zellen bei der Fortpflanzung ist und ob das nicht bei allen Lebewesen ein wenig anders ist.

Es gab zwar schon die Idee, das Ei und Sperma immer Einzelzellen sind, aber noch war diese Idee kaum mehr als gewagte Spekulation. Gab es nach Ansicht vieler Kollegen doch Fälle, in denen es eher schien als ob mehrere Zellen das Leben in die nächste Generation tragen würden. Vor allem Vogeleier wurden dabei als Beispiel aufgeführt.

Als der vergleichende Morphologe Carl Gegenbaur 1866 in Jena  den Nachweis erbrachte, dass tatsächlich auch das Vogelei nur eine einzelne Eizelle enthält – auch wenn sie für Zellverhältnisse riesig ist – war das also nicht nur eine Aussage über Vogeleier. Seine Ergebnisse gaben der gesamten Zelltheorie mehr Gewicht  und stärkten sie gegen die Einwände von Kritikern.

Seine Ergebnisse halfen auch, dass die Vorstellung einer einheitlichen Art der Fortpflanzung auf der Basis der Zelltheorie Fuß fassen konnte – eine wichtige Voraussetzung für die sich daraus entfaltenden Disziplinen wie Genetik, Zell- und Entwicklungsbiologie.

Mit diesem Wissenshappen aus der Geschichte der Eier-Forschung wünscht die Wissensküche:

Fröhliche Ostern!

Übrigens: Hier geht’s zu weiteren Teilen meiner kleinen Serie zur Biologie des Hühnereies:

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