Mein Kommentar zu „Der Tod kommt mit dem Wind“ in der SZ

Wieder ein Journalist, der sich dem Sog der aktuell von Umweltbewegungen und grünen Parteien am liebsten erzählten Geschichte nicht entziehen konnte. Die Süddeutsche demonstriert, was herauskommt, wenn eigentlich gute Recherche in ideologischer Schieflage interpretiert wird.

Ein Mann mit Gasmaske auf einer Kutsche mit blauen Industrie-Fässern vor unwirklich rosa-farbenem Himmel. Darauf ein Zitat aus dem Artikel:

Gensoja sättigt hier – und verwüstet dort. Es verändert Landschaften, Bewohner, Bilanzen. Es stützt Regierungen und schadet Menschen. Deshalb ist dies eine Geschichte von Opfern und Tätern, Müttern und Kindern, Gier und Wut, Angst und Mut.

Daneben der Teaser:

Die Sojabohne half Argentinien aus der Krise. Doch nun sind viele Einheimische krank oder gestorben – vermutlich wegen der Spritzgifte. Die Soja-Industrie will davon nichts wissen.

Der erste Eindruck ließ schon nichts Gutes erwarten, aber es interessierte mich doch, wie der Südamerika-Korrespondent der SZ das Thema behandeln würde. Leider bestätigte Der Tod kommt mit dem Wind meine Befürchtungen. Ähnlich wie die von mir  im Sommer ja heftig kritisierten ARD-Doku „Die Propagandaschlacht um die Gentechnik“ wird auch hier versucht, die Lage in Argentinien auf Gentechnik als Verursacher zurückzuführen.

Peter Burghardts Text merkt man zwar durchaus an, dass er Land und Menschen kennt und die Lage politisch und wirtschaftlich einordnen kann. Leider zeigt er auch, wie sehr die Berichterstattung durch die populistischen Erklärungsmuster zur Grünen Gentechnik verzerrt sind – auch bei erfahrenen Journalisten.

Schreckliche Zustände

Burghardts Beobachtungen sind sehr eindringlich. Ich sah es bei Lesen direkt vor mir: Die Pflanzenschutzmittel, die per Flugzeug versprüht werden und die Häuser der Feldanwohner mit einnebeln. Die Kinder, die zwischen den Pflanzen spielen bis ihre Haut juckt. Das Trinkwasser, das in alten Pestizid-Fässern zu den Häusern gebracht wird.

Er lässt die Leute vor Ort berichten von der Häufung von Krankheiten. Von mysteriösen Geschwüren, die kein Arzt erklären kann. Von Kindern mit Missbildungen. Von Babys, die plötzlich an der Brust aufhören zu atmen.

Und Burghardt erzählt von dem Bürgermeister, der gleichzeitig selbst Sojabauer ist und, der den Reporter wütend aus dem Büro wirft, weil er  Probleme anspricht und fragt, warum aus dem Rathaus Druck auf die Leute ausgeübt wird, damit sie schweigen.

Der Journalist ordnet ein, erzählt von Argentiniens Wandel vom Land der Rinderfarmer zu einem der Soja-Bauern. Er erinnert an Wirtschaftskrise und Staatspleite vor 13 Jahren, aus der sich das Land vor allem mit Hilfe von Soja gerettet hat.

Ursachen, die auf der Hand liegen

Hätte Burghardt allein diese Geschichte erzählt, was wäre das für eine gute Reportage geworden! Es gibt sogar Hoffnungsschimmer darin, denn Burghardt erwähnt ja auch den Fall, bei dem ein Sojabauer und ein Pilot vor Gericht für schuldig erklärt wurden, Pflanzenschutzmittel zu nah an Siedlungen gespritzt haben.

Hätte Burghardt sich darauf konzentriert, es hätte Journalismus in seiner besten Form sein können. Einer, der anprangert, wenn Leute unter die Räder kommen. Einer, der sagt, was nötig ist, damit sich die Situation bessert: Zugang zu sauberem Trinkwasser, größere Abstände zwischen Feldern und Häusern, Schulung der Bauern im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.

Aber legt Burghardt seinen Finger auf diese Wunde? Fordert er Aufklärung für die Anwohner über die Gefahren durch die Pflanzenschutz-Behälter? Schaut er genau hin, wo im Staat es hakt und warum Politik und Strafverfolgung  ihre Bürger nicht wirksam schützen?

Nein.

Die falsche Abzweigung

Stattdessen recherchiert und denkt er entlang der Bahnen, die Umweltorganisationen und grüne Parteien für dieses Thema vorgegeben haben. Und für sie ist die Lage in Argentinien vor allem eins: der perfekte Anlass um den Lieblingsfeind Gentechnik zu attackieren.

Mir scheint, Burghardt hat die Argumente grüner Aktivisten ohne Überprüfung übernommen. Etwa jenes, das besagt, es würden dort nur deshalb so viele krankmachende Pestizide eingesetzt, weil es sich bei den Pflanzen auf den Feldern um „Gensoja“ handelt. – Aber stimmt das überhaupt? Würde  tatsächlich wesentlich weniger gespritzt, wenn dort herkömmlich gezüchtete Sorten stehen würden statt gentechnisch veränderter?

Nein.

Zwar kommt es beim Anbau von herbizid-toleranten Sorten wie bei Soja zu einer leichten Erhöhung, aber der Effekt ist mit nur 2,4 Prozent mehr Pestiziden gegenüber herkömmlichen Züchtungen doch eher klein.

Diese Zahlen liefert die vor kurzem veröffentlichte Metastudie der Göttinger Agrarökonomen Matin Qaim und Wilhelm Klümper. Die bisher größte Studie dieser Art fasst 147 wissenschaftliche Untersuchungen aus aller Welt statistisch zusammen, in denen gemessen wurde, welche Änderungen sich durch den Anbau von gentechnisch veränderten Sorten ergeben.

(Übrigens: Diese leichter Erhöhung im Pestizid-Verbrauch gilt nur beim Anbau von herbizid-toleranten Sorten. Beim Anbau von Insekten-resistenten gv-Sorten verringert sich die eingesetzten Pestizid-Menge sogar um mehr als 40 Prozent im Vergleich zu nicht-gv-Sorten. Für die Gesamtschau heißt es in der Metastudie daher, dass insgesamt durch gv-Sorten im Schnitt 37 Prozent an Pestiziden eingespart werden.)

Wichtig für unser Thema ist aber nur: Würde in Argentinien nicht „Gensoja“ stehen, sondern konventionelle Soja-Sorten, so wäre die Belastung der Anwohner durch den unsachmäßigen Umgang mit Pestiziden nur geringfügig kleiner.

Böses Glyphosat?

Ein anderes beliebtes grünes Argument lautet, dass es bestimmte Pestizide sind, die bei „Genpflanzen“ mehr gespritzt werden. Pestizide, die schlimmer sind als die herkömmlich verwendeten, womit die Krankheitsfälle plausibel erklärt sind.

Große Aufmerksamkeit widmen Umweltorganisationen daher momentan dem Glyphosat, was sich auch in Burghardts Artikel widerspiegelt. Auch bei ihm scheint sich der Eindruck entstanden zu sein, dass dieses Unkrautmittel vor allem beim Anbau von gv-Pflanzen eine Rolle spielt, weil es das Herbizid ist, gegen das Soja und co tolerant gemacht wurden.

Tatsächlich ist Glyphosat aber auch beim Anbau nicht-genveränderter Nutzpflanzen ein viel genutztes Mittel. Der einzige Unterschied ist, dass bei den nicht-herbizid-toleranten Pflanzen das Feld nur vor der Aussaat unkrautfrei gemacht werden kann, wohingegen der Anbau herbizid-toleranter Nutzpflanzen es erlaubt, dass man das Mittel auch später noch, also nach der Aussaat aufbringen kann.

Es handelt sich bei Glyphosat also mitnichten um ein Mittel, das ausschließlich mit Gentechnik zusammen angewendet wird. Im Gegenteil. Es wird seit den 70ern gern verwendet. Auch weil es sich in Tests stets als weniger giftig erweist als andere Herbizide.

Ein anderer Bösewicht?

Burghardt erwähnt neben Glyphosat auch andere Pestizide, die in der Region, die er besuchte, gespritzt werden: 2,4-D, Endosulfat (das eigentlich Endosulfan heißt), Acetochlor, Picloram und Atrazin.

Wenn man unbedingt eins dieser Pestizide als Hauptverdächtigen für die beobachteten Schäden rausgreifen will, eignet sich aus meiner Sicht Endosulfan doch viel besser als Bösewicht als Glyphosat. Bei dem in den 50ern entwickelte Mittel gegen Insekten hat sich die Welt inzwischen geeinigt, dass es verboten wird. Es ist nicht nur für Insekten, sondern auch für Säugetiere wie uns ein Nervengift und hat eineHormonwirkung, die zu Entwicklungsstörungen bei Föten führen kann.

Wenn stimmt, was Burghardt zu Endosulfan schreibt, verwendete Argentinien in den letzten Jahren noch große Mengen des Insektizids nachdem andere Länder es schon verboten hatten. Wenn man also einen Giftstoff sucht, der bei uns nicht (mehr), aber in Argentinien (noch) angewendet wurde in den letzten Jahren,  ist Endosulfan eigentlich ein viel naheliegenderer Kandidat.

Flugzeuge, Armut und ein strauchelnder Staat

Ich würde aber bei den beobachteten Krankheitshäufungen in Argentinien die Hauptursache schlicht im völlig verantwortungslosen Umgang mit den Pflanzenschutzmitteln suchen:

Bei uns werden Pflanzenschutzmittel zielgenau mit dem Traktor ausgebracht. Dort verteilen Flugzeuge die Stoffe großflächig. Bei uns gelten strenge Gesetze zum Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, deren Einhaltung kontrolliert wird. Doch dort  hält sich trotz bestehender Regeln scheinbar niemand an vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen.

DAS ist doch das eigentliche Problem. Und dass es ein Problem ist, lässt darauf schließen, dass Argentinien politisch nach wie vor in einem schlechten Zustand ist. Es riecht geradezu nach großer Armut, nach Korruption und einem im Kern nicht funktionierenden Staat.

Die erschütternden Berichte von Stefan Biskamp in der Welt, auf die ich stieß als ich mehr über den politischen Zustand Argentiniens rausfinden wollte, zeigten für mich die eigentlich zugrundeliegenden Probleme: Argentiniens „Aasgeier“ sitzen in der Regierung und „Das ist ein programmierter Genozid“.

Auch in Biskamps Augen ist die massive Ausweitung der Soja-Industrie Ursache von dramatischen Missständen. Ursache davon, dass Indios unter Hunger, Krankheiten und Polizeigewalt leiden. Ursache davon, dass auf dem Lande 9 von 10 Arbeitsplätzen weggefallen sind, was die Elend-Slums in den Städten anwachsen lässt.

Aber Biskamp erklärt eben auch, dass Soja für das Land die einzige Quelle von Devisen ist, und welche politischen Fehler dahinterstecken, dass die Inflation auf Rekordniveau ist, warum ohne Schwarz- und Schattenmärkte nichts mehr ginge und warum Verwaltung und Gesellschaft bis zum Hals in Korruption, Drogenhandel und organisierter Kriminalität stecken.

Wer angesichts dieser massiven gesellschaftlichen Probleme auf grünen Populismus reinfällt und die Aufmerksamkeit auf Grüne Gentechnik und Agrochemie als die angeblichen Hauptfeinde lenkt, wie SZ-Autor Burghardt, betreibt in meinen Augen eine geradezu gefährliche Irreführung.

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11 Gedanken zu „Mein Kommentar zu „Der Tod kommt mit dem Wind“ in der SZ“

  1. also Liebe Brynja irgendwie hast du diesmal nicht 100% erwischt mit dem Thema…

    Da sterben Menschen, pfeif drauf ob es Monsanto, nestlé oder das rote Kreuz sind. Da sterben Menschen und werden schwer krank. Der Appell des Artikels ist nicht „verflucht Genmais“ und „Monsanto muss zerschlagen werden“ sondern „da sterben Menschen und werden krank, es muss gegen diese Umstände etwas getan werden“.

    danke dir trotzdem für das Aufgreifen!

    Grüße
    Edin

    1. Wir sind da völlig einer Meinung, dass an diesen Umständen was getan werden muss. Aber um zu entscheiden, WAS getan werden muss, ist enorm wichtig zu wissen, WAS schief läuft. Mich ärgert, wenn in einem solchen Fall einfach das liebste Feindbild aus der Tasche gezogen wird und vage Verbindungen konstruiert werden. So ein vorurteils- und feindbildgetriebenes Vorgehen ist generell gefährlich. Es untergräbt aus meiner Sicht das rechtsstaatliche Denken. Und das ist etwas, was uns gerade in Deutschland hellhörig machen sollte. Was ich meine wird vielleicht deutlicher, wenn man mal ein anderes Beispiel nimmt.

      Nehmen wir an, dass in einer Stadt eine Reihe Raubmorde passieren. Nehmen wir weiter an, eine rechtspopulistisch gesinnte „Bürgerwehr“ meint schon genau zu wissen, wer damit zu tun hat, z.B. die Leute aus der neuen Asylbewerber-Heim. Wie reagiert man als Journalist dann? Schreibt man diese Vorurteile in einen Artikel rein und adelt sie damit? Nein, das tut man nicht. Weil es ganz klar ist, dass diese Vorverurteilung mehr über das Weltbild der Bürgerwehr aussagt als über die tatsächlichen Beweislage darüber, wer diese Taten begangen hat.

      Nun könnte man auch in dem Fall – wie du jetzt – aufschreien und sagen: „Aber es sterben MENSCHEN! Es MUSS was getan werden!“ Aber was soll das heißen? Dass wir gar nicht so genau wissen müssen, ob’s einer aus dem Asylbewerberheim war? Dass es reicht, wenn alle es vermuten?

      Und genauso so ist in dem Fall Argentinien für mich auch. Nur weil es für grünpopulistische Gruppen (und eine Mehrheit in der öffentlichen Meinung) schon klar ist, wer Schuld ist, wenn neben „Genpflanzen“ Leute sterben, heißt das nicht, das sie mit ihren Beschuldigungen recht haben. Aber die journalistische Berichterstattung zeigt, dass Journalisten die kritische Distanz zu Vorurteilen in diesem Fall oft fehlt. Das schließe ich aus der Art, welchen Fragen Burghardt nachgeht. Er geht der Gentechnik & Glyphosat-Spur nach, die die Grünpopulisten vorgeben. Weil er zu meinen scheint, dass überall wo Rauch ist auch Feuer sein muss. Aber würde er das bei den Vorurteilen von Rechtspopulisten auch tun? Ich behaupte: Nein, würde er nicht.

      Für mich ist das öffentliche Eingehen eines Journalisten auf Vorurteile irgendeiner Gruppe schon ein Fehler. Gerade WEIL da Menschen sterben!

  2. Liebe Brynja
    Es geht nicht nur darum, ob auf Gentechnik oder nicht Gentechnik zu setzen, auf Glyphosphate oder andere Herbizide,
    es geht darum, denen dortigen Menschen einen lebenswerten Lebensraum zu gewähren und nicht unsere Gier damit zu befriedigen, denen dort alles zu zerstören und weg zu nehmen, damit wir uns im verschwenderischen Überfluss wälzen können.
    Unsere gesamte Fleischpoduktion ist nur auf billigen, importierten Soja auf gebaut. Das selbe ist in vielen anderen Bereichen ebenfalls fest zu stellen, wie wir Rindfleisch, Palmöl, alles in fernen Ländern produzieren lassen, ihnen des Landes berauben, wir dann bis zu 30% der Nahrungsmittel weg schmeißen, währen noch immer eine Milliarde Menschen jedes Jahr verhungern. Krimineller geht es nicht mehr.
    Da genügt nicht eine Diskussion, welches Herbizid besser oder schlechter ist/ist ja ohnehin keines gut/ sonder wie wir die Menschen gerecht ernähren können in einer ökologisierten, REGIONALEN Landwirtschaft, bei der wir ohnehin keine Gentechnik, Agro Chemie und Industrieelle Landwirtschaft benötigen. Genau diese sind aber die Treiber dieser zerstörenden Vorgangsweisen, die massiv angeprangert gehören. Das hat mit Grün überhaupt nichts zu tun, wie immer gerne behauptet wird. Der Schlüssel zum Erfolg kann Langfristig nur eine nachhaltige, HUMUS aufbauende, regionale, dezentrale, kleinstrukturierte Landwirtschaft sein, mit der sofort begonnen werden muss, die Alarmsirenen schrillen seit Jahren danach. Wir verbrauchen Ressourcen bis zur Jahreshälfte, mit denen wir jedoch bis zum 31 Dez. jedes Jahres auskommen sollten. damit ist klar, dass sich so ein System selbst ad absurdum führt, egal ob wir das eingestehen wollen oder nicht. Derzeit haben ausschließlich die Geschäftemacher das Sagen, ohne Rücksicht auf Mensch, Natur und nachfolgenden Generationen. Geiz ist leider noch immer Geil. 12 Milliarden Menschen sind nur durch dezentrale, ökologisierte Landwirtschaft zu ernähren oder gar nicht, da wir einfach die Ressourcen für eine Industrielle, Chemie basierte AgroWirtschaft in diesem Umfang überhaupt nicht haben.
    deshalb hätte ich mir auch in diesem Blog eine wesentlichere Diskussion erwartet, als auf Grün hinzupochen(ich bin keiner) und die völlig unnötige Gentechnik und Agrochemie vordergründig zu schützen. auch hier wurde die glaobale als auch regionale Situation viel zu wenig erfasst.
    Energie- und Nahrungsmittel Autonomie zählt zu den wichtigsten Herausforderung unserer Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, wann machen wir diese endlich zum zentralen Mittelpunkt/Thema?
    Jesus verzeiht immer, der Mensch manchmal, die Natur Nie. (Papst Franziskus – nicht zufällig kommt er aus Buenos Aires)

    1. Ja, Argentinien scheint derzeit auch für alle, deren Feindbilder Industrialisierung und Globalisierung heißen, ein beliebtes Beispiel zu sein. Aber was, wenn die Leute dort sich gar nicht die regionale, dezentrale, kleinstrukturierte Landwirtschaft wünschen, die Sie als Lösung für sie vorsehen? Was, wenn sie gottfroh waren, dass Soja nach der Wirtschaftskrise wieder Geld ins Land brachte? Was, wenn sie Technik als Arbeitserleichterung begrüßen? Was, wenn sie sich nicht den kleinen Hof wünschen, der das Umland mit Lebensmitteln versorgt, sondern den gut bezahlten Bürojob bei der internationalen Firma, der hohen Lebensstandard bringt und sozialen Aufstieg?

      Was ich sagen will: Das Gerechtigkeitsproblem stellt sich mir da etwas anders dar als Ihnen. Ja, wir haben als Menschheit insgesamt ein Problem mit schwindenden Ressourcen und Klimawandel. Aber wer sind wir, dass wir den Anderen sagen, sie sollen nicht auf die gleiche Karte setzen, die uns reich und wohlhabend gemacht hat? Ich empfinde das als eine Art postmodernen Kolonialismus, wenn wir jetzt unsere Ideologien exportieren, die den anderen verkaufen sollen, wonach sie doch lieber streben sollten. Nein, das ist nicht gerecht.

      Die Leute in Entwicklungs- und Schwellenländern müssen meiner Meinung nach selbst bestimmen, auf welche Pferdchen sie setzen, wirtschaftlich wie politisch. Das können sie aber nur, wenn ihre Demokratie und ihr Rechtsstaat ordentlich funktionieren. Das ist dann auch der beste Garant dafür, dass wirtschaftliche Mächte von politischen Gegengewichten ausbalanziert werden, die darauf achten, dass die breite Masse von der Wohlstandsmehrung profitiert und nicht die Schwächsten unter die Räder kommen.

      Das gilt für mich auch völlig unabhängig davon, ob man nun auf Gentechnik setzt oder nicht

  3. Unser Feindbild müssen letztlich unsere eigenen Landwirte sein, die zur Erzeugung von „deutschem Qualitätsfleisch“ Futtermittel kaufen, das so menschenverachtend angebaut wurde. Während wir bei Obst (-saft), Kaffee und Kakao mit „Fairtrade“ und ähnlichen Labeln (jedenfalls vermeintlich) einen Hebel haben, mit unserem Konsum erträgliche Lebensbedingungen in den Erzeugerländern zu fördern, verstecken die Erzeuger tierischer Produkte die Bedingungen für Futtermittel bisher komplett vor uns, ja Anfang 2014 hat auch die Geflügelindustrie auf Genfutter umgestellt. Daran sollte sich etwas ändern.

    Und was die Kritik an Gentechnik betrifft: Natürlich werden auch konventionelle Pflanzen (außerhalb des Biosegments) gespritzt, aber die prominenteste Gensorte, das „Roundup Ready“ Soja, zeichnet sich eben dadurch aus, dass es mit Gentechnik gegen Glyphosat robust gemacht wurde, so dass man Mengen spritzen kann, die sonst auch die Nutzpflanze längst gekillt hätten, und damit wird erst die Voraussetzung für den auch menschenschädlichen Spritzmittelmissbrauch geschaffen!

    1. Wie gesagt: eine umfassende Analyse der bisherigen Studien zum Pestizid-Verbrauch bei gentechnisch veränderten Pflanzen hat dieses beliebte Vorurteil eben NICHT bestätigt. Bei den BT-Sorten ist die Insektizid-Menge um mehr als 40 Prozent gesunken. Und bei herbizid-toleranten im Durchschnitt nur minimal höher als bei konventionellem Anbau.

      Daraus lässt sich kein Strick drehen. Weder gegen die Gentechnik noch gegen Glyphosat. Im Gegenteil. Die eigenen Vorurteile hier angesichts dieser Datenlage einfach nur noch mal zu wiederholen, zeugt von einem offensichtlich geschlossenen, durch Fakten nicht veränderlichen Weltbild. Es stimmt einfach nicht. Auch wenn noch so viele Leute es glauben. Das macht es nicht wahrer.

    2. Und was das Thema „Genfutter“ angeht: Wenn ich konventionell erzeugtes Fleisch kaufe, ist völlig klar, dass die Tiere wahrscheinlich Futter bekommen haben, das aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt wurde. Das ist nun wirklich kein Geheimnis. Ich persönlich habe damit kein Problem. Aber heißt das, dass Verbraucher, die anders denken, keine Möglichkeit habe, das zu vermeiden? Nein. Natürlich können sie es vermeiden. Denn mit dem Kauf von Biofleisch hat doch jeder den benötigten Hebel, um eine Fütterung frei von gv-Pflanzen zu unterstützen.

    3. Und noch was: Leute öffentlich zu Feindbildern zu erklären, weil sie nicht so handeln, wie man das selbst moralisch für geboten hält, ist für mich ein absolutes No-Go. Die Aussage „Unser Feindbild müssen letztlich unsere eigenen Landwirte sein“ finde ich daher absolut daneben. Für mich steht diese Art Feindbild-Denken auf einer Stufe mit dem von z.B. Abtreibungsgegnern, die zu Übergriffen gegen Ärzte aufrufen. Oder mit dem von Rassisten oder radikalen Tierversuchsgegnern, die ihre Aggressivität gegenüber anderen Menschen ja auch immer mit ihren höheren Werten rechtfertigen. Für mich ist das alles eine Art von antidemokratischer Selbstjustiz. Und zwar egal, ob dabei zu Gewalt aufgerufen wird oder „nur“ zu sozialer Ausgrenzung und Ächtung.

  4. Jetzt reicht’s aber!!! Merken Sie schon garnicht mehr, wie unverschämt und beleidigend Sie die wenigen Ihnen noch verbliebenen konstruktiv-kritischen Leser behandeln??? Diese opfern Ihnen ihre Zeit und Energie, um Sie – genau wie ich das im Artikel „Geliebtes Feindbild Gentechnik…“ getan habe -, einer objektiveren (!) Sicht der Dinge etwas näher zu bringen. Und das tun sie sachlich und fachlich einwandfrei. Die Einzige, die ständig Feindbilder aufbaut, sind Sie! Sie ganz allein sind es, die permanent in „antidemokratischer Selbstjustiz“-Manier jeden kritischen Kommentar, der Ihnen gegen den Strich geht, niederzubügeln versucht. Das ist ätzend! Anscheinend haben Sie in den letzten vier Wochen nichts dazugelernt. Deshalb warne ich Sie heute: wenn Sie sich auch weiterhin der WAHRHEIT verschließen, dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn die LÜGE immer mehr von Ihnen Besitz ergreift und Sie immer unfreier macht.

    Gute Besserung!

    1. Wer bei mir kommentiert, den behandele ich stets mit Respekt. Auch wenn er anderer Meinung ist. Auch wenn er vom Weltbild quasi auf einem anderen Planeten lebt. Meine Grenze ist aber dort erreicht, wo Kommentatoren nicht bereit sind, Andere mit Respekt zu behandeln. Ich werde es hier in meinem Blog nie unkommentiert stehen lassen, wenn Leute zu Feindbildern erklärt werden, nur weil sie anderer Meinung sind, ein anderes Weltbild und andere Prioritäten haben. Nie! Wenn Leute sich an die Gesetze halten, haben sie ein Recht darauf in Ruhe ihr Leben zu leben.

      Wer meint, irgendwelches Handeln sei verwerflich, hat viele, viele Möglichkeiten. Wer zum Beispiel den Kauf von Gensoja zum Füttern der eigenen Nutztiere verwerflich findet, der kann das natürlich kritisieren und sagen, dass er das falsch findet. Er kann als Konsument, Produkte meiden, die so hergestellt wurden. Er kann auch versuchen auf demokratischem Wege eine Mehrheit dafür zu bekommen, dass es verboten wird mit Gensoja zu füttern. Ja, er kann sogar selbst Schweinebauer werden und seine Tiere mit was anderem füttern.

      Was in meinen Augen aber einer pluralistischen Gesellschaft absolut abträglich ist, sind diese öffentlichen Mobbingkampagnen. Diese Tendenz seine eigene Weltanschauung absolut zu setzen. Von sich selbst zu denken, man spreche für die gesamte Gemeinschaft, während man ganze Personengruppen als unmoralisch an den Pranger stellt. Sich zum zivilgesellschaftliches Regulativ aufschwingen, um Leute anderer Weltanschauung zu ächten und mit den Kumpels gleicher Gesinnung auf sie runter zu gucken.

      Es kann in diesem Blog ganz viel geben an Diskussion, aber wenn es auch nur ansatzweise in eine solche Mobbing-Richtung geht, wird immer Schluss sein für mich. Da werde ich immer ganz deutlich die Grenze zeigen. Denn das ist mein Blog und damit gelten hier meine Regeln.

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