Nein, Buchweizen ist nicht aus Bucheckern

Foto von einer Buchweizen-Packung, durch das transparente Fensterchen sieht man die BuchweizenkörnerIch kann mich nicht erinnern als Kind Buchweizen gegessen zu haben. Woran ich mich aber deutlich erinnere ist die Verwirrung, als ich die Körner als Jugendliche erstmals auf Bildern sah.

Ich fragte mich, ob Buchweizen vielleicht ein anderer Name für Bucheckern war. Denn die Körner auf den Bildern sahen genauso aus wie die Früchte der Buche: braun und dreikantig.Beim ersten Blick auf Buchweizen in natura war mir allerdings klar, dass das nicht stimmen konnte. Die Buchweizen-Körner sind viel kleiner als Bucheckern.

Wie ich rausfand ist Buchweizen zwar wegen der Ähnlichkeit nach der Buche benannt, aber eigentlich die Frucht eines Knöterichgewächses, dessen Anbau archäologisch bis zu den Skythen im 7. Jh v. Chr. zurück verfolgt werden kann. Er wächst überall dort, wo Getreide nicht mehr wächst. Selbst auf Mooren und Heiden, auf steinigen und sandigen Böden, in Höhenlagen.

Im 20. Jh verlor Buchweizen rasant an Bedeutung. Kartoffeln und Getreide waren einfach ertragsstärker. Aber wäre ich nur 50 Jahre früher am selben Ort in Schleswig-Holstein aufgewachsen, hätte ich wohl des öfteren Buchweizen zu essen bekommen in meiner Kindheit. Als Brei oder Pfannkuchen. Kaum irgendwo im Deutschen Reich gab es nämlich Anfang des 20 Jh. noch so viele Buchweizenfelder wie auf dem unfruchtbare Rücken Holsteins bis runter in die Lüneburger Heide.

Heute mag ich Pfannkuchen manchmal halb/halb, also halb Weizenmehl, halb Buchweizenmehl. Besonders gut harmoniert deren nussiges Aroma mit angebratenem Speck, finde ich. Ja, mit Speck, Zwiebeln und Pilzen. Hmmh, das könnte ich jetzt essen. Aber mit Lammfleisch schmeckt’s auch gut. Habe mal ein Pfannengericht improvisiert, das neben Buchweizen und Lamm auch Gemüse und Kartoffeln enthielt. Diese Lammhackpfanne mit Buchweizen ist bisher das einzige meiner Gerichte, das ich auf chefkoch.de gestellt habe, einfach weil es es noch nicht gab… 😉

Ach ja, geschälte Bucheckern haben sie in Schleswig-Holstein in Notzeiten bestimmt auch gegessen. In den ausgedehnten Buchenwäldern entlang der Ostsee ist im Herbst viel zu holen. Aber falls jemand plant auf Selbsterfahrungstripp durch die Wälder zu ziehen, hier noch ein kleiner Tipp: Besser als Bucheckern einfach roh zu essen, soll es sein, sie vorher zu rösten. Sie enthalten das schwach giftige Fagin, das dadurch abgebaut wird. Und besser schmecken sollen sie dann auch.

Quellen:

  • Wikipedia-Eintrag über Buchweizen
  • Wikipedia-Eintrag über Bucheckern
  • Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Deutschland, Kulturgeschichte und Biologie, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, 4. Aufl. 1997 (nur noch antiquarisch, über ZVAB oder Amazon – gebunden* oder broschiert*)

* mit dem Sternchen kennzeichne ich Partner-Links im Text (mehr dazu im Werbe-Disclaimer)

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3 Gedanken zu „Nein, Buchweizen ist nicht aus Bucheckern“

  1. Bei den Pfadfindern haben wir damals ab und zu Brot aus gesammelten Bucheckern gebacken… schmeckte sehr gut (vielleicht aber wieder auch hauptsächlich wegen dem Flair des Selbstgemachten 😉 ).

    Wie immer ein schöner Artikel. Danke dafür und Grüße, Kornel.

  2. Dank dir! Freut mich sehr, wenn du’s gern liest! Und Bucheckern-Brot, nicht schlecht! Zu den Pfadfindern würd‘ ich meinen 6- bzw. bald 7-Jährigen auch gern schicken. Wann fängt man da denn so an? Ich glaub, das wär‘ was für ihn. Er hatte hier in Nürnberg ja auf dem Erfahrungsfeld der Sinne auch mal so eine Brotback-Erfahrung. Körner mahlen, Salz und Wasser dazu, einen Teigfladen formen und dann über dem Feuer backen. Zu meinem Erstaunen meinte er: „Das war sooo lecker, Mama!“ Und das von einem, der sonst vor allem Weißbrot isst, am liebsten in Toastbrot-Form… 😉

    1. Also bei unserem Stamm waren die sogenannten Wölflinge für 7 bis 11 Jährige gedacht, wobei die Grenzen nicht ganz fest waren und insbesondere bei Geschwisterkindern es auch Ausnahmen gab. Das ist wohl aber sehr unterschiedlich je nach Stamm (bei Wikipedia steht „meist acht- bis zwölfjährigen“).

      Ich kann die Pfadfinderei aus meiner Erfahrung nur sehr empfehlen. Aber je nach Gruppe, in der man da landet, werden die Erlebnisse sehr unterschiedlich sein (das hat man bei uns schon innerhalb eines Stammes gesehen: Da war ein Trupp, der sich hauptsächlich Naturbeobachtungen widmete, einer, der handwerklich viel arbeitete, eine Sippe, wo jeder ein Instrument konnte und viel Lieder gesungen und geschrieben wurden, usw. Und während wir hauptsächlich Zelten gingen, schienen mir die Kollegen vom anderen Verband mit kirchlicher Anbindung in der selben Stadt meist mehr die Unterkunft in Pfadfinderheimen oder Jugendherbergen zu bevorzugen).

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