Hormone im Kopp?

Wie eigentlich das Symposium war, auf das ich mich so gefreut hab  (Nur noch 16 Tage bis zum Symposium)? Na, gut war’s! Ist ja schon fast 10 Tage her. Noch nicht zu lang um ein Wochenende voller spannender Vorträge zu loben. Von Hirnforschung/Psychologie bis Soziobiologie/Verhaltensforschung drehte sich ja alles um die kleinen (Hirn-) Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Mann, Frau, Gehirn. Symposium turmdersinne 2010, Nürnberg). Einziger Kritikpunkt: Die neue Location war nicht so prickelnd. Der Saal im Maritim-Hotel ist zwar groß, aber davor war wenig Platz. Neben dem Gewusel einer Hotelrezeption zwischen Reisebus-Handling und Geschäftsleuten ist es schwer mit der Vergeistigung… ;-) Und dieser 80er Jahre Charme, nee… Vorher im Germanischen Nationalmuseum mit dem vielen Weiß und den hohen Decken passte die Atmosphäre viel besser zum Inhalt, fand ich.

Was den diesjährigen Inhalt angeht, hatte ich vorher ein bisschen Angst, dass es zu sinnlosen Gefechten zwischen “Kulturchauvinisten” und “Biologisten” kommt. Diese Angst war nicht ganz unbegründet, wie kleinere Ausfälle bewiesen. Aber wenn wir mal den Mantel des Vergessens über die Podiumsdiskussion am Ende breiten, dominierte sonst doch eine erstaunlich konstruktive Stimmung. Das Publikum ließ sich begeistern, fragte mit viel Neugier und Interesse. Und die Vortragenden? Ich war besonders angetan von der Ausgewogenheit der Naturwissenschaftler. Man merkte Ihnen an, dass sie mit ihren Mann-Frau-Themen schon öfter heiße Diskussionen außerhalb ihres Faches hatten. Ganz umsichtig wurde da von den meisten formuliert um ja nicht missverstanden zu werden: Ja, es gibt kleine Geschlechtsunterschiede im Hirn und Unterschiede in kognitiven Leistungen, ABER

  • sie sind in ganz speziellen Teilbereichen
  • es sind nur Unterschiede im statistischen Durchschnitt und sagen nichts über den Einzelnen
  • sie erlauben keine Aussagen darüber wie “man” oder “frau” sein SOLLTE
  • die Forschung weiß eigentlich gar nicht genau, wozu sie eigentlich gut sind. Es gibt jede Menge Spekulationen, aber wenige Fakten.

Das für mich Verblüffendste war etwas in Onur Güntürküns (übrigens sehr gutem) Vortrag, in dem es um die Frage ging, woher man eigentlich weiß, welche Geschlechtsunterschiede natürlich und welche kulturbedingt sind. Sprich: Angeboren oder anerzogen? Er stellte die Ergebnisse einer Studie von 2002 vor, in der sich gezeigt hatte, dass auch bei grünen Meerkatzen die “Mädchen” lieber mit Puppen und Töpfen spielen und die “Jungs” mit Bällen und Autos (Alexander & Hines: “Sex differences in response to children’s toys in nonhuman primates”, Evolution and Human Behavior, Bd. 23, Nr 6, S. 467-479). Hätte ich darauf gewettet? Niemals! Gerade geschlechtstypisches Spielzeug war ich als Kind der 70er und 80er so gewohnt in die Schublade der Erziehung zu stecken, dass mich die Vorlieben der Meerkatzen doch ernsthaft überraschten. Die Unterschiede werden laut Güntürkün damit erklärt, dass (auch?) bei Meerkatzen die männlichen Tiere mehr Interesse an Dingen hätten mit eigenständiger Bewegung. Da könne man dann hinterherrennen. Andere würden sich’s schnappen und mit denen könne man dann raufen. Weibliche Jungtiere spielen tendenziell (auch?) öfter mit Puppen oder sammeln im Topf kleine Steinchen, Äste o.ä. um sie später wieder auszuschütten und Neues zu sammeln.

Auch Güntürküns eigene Forschung an der Uni Bochum war sehr interessant. Sie haben einen Kognitionstest genommen, den Mentale Rotation-Test, bei der ein typischer Geschlechtsunterschied besteht. Männer schneiden dabei im Mittel besser ab. Jetzt haben sie Frauen in verschiedenen Phasen des Zyklus untersucht und festgestellt: Frauen schneiden während der Menstruation genauso gut ab wie Männer. Nur in ihrer Hochhormon-Phase zwischen Eisprung und Menstruation, wenn Östrogen und Progesteron regieren, fallen sie – wieder im Mittel – in ihrer Leistung bei der mentalen Rotation zurück. (nehme an, das bezog sich u.a. auf diese Studie, grad gefunden: Hausmann et al, Sex hormones affect spatial abilities during the menstrual cycle, Behav Neurosci. 2000 Dec;114(6):1245-50 – PDF).

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